Durch gezielte Impfkampagnen ist es gelungen, einen weiteren An- stieg der Diphtherie-Erkrankungen in den Nachfolgestaaten der UdSSR zu verhindern. Dennoch erkrankten im vergangenen Jahr dort noch 50 000 Menschen. Weitere massive Anstren- gungen sind nötig, um die Epidemie unter Kontrolle zu bringen. Die Stän- dige Impfkommission (STIKO) weist daher nochmals darauf hin, daß auch in Deutschland die Populationsimmu- nität gegen Diphtherie erhebliche Lücken hat, und erinnert an ihre ent- sprechenden Empfehlungen:
l Nicht geimpfte Personen oder Personen mit fehlendem Impf- nachweis sollten zur Grundimmuni- sierung zwei Impfungen (in der Regel Td-Impfstoff) im Abstand von vier bis sechs Wochen und eine dritte Imp- fung sechs bis zwölf Monate nach der zweiten Impfung erhalten.
l Liegt die letzte Diphtherie- Impfung länger als zehn Jahre zurück, empfiehlt die STIKO eine einmalige Auffrischimpfung (in der Regel Td- Impfstoff); die Grundimmunisierung muß nicht erneut begonnen werden, bei Unvollständigkeit wird sie lediglich
komplettiert. Eine Kontrolle der Anti- körperspiegel ist nicht erforderlich.
Diese Empfehlungen, die im Ge- gensatz zu den Verlautbarungen des Arbeitskreises Immunprophylaxe stehen (DÄ 24 vom 14. Juni 1996), berücksichtigen die weltweit gemach- ten Erfahrungen beim Aufbau einer wirksamen Populationsimmunität ge- gen Diphtherie und gehen mit den Empfehlungen der WHO konform.
Ein unlängst erschienener Bericht über eine Diphtherie-Erkrankung bei einer geimpften Frau hat Zweifel an der Wirksamkeit der Auffrischimp- fung verursacht. Tatsächlich handelte es sich um einen Laborunfall, bei dem ein Bakterienkonzentrat eines beson- ders stark toxinbildenden Stamms von Corynebacterium diphtheriae, der für Kontrollzwecke im Laboratorium be- nutzt wird, per os aufgenommen wur- de (siehe auch Epidemiologisches Bul- letin des Robert Koch-Instituts, Heft 14 und Heft 21/1996).
Es ist nicht bekannt, wahrschein- lich aber höchst unsicher, ob es über- haupt möglich ist, gegen eine derartig massive Infektion durch Impfung zu schützen. Corynebacterium diphthe-
riae wird beim natürlichen Infektions- weg mit dem Aerosol der Atemluft von Mensch zu Mensch übertragen;
der Kontagionsindex ist mit zehn bis 20 Prozent sogar sehr niedrig. Unab- hängig vom Impfstatus muß bei jeder massiven Exposition (wie im oben be- schriebenen Fall) eine präventive an- timikrobielle Therapie eingeleitet werden, wie zum Beispiel mit Depot- Penicillin oder Erythromycin.
Prof. Dr. Waltraud Thilo Prof. Dr. Meinrad A. Koch Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut
Reichpietschufer 74 10785 Berlin
Melatonin bleibt zulassungspflichtig
Melatonin gilt nach wie vor als zulassungspflichtiges, nicht verkehrs- fähiges Arzneimittel. Die Substanz habe eine nachweisbare schlafför- dernde Wirkung und sei kein Nah- rungs- oder Nahrungsergänzungsmit- tel, so das Bundesinstitut für Arznei- mittel und Medizinprodukte (BfArM) in einer Stellungnahme zur Entschei- dung des Verwaltungsgerichts Schles- wig-Holstein, wonach ein melatonin- haltiges Produkt wieder frei im Han- del erhältlich ist. Die Bewertung ist unabhängig von der Melatonindosis.
Es werden Präparate mit 0,1 bis 2,0 Milligramm angeboten. HK
A-1820 (28) Deutsches Ärzteblatt 93,Heft 27, 5. Juli 1996
P O L I T I K MEDIZINREPORT
Empfehlungen der Ständigen Impfkommission
Sicherer Schutz vor
Diphtherie-Erkrankungen
In epidemiologischen Studien konnte ein direkter Zusammenhang zwischen erhöhter Sonnenexposition und der Bildung von Melanomen und anderen epithelialen Neoplasien auf- gedeckt werden. So wird beispielswei- se das lokal destruierend wachsende Basaliom mit einer Häufigkeit von 100 bis 150 Fällen pro 100 000 Ein- wohner pro Jahr in Mitteleuropa dia- gnostiziert. Besonders prekär an der Situation ist, daß es momentan keine Konzepte gibt, um die Zunahme von
Hautkrebs zu stoppen. Die möglichen Ursachen für die Genese sind vielfäl- tig: sie reichen von der direkten Schä- digung der DNA durch UV-Licht über die Verminderung der Immun- abwehr der bestrahlten Haut bis zur Aktivierung von streßinduzierten En- zymen. Die Primärprävention besteht in der Verminderung der Sonnenex- position, was besonders für Kinder von Bedeutung zu sein scheint.
Die Europäische Gemeinschaft hat vor einigen Jahren das „Europe-
against-Cancer“-Programm einge- richtet, in dessen Rahmen an der Ruhr-Universität in Bochum vom 3. bis 6. Oktober 1996 eine Konferenz mit dem Titel „Skin Cancer and UV- Radiation“ stattfindet. Bei diesem in- ternationalen Kongreß werden 90 Wissenschaftler zu allen relevanten Aspekten des Hautkrebses Vorträge halten.
Die Vorträge sollen so struktu- riert sein, daß auch Teilnehmer ohne spezielle Vorkenntnisse von der Ver- anstaltung profitieren können. Weite- re Informationen: Dr. Klaus Hoff- mann, Dermatologische Klinik der Ruhr-Universität Bochum, Tel 02 34/
5 09-34 40 oder -34 60 oder -34 14, Fax
5 09-34 45. Me