Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 110|
Heft 14|
5. April 2013 A 633D
ie bundesweite Befragung aller niedergelassenen Vertragsärzte und Psychologischen Psychothera- peuten zur Zukunft des Sicherstellungsauftrags ist ab- geschlossen. Auch die rund 20 000 frei formulierten Anmerkungen, die die Ärzte und Psychotherapeuten über Freitextfelder im Fragebogen der Kassenärzt - lichen Bundesvereinigung (KBV) ins Haus geschickt haben, sind inzwischen ausgewertet. Was bleibt festzu- halten?Zunächst ist da die extrem hohe Zahl an Teilneh- mern. Von circa 153 000 Vertragsärzten und -psycho- therapeuten haben annähernd 80 000 den Fragebogen ausgefüllt und zurückgesandt. Das ist selbst aus Sicht des Meinungsforschungsinstituts infas, das die KBV mit der Durchführung der Befragung beauftragt hatte, eine außergewöhnlich hohe Quote. Sie besagt: Das Thema der Umfrage, die Zukunft des Sicherstellungs- auftrages, hat den Nerv der Niedergelassenen getroffen.
Zweite Erkenntnis: Die Ergebnisse sind eindeutig.
76 Prozent der Befragten wollen am bisherigen System festhalten, 66 Prozent aber nur dann, wenn sich die Rahmenbedingungen für die ambulante ärztliche Ver- sorgung spürbar verbessern. Feste Preise für die ärztli- chen Leistungen, kalkulierbare Honorare und die Wie- derherstellung der diagnostischen und therapeutischen Freiheit sind den Ärzten dabei am wichtigsten.
Drittens: Die abgefragten „Problemfelder“ und die daraus resultierenden Forderungen treffen offenbar ziemlich exakt die aktuelle Gemütslage der Nieder - gelassenen. Die Ärzte sind es leid, sich von den Kran- kenkassen gängeln zu lassen. Sie empfinden vieles als Einmischung in das Arzt-Patienten-Verhältnis, und sie klagen über ausufernde Bürokratie sowie über wenig motivierende Rahmenbedingungen der kassenärztli- chen Tätigkeit. Ärzte wollen mehr Zeit für ihre Patien- ten, die Anerkennung ihrer Arbeit und eine wirtschaft- lich verlässliche Basis.
Das alles belegen die Ergebnisse der Befragung.
Aber was macht die Kassenärztliche Bundesvereini- gung nun damit? Sie hat die Forderungen der oft zitier-
ten ärztlichen Basis in einem Positionspapier zusam- mengefasst, das gleichzeitig die Agenda für die nächs- ten Jahre darstellt. Die KBV-Vorstände, Dr. med. An- dreas Köhler und Dipl.-Med. Regina Feldmann, haben gemeinsam mit der Vertreterversammlung der KBV ein Arbeitsprogramm zusammengestellt, das es in sich hat. Und sie haben Meilensteine und Fristen definiert, in denen die dort niedergelegten Ziele erreicht werden sollen.
Letzteres schafft Transparenz. Wer konkret sagt, was er bis wann erreichen will, der kann und wird sich daran messen lassen müssen. Das ist Köhler und Feldmann durchaus bewusst, und genau das will der KBV-Vor- stand auch. Er will – in der gängigen Politikersprache ausgedrückt – die Ärzte „mitnehmen“, sie auf dem Lau- fenden halten und den Grad der jeweiligen Zielerrei- chung zeitnah und offen kommunizieren. Das ist an- spruchsvoll, aber, um nochmals die Sprache der Politi- ker zu bemühen, alternativlos. Wer die „Basis“ nach ih- rer Meinung und ihren Forderungen fragt, der muss den regelmäßigen Dialog suchen. Und er muss vielleicht auch ein zweites Mal die Ärzte und Psychotherapeuten befragen. Nämlich dann, wenn wesentliche Arbeitsziele verfehlt werden. Wie halten es die Ärzte dann mit dem Sicherstellungsauftrag?
KASSENÄRZTLICHE BUNDESVEREINIGUNG
Viele Fragen, viele Antworten
Josef Maus
Josef Maus Stellvertretender Chefredakteur