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Verkehrte Zinswelt – wie lange noch? | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

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Academic year: 2022

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Die Volkswirtschaft  6 / 2019 45 QUELLE Kaum ein Thema beschäftigt Anlegerinnen

und Anleger derzeit mehr als die seit Jahren an­

haltende Ausnahmesituation bei den Zinsen.

Und was den Investoren – seien es private oder institutionelle – Sorgen bereitet, beschäftigt auch mich als Chefökonom einer Grossbank.

Denn schliesslich interessieren sich Anleger zu Recht dafür, wie lange die Phase negativer Zin­

sen noch anhält und was sinnvolle Alternati­

ven zu festverzinslichen Anlagen sein könnten.

Gut vier Jahre ist es her, dass die Schweize­

rische Nationalbank (SNB) im Januar 2015 in einem überraschenden Schritt die Untergrenze von 1.20 zum Euro freigab und fortan mit Nega­

tivzinsen und opportunistischen Interventionen gegen die Frankenstärke ankämpfte. Damals war die Hoffnung gross, man müsse diese unortho­

doxen geldpolitischen Massnahmen nur kurz­

fristig einsetzen und würde schon bald wieder davon wegkommen. Vier Jahre später weicht die Hoffnung der bösen Ahnung, dass wir womög­

lich für lange Zeit mit negativen Zinsen leben müssen. Weil die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen im besten Fall im ersten Quartal des nächsten Jahres ein erstes Mal anheben wird und die SNB wohl kaum vor der EZB einen Zins­

schritt vornehmen kann, dürfte es Ende 2020 werden, bis die Leitzinsen schon nur die Null­

linie erreichen. Um die Zinsen in der Schweiz nachhaltig zu normalisieren, müsste daher der heute bereits zehn Jahre anhaltende Wirt­

schaftsaufschwung nochmals mindestens drei Jahre fortbestehen. Ob dies gelingt, ist angesichts der geopolitischen Risiken zumindest fraglich.

Derweil nehmen die Kosten der Negativ­

zinsen laufend zu. Sie führen beispielsweise im Immobilienmarkt zu einer Fehlallokation von Kapital. So erstellen Investoren weiterhin

EINBLICK VON DANIEL KALT

Verkehrte Zinswelt – wie lange noch?

Rendite liegenschaften, wodurch die Leer stände vor allem in periphereren Lagen bereits mar­

kant angestiegen sind. Ausserdem bringen die tiefen Kapitalmarktzinsen unsere Vorsorge­

werke in Schwierigkeiten. Viele Pensionskas­

sen können die Renditen, die zur Finanzierung der Renten nötig sind, nicht mehr erzielen.

Negativzinsen als Belastung

Die Abwägung von Nutzen und Kosten der Negativzinsen scheint sich zunehmend zu­

ungunsten dieses Instrumentariums zu nei­

gen. Unglücklicherweise verpasste die EZB vor gut einem Jahr, als auch in Europa die Konjunktur auf Hochtouren lief, das damals offene Zeitfenster für den Start zu behut­

samen Zinserhöhungen. Weil seit Ende des letzten Jahres die Sorgen um die Verfassung der Weltwirtschaft wieder zugenommen ha­

ben, scheut die SNB im aktuellen Umfeld ver­

ständlicherweise das Risiko, die Zinsen vor der EZB aus dem negativen Bereich zu hieven.

Denn der Franken könnte dadurch heftig auf­

werten. Im ungünstigsten Fall einer baldigen globalen Rezession drohen in Europa japani­

sche Verhältnisse mit Zinsen bei null oder gar darunter auf weitere, lange Jahre hinaus.

Insofern müssen sich auf Rendite und Sicher heit fokussierte Anleger auf schwierige Zeiten einstellen. Aufzuzeigen, wie mit alterna­

tiven Anlageklassen wie beispielsweise Priva­

te Equity und intelligent strukturierten Anla­

gelösungen dennoch vernünftige Renditen bei überschaubaren Risiken zu erzielen sind, bleibt somit ein bedeutender Teil meiner Aufgaben.

Daniel Kalt ist Chefökonom der UBS Schweiz, Zürich.

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