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Zwölfter Bericht des Vorsitzenden des Rates des Bezirkes Potsdam über die Durchführung der Verwaltungsreform im Bezirk Potsdam , 27. August 1952

Forschungsstand und Forschungsperspektiven O LIVER W ERNER

Dokument 36: Zwölfter Bericht des Vorsitzenden des Rates des Bezirkes Potsdam über die Durchführung der Verwaltungsreform im Bezirk Potsdam , 27. August 1952

(Auszug)

Zur Überleitung in den Kreisen ist folgendes zu berücksichtigen: Im neuen Kreis Pritz-walk gibt es insofern Schwierigkeiten, da der Vorsitzende des Rates des Kreises ohne Mitarbeiter ist. Der Stellvertreter, DBD, z. B. weigert sich, seine Arbeit vor dem 1. Sep-tember aufzunehmen.

Erst gestern, am 26. August 1952, sind die anderen Stellvertreter bestätigt worden, und heute wurde der Vorsitzende, Kollege Utech , verständigt, dass er die Org.-Kommission voll einsetzen muss. – Zur Hilfe und Anleitung wurde heute ein Instrukteur der Kaderab-teilung des Rates des Bezirkes nach Pritzwalk geschickt.

Ähnliche Schwierigkeiten gibt es in den Kreisen Gransee und Oranienburg . Bekanntlich wird der Kreis Bernau ein sehr kleiner Kreis und 50 % des bisherigen Kreises gehen in neue Kreise über. Der bisherige Landrat Wutke verweigert aber die Übergabe von Mobi-liar, Schreibmaschinen, Pkws usw. da nach seiner Ansicht er zum Bezirk Frankfurt (Oder) gehört und nichts mit dem Bezirk Potsdam zu tun hat. Mit dem Vorsitzenden des Rates des Bezirkes Frankfurt (Oder) wird sofort Verbindung aufgenommen, um diesen Zustand zu verändern.

Zur besseren Durchführung und Vorbereitung der Kreistagssitzungen wurden am vergan-genen Montag (25. August 1952) die vorgesehenen und bestätigten Sekretäre der Kreise zu einer Arbeitstagung zum Rat des Bezirkes Potsdam geladen. Aus vier Kreisen fehlten die Sekretäre, da dieselben noch nicht bestätigt sind. Diese Schulung, die sich über den ganzen Tag erstreckte, zeigte ein positives Ergebnis.

Eine Gefahr besteht darin, dass der Besetzung der einzelnen Stellen laut Stellenplan zu wenig Beachtung beigemessen wird. Deswegen wurden Vertreter der Kaderabteilung des Rates des Bezirkes zur Hilfe und Anleitung in die Kreise entsandt.

Unser Augenmerk wurde gelegt auf die Fragen der Erfassung auf allen Gebieten, insbe-sondere Besorgniserregung bringt der Stand der Erfassung tierischer Produkte. Die ein-zelnen Kommissionen sind ständig unterwegs und arbeiten mit Aktivs in den Kreisen.

Durch diese aufklärende Tätigkeit unserer Kommissionen und der Aktivs ist auf dem Ge-biet der Fleischerfassung seit einigen Tagen eine ansteigende Linie zu erkennen. – Ebenso wurde Wert auf das Durchführen des Druschs und Abliefern des Getreides gelegt.

In der gestern sich konstituierten Blocksitzung wurde zu diesen Fragen ebenfalls Stellung genommen, und der Stellvertreter des Vorsitzenden des Rates des Bezirkes, Herr Beer , erstattete einen Bericht über die Lage. Es wurde eine Entschließung angenommen […].

– Ebenso wurde dem Antrag des Vorsitzenden des Rates des Bezirkes zugestimmt, dass

die einzelnen Parteien sofort auf ihre Funktionäre einwirken, dass in den Kreisen und Ge-meinden in Blocksitzungen konkrete Beschlüsse gefasst werden, sowie dass jede Partei ihre Mitglieder und Funktionäre auffordert, soweit sie Ablieferungspfl ichtige sind, vor-bildlich zu erscheinen.

Einem weiteren Antrage des Vorsitzenden des Rates des Bezirkes, täglich in allen Zei-tungen, die im Bezirk erscheinen, gute und schlechte Beispiele zu veröffentlichen, wurde ebenfalls zugestimmt.

