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Bankenregulierung: Zeit für einen Reset? | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

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Academic year: 2022

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FOKUS

Die Volkswirtschaft   1–2 / 2022 21 Die Digitalisierung verändert das Bankge­

schäft dramatisch: Der Einsatz neuer Techno­

logien wie Blockchain bringt die traditionellen Geschäftsmodelle, Rollen und Funktionen ins Wanken. Dabei führen die «Plattformisierung»

und der Markteintritt von globalen Technolo­

giefirmen wie Google, Apple oder Amazon («Big Tech») potenziell zu Disruption, aber vor allem auch zu zusätzlichen Risiken. Benötigt die Regulierung deshalb einen Reset?

Sicher keinen Reset braucht es bei «traditio­

nellen» Regulierungszielen wie Anlegerschutz oder Marktintegrität. Hier haben die Banken ihre Hausaufgaben nach der Finanzkrise ge­

macht. Der Eintritt von Big Tech ins Banken­

geschäft darf jedoch die erzielten Fortschritte nicht rückgängig machen. Diese neue Situa­

tion bedarf deshalb einer regulatorischen Neu­

beurteilung nach klaren Grundsätzen.

In ihrem Konzept für eine gute Regulierungs­

politik hat die Bankiervereinigung bereits 2016 festgehalten, dass Regulierung erstens in der beabsichtigten Weise wirksam, zweitens in ihrer konkreten Ausgestaltung verhältnismässig und drittens kostengünstig sein muss. Zudem soll der faire Wettbewerb über wirtschaftlichen Erfolg entscheiden – und nicht die Regulierung.

Gleich lange Spiesse

Es gibt keinen Königspfad zu einer guten Regu­

lierung. Entscheidend ist die Frage, ob neue Player neuartige Risiken mit sich bringen oder sich einfach als Mitbewerber in einem existie­

renden Markt positionieren. Letzteres muss mit gleich langen Spiessen geschehen. Instituts­

bezogene Vorschriften führen in dieser Situa­

tion für Banken zu Wettbewerbsnachteilen und fördern regulatorische Arbitrage. Hier muss des­

halb die aktivitätsbezogene Regulierung nach dem Prinzip «Same risk, same rules» angewen­

det werden.

Treten jedoch Technologiefirmen in den Markt ein, dürfte dies aus zwei Gründen zu kurz greifen und einen Reset im Sinne einer Neu­

betrachtung erfordern. Erstens: Die Technologie­

firmen können ihre weltweiten E­Commerce­

oder Social­Media­Plattformen mit Finanzpro­

dukten skalieren und so im Prinzip rasch Markt­

macht und systemische Bedeutung erlangen. Die heutige Regulierung greift hier nicht. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) for­

dert deshalb Regulatoren zu Recht auf, solchen Konzentrationstendenzen entgegenzuwirken.

Zweitens: Die Behörden sind gut beraten, die Veränderung von Rollen und Funktionen von Anbietern zu analysieren, um rechtzeitig neu­

artige Risiken zu erkennen, die eine konzeptio­

nell unterschiedliche Regulierung erfordern.

Bei den Behörden stehen diese Fragen richti­

gerweise weit oben auf der Agenda, denn Stabi­

lität und Marktintegrität sind für den Finanz­

platz Schweiz zentral. Die Banken bringen sich hier aktiv in den Diskurs ein. Es darf nicht sein, dass sie allein die Last der Regulierung spü­

ren. Eine unvoreingenommene Herangehens­

weise zur Regulierung der Zukunft ist nötig, um Wettbewerbsverzerrungen und verfehlte Regu­

lierungsziele im Markt für Bankdienstleistungen zu vermeiden.

Martin Hess ist Leiter Wirtschaftspolitik bei der Schweizerischen Bankiervereinigung, Basel.

STANDPUNKT VON MARTIN HESS

Big Tech drängt mit seinen Plattformen ins Bankengeschäft. Dies schafft Risiken, bei denen die derzeitige Regulierung nicht greift.

Zeit für einen Reset?

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