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Archiv "Zertifizierte medizinische Fortbildung: Erweiterte Reanimationsmaßnahmen bei Erwachsenen" (27.05.2005)

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A

A1526 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 21⏐⏐27. Mai 2005

Punkte cme

3

U

nter den erweiterten Reanimationsmaßnahmen versteht man die über den

„Basic Life support“ (BLS) (siehe auch cme-Einheit, „Grundlagen der Ba- sisreanimation bei Erwachsenen. Dtsch Arztebl 2005; 102: A 1215–1220 [Heft 17]) hinausgehenden Maßnahmen zur Wiederherstellung einer ausreichen- den Ventilation und eines spontanen Kreislaufs unter Verwendung von Hilfsmit- teln. Dies sind spezielle Beatmungstechniken, die Defibrillation und die Medika- mentenapplikation. Mit BLS alleine kann kein spontaner Kreislauf erreicht wer- den insbesondere, wenn der Stillstand einige Minuten fortbestanden hat. Deshalb müssen die erweiterten Maßnahmen so früh wie möglich eingesetzt werden.

Beatmung

Für die erforderliche Oxygenation der Organe ist ein hoher Sauerstoffanteil in der Beatmungsluft erforderlich. Durch die Verwendung eines Beatmungsgerä- tes und Sauerstoff kann der Sauerstoffanteil (FiO2) in der Inspirationsluft er- höht werden.

Beatmungsbeutel – Bei der Beatmung mit einem Beatmungsbeutel (über Mas- ke oder Endotrachealtubus) erhält der Patient ein FiO2von 0,21 (entspricht einem Sauerstoffanteil von 21 Prozent). Durch die zusätzliche Verwendung eines Reser-

Zertifizierte medizinische Fortbildung

Erweiterte

Reanimationsmaßnahmen bei Erwachsenen

Peter Sefrin

Sektion für präklinische Notfallmedizin (Leiter: Prof. Dr.

med. Peter Sefrin), Klinik und Poliklinik für Anästhesiolo- gie, Universitätsklinikum Würzburg

Zusammenfassung

Zur Reanimation sind neben den Basismaßnahmen die Defibrillation und der Einsatz von Medi- kamenten notwendig. Für die Identifikation der verschiedenen Formen des Kreislaufstillstan- des ist in Hinblick auf das therapeutische Vorgehen ein Notfall-EKG erforderlich. Nur bei der hyperdynamen Form des Kreislaufstillstandes ist eine Defibrillation angezeigt. Es werden nur wenige Medikamente eingesetzt. Epinephrin (Adrenalin) ist das Medikament, das sowohl in- travenös wie endobronchial bei allen Formen des Kreislaufstillstandes indiziert ist. Die Um- setzung der einzelnen Schritte erfolgt auf der Basis eines Algorithmus.

Schlüsselwörter: Kreislaufstillstand, Notfall-EKG, Adrenalin, Defibrillation, Algorithmus

Summary

Advanced Life Support

In addition to immediate performance of basic life support, the use of defibrillators and drugs is essential in order to achieve a successful resuscitation. An emergency-ECG to differentiate the underlying form of circulatory arrest is necessary to choose the indicated therapy. Only in the hyperdynamic form of circulatory arrest defibrillation is indicated. Only a few drugs are appropriate in cardiopulmonary resuscitation. In all cases of cardiac arrest epinephrine is the drug of choice that can be applied intravenously as well as endobronchially. An algorithm for efficient resuscitation is presented.

Key words: cardio-pulmonary arrest, differential diagnosis, emergency ECG, epinephrine, defi- brillation, algorithm

Dieser Beitrag wurde von der Nordrheinischen Akademie für ärztliche Fort- und Weiterbildung zertifiziert.

Eine Teilnahme an der zertifizierten medizinischen Fortbildung im Deutschen Ärzteblatt ist nur im In- ternet möglich:

www.aerzteblatt.de/cme

EineKasuistiksowie ein Algorithmus für die Frühdefibrillationstehen im Internet zur Ver- fügung:

www.aerzteblatt.de/cme/0506

Sauerstoff ist das wichtigste Notfallmedikament. Deshalb muss grundsätzlich eine Beatmung mit Sauerstoff durchgeführt werden.

