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Archiv "B. Werber, ein Aspirant" (08.12.1995)

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GLOSSE

Z wei Stunden saß Berthold schon

im

Wartezimmer. Er hatte die Zeit wohl genutzt, um sich auf die wich- tigen Minuten vorzubereiten, die über seine weitere Zukunft entscheiden wür- den. Das Schriftenverzeichnis seines potentiellen Chefs war er anhand seines Notebooks rekapitulierend durchge- gangen. Der Bildschirm wechselte zur Personendatei. Der berufliche Werde- gang entstammte den Umschlagseiten der mannigfaltigen Patientenratgeber.

Wichtig erschienen Berthold auch die privaten Daten. 52 Jahre, verheiratet in zweiter Ehe, vier Kinder, davon zwei Söhne. Der ältere war Assistent in München-Großhadern, der jüngere Medizinstudent in Heidelberg. Die älte- re Tochter war Lo-

kalmatadorin der Boheme der Kleinstadt. Ihre frühe graphische Schaffensperiode mündete in kom- merziell erfolgrei- che, stilübergrei-

fende Gebrauchsplastiken.

Das

Nesthäkchen aus zweiter Ehe war in der Datenbank nicht erfaßt.

Aus der Lehre dieses Klinikums wa- ren acht Oberärzte hervorgegangen.

Die letzten Abgänger besetzten nomi- nierte Chefnachfolgepositionen in den neuen Bundesländern. Die mittlere Verweildauer der Assistenten lag bei 3,2 Jahren. Die Arbeitsverträge waren auf zwei Jahre befristet.

An Hobbys pflegte der Dr. med. Dr.

habil. Segelfliegen, bestritt erfolgreich internationale Golfturniere, war im Vereinsleben des kleinen Städtchens eingebunden und gönnte sich im übri- gen keinen Urlaub.

Im Geiste ging Berthold noch ein- mal die obligatorischen Fragen des Be- werbungsgespräches durch. „Herr Kol- lege Werber, wie ich mich freue. Sind Sie eigentlich mit dem Bürgermeister Werber aus Dösselheim verwandt?

Kenne ihn sehr gut, famoser Golfer.

Ach — Sie sind alleinstehend? Was sind denn so Ihre Freizeitinteressen? Ja, in meiner Assistenzzeit blieb keine Zeit für Hobbys. Damals waren wir noch Medizinalassistenten. Unser Chef be- stand darauf, daß wir in der Klinik wohnten, und von dem kargen Gehalt konnte man keine Familie gründen. Or- dentlicher Leistungskatalog, den Sie da haben. Eine Nebenfrage — haben Sie auch Erfahrung auf molekularbiologi- schem Gebiet? Wir untersuchen sowas natürlich nicht in unserem kleinen Haus, aber aus München werden ganz

erstaunliche Untersuchungen mitge- teilt. Gefällt Ihnen das Bild über dem Schreibtisch? — Sie beweisen Blick für künstlerisches Können."

Ein graubärtiger, tiefbrauner Weißkittel durchweht mit seinem Ge- folge den Gang. Eilfertig überholt ein beleibter Braunbart die hehre Heilsge- stalt und öffnet die Pforte zum Allerhei- ligsten. Nach fünf Minuten klingt beifäl- liges Hörsaalklopfen durch die schallge- dämpften Türen. Völlig undefileemäßig verläßt das Gefolge das Audienzzim- mer. Die freundlich distanzierte Se- kretärin spricht zu Berthold die erlösen- den Worte: „Herr Werber, hoffentlich hat Ihnen das Warten nicht allzuviel ausgemacht. Der Chef hatte noch eine langwierige Be- sprechung. Kom- men Sie bitte mit mir."

Unter ihrem Arm trägt sie Bertholds Bewer- bungsunterlagen im Leitzpräsentati- onsordner mit Klemmleiste. Der Gang führt um mehrere Ecken ins Kellerge- schoß. Neben der Besuchertoilette, die Berthold gerade jetzt gerne aufsuchen würde, ein Oberarztzimmer. Kaum kann Berthold das Namensschild able- sen. „Das ist unsere Oberärztin, Frau Dr. Robotnik", flötet die Sekretärin und beschließt ihren Auftritt.

„Herr Werber, ich hoffe, Sie sind nicht enttäuscht. Unser Chef hat die ausgeschriebene Stelle an eine junge ortsansässige Bewerberin vergeben.