Vom Vorsitzenden des Blockes, Herrn Abgeordneten Seibt ,307 wurden weitere Vorschläge gemacht, um die Verluste, die auf einigen Gebieten vorhanden sind, schnellstens aufzu-holen. Unter dem Kampfziel mit den werktätigen Bauern Sorge zu tragen, dass eine ter-mingemäße Erfüllung geschaffen werden muss, wurde von dem Vorsitzenden des Blockes zusammenfassend über die Arbeiten des Blockes zur Unterstützung des Staatsapparates gesprochen.

Die Wettbewerbskommission, welche die Prämien festgelegt für die Gemeinden, die als erste ihr Soll erfüllt haben, arbeitet im alten Stil und vollkommen formal. So z. B. wurde von ihr zugestimmt, der Gemeinde Vogelsang , aus dem Kreis Templin , eine Prämie von 1.500 DM auszuhändigen, obwohl ihr bekannt war, dass diese Gemeinde nur insgesamt 28 Doppelzentner Getreide zu liefern hat. Die Gemeinde Altes Lager, Kreis Jüterbog, in der sich sieben Neubauern befi nden, – Ablieferungssoll 39 Doppelzentner – erhielt eben-falls 1.500 DM. Dadurch ist eine negative Diskussion in den Kreisen unter den werktäti-gen Bauern entstanden. Sie sprechen darüber, dass die sowerktäti-genannten „Blumentopfgemein-den“ die Prämien erhalten und somit die Bedingungen unreal sind, dass es keinen Zweck hat, sich an einem Wettbewerb zu beteiligen. – Es war erst nach längerer Diskussion mög-lich, die Kommission zu überzeugen, dass es darauf ankommt, durch die Prämierung eine breite Wettbewerbsbewegung auf dem Lande zu entfalten. – Staatssekretär Streit wurde von mir darauf hingewiesen, weil wahrscheinlich in den anderen Bezirken ebenfalls eine solche formale Auslegung der Anordnung vorgenommen wird.

Die am Freitag, dem 22. August 1952, erste durchgeführte Haus- und Straßenvertrauens-leute-Versammlung in Potsdam hat – wie aus dem mündlichen Bericht des Oberbürger-meisters der Stadt Potsdam hervorgeht – einen tiefen Widerhall bei den Vertrauensleuten des Staatsapparates gefunden und gute Ergebnisse mit sich gebracht. […] – Diese Ver-sammlungen werden in den kommenden Wochen im gesamten Bezirk fortgesetzt.

Insgesamt, das wird immer wieder bestätigt, muss festgestellt werden, dass eine große Aufgeschlossenheit unter der werktätigen Bevölkerung vorhanden ist, ferner ist der Wille zur Mitarbeit für die weitere Demokratisierung des Staatsapparates zu verzeichnen.

307 Zu Kurt Seibt vgl. Dok. 2, Anm. 236.

Von der Plankommission wurde darauf hingewiesen, dass auf dem Gebiet des ländlichen Wohnungsbaues Schwierigkeiten entstehen. Dieselben werden von der Deutschen Akade-mie der Wissenschaften in Berlin , Abteilung Aufbau, gemacht. Zur Bestätigung fügen wir eine Abschrift eines Schreibens der Plankommission an den Vorsitzenden des Rates des Bezirkes Potsdam bei und bitten, dass von Seiten der Koordinierungs- und Kontrollstelle Maßnahmen getroffen werden, dass auch die Aufbauleitung der Deutschen Akademie der Wissenschaft die Richtlinien einhält bzw. dass überprüft wird, wieso es möglich ist, dass die Gebühren für die Projektierung und Bauleitung allein 1/6 der Bausumme ausmachen.

Wie uns heute vom Vorsitzenden des Rates des Kreises Gransee mitgeteilt wurde, hat sich sein Fahrer mit dem Pkw wahrscheinlich nach Westberlin abgesetzt. – Ein genauer Be-richt wird in den nächsten Tagen übersandt.

Wir bitten, zu erwägen, ob die Möglichkeit besteht, den Vorsitzenden der Räte der Be-zirke sowie den Sekretären und Stellvertretern die Genehmigung zur Führung von drin-genden Staatsgesprächen zu erteilen.

