Ernährungsberatung — integraler Bestandteil der supportiven Behandlung Tumorkranker
etwa 30 Prozent dieser Patienten in der Frühphase eines Entzündungs- schubes, auch beim aktiven SLE wer- den erhöhte Werte gefunden (14).
Bei einem Großteil der entzünd- lichen Erkrankungen liefern jedoch die inflammatorischen Zytokine bis- her im Vergleich zu BSG, Leukozy- tenzahl, CRP und Elastase keine zu- sätzlichen Aussagen zur Entzün- dungsaktivität und zur Prognose. Ur- sache ist zum einen die noch man- gelnde Empfindlichkeit der Untersu- chungsmethoden, zum anderen die rasche Konzentrationsänderung der Zytokine, zum Beispiel von TNFa, aufgrund der Beeinflussung durch ein anderes Zytokin.
Schlußfolgerung
Nur die in Tabelle 2 genannten klassischen Laboratoriumsuntersu- chungen haben in der routinemäßi- gen Diagnostik, verlaufs-, therapeu- tischen und prognostischen Beurtei- lung entzündlicher Erkrankungen ei- nen Stellenwert. Die Anwendung der neuen Untersuchungen, obwohl schon kommerziell verfügbar, sollte aufgrund der limitierten Aussage- kraft speziellen Fragestellungen vor- behalten bleiben.
Dt. Ärztebl. 90 (1993) A 1 -873-879 [Heft 12]
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis im Sonder- druck, anzufordern über den Verfasser.
Anschrift des Verfassers:
Prof. Dr. med. Lothar Thomas Krankenhaus Nordwest
- Laboratoriumsmedizin - Steinbacher Hohl 2-26 W-6000 Frankfurt/Main 90
Gewichtsverlust und Unterer- nährung gehören mit zu den häufig- sten Symptomen in der Onkologie, sie werden bei 40 bis 50 Prozent aller Tumorpatienten, bei gastrointestina- len Malignomen in bis zu 90 Prozent der Fälle, diagnostiziert. Die Bedeu- tung der Malnutrition liegt vor allem darin, daß ihre Intensität direkt mit dem Schweregrad einer Tumorer- krankung korreliert: Kachexie wird neben der Sepsis als die häufigste Todesursache von Tumorkranken angesehen. Weiterhin hat die Ernäh- rungsbetreuung onkologischer Pa- tienten zunehmendes Interesse er- langt, seitdem sich in letzter Zeit die Hinweise auf eine enge Beziehung zwischen Ernährungsverhalten und Lebensqualität mehren. Trotzdem haben sich Ernährungsberatung und Ernährungstherapie bisher nicht als obligatorische Bestandteile der sup- portiven Behandlungsmaßnahmen von Tumorkranken etablieren kön- nen. Dies liegt unter anderem daran, daß bisher nur die Durchführung und Effizienz künstlicher - parente- raler oder enteraler - Ernährungs- formen, nicht jedoch von oraler Nährstoffzufuhr und Diätberatung in der Onkologie wissenschaftlich bearbeitet worden waren. Die vorlie- gende Studie belegt zum ersten Mal, daß künstliche Ernährung bei Tu- morpatienten nur in Ausnahmefäl- len, das heißt bei lebensbedrohlicher Unterernährung oder unbehandelba- rer Anorexie, indiziert ist. Sie unter- stützt weiterhin die Vorstellungen, daß konsequente Diätberatung für das subjektive Wohlbefinden der Mehrzahl der Krebskranken von gro- ßer Wichtigkeit ist.
Die Autoren untersuchten in ei- ner prospektiven, randomisierten Studie, ob lebensbedrohliche Unter- ernährung von Leukämiepatienten während der äußerst nebenwir- kungsreichen (Anorexie- und Eme- sis-induzierenden) zytostatischen In- duktionstherapie vermeidbar ist, wenn unter Verzicht auf künstliche Zufuhrwege die Nährstoffaufnahme ausschließlich auf normalem Wege erfolgt. Zu diesem Zweck wurden
Patienten mit akuter Leukämie vor Beginn der Tumortherapie durch Randomisierung zu folgenden Be- handlungsgruppen zugeordnet: In- terventionsgruppe A (n = 16): Tägli- che Ernährungsberatung durch eine Diätassistentin sowie Wahlwunsch- kost während der stationären Be- handlung; Vergleichsgruppe B (n = 16): keine Diätberatung sowie Stan- dard-Krankenhaus-Kost. Das tägli- che Nährstoff-Angebot lag in beiden Fällen - je nach Ausgangsgewicht - bei 1 bis 2 g Protein und 30 bis 50 kcal pro kg Körpergewicht. Nach Abschluß der antineoplastischen Therapie, also nach kontinuierlichem Krankenhausaufenthalt von im Mit- tel 10 Wochen, hatten 68,8 Prozent der diätetisch betreuten Kranken (Gruppe A) einen normalen Ernäh- rungszustand, jedoch nur 31,3 Pro- zent Kontrollpatienten (Gruppe B).
Alle Patienten hatten zwischen der 3. und 7. Therapiewoche obligato- risch 3 bis 22 Prozent des Ausgangs- gewichtes (Mittel 8 Prozent) verlo- ren, und zwar ohne Bezug zum klini- schen Verlauf. Die mittlere Nähr- stoff-Aufnahme betrug in Phasen mit Gewichtsverlust 23 kcal pro kg Körpergewicht, 31 kcal bei Gewicht- skonstanz und 39 kcal bei Gewichts- zunahme. Das Ausmaß der Nähr- stoff-Aufnahme korrelierte direkt mit dem subjektiven Wohlbefinden.
oln
011enschläger, G. et al: Nutritional behavi- our and quality of life during oncological polychemotherapy: Results of a prospecti- ve study an the efficacy of oral nutrition therapy in patients with acute leukemia.
Eur. J. Clin. Invest. 22: 1992, 546-553 Priv.-Doz. Dr. Dr. med. Günter 011en- schläger, Herbert-Lewin-Straße 1, W-5000 Köln 41.
Dt. Ärztebl. 90, Heft 12, 26. März 1993 (55) A1-879