Die junge Kollegin, die auch noch ihre Promotion in Angriff nehmen muß, war aber gar keine Konkurrenz zu Ihrer Be- werbung. Ihre Unterlagen sind so her- ausragend, daß wir ein anderes Tätig- keitsfeld für Sie heraussuchten. Es eröffnet sich die Möglichkeit einer For- schungsstelle in unserem Hause. Sie könnten dann sogar eng mit der neuen Kollegin zusammenarbeiten. Die Kolle- gin wird sicher im ersten Berufsjahr in ihren Mutterschaftsurlaub gehen. Dann wären Sie, ganz Ihrem Ausbildungs- stand angemessen, eigenständiger Ver- treter. Unser Chefarzt würde auch die mit Forschungsmitteln geförderte Stelle mit Anteilen aus dem Assistentenpool aufwerten. Sie weinen! Ach, Herr Wer- ber, wie mich Ihre Rührung herzlich berührt. In unserer heutigen Zeit den- ken doch alle nur an das liebe Geld und an ihr eigenes Fortkommen. Sie sind ganz der Richtige für unser Vorhaben."

Dr. med. Martin P. Wedig, 4690 Herne 1

B. We rber, ein As pirant

THEMEN DER ZEIT Dynorm® Plus. Zusammensetzung: Wirkstoff: 1 Filmtablette Dynorm Plus enthält 5,22 mg Cilazapril 1 H 20 (entspr. 5,0 mg Cilazapril) und 12,5 mg Hydrochlorothiazid. Sonstige Bestand- teile: Lactose 1 H 20, Maisstärke, Methylhydroxypropylcellulose, Octadecylhydrogenfumarat, Natriumsalz, Talkum, Titandioxid E 171, Eisen(III)-oxid E 172. Anwendungsgebiet: Essentielle Hypertonie, wenn ein Kombinationspräparat angezeigt ist. Ein Kombinationspräparat sollte nicht zur Ersteinstellung verwendet werden. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Cilazapril oder andere ACE-Hemmer, Thiazide, Sulfonamide. Angioneuro- tisches Ödem (auch in der Anamnese). Schwere Nierenfunktions- störungen (Serumkreatinin > 1,8 mg/dl bzw. Kreatinin-Clearance

<30 ml/min), Dialysepatienten, Nierenarterienstenose (beidseitig oder bei Einzelniere). Zustand nach Nierentransplantation. Hä- modynamisch relevante Aorten- oder Mitralklappenstenose bzw.

hypertrophe Kardiomyopathie. Herzinsuffizienz. Primärer Hyper- aldosteronismus. Schwere Leberfunktionsstörungen oder pri- märe Lebererkrankung, klinisch relevante Elektrolytstörungen, Schwangerschaft, Stillzeit, Kinder (mangels Erfahrungen). Kriti- sche Nutzen-Risiko-Abwägung bei: Proteinurie (> 1 g/Tag), gestörter Immunreaktion oder Kollagenkrankheiten, gleichzeitiger Therapie mit Immunsuppressiva, Allopurinol, Procainamid oder Lithium. Gicht, Hypovolämie, Zerebralsklerose, Koronarsklerose, manifestem oder latentem Diabetes mellitus, eingeschränkter Leberfunktion. Während Therapie keine Dialyse oder Hämofil- tration mit Polyacrylnitril-methallyl-sulfonat-high-flux-Membra- nen bzw. Lipidapherese mit stark negativ geladenen Oberflächen (Dextransulfat) wegen Gefahr anaphylaktoider Reaktionen.

Strenge Indikationsstellung bei Patienten unter Desensibilisie- rungstherapie (cave anaphylaktische Reaktionen). Hinweis: Vor Therapiebeginn Überprüfung der Nierenfunktion und Ausgleich eines Salz-/Flüssigkeitsmangels. Insbes. zu Therapiebeginn intensive Überwachung von Blutdruck und/oder repräsentativen Laborparametern bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunk- tion, mit schwerer Hypertonie, mit gleichzeitig vorhandener Herz- insuffizienz, bei älteren Patienten (> 65 Jahre). Nebenwirkun- gen: Herz, Kreislauf: Gelegentlich, insbes. zu Therapiebeginn sowie bei Salz- und/oder Flüssigkeitsmangel (z.B. Diuretika-Vor- behandlung), Herzinsuffizienz, schwerer Hypertonie und Dosis- erhöhung von Dynorm Plus übermäßiger Blutdruckabfall (inkl.

orthostatische Hypotonie) mit Schwindel, Schwächegefühl, Sehstörungen, selten Synkope. EKG-Veränderungen und Herz- rhythmusstörungen durch Hypokaliämie. Einzelfallberichte z.T.