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 21⏐⏐27. Mai 2005 AA1527 Durch den Einsatz von Sauerstoff

bei der Beatmung kann das Beatmungsvolumen auf

6 bis 7 mL/kg KG gesenkt werden.

Abbildung 1: Beutel-Maske-Beatmung mit Fixation der Maske mithilfe des C-Griffes.

Abbildung 1, 6 und Grafik aus: Reanimation – Empfehlungen für die Wiederbelebung. Bundes- ärztekammer (Hrsg.): Deutscher Ärzte-Verlag 3. neu bearbeitete Auflage 2004.

Abbildung 2: Kammerflimmern

Schnelle, unkoordinierte, ungleichzeitige Erregung des Arbeitsmyokards (300–600/min), kein Puls, kein Auswurf

Abbildung 3: Pulslose ventrikuläre Tachy- kardie

Schnelle, geordnete Myokardaktionen (200–

300/min), fehlende Zeit zur Füllung und Entlee- rung der Ventrikel, daher kein Puls, kein Auswurf

voirs (unbedingt empfehlenswert) und einer Zuleitung von O2(10 bis 15 L/min) kann der FiO2bis auf 0,8 gesteigert werden, das entspricht einem 80-prozenti- gem O2-Gehalt in der Inspirationsluft (Abbildung 1).

Maskenbeatmung – Bei der Maskenbeatmung besteht bei einer unzurei- chenden Maskenabdichtung die Gefahr einer Hypoventilation (Handhaltung).

Voraussetzung ist der sichere C-Griff.

C-Griff – Beim C-Griff drücken Daumen und Zeigefinger die Maske dicht auf Mund und Nase, während die restlichen Finger den Kieferwinkel umfassen und den Kopf nach hinten überstrecken und dabei den Unterkiefer anheben (modifizierter Esmarch-Handgriff). Bei fehlerhafter Anwendung der Masken- beatmung besteht nicht nur die Gefahr einer insuffizienten Ventilation durch die undichte Maske oder durch unzureichende Überstreckung des Halses, son- dern bei einem zu hohen Spitzendruck und bei einem zu hohen Beatmungsvo- lumen auch die Gefahr der gastralen Insufflation mit nachfolgender Regurgita- tion und Aspiration.

Die Atemmechanik eines Patienten mit Kreislaufstillstand ist durch eine pro- gressive Abnahme der pulmonalen Compliance (das heißt der Elastizität und des Tonus der Lunge) und des Ösophagusverschlussdruckes gekennzeichnet und be- günstigt damit die Magenbeatmung, wenn der Luftweg ungeschützt ist (1).

Tidalvolumen – Das Tidalvolumen ist das Atemzugvolumen (in mL). Prag- matisches Kriterium für ein ausreichendes Tidalvolumen ist das sichtbare He- ben des Brustkorbes bei jeder Insufflation.

Eine ausreichende Oxygenierung erfordert bei Beatmung mit einem niedri- gen FiO2höhere Tidalvolumina als bei Beatmung mit hohem FiO2. Daher wird gegenwärtig folgendes Vorgehen empfohlen: Bei einem FiO2unter 0,4 sollen Ti- dalvolumina von etwa 10 bis 15 mL/kg KG verabreicht werden (das entspricht 700 bis 1 000 mL, Inspirationszeit zwei Sekunden), und bei einer FiO2über 0,4 Hubvolumina von etwa 6 bis 7 mL / kg KG (das entspricht 400 bis 600 mL, In- spirationszeit ein bis zwei Sekunden).

Sicherung des Atemweges

Die endotracheale Intubation ist der beste Weg zur Sicherung der Atemwege, nur bei fehlender Möglichkeit und mangelnder Kompetenz zur Durchführung können andere Formen der Atemwegssicherung (zum Beispiel Guedeltubus) gewählt werden. Hilfsmittel wie der Combitubus oder die Larynxmaske erfor- dern eine entsprechende Routine in der Anwendung.

EKG

Zur Differenzierung der Form des Kreislaufstillstandes ist die Ableitung eines Notfall-EKG erforderlich. Diese Differenzierung ist notwendig, weil man zu therapeutischen Zwecken zwei Grundformen des Kreislaufstillstandes unter- scheiden muss: den hyperdynamen und den hypodynamen Kreislaufstillstand.