[BLHA, Rep. 401, Nr. 58, Bl. 40–40a]

Dokument 37: Dreizehnter Bericht des Vorsitzenden des Rates des Bezirkes Pots-dam über die Durchführung der Verwaltungsreform im Bezirk PotsPots-dam , 30. August 1952 (Auszug)

[…] Mit der Konstituierung der Kreise Oranienburg , Kyritz und Pritzwalk am 2. Septem-ber 1952 haben sich sämtliche Kreise im Bezirk Potsdam konstituiert. – Bei den konstitu-ierenden Sitzungen musste immer wieder festgestellt werden, dass Fehler begangen wur-den. Einmal waren es die Referate, die nicht aufeinander abgestimmt waren, zum anderen wurden die Wahlen nicht wie die Direktive besagt, durchgeführt. Und dies alles, obwohl ständig Instrukteure des Bezirkes oder der DDR sich bemühten, die Sitzungen entspre-chend der Anweisungen durchzuführen. Dass diese Mängel auftraten, liegt darin begrün-det, dass gegenwärtig in allen Kreisen zugleich die Kreisdelegiertenkonferenzen stattfi n-den und dadurch die Partei der Arbeiterklasse bei der Vorbereitung der Kreistagssitzungen nicht die führende Kraft darstellte.

Am Donnerstag, dem 28. August 1952, wurde die 4. Sitzung des Rates des Bezirkes durchgeführt. Zu dieser Sitzung war eine westdeutsche Delegation, die in Sacrow bei Potsdam zur Erholung ist, als Gast erschienen. Außerdem waren die Leitung der MAS Fröhden sowie der Vorsitzende der Gemeindevertretung der Gemeinde Altes Lager , Kreis Jüterbog , und einige Bauern dieser Gemeinde geladen. Die Ladung vor den Rat des Be-zirkes erfolgte deswegen, weil aus diesem Kreis ständig Beschwerden über das Verhal-ten dieser MAS-Leitung an uns herangetragen wurden. Die Leitung gab einen Bericht, aus dem zu ersehen war, dass an sich alles in Ordnung ist. In Wirklichkeit zeigten die

werktätigen Bauern auf, welche Schwierigkeiten besonders mit der Leitung der MAS Fröhden beim Drusch usw. zu verzeichnen waren. Sie stellten aber zugleich heraus, dass sie mit den Traktoristen ein gutes Verhältnis haben und dieselben sich bemühten, mit den oftmals schlechten Maschinen den Bauern in jeder Weise zu helfen. Der Leiter die-ser MAS, Palluck , war selbst nicht anwesend, da – wie man bekannt gab – derselbe nach Cottbus als politischer Leiter für die MAS abgezogen worden ist.

Es wurde der Protokollbeschluss gefasst, dass zwei Brigaden, bestehend aus Staatsfunk-tionären und werktätigen Bauern, Traktoristen der MAS, eine Überprüfung zweier Stationen vornehmen. Das soll zum Ziele haben, die Ursachen der Schwächen der MA-Stationen aufzuzeigen, um dann im gesamten Bezirk – aufgrund dieser Beispiele – eine Veränderung herbeizuführen. Diese Brigaden werden ihre Arbeit sofort aufnehmen und in einer der nächsten Sitzungen beim Rat des Bezirkes Bericht erstatten bzw. die Ergeb-nisse ihrer Untersuchungen sämtlichen Leitungen der MA-Stationen mitteilen und in ei-nem Erfahrungsaustausch auswerten.

Zur Aufnahme der Arbeit der neu konstituierten Kreistage kann berichtet werden, dass in allen Kreisen – wenn auch noch nicht mit sämtlichen im Stellenplan vorhandenen Staats-funktionären, so aber doch mit einem großen Teil – damit begonnen werden kann. Die Personalabteilung des Rates des Bezirkes sowie die Instrukteure der DDR sind in den letzten Tagen ständig in den Kreisen gewesen, um auf diesem Gebiet helfend einzugrei-fen.

Schwierigkeiten gibt es noch im Kreis Königs Wusterhausen , wo zwar vorläufi g die Ar-beitsaufnahme möglich ist, aber die Gebäudefragen für die Zukunft noch nicht gelöst sind. Es ist bis jetzt noch nicht möglich gewesen, für die dortige Finanzschule ein entspre-chendes Objekt zu fi nden. In dieses Gebäude, wo bis jetzt die Finanzschule untergebracht war, ist vorgesehen, die Verwaltung einzusetzen.

