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Bessere Regulierung dank besseren Anreizen für die politischen Entscheidungsträger | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

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Wissenschaftliche Stellungnahmen

23 Die VolkswirtschaftDas Magazin für Wirtschaftspolitik 5-2006 Prof. Dr.

Reiner Eichenberger Leiter des Seminars für Finanzwissenschaften, Universität Freiburg

Gegen den ersten Punkt kann niemand et- was einwenden. Oder ist jemand für ungetra- gene, inkohärente, unsystematische, unglaub- würdige und unkoordinierte Reformen? Doch solche Forderungen bleiben fromme Wün- sche, wenn nicht klar gesagt wird, wer sie wie und womit umsetzen soll. Leider äussert sich die OECD dazu kaum.

Vorteile dezentraler Strukturen vernachlässigt

Den zweiten Punkt formuliert die OECD wohl bewusst zurückhaltend. Aber letztlich empfiehlt sie mehr Zentralisierung. Warum aber Zentralisierung effizienter als Föderalis- mus sein soll, sagt sie nicht. Das dürfte auch nicht leicht zu begründen sein, stellt doch die aktuelle Forschung beim Föderalismus Effi- zienzvorteile fest: Positive Auswirkungen von Steuerwettbewerb, mehr Nach- als Vorteile bei der Kantonsgrösse sowie starke Vorteile aus- geprägter Gemeindeautonomie. Die Nachtei- le der Zentralisierung illustrieren Länder wie Frankreich, Italien oder Deutschland, die weit stärker an Reformstau leiden als die Schweiz.

Natürlich haben manche Länder – «dank star- ker Führung» – mehr Reformen als die Schweiz durchgeführt. Aber zumeist hatten sie – ebenso «dank starker Führung» – auch einen wesentlich höheren Reformbedarf.

Angesicht des weit verbreiteten Zentralisie- rungsversagens überrascht es auch, dass die OECD so bedingungslos für Koordination eintritt und nicht aufzeigt, wie der Wettbe- werb zwischen den Kantonen noch frucht- barer gemacht werden könnte.

Zu starkes Vertrauen in die RFA

Die dritte Forderung widerspiegelt ein starkes Vertrauen in die Regulierungsfolgen- abschätzung (RFA). Können aber Regulierun- gen so einfach evaluiert und optimiert wer- den? Bei allem guten Glauben sollten folgende Aspekte vermehrt beachtet werden:

– Erstens besteht die Gefahr, dass eine formalisierte RFA zur Rechtfertigung von Regulierungen und zur Immunisierung der Regulierungsinstanzen gegen Kritik missbraucht wird.

– Deshalb muss zweitens die RFA alle betroffenen Kreise einbeziehen. Dazu

empfiehlt die OECD die Integration von RFA und Vernehmlassung. Interessant wäre eine genaue Analyse der Aufgaben einer solchen kombinierten Vernehm- lassung/RFA und der Unterschiede zur heutigen Vernehmlassung. Vermutlich meinen die Experten der OECD, dass Erstere strukturierter ablaufen würden.

– Drittens muss berücksichtigt werden, dass schlechte Regulierung vor allem die Konsumenten und Marktneueintreter, aber weit weniger die bisherigen Produzenten schädigt. Die RFA leidet somit – ähnlich wie das Vernehmlassungs- verfahren – daran, dass die Anliegen dieser schlecht organisierten gesellschaftlichen Gruppen unzureichend formuliert werden.

Reformen sollten deshalb vor allem das Gehör für diese Gruppen stärken.

Nationale Wahl nationaler Politiker Insgesamt sagt die OECD wenig, was ihre Auftraggeber – die Zentralregierungen – un- gern hören. Das sei hier nachgeholt: Der Schweizer Föderalismus schafft Wohlstand durch Wettbewerb auf der Kantons- und Ge- meindeebene. Sein Problem liegt jedoch auf der Bundesebene. Denn richtig verstandener Föderalismus heisst starke Kantone und Ge- meinden unter einem starken Bundesdach – und das fehlt der Schweiz. Den Bundespoli- tikern fehlen wirksame Anreize, im Interesse der gesamten Bevölkerung zu handeln. Kein einziger Politiker auf nationaler Ebene ist vom gesamten Volk gewählt. Aus diesem Grund sollte – neben einer Volkswahl des Bundes- rates – vor allem über Reformen des National- rates nachgedacht werden. Weil die Natio- nalräte heute in kantonalen Wahlkreisen gewählt werden, setzen sich speziell die Ver- treter kleiner Kantone stark für kantonale Interessen ein. Folglich werden die nationa- len öffentlichen Güter – insbesondere Frei- handel und ein offener Binnenmarkt – nur unzureichend erbracht. Das liesse sich ändern, indem die Nationalräte – oder we- nigstens ein Teil von ihnen – in gesamt- schweizerischen Wahlkreisen gewählt wür- den. Damit hätten die Kandidaten starke Anreize, Lösungen für die Schweiz als Ganzes

anzustreben.

Bessere Regulierung dank besseren Anreizen für die politischen Entscheidungsträger

Gute Regulierungen sind mit ein Ergebnis guter Gesetzgebungs- verfahren. Deshalb evaluiert die OECD diese Verfahren zu Recht.

Dabei stellt sie – leicht verkürzt – dreierlei fest. Erstens: Regulie- rungsanstrengungen müssen von den politischen Entscheidungs- trägern getragen und von der Administration kohärent und systematisch umgesetzt sowie glaubwürdig, effizient und per- manent koordiniert werden.

Zweitens: Besondere Probleme bereitet die Fragmentierung der Regulierungspolitik zwischen Bund, Kantonen und Gemeinden.

Drittens: Die Regulierungsfolgen- abschätzung (RFA) soll ausgebaut bzw. früher im Gesetzgebungs- prozess eingesetzt und auf Ver- ordnungen und kantonale Gesetze ausgedehnt werden.

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