Hyperdyname Form

Kammerflimmern – (häufig) schnelle unregelmäßige Kammeraktionen ohne erkennbare Kammerkomplexe und ohne mechanische Herzaktion und damit ohne effektive Herzauswurfleistung. Im EKG sind unkoordinierte Wellen und Zacken, zum Teil grob oder fein und keine QRS-Komplexe zu erkennen (Ab- bildung 2).

Pulslose ventrikuläre Tachykardie – hochfrequente verbreitete Kammer- komplexe. Die Kammern schlagen mit einer so hohen Frequenz, dass die Füllung des Herzens nicht ausreicht, um einen Kreislauf aufzubauen (Abbil- dung 3).

Abbildung 4: Asystolie

Keine messbare elektrische Aktivität, kein Puls, kein Auswurf

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Hypodyname Form

Asystolie – Null-Linien-EKG mit lediglich Grundlinienschwankungen und lang gestrecktem wellenförmigen Charakter (Abbildung 4).

Pulslose elektrische Aktivität (PEA) – Hierbei handelt es sich um breite defor- mierte Kammerkomplexe. Es besteht eine elektrische Aktivität, die aber nicht von einer Myokardkontraktion beantwortet wird (mechanische Asystolie). Es liegt eine Entkopplung von elektrischer und mechanischer Herzaktion (Disso- ziation) vor (Abbildung 5).

Ableitung eines Notfall-EKG

Bei dem Verdacht eines Kreislaufstillstandes sollte eine Sofortableitung eines Notfall-EKG mithilfe von großflächige Plattenelektroden (Paddel) durchge- führt werden, weil das Anlegen von Klebeelektroden einen zu hohen Zeitauf- wand erfordert. Die beiden Paddel sollten in folgende Positionen gebracht wer- den (Abbildung 6):

– 1. Paddel: rechts, parasternal unterhalb der Klavikula

– 2. Paddel: links, in der vorderen Axillarlinie in Höhe des fünften Inter- kostalraumes über der Herzspitze.

Hinter einer Ableitung einer Asystolie kann sich jedoch ein feines Kammer- flimmern verbergen, weshalb bei Asystolie grundsätzlich eine zweite Ableitung benutzt werden muss. Hierzu sind die Paddel in ihrer Position zu tauschen, so genannter Cross-Check:

– 1. Paddel: rechte vordere Axillarlinie, in Höhe des fünften Interkostal- raumes.

– 2. Paddel: links, parasternal unterhalb der Klavikula.

Defibrillation

Da bei einem Patienten mit Kammerflimmern die Überlebenschance pro Mi- nute therapiefreien Intervalls um etwa 10 Prozent abnimmt (2), muss die Defi- brillation schnellstmöglich durchgeführt werden. Bei der Defibrillation handelt es sich um einen Gleichstromimpuls. Bei Kammerflimmern oder pulsloser ven- trikuläre Tachykardie wird eine definierte elektrische Energie von einem vor- her geladenen Kondensator auf das Myokard abgegeben. Dies bewirkt eine gleichzeitige Depolarisation der Myokardfasern, wodurch nach gemeinsamer Repolarisation dem Sinusknoten die Möglichkeit gegeben wird, seine physiolo- gische Funktion wieder zu übernehmen. Voraussetzung für die Wirksamkeit ist, dass durch die richtige Positionierung der Paddel (wie bei der Ableitung des Notfall-EKG) mindestens drei Viertel des Myokards erreicht werden, und dass dieses ausreichend oxygeniert ist.

Zu beachten ist, dass die Defibrillation bei Asystolie und pulsloser elektri- scher Aktivität („pulseless electrical activity“ [PEA]) nicht indiziert ist.

Die Defibrillation sollte folgendermaßen durchgeführt werden:

nach Erkennen der Indikation Defibrillationsenergie wählen.

Kondensator laden (Ladung wird akustisch oder visuell angezeigt).

Sicherheitsabstand halten und Defibrillation für die anderen Helfer ankündigen.

Paddel fest aufpressen und Schock auslösen.

Cave: Während der Defibrillation darf der Helfer weder den Patienten noch seine Auflage berühren.

