Spektrum der Woche Aufsätze Notizen
PERSONALIA
Rudolf Hellmann 70 Jahre
Am 25. Dezember 1975 konnte der Gynäkologe Dr. med. Rudolf Hell- mann in Hamburg auf das vollen- dete siebente Lebensjahrzehnt zu- rückblicken. Er ist noch voll im Be- ruf tätig.
Nach schweren Verletzungen durch einen Flugzeugabsturz im zweiten Weltkrieg begann er 1952 mit Unterstützung seiner Frau Edde
in der Hansestadt mit dem Aufbau einer Privatklinik, deren Name schon sehr bald auch in inter- nationalen Kreisen einen guten Klang hatte.
Das Schwergewicht der ärztlichen Arbeit bei Hellmann hat in der Ge- burtshilfe gelegen. „Kinder kriegen muß man lernen, dann geht es leichter, schneller und schöner" ist sein Leitsatz. Er machte sich zum Propheten der Lehre des Englän- ders Dick Read: Mutter werden ohne Schmerz. „Die natürliche Ge-
hurt" erlebte in Hellmanns deut- scher Fassung die 20. Auflage. Er führte das Spiegelbilderlebnis der Geburt in seiner Klinik ein und ließ dadurch die Frauen noch stärker an der natürlichen, schmerzarmen Entbindung teilnehmen.
Trotz seines aufreibenden Einsat- zes im Beruf fand er noch Zeit für die Mitarbeit an grundsätzlichen Fragen seines engeren Faches und an heißumstrittenen Tages- und Zukunftsfragen des gesamten deut- schen Ärztestandes.
Ernst-von-Bergmann-Plakette
für Willi Becker und Siegfried Blanke
Seit vielen Jahren haben Dr. phil. nat. Willi Becker und Dr. med. Siegfried Blanke die Fortbildung der Ärztekammer Stuttgart und der Ärzteschaft des Kammerbereiches wie insbesondere den Stuttgarter Fortbildungskon- greß für praktische Medizin durch ihre Initiative und große Sachkunde ge- fördert. Viele Anregungen und Vorschläge sind von ihnen ausgegangen,
insbesondere im Hinblick auf die Ausrichtung und Gestaltung des einmal jährlich stattfindenden Stuttgarter Fortbildungskongresses, an dem 1500 Ärzte teilnehmen. Auch die erfolgreichen pharmakotherapeutischen Se-
minare, die monatlich ein- bis zweimal von der Ärztekammer durchge- führt werden, finden immer wieder die tatkräftige Unterstützung von Dr.
Becker und Dr. Blanke. Die vom Vorstand der Bundesärztekammer verlie- hene Ernst-von-Bergmann-Plakette wurde Dr. Becker (rechts) und Dr.
Blanke (links) anläßlich des 12. Fortbildungskongresses für praktische Medizin in Stuttgart durch den Vizepräsidenten der Bezirksärztekammer Nord-Württemberg, Dr. Krais (Mitte), überreicht FB/BÄK
Leitmotiv seiner Arbeit über Zeu- gung, über Empfängnisverhütung
Schwangerschaftsunterbrechung, Schutz des ungeborenen Lebens, Sterilisierung, ungewollte Kinderlo- sigkeit der Ehe, Erfüllung des Wun- sches der Frau nach Mutterschaft war bei aller Verschiedenheit der Themastellung sein natürliches und wohlgeschultes Verständnis für die Psychologie der Frau. Trotz seiner konservativen Grundeinstel- lung in Fragen ärztlicher Ethik ha- ben viele seiner Gedanken und Beiträge entscheidend zur Fortent- wicklung moderner Auffassungen in den letzten drei Jahrzehnten bei- getragen. Besonders zu erwähnen ist die Heranziehung von Samen- spendern zur Heilung der durch Zeugungsunfähigkeit des Gatten kinderlos gebliebenen Ehen.
Auf den Erkenntnissen und der Vor- arbeit von Knaus aufbauend, hat Hellmann nach dem zweiten Welt- krieg dieses Verfahren mit gutem Erfolg praktiziert und sich in der Anwendung und Verteidigung des Verfahrens auch nicht durch den Beschluß des Lübecker Ärztetages 1959 beirren lassen, sondern tat- kräftig mitgewirkt, daß diese Ent- scheidung 1970 revidiert wurde.
Hellmann ist ein ungewöhnlicher Mensch und ein außergewöhnli- cher Arzt. Möge ihm noch recht lange seine Schaffenskraft und Einsatzfreude, gestützt durch die berufliche Mitarbeit seiner Frau, der Ärzteschaft und seinen Patien- ten erhalten bleiben. DÄ-H
222 Heft 4 vom 22. Januar 1976 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT