• Keine Ergebnisse gefunden

Die Stromlücke darf nicht zur Perspektive des Wirtschaftsstandorts Schweiz werden | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Die Stromlücke darf nicht zur Perspektive des Wirtschaftsstandorts Schweiz werden | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Wirtschaftspolitische Stellungnahmen

21 Die VolkswirtschaftDas Magazin für Wirtschaftspolitik 1/2-2008

Strom ist nicht lagerbar und muss jederzeit entsprechend der nachgefragten Leistung zur Verfügung stehen. Das Stromangebot muss daher mit dem Verbrauch mitwachsen. Der Stromverbrauch der Schweiz hat jedoch seit 1990 um 24%, die inländische Stromproduk- tion dagegen nur um 13% zugenommen. In den letzten Jahren hat sich die Schweiz vom Nettoexporteur zum Nettoimporteur von Strom gewandelt.

Nach wie vor kann die Schweiz auf Impor- te aus den Nachbarländern zurückgreifen.

Allerdings verknappt sich auch in der EU das Stromangebot laufend. Zusätzliche Stromim- porte sind für die Schweiz daher nur in be- schränktem Ausmasse möglich. Technische Einschränkungen und Vorschriften, welche im Zuge der internationalen Strommarktlibe- ralisierung und im Nachgang zum Blackout 2003 in Italien erlassen wurden, setzen zudem enge Grenzen. Stromimporte werden ausser- dem immer kostspieliger, da im Falle von Engpässen nur dem Meistbietenden das Recht zum internationalen Stromtransport erteilt wird.

Kritischste Phase der Stromversorgung um 2020

Schon ab 2012 könnte die Versorgungslage der Schweiz bei länger andauernden Hitze- oder Kälteperioden kritisch werden. Ab 2020 wird sich der Mangel an Elektrizität noch wei- ter akzentuieren, da ab diesem Zeitpunkt die erste Generation der inländischen Kernkraft- werke das Ende der Betriebsdauer erreichen wird. Die daraus resultierende Stromversor- gungslücke würde zwangsläufig zu Netzab- schaltungen führen. Das Ausmass an drohen- den volkswirtschaftlichen Schäden lässt sich heute nicht abschätzen.

Der Bundesrat hat zur Abwendung dieser Gefahr eine erste wichtige Weichenstellung vorgenommen. In seinem Entscheid vom 21. Februar 2007 hat er sich für den Bau neuer Grosskraftwerke ausgesprochen. Im Weiteren soll die Energieeffizienz verbessert und die Nutzung der erneuerbaren Energien verstärkt werden. Diese werden vor allem im Mobili- täts- und Gebäudebereich wirksam sein. Die effizientere Energieverwendung in Gebäuden mittels Wärmepumpen und moderner Ge- bäudetechnik senkt die CO2-Emissionen der

Schweiz, erhöht jedoch den Stromverbrauch.

Auch die verstärkte Nutzung des öffentlichen Verkehrs und der Vollausbau der Neat tragen zu vermehrtem Stromverbrauch bei. Der Ein- satz von Elektrizität ist deshalb für den Ge- samtenergieverbrauch und den Klimaschutz von grosser Bedeutung.

KKW – einzig wirtschaftliche Grosskraftwerke

Da Bewilligungsverfahren und Bau der Anlagen viel Zeit beanspruchen, müssen die erforderlichen Entscheide für den Bau neuer Grosskraftwerke möglichst frühzeitig gefällt werden. Die Auswahl an Technologien für neue Grosskraftwerke hält sich in engen Gren- zen. Gaskombikraftwerke können unter den vom Parlament festgelegten Bedingungen zur Kompensation der entstehenden CO2-Emis- sionen nicht wirtschaftlich betrieben werden.

Wegen der Ungewissheit über die zukünftige Klimapolitik der Schweiz ist die Ausgangslage auch für andere, auf fossilen Energieträgern beruhende Stromerzeugungstechnologien ungünstig.

Will die Schweiz weiterhin zum Schutz des Klimas an der Verminderung ihrer CO2-Emis- sionen festhalten, bleibt einzig die Stromer- zeugung aus Kernkraftwerken der neusten Generation. Mit diesen Anlagen wäre die Schweiz weiterhin in der Lage, ihre Stromver- sorgung sicher, umweltschonend und kosten- günstig zu gewährleisten. Derzeit liegt der Ball bei den Elektrizitätserzeugungsunternehmen, ihre Gesuche einzureichen bzw. Bewilligun- gen für den Ersatz bestehender Kernkraftwer- ke einzuholen. Bundesrat, Parlament und – dank dem erst seit wenigen Jahren geltenden neuen Kernenergierecht – schliesslich das Volk werden dann über diese Bewilligungen entscheiden. Gegenüber früheren Volksab- stimmungen zur Kernenergie wird es um ein Bekenntnis zu Wirtschaftsstandort, Versor- gungssicherheit und Klimaschutz gehen. Die Wirtschaft steht hinter diesem Bekenntnis.

Die Stromlücke darf nicht zur Perspektive des Wirtschaftsstandorts Schweiz werden

Urs Näf

Stv. Leiter der Abteilung Wirtschaftspolitik, Bildung, Energie, economiesuisse, Zürich

Eine sichere Stromversorgung ist Grundlage für eine leistungsfähi- ge Wirtschaft. Der Wirtschafts- standort Schweiz wäre durch eine mangelhafte Stromversorgung ernsthaft gefährdet. Der Bundes- rat hat bei seinem Richtungs- entscheid zur Energiepolitik der Schweiz die herausragende Be- deutung von Grosskraftwerken für den Ersatz der heute in Be- trieb stehenden Kernkraftwerke erkannt. Energieeffizienz und er- neuerbare Energien werden allen- falls einen Beitrag – vor allem im Gebäude- und Mobilitätsbereich – leisten können. Die aktuelle He- rausforderung besteht darin, bis 2020 die sich öffnende Stromlü- cke zu füllen und die Versorgung sicherzustellen. Kernkraftwerke der neusten Generation werden dabei aus den Gründen des Klima- schutzes eine Schlüsselrolle ein- nehmen.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Politische Mass- nahmen und geopolitische Spannungen, wel- che diese Variablen auf europäischer Ebene beeinflussen, haben damit auch einen Ein- fluss auf die Dynamik

Halbstundentakt für alle, Viertelstundentakt für viele – das bringt der Ausbauschritt 2035 den

Gesamthaft ergibt sich ein räumliches Regelwerk, das den Rahmen für die bauliche Entwicklung umschreibt und in Bandbreiten auch Spielräume für die archi- tektonische

Die Schweiz ist vollständig in die europäischen Energiesysteme integriert: Einerseits fungiert sie als Drehscheibe und bedeutendes Transitland für Strom und Erdgas..

Berechnungen zeigen, dass bereits die geforderte Substitutionspflicht für alte Elek- troheizungen ausreichen würde, um den Mehrbedarf durch Wärmepumpen zu de- cken,

Die Lebenserwartung in der Schweiz (80 Jahre für Männer und 84 für Frauen) über- steigt diejenigen der meisten anderen OECD- Länder.. Hingegen ist die Fruchtbarkeitsrate seit

Bis Ende 2020 hat die Glückskette rund 42 Millionen Franken für die Corona-Bewältigung in der Schweiz gesam- melt.. In einer Umfrage vom Juni befürchtete die Mehrheit

1 Entsprechend sind diese Kennzahlen auch Teil des Statistischen Sozialberichts Schweiz des BFS und liefern eine Grundlage für das Nationale Programm zur Prävention und