Abbildung 6: Platzierung der Elektroden- paddel zur Ableitung des Notfall-EKG Abbildung 5: PEA, pulslose elektrische Ak- tivität

Regelmäßige elektrische Aktivität im EKG, kein Puls, kein Auswurf. (Vorkommen bei Hypovolämie, Lun- genembolie, Elektrolytentgleisungen, Spannungs- pneumothorax, Perikardtamponade, Hypothermie usw.)

Bei Ableitung einer Asystolie ist eine zweite Ableitung (Cross-Check) erforderlich.

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Wichtig ist, dass Elektrodengel auf die Paddel aufgebracht wird. Der An- pressdruck muss kräftig sein, damit ein Teil des Körperwiderstandes überwun- den wird.

Die Energie (gemäß dem universellen Algorithmus) beträgt bei der ersten Defibrillation 200 Joule. Es wird bei persistierendem Kammerflimmern unmit- telbar anschließend eine zweite Defibrillation mit 200 Joule durchgeführt.

Grundsätzlich wird bei persistierendem Kammerflimmern dreimal hinter- einander defibrilliert. Dies bezeichnet man auch als Schockserie.

– Ab der dritten Defibrillation wird die Energie auf 360 Joule erhöht.

– Ab der zweiten Schockserie wird dann immer mit der Maximalenergie von 360 Joule defibrilliert.

Die kardiopulmonale Reanimation sollte grundsätzlich nach dem Universal-Algorithmus erfolgen.

Algorithmus zur Behandlung des Kreislauf-Stillstands beim Erwachsenen

* Unter potenziell reversiblen Ursachen versteht man die „4Hs“ und „HITS“. Die „4Hs“ sind Hypoxie, Hypovolämie, Hyper-/Hypokaliämie und andere metabolische Störungen sowie die Hypothermie. „HITS“ sind die Herzbeuteltamponade, Intoxikation, thromboembolisch mechanische Obstruktionen und Spannungspneu- mothorax.

Defibrillation Schockserie 1:

1. Defibrillation 200 Joule 2. Defibrillation 200 Joule 3. Defibrillation erhöhen auf

360 Joule.

Schockserie 2:

4-6. Defibrillation mit 360 Joule

Grafik

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Besonderheiten ergeben sich bei der Defibrillation von Schrittmacherträ- gern. Hierbei sollten die Elektroden nicht auf den Schrittmacher gelegt werden, sondern zu diesem ein Sicherheitsabstand von 10 cm gehalten werden, was auch für Träger eines automatischen implantierbaren Kardioverter/Defibrilla- tors (AICD) gilt.

Defibrillationsgeräte

Bei Defibrillatoren unterscheidet man manuelle und automatisierte Defi- brillatoren; letzere werden weiter unterteilt in halbautomatische und voll- automatische Defibrillatoren. Bei der manuellen Defibrillation erfolgt die Bedienung durch den Anwender. Er übernimmt die EKG-Ableitung und -be- urteilung, aktiviert den Kondensator zum richtigen Zeitpunkt und übernimmt die Schockabgabe.

Automatisierte Defibrillatoren übernehmen Teilaufgaben oder den gesam- ten Defibrillationsvorgang, halbautomatisierte Defibrillatoren verfügen über ein elektronisches Programm, das nach Einschaltung durch den Anwender die Rhythmusdiagnose vornimmt und zum Teil den Ladevorgang beginnt. Die Schockauslösung nach Erfassung der Indikation übernimmt der Anwender (au- tomatisierter externer Defibrillator [AED] für Frühdefibrillationsprogramme).

Anders verhält es sich bei den vollautomatischen Defibrillatoren. Hier über- nimmt das Gerät nicht nur die Diagnose, sondern auch die Schockabga- be ohne Zutun des Anwenders. Diese Geräte sind zurzeit in Deutschland noch nicht verfügbar.

Bei der biphasischen Defibrillation fließt der Strom „hin“ und wieder

„zurück“, um ein erneutes Flimmern zu vermeiden. Die verwendete Energie- menge beträgt 200 J und ist somit geringer als bei der monophasischen Defi- brillation. Durch die Anwendung einer biphasischen Defibrillation scheint eine höhere Chance zu bestehen, einen Spontankreislauf wiederherzustellen (3).

