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Archiv "US-amerikanisches Gesundheitswesen: Fast jeder Zweite ist Organspender" (18.10.2013)

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US-AMERIKANISCHES GESUNDHEITSWESEN

Fast jeder Zweite ist Organspender

Mehr als 100 Millionen US-Amerikaner sind registrierte Organspender.

Dennoch ist der Mangel an Organen auch jenseits des Atlantiks groß.

W

ie in Deutschland ist in vie- len europäischen Ländern die Organspendebereitschaft nieder- schmetternd gering. Nicht so in den USA. 45 Prozent der erwachsenen Bevölkerung der Vereinigten Staaten sind bereit, sich nach ihrem Tod Or- gane entnehmen zu lassen. In Zahlen heißt das: 108 von 240 Millionen amerikanischen Erwachsenen sind registrierte Spender (Stand: 2012, Quelle: Donate Life America).

Große Aufklärungskampagne

Der Erfolg kam nicht über Nacht.

Seit vielen Jahren arbeiten die USA massiv daran, ihre Bürger als Spen- der zu gewinnen. 1996 wurden auf Geheiß des amerikanischen Kon- gresses Informationen zur Organ- spende an 70 Millionen Haushalte verschickt. 2001 initiierte der dama- lige Gesundheitsminister Tommy Thompson die große Aufklärungs- kampagne „Gift of Life“. Es wurde stark in die Infrastruktur des amerikanischen Spender- und Transplantationssystems inves- tiert. Einflussreiche Allianzen nationaler und regionaler Or - ganisationen sorgen seit 2006 dafür, die Amerikaner für das Thema zu sensibilisieren.

Die Initiativen zeigen Wir- kung. Innerhalb weniger Jahre ging die Zahl der registrierten Spender deutlich nach oben:

69,3 Millionen im Jahr 2007, 94,6 Millionen im Jahr 2010. Ein Meilenstein wurde 2011 erreicht.

Die USA überschritten die 100- Millionen-Spender-Marke. Das Ziel, die Zahl der registrierten Spender bis Ende 2012 auf 120 Millionen zu vergrößern, konnte allerdings nicht erreicht werden.

Ihr Ja oder Nein zur Organspen- de geben die Amerikaner unbüro- kratisch. Jeder Bürger, der einen Führerschein macht oder neu bean- tragt, wird automatisch gefragt, ob

er zum Spenden bereit sei. Mehrere Millionen Amerikaner werden auf diese Weise jährlich vor die Wahl gestellt. Bei positiver Antwort wird auf dem Führerschein gut sichtbar ein kleines rotes Herz abgebildet.

Das Land kann sich auf der ver- gleichsweise hohen Spenderbereit- schaft allerdings nicht ausruhen. Im Gegenteil: Der Bedarf an Organen kann nicht annähernd gedeckt wer- den. Die Warteliste steigt seit Jah- ren rapide an und dies deutlich schneller als die Spenderrate. Viele Gesundheitsexperten sehen im Or- ganmangel eine „nationale Krise“.

Aktuell warten in den USA 120 000 Menschen auf ein Organ. Im Durch- schnitt sterben täglich 18 Amerika- ner, weil sie vergeblich auf eine Spende hoffen. Alle zehn Minuten wird ein neuer Name auf die Warte- liste gesetzt. Am dringendsten be- nötigt werden Nieren. Statistisch betrachtet kommen in den USA auf

eine Million Einwohner 26 Or - ganspender, in Deutschland sind es nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation 14,7 (Stand 2011). Im Jahr 2012 haben nach offiziellen Angaben 28 000 Amerikaner ein fremdes Organ er- halten.

Die Suche nach neuen Mobilisie- rungswegen geht weiter: Im ver- gangenen Frühjahr sorgte eine Ak - tion des Social Media-Riesen Face- book für Schlagzeilen. Facebook kreierte ein Tool, um den persönli- chen Spenderstatus mit seinen Freun- den teilen zu können und sich auf einfache Weise mit offiziellen Registrierungsstellen zu verlinken.

Das Ergebnis: Allein am ersten Tag des Experiments ließen sich mehr als 13 000 US-Bürger online als Or- ganspender registrieren. „So etwas haben wir noch bei keiner Kampa- gne zur Steigerung der Spenderzah- len erlebt“, analysierte Andrew Ca- meron von der Johns-Hopkins-Uni- versität, die an der Aktion beteiligt war. Die Forscher sehen in Social Media-Kampagnen Potenzial, um mehr Amerikaner zur Organspende zu motivieren.

Kontroverse Vorschläge

Zu den weitaus kontroverseren Vor- schlägen, wie man den Organman- gel im Land bekämpfen kann, zählt, ob es Gefangenen erlaubt werden sollte, Organe zu spenden. Dies ist im überwiegenden Teil des Landes verboten. Immer wieder wird auch die Option diskutiert, Familien von Verstorbenen Geld zu zahlen, wenn sie der Organentnahme bei ihrem Angehörigen zustimmen.

Einige wohlhabende Amerikaner verlassen sich jedoch nicht auf sol- che und ähnliche Initiativen. Sie

nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand und reisen zur Organ-Trans- plantation ins Ausland.

Nora Schmitt-Sausen In den USA wird

jeder Bürger, der einen Führer- schein macht oder neu beantragt, au- tomatisch gefragt, ob er zum Spen- den bereit sei.

A 1942 Deutsches Ärzteblatt

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Heft 42

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18. Oktober 2013

P O L I T I K

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