in Zusammenhang mit verstärktem Blutdruckabfall: Tachykardie, Palpitationen, Brustschmerz, Angina pectoris, Myokardinfarkt, TIA, zerebraler Insult. Niere: Gelegentlich Auftreten oder Ver- stärkung von Nierenfunktionsstörungen, in Einzelfällen akutes Nierenversagen. Selten Proteinurie. Einzelfallberichte für HCT:

Abakterielle interstitielle Nephritis. Atemwege: Gelegentlich Reiz- husten, Bronchitis; selten Atemnot, Sinusitis, Rhinitis, vereinzelt Bronchospasmus, Glossitis, Mundtrockenheit, Durst, angioneu- rotisches Odem mit Beteiligung von Kehlkopf, Rachen und/oder Zunge. Einzelfallberichte für HCT: Lungenödem mit Schocksym- ptomatik. Gastrointestinaltrakt: Gelegentlich gastrointestinale Störungen; selten Erbrechen, Durchfall, Verstopfung, Appetitlo- sigkeit, Pankreatitis, akute Cholezystitis (bei vorbestehender Cholelithiasis). Einzelfallberichte: Leberfunktionsstörungen, cho- lestatischer Ikterus (fortschreitend bis zur hepatischen Nekrose), Hepatitis, (Sub-)Ileus. Haut, Gefäße: Gelegentlich allergische Hautreaktionen, selten Urtikaria, Pruritus oder angioneurotisches Ödem. In Einzelfällen schwere Hautreaktionen (z.B. Erythema multiforme) sowie Lupus erythematodes (unter HCT). Hautver- änderungen mit Fieber, Myalgien, Arthralgien, Arthritis, Vaskuli- tiden, Eosinophilie, Leukozytose, erhöhter BSG und/oder erhöh- ten ANA-Titern. Selten für HCT beschrieben: Hämokonzentration mit Thrombosen und Embolien, verminderter Tränenfluß. Einzel- fallberichte: Anaphylaktoide Reaktionen, psoriasiforme Hautver- änderungen, Photosensibilität, Flush, Diaphorese, Alopezie, Ony- cholyse, Verstärkung einer Raynaud-Symptomatik. Nervensy- stem: Gelegentlich Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schläfrigkeit, Schwäche, Apathie, selten Benommenheit, Depressionen, Schlafstörungen, Impotenz, Parästhesien, Gleichgewichtsstö- rungen, Verwirrtheit, Anderungen der Gemütslage, Ohrensau- sen, verschwommenes Sehen, Geschmacksveränderungen/-ver- lust. Bewegungsapparat Muskelkrämpfe, Schwäche der Skelett- muskulatur, Muskelschmerzen, Paresen. Labor: Gelegentlich Ab- fall von Hämoglobin, Hämatokrit, Leukozyten- oder Thrombo- zytenzahl. Selten — insbesondere bei eingeschränkter Nieren- funktion, Kollagenkrankheiten oder gleichzeitiger Therapie mit Allopurinol, Procainamid oder Medikamenten, die die Abwehr- reaktion unterdrücken — Anämie, Thrombozytopenie, Neutrope- nie, Eosinophilie. Einzelfälle: Agranulozytose/Panzytopenie; Hä- molyse/hämolytische Anämie (Zusammenhang mit ACE-Hem- mer nicht gesichert). Gelegentlich Anstieg von Harnstoff, Kreati- nin oder Kalium (Diabetiker!), Abfall von Natrium. In Einzelfällen Erhöhung von Bilirubin und Leberenzymen. Selten durch HCT:

Hypokaliämie, Hypochlorämie, Hypomagnesiämie, Hyperkalz- ämie, Glukosurie, metabolische Alkalose. Selten Anstieg der Blut- fette (Cholesterin, Triglyzeride), Blutzucker, Harnsäure und Amy- lase. Hinweise: Regelmäßige Kontrolle o.g. Laborparameter.

Die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen kann beeinträchtigt werden.

Handelsformen und Packungsgrößen: 30 Filmtabletten N1 DM 55,26; 50 Filmtabletten N2 DM 84,59; 100 Filmtabletten N3 DM 159,10. Dynorm Plus ist verschreibungspflichtig. Stand:

05/95. Merck KGaA, 64271 Darmstadt; Hoffmann-La Roche; 79630 Grenzach-Wyhlen.

Roche MERCK

A-3468

(40) Deutsches Ärzteblatt 92,

Heft 49, 8. Dezember 1995

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