Medikation

Für die medikamentöse Therapie gibt es unterschiedliche Konzepte. Bei Kam- merflimmern ist Epinephrin nach der erfolglosen frühzeitigen Defibrillation die Standardtherapie.

Die Dosierung sollte bei der endobronchialen Applikation 3 mg betragen, das entspricht beispielsweise drei Ampullen Epinephrin oder 3 mL der 25 mL Flasche. Diese 3 mL werden, expandiert mit physiologischer Kochsalzlösung auf 10 mL, in einer 20-mL-Spritze aufgezogen, wobei die darin enthaltenen 10 mL Luft zur Entleerung der Applikationshilfe dienen. Bei der Applikationshil- fe handelt es sich zum Beispiel um einen Absaugkatheter (Ch 9), bei dem der Konus abgeschnitten wird und der Katheter damit direkt mit dem Konus der Spritze verbunden werden kann. Bei vorhandenem intravenösem Zugang soll- te 1 mg Epinephrin (entspricht 1 mL) auf 10 mL physiologische Kochsalzlösung expandiert und in einer 10-mL-Spritze als Bolus appliziert werden. Alternativ kann dies auch wiederholt alle zwei bis drei Minuten vorgenommen werden.

Nach der Bolusapplikation sollte, wenn vorhanden, mit einer Infusionslösung (zum Beispiel Ringer-Lösung) nachgespült werden.

Bei Wirkungslosigkeit und persistierendem Kammerflimmern – nach dreimali- ger Epinephrinapplikation i.v. – sollte die Gabe von Amiodaron erfolgen. Die Do- sierung liegt bei 300 mg Amiodaron, das entspricht zwei Ampullen. Diese Sub- stanz sollte im physiologischer NaCl- oder Glucose-Lösung aufgelöst und intra- venös appliziert werden. Lidocain wird zur medikamentösen Kardioversion nicht mehr empfohlen.Auch andere Antiarrhythmika haben ihren Stellenwert verloren.

Bei der Asystolie ist das Medikament der Wahl Epinephrin. Bei Wirkungslo- sigkeit und persistierender Asystolie kann ein Versuch mit Atropin gemacht

Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 21⏐⏐27. Mai 2005 AA1531

Epinephrin sollte wie folgt dosiert werden:

3 mg (entspricht 3 Ampullen) endobronchial einmalig 1 mg (entspricht 1 Ampulle) i.v.

gegebenenfalls wiederholend.

Automatisierte externe Defibrillatoren eignen sich zur Anwendung durch ausgebildete Laien (Frühdefibrillation).

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werden. Es sollte eine Dosierung von 1 mg (das entspricht zwei Ampullen) ge- wählt werden. Die Höchstdosis entspricht dann nach zweimaliger Wiederho- lung insgesamt 3 mg.

Für die intravenöse Gabe von Epinephrin gibt es keine Höchstgrenze. En- dobronchial wird Epinephrin nur einmal verabreicht

Die Gabe von Natriumhydrogencarbonat (NaHCO3) ist nicht mehr obligat in der Erstversorgung. Wenn überhaupt, dann kommt die intravenöse Gabe in einer Dosierung von 0,5 mval/kg KG frühestens nach einem Reanimationsver- lauf von 20 Minuten Dauer infrage.

Algorithmus

In Übereinstimmung mit dem European Resuscitation Council (ERC) ist für den Ablauf der erweiterten Reanimation ein Algorithmus seitens des deut- schen Beirates für Erste Hilfe und Wiederbelebung bei der Bundesärztekam- mer festgelegt worden, auf dem alle verbindlichen Ausbildungsunterlagen ba- sieren. Es werden entsprechend der beiden Grundformen des Stillstandes zwei differente Vorgehensweisen im Sinne einer strukturierten Handlungsanwei- sung unterschieden (Grafik).

Fazit

Die erweiterten Maßnahmen der Reanimation sind durch die Verwendung von Hilfsmitteln gekennzeichnet. Bei der Beatmung sollte neben einem ausreichen- den Tidalvolumen ein hoher Sauerstoffanteil durch die Verwendung eines Re- servoirs am Beatmungsbeutel erreicht werden. Mit dem Notfall-EKG kann der dem Stillstand zugrunde liegende Zustand des Herzens erkannt werden, wobei hinsichtlich der elektrischen und medikamentösen Therapie die hyper- und hy- podyname Form des Kreislaufstillstandes zu unterscheiden sind.

Beim hyperdynamen Kreislaufstillstand steht die Defibrillation über Paddel im Vordergrund, wohingegen bei der hypodynamen Form des Kreislaufstill- standes die wesentliche Therapiemaßnahme die Medikation mit Epinephrin darstellt. Die Defibrillation wird nur in der ersten Dreier-Serie mit steigender Energie durchgeführt.

Epinephrin kann endobronchial (einmalig) oder wiederholend intravenös appliziert werden. Für das stufenweise Vorgehen und die Kombination der ver- schiedenen Reanimationsmaßnahmen gibt es einen Universal-Algorithmus.

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A1532 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 21⏐⏐27. Mai 2005

Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht.

Manuskript eingereicht: 2.7.2004, revidierte Fassung angenommen: 11.5.2005

Zitierweise dieses Beitrags:

Dtsch Arztebl 2005; 102: A 1526–1533 [Heft 21]

Literatur

1.Bundesärztekammer Hrsg.: Reanimations-Empfehlun- gen für die Wiederbelebung, bearbeitet vom Deutschen Beirat für Erste Hilfe und Wiederbelebung. Köln, Deut- scher Ärzte-Verlag 2004.

2. Larsen MP, Eisenberg MS, Cummins RO, Hallstrom AP Predicting survival from out-of-hospital cardiac ar- rest: a graphic model. Ann Emerg Med 1993; 22:

1652–1658.

3. Schneider T, Martens PR, Paschen H, Kuisma M, Wolcke B, Gliner BE, Russell JK, Weaver WD, Bossaert L, Chamberlain D: Multicenter randomized, control- led trial of 150-J biphasic shocks compared with 200- to 360-J monophasic shocks in the resuscitation of out-of-hospital cardiac arrest victims. Circulation 2000; 102: 1780–1787.

4. Wenzel V, Lindner KH, Prengel AW: Beatmung während der kardiopulmonalen Reanimation: Eine Literaturstudie und Analyse von Beatmungsstrate- gien. Anaesth 1997; 46: 133–141.

Anschrift des Verfassers:

Prof. Dr. med. Peter Sefrin Sektion für präklinische Notfallmedizin Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie der Universität Würzburg

Zentrum für operative Medizin Oberdürrbacherstraße 6, 97080 Würzburg E-Mail: Sefrin P@klinik.uni-wuerzburg.de Neuerungen bei der

erweiterten Reanimation

Differenzierte Beatmungsvolumina in Ab- hängigkeit vom Einsatz von Sauerstoff Epinephrin ist das Standardmedikament für die Reanimation.

Amiodaron ersetzt die bisher empfohle- nen Antiarrhythmika bei persistierendem Kammerflimmern.

Das Vorgehen der Reanimation ist durch einen Algorithmus definiert.

Es gibt nur noch zwei unterschiedliche Strategien für die Therapie: Kammerflim- mern und Nichtkammerflimmern, wobei die pulslose ventrikuläre Tachykardie in therapeutischer Hinsicht dem Kammer- flimmern zugeordnet wird.

Die biphasische Defibrillation scheint der monophasischen überlegen.

Kasten

Natriumhydrogencarbonat (NaHCO3 ) ist nicht mehr obligat für die präklinische Erstversorgung.

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 21⏐⏐27. Mai 2005 AA1533

FFrraag geen n zzu urr zzeerrttiiffiizziieerrtteen n FFo orrttb biilld du un ng g (nur eine Antwort pro Frage ist jeweils möglich)

Frage 1:

Durch die Verwendung eines Reservoirs am Beatmungsbeutel und der Zuleitung von Sauerstoff kann der Sauerstoffgehalt in der Inspirations- luft (FiO2) angehoben werden auf:

a) 10% (FiO20,1) b) 20% (FiO20,2) c) 30% (FiO20,3) d) 50% (FiO20,5) e) 80% (FiO20,8)

Frage 2:

In welcher Erstdosierung wird Epinephrin beim Kreislaufstillstand intra- venös verabreicht?

a) 100 mg b) 10 mg c) 1 mg d) 0,1 mg e) 1 µg

Frage 3:

Wie häufig darf Epinephrin bei Kreislaufstillstand intravenös verab- reicht werden?

a) nur einmalig

b) begrenzt auf drei Gaben c) jede Minute eine Dosis d) unbegrenzt häufig

e) begrenzt auf die ersten zehn Minuten des Stillstandes

Frage 4:

Welches Medikament kommt bei persistierendem Kammerflimmern und Wirkungslosigkeit von Epinephrin nach mehrfacher Gabe noch infrage?

a) Atropin b) Lidocain c) Verapamil d) Amiodaron e) Noradrenalin

Frage 5:

Welches sind die empfohlenen Energiestufen bei der ersten Defibrillati- onsserie?

a) 150 / 200 / 400 b) 150 / 220 / 360 c) 200 / 220 / 360 d) 200 / 200 / 360 e) 200 / 360 / 360

Frage 6:

Eine pulslose ventrikuläre Tachykardie wird erstversorgt:

a) mit einem externen Schrittmacher

b) primär mit der intravenösen Gabe von Lidocain c) mit isolierter Defibrillation

d) mit Basisreanimation und gegebenenfalls wiederholter Defibrillation e) mit Basisreanimation und intravenöser Gabe von Atropin

Frage 7:

Was versteht man unter einem Cross-Check in der Reanimation?

a) die Untersuchung der Vitalfunktionen bei Auffinden einer leblosen Person b) die Ganzkörperuntersuchung zur Identifikation der Ursache eines Stillstandes c) eine EKG-Ableitung bei Kammerflimmern

d) eine zweite Ableitung eines EKG bei Asystolie e) eine interne EKG-Ableitung zur Ursachenidentifikation

Frage 8:

In welcher Position werden die Paddels zum Ableiten eines Notfall-EKG auf- gebracht?

a) rechts unterhalb der Klavikula und links in der vorderen Axillarlinie, 5. Interkostalraum b) rechts unterhalb der Klavikula und links in der hinteren Axillarlinie, Rippenbogenrand c) rechts parasternal und links unterhalb der Klavikula

d) rechts 5. Interkostalraum und links über der Herzspitze

e) rechts vordere Axillarlinie, 5. Interkostalraum und links über der Herzspitze

Frage 9:

In welcher Applikationsform wird Epinephrin bei der Reanimation einge- setzt?

a) ½ Ampulle (entspricht 0,5 mg) direkt intravenös, mehrfach b) ½ Ampulle auf 10 mL expandiert, mehrfach intravenös c) 1 Ampulle auf 10 mL expandiert, mehrfach intravenös d) 3 Ampullen auf 10 mL expandiert, mehrfach intravenös e) 3 Ampullen (entspricht 3 mg) einmalig intravenös

Frage 10:

Welches Medikament kommt bei der persistierenden Asystolie und Wir- kungslosigkeit von Epinephrin nach mehrfacher Gabe als Alternative infra- ge?

a) Atropin b) Calcium c) Lidocain d) Isoproterenol e) Noradrenalin

Wichtiger Hinweis

Die Teilnahme an der zertifizierten Fortbildung ist ausschließlich über das Internet möglich:www.aerzteblatt.de/cme

Einsendeschluss ist der 8. Juli 2005

Einsendungen, die per Brief oder Fax erfolgen, können nicht berücksichtigt werden.

Die Lösungen zu dieser cme-Einheit werden in Heft 28–29 /2005 an dieser Stelle veröffentlicht.

Die cme-Einheit „Baisisreanimation beim Erwachsenen“ (Heft 17/2005) kann noch bis zum 10. Juni 2005 bearbeitet werden.

Für Heft 25/2005 ist das Thema „Reisemedizin/häufige Tropenkrankheiten“ vorge- sehen.

Lösungen zur cme-Einheit in Heft 13/2005

Strumpf M, Willweber-Strumpf A, Zenz M.: Tumorschmerz. 1/2, 2/5, 3/1, 4/2, 5/5, 6/2, 7/5, 8/5, 9/2, 10/1

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