[BLHA, Rep. 401, Nr. 58, Bl. 42–43]

Dokument 38: Protokoll der ersten Tagung des provisorischen Bezirksvorstandes des Bezirksausschusses Cottbus der Nationalen Front des demokratischen Deutsch-land, 30. August 1952 (Auszug)

[…] Kollege Münchenhagen :308 Wir begrüßen die Initiative des Bezirksvorstandes der Nationalen Front und messen der heutigen Tagung, entsprechend den politischen Ereig-nissen, eine besondere Bedeutung bei, weil die Beratungen, die wir heute führen und den

308 Walter Münchenhagen (*1918) war seit August 1952 2. Sekretär der SED-Bezirksleitung Cottbus ; vgl. Niemann/Herbst, SED-Kader, S. 361.

Plan, den wir beschließen, für die jetzigen Ereignisse von größter Bedeutung sind und zwar für die Aufklärungsarbeit unter der Bevölkerung.

Es kommt darauf an, die neue Note der Sowjetregierung309 nicht nur in einer kurzen Auf-klärungskampagne den Menschen klar zu machen, sondern wir müssen es verstehen, als Bezirksvorstand der Nationalen Front, mit Hilfe dieser Note zu einer breiten, anhalten-den Aufklärungsarbeit in anhalten-den nächsten Wochen und Monaten zu kommen. Für die nächste Zeit sollte dabei das Bezirkssekretariat der Nationalen Front es sich zur Aufgabe machen, mit Hilfe des provisorischen Bezirksvorstandes und in gemeinsamer Arbeit mit den Ge-werkschaften in den einzelnen Orten, Städten und Dörfern, sowie in den Betrieben Ver-sammlungen mit unseren Menschen durchzuführen, um ihnen die neue Not der Sowjetu-nion zu erklären.

So wäre es zweckmäßig, dass man vor Beginn der Versammlungen Kundgebungen durch-führt wie zum Beispiel in Bad Liebenwerda , an der 15.000 Menschen teilgenommen haben. Hier zeigt sich die Aufgeschlossenheit der Bevölkerung. Die Gewerkschaften müssen Versammlungen in allen Betrieben organisieren und Versammlungen, auch im kleinsten Rahmen durchführen. Hierzu müsste sich der Bezirksausschuss der Nationalen Front der Abgeordneten bedienen. Dazu müssen eingesetzt werden die Volkskammer-, Bezirkstags- und Kreistagsabgeordneten, wobei zu empfehlen wäre, dass sich die Volks-kammerabgeordneten und namhafte Persönlichkeiten nicht nur auf Kundgebungen sehen lassen und dort sprechen, sondern dass praktisch jeder von uns einen solchen Plan für die nächsten Monate haben muss, der natürlich organisiert werden muss von der Nationalen Front. Der Charakter dieser Versammlungen muss ein anderer werden und nicht so, dass die Hauptlast auf den Schultern der mittleren Funktionäre liegt, die für diese Arbeiten eingesetzt werden, sondern es müssen auch die Spitzenfunktionäre unbedingt eingesetzt werden.

Die Aufklärungsarbeit, die wir jetzt über die neue Note der Sowjetregierung organisieren, ist von größter Bedeutung auch in der Hinsicht, dass ja in den nächsten Wochen der Ge-neralkriegsvertrag vom Bonner Bundestag durchgepeitscht werden soll und im Oktober realisiert. Die Note gibt uns jetzt die Argumentation in die Hand, um den Kampf gegen den Generalkriegsvertrag zu führen.310

309 Die Note vom 23. August 1952 war das vierte und letzte Schreiben der sogenannten Stalin-Noten.

Die sowjetische Regierung versuchte mit dem Angebot der Bildung eines vereinigten, neutralen Deutschlands, die westliche militärische Integrationspolitik, die die Bundesrepublik Deutschland mit einbezog, zu behindern. Bei dieser letzten Note ging es indes „nur noch darum, die Schuld am Scheitern einer Friedensregelung mit Deutschland und damit an der endgültigen Teilung Deutsch-lands dem jeweils anderen aufzubürden“; Ruggenthaler, Stalins großer Bluff, S. 168.

310 „Generalkriegsvertrag“ war die propagandistische Bezeichnung für den Vertrag zur Bildung der

„Europäischen Verteidigungsgemeinschaft“, der von der Bundesregierung Ende Mai 1952 unter-zeichnet und Anfang Juli 1952 – parallel zur II. Parteikonferenz der SED – im Deutschen Bundes-tag debattiert worden war; vgl. Staritz, Gründung, S. 9–33.

Es ist sicherlich damit zu rechnen, dass in absehbarer Zeit aufgrund dieser Note die Volks-kammer zusammentritt, um zu dieser Note Stellung zu nehmen. Deshalb wäre jetzt zu überlegen vom Vorstand und vom Sekretariat der Nationalen Front, wie man schon jetzt Vorbereitungen trifft, um Abhörgemeinschaften zu organisieren, um zu erreichen, dass alle Menschen diese Sitzung mit anhören können. Es kommt dann darauf an, dass nach der Volkskammersitzung sich anschließen müssten Tagungen der Bezirkstage, Gemeinde-vertretungen usw. und dass die Abgeordneten ihre Beschlüsse erläutern.

Es kommt jetzt darauf an, den Aufklärern das notwendige Material in die Hand zu geben.

Es muss aufgezeigt werden die neue Seite der Note der Sowjetregierung, nämlich, dass die Sowjetunion jetzt endlich Schluss machen will und daher ihre Forderungen aufge-stellt hat. Die gegnerischen Argumente müssen zerschlagen werden. Es ist z. B. so, dass die Hetzpresse im Westen und in Westberlin, sowie der Rias und andere Hetzsender alles versuchen, um die Menschen abzulenken, indem sie sagen, die Reihenfolge, wie sie die Sowjetunion vorschlägt, ist falsch. Sie wollen nicht erst den Friedensvertrag, sondern eine Kommission, die die Untersuchungen führt, ob der Friedensvertrag möglich ist, sodann sollen die Wahlen folgen und danach könne man sich über den Friedensvertrag unterhal-ten. Hierzu muss man sagen, dass sich diese Kommission zur Überprüfung der Wahlen aufgelöst hat, weil sie einsieht, dass ihr Weiterbestehen zwecklos wäre. In diesem Zusam-menhang muss man das Argument benutzen, dass es die Sache der Deutschen selbst ist, zu überprüfen, ob die Voraussetzungen zur Wahl gegeben sind.

Neu an dieser neuen Note ist, dass sie davon spricht, im Gegensatz zu den bisherigen, also klipp und klar ausdrückt, dass der Generalkriegsvertrag ein unverhüllter Kriegspakt ist. Man muss also allen Menschen jetzt klar machen, dass der Generalkriegsvertrag keine Vorteile den Menschen bringt, sondern nichts anderes darstellt als einen Kriegspakt.

Es ist neben der begeisterten Stellungnahme der Bevölkerung interessant, wie die Men-schen auf diese Note reagieren. Es ist festzustellen, dass die Behandlung dieser Note ein breites Echo bei unseren Menschen in Westdeutschland und Westberlin fi ndet. Die west-bürgerlichen Zeitungen haben sogar kurze Stellungnahmen abgegeben, so z. B. dass alles keinen Zweck hätte, sondern man müsse verhandeln.

Deshalb spielt der Briefverkehr nach Westdeutschland und Westberlin in unsern weiteren Aufgaben eine gewaltige Rolle, denn die Westpresse hat die Note nicht genau wiederge-geben, sondern sie gekürzt.

Soweit mir bekannt, wird Anfang September vom Nationalrat ein neues Weißbuch her-ausgegeben, das den Generalkriegsvertrag und die Kriegsvorbereitungen in Westdeutsch-land behandelt. Dieses Buch wird eine große Unterstützung sein für unsere Aufklärungs-arbeit. Wir wollen schon jetzt beginnen, Zirkel zu bilden zum Studium des Weißbuches.

Ebenso spielt eine große Rolle die Sichtwerbung. Alle Parteien und Massenorganisatio-nen müssen ihren Einfl uss geltend machen, dass die gesamte Sichtwerbung, auch in den Häusern, eine andere wird. Die jetzige Sichtwerbung muss ausgehen von der zentralen Frage – der neuen Note der Sowjetunion.

Es werden noch weitere Materialien zur Entfaltung der Aufklärungsarbeit herauskommen.

Es muss Aufgabe des Sekretariats sein, so zu organisieren, dass diese Dinge schnells tens in die Kreise kommen.

Zum Abschluss möchte ich sagen, dass durch die II. Parteikonferenz der SED die Frage der Wiederherstellung der Einheit Deutschlands durch die Probleme des Aufbaues des Sozialismus etwas in den Hintergrund getreten ist. Die Menschen haben sich begeistert beschäftigt, wie sie den Aufbau des Sozialismus schnellstens verwirklichen, dass aber übersehen wurde, was Ulbricht auf der II. Parteikonferenz sagte, nämlich, dass die Wie-derherