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Ist Vasopressin bei Asystolie Adrenalinüberlegen?Pestwurz in der Schweiz vom Markt

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Academic year: 2022

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Das Schweizerische Heilmittelinstitut Swiss- medic hat die Zulassung eines bestimmten Pestwurz-Extraktes widerrufen. Betroffen sind davon die Präparate Petadolor® und Dolomed®.. Grund für diese Massnahme sind seltene, aber schwere Fälle von Leber- schädigungen. Dabei spielen ausschliesslich Erfahrungen aus Deutschland eine Rolle, wo inzwischen sechs Berichte über schwere Leberschädigungen nach Einnahme des Pestwurz-Extraktes vorliegen, der mit CO2 als Auszugsmittel hergestellt wird. «Auf- grund der Zunahme der Meldungen, ihrer Verdichtung auf ein bestimmtes Präparat und der Schwere der Leberschädigung hat

Swissmedic (...) eine Risiko-Nutzen-Evalua- tion vorgenommen und danach die weitere Zulassung widerrufen», heisst es in einer Mitteilung des Heilmittelinstituts. Der Zu- sammenhang der Leberschädigungen mit der Einnahme des Extraktes wird «in allen Fällen als möglich bis wahrscheinlich beur- teilt».

Die Lebersymptome wie Ikterus sind in den bekannt gewordenen Fällen auch unter herkömmlichen Dosierungen und bei Ein- haltung der empfohlenen Therapiedauer aufgetreten. Welche Inhaltsstoffe für die Nebenwirkungen verantwortlich sind, ist ebenso wenig bekannt wie die zugrunde

liegenden Mechanismen. Nach Auffassung von Swissmedic ist «der Verlauf der Leber- schädigungen nicht vorhersehbar», sodass weitere Massnahmen – wie zum Beispiel eine regelmässige Kontrolle der Leberwerte die Sicherheit der Anwendung nicht ge- währleisteten. Aufgrund der nicht vitalen Indikation und der Verfügbarkeit alternati- ver Medikamente zur Migräneprophylaxe sah sich Swissmedic zum Widerruf der Zu- lassung gezwungen. In Deutschland steht offenbar eine Marktrücknahme des Pest- wurz-Extrakts nicht unmittelbar bevor. ● U.B.

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Bisherige internationale Richtlinien zur kar- dialen Wiederbelebung, darunter auch die schweizerischen, sehen bei den Pharmako- therapeutika als Vasopressoren in erster Linie Adrenalin und in zweiter Linie (als Unterstützung oder Alternative) Vasopres- sin vor, wobei jedoch die Vasopressinverab- reichung bei pulsloser elektrischer Aktivität (PEA) oder Asystolie nicht empfohlen wird.

Dem widerspricht jetzt eine kürzlich im «New England Journal of Medicine» veröffentlichte randomisierte europäische Multizenterstu- die, an der sich auch Spitäler in der Schweiz (Basel, Luzern, St. Gallen) beteiligt haben.

Die Studie randomisierte Erwachsene, die ausserhalb eines Krankenhauses einen Herzstillstand erlitten, zu zwei Injektionen von 40 IU Vasopressin oder 1 mg Adrenalin, bei Bedarf gefolgt von zusätzlicher Adrena- lintherapie. Primärer Endpunkt war das Überleben bis zur Hospitalisation, sekundä- rer Endpunkt das Überleben bis zur Spita- lentlassung. Von 1186 Patienten erhielten 589 Vasopressin und 597 Adrenalin. Die kli- nischen Profile waren in den beiden Grup- pen vergleichbar. Unter den Patienten mit Kammerflimmern oder PEA ergab sich zwischen den beiden Gruppen keine si- gnifikante Differenz hinsichtlich der Hos-

pitalisationsraten. Hingegen konnten signifikant mehr Patienten mit Asys- tolie nach Vasopressintherapie hos- pitalisiert werden (29 vs. 20,3%, p = 0,02). In der initial mit Vaso- pressin behandelten Gruppe erleb- ten ebenfalls signifikant mehr Pa- tienten die Spitalentlassung (4,7 vs.

1,5%, p = 0,04).

Unter den 732 Patienten, bei denen die spontane Zirkulation durch die vorgese- henen zwei Injektionen des Studienmedika- ments nicht erreicht worden war, führte die zusätzliche Adrenalinverabreichung in der Vasopressingruppe zu signifikant besseren Hospitalisations- und Spitalentlassungsra- ten, nicht jedoch in der Adrenalingruppe (Spitalaufnahme 25,7 vs 16,4%, p = 0,002;

Spitalentlassung 6,2 vs. 1,7%, p = 0,002).

Hinsichtlich der zerebralen Funktionsstörun- gen waren die beiden Gruppen vergleichbar.

Die Autoren ziehen aus ihren Ergebnissen den Schluss, dass bei Kammerflimmern und PEA Vasopressin und Adrenalin vergleichbar effektiv sind, aber bei Asystolie Vasopressin Vorteile bietet. Beim refraktären Herzstill- stand könnte Vasopressin gefolgt von Adre- nalin sogar effektiver sein als alleinige Injek- tionen von Adrenalin.

Aufgrund experimenteller Daten lässt sich dieses überraschende Ergebnis mit der Vor- stellung erklären, dass Adrenalin den Sauer- stoffverbrauch fördert, während Vasopressin über die Verbesserung der Koronardurchblu- tung das Sauerstoffangebot für das ischämi- sche Myokard steigert. Da die endogenen Katecholaminspiegel nach einem Stillstand des Herzens charakteristischerweise rasch ansteigen, könnte zusätzlich zugeführtes Adrenalin die Hypoxämie und fortschrei- tende Azidose noch verstärken. Damit wäre es nicht nur ineffektiv, sondern potenziell sogar schädlich.

(Quelle: Volker Wenzel et al., NEJM 2004;

350: 105–113.)

H.B.

Reanimation bei Herzstillstand:

Ist Vasopressin bei Asystolie Adrenalin überlegen?

Pestwurz in der Schweiz vom Markt

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