Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
AUSSPRACHE
1.
„Nachdem ich Ihre Abhandlung in Heft 36, DEUTSCHES ÄRZTE- BLATT 1975, über Schleim- hautveränderungen der Mund- höhle bei Kindern gelesen habe, möchte ich Sie darauf aufmerksam machen, daß man den Soor ohne Vergiftungsgefahr mit Bor behandeln kann, wenn man sich hierzu der in der Homöopathie üblichen Zubereitung bedient. Man verwendet dazu zweckmäßig die vierte Dezimalpotenz und gibt hier- von in den ersten zwei bis drei Ta- gen jeweils sechs bis acht Gaben über den Tag verteilt, anschließend halb so oft bis zur Abheilung. Da- bei versteht man unter einer Gabe jeweils eine Tablette zu 0,25 Gramm oder eine Messerspitze des entsprechenden Pulvers. Für einen Fall in der ambulanten Praxis re- zeptiert "man also: Borax D 4 tabl.
(sive trituratio) 10,0 und hat derart 40 Tabletten beziehungsweise eine ausreichende Menge des Pulvers zur Verfügung..."
Dr. med. Helmut Weber Arzt für Allgemeinmedizin Homöopathie
8261 Burgkirchen/Alz Bahnhofstraße 1 II.
„ ... Zum Stevens-Johnson-Syn- drom schreibt Herr Oehme: ,Ur- sächlich auslösend ist oft eine Medikamentenallergie; therapeu- tisch sind in schweren Fällen Kortikoide von hohem Nutzen.' Ur- sächlich ist aber nach neueren An- gaben auch immer an eine Myco- plasma-pneumoniae-Infektion zu denken. In einem eigenen Fall fan-
den wir einen Titeranstieg der Komplementbindungsreaktion ge- gen Mycoplasma pneumoniae von 1:160 auf über 1:640. Dieser Hin- weis erscheint mir wegen der da- mit verbundenen therapeutischen Konsequenz (gezielte antibiotische Behandlung) angebracht. Da das Krankheitsbild sich zeitlich selbst begrenzt, ist eine Wirksamkeit der Kortikoidtherapie übrigens nicht erwiesen."
Dr. med. L. P. Johannsen Facharzt für Kinderkrankheiten Chefarzt der Kinderabteilung Zweckverband Krankenanstalten der Stadt und des Kreises Düren 516 Düren
Roonstraße 30
Schlußwort
„ ... Seit der Einführung von Farb- stofflösungen, insbesondere aber seit der Verwendung des Kontakt- antibiotikums Nystatin ist die Be- handlung des Soors mit Bor wegen der Borsäurevergiftung weitgehend verlassen worden. Letztes Argu- ment trifft sicher für Borax D 4 nicht zu. Eigene Erfahrungen über die Wirksamkeit dieser Behandlung habe ich nicht. Herrn Johannsen bin ich für den Hinweis dankbar, daß nach neueren Angaben auch eine Mycoplasma-pneumoniae-In- fektion ursächlich für die Auslö- sung des Stevens-Johnson-Syn- droms in Frage kommt."
Prof. Dr. med. J. Oehme Chefarzt der Kinderklinik 33 Braunschweig Holwedestraße 16.
Blutdruck-Meßsysteme
Damit wären die zu Beginn geäu- ßerten Befürchtungen Wirklichkeit geworden, denn die American Me- dical Association hat inzwischen die Umstellung der Blutdruckmaß- einheit von mmHg auf SI-Einheiten abgelehnt (1), und in England fiel die Wahl zugunsten von Kilopascal aus, das dort als SI-Einheit mmHg ersetzen soll. Inzwischen haben je- doch in England verschiedene ärzt- liche Fach- und Standesorganisa- tionen für eine Beibehaltung von mmHg für die Blutdruckmessung plädiert und ein Aktionskomitee zur Erhaltung von mmHg als Maß- einheit für die Blutdruckmessung gegründet (2, 3, 4).
Es bleibt abschließend nur zu hof- fen, daß die Aktion in England Er- folg hat, und daß ähnliche Aktionen auch in der Bundesrepublik folgen werden, um das Schlimmste zu verhindern.
Würden die zur Zeit geplanten Vor- haben durchgesetzt — das heißt Beibehaltung von mmHg in USA, Einführung von Kilopascal in Eng- land und von Millibar in der Bun- desrepublik — dann muß das Er- gebnis der seit sechs Jahren lau- fenden Bemühungen um eine Nor- menerneuerung auf dem Gebiet der Blutdruckmessung als einzigartiger Schildbürgerstreich bezeichnet werden.
Literatur
(1) New Engl. J. Med. 292 (1975) 805 — (2) Hand, B. H. and others: SI-Units. Brit.
Med. J. May 17 (1975) 389 — (3) Preserving the mmHg, Lancet July 19, 135, II 1975 — (4) Hall, G. SI-Units, Brit. Med. J. May 31 (1975) 502.
Dr. med. Helmut Orth
Medizinische Universitäts-Klinik (Ludolf-Krehl-Klinik)
69 Heidelberg
Bergheimer Straße 58
Schleimhautveränderungen der Mundhöhle bei Kindern
Zu einem Beitrag von Professor Dr. med. J. Oehme in Heft 36/1975, Seite 2462
3322 Heft 48 vom 27. November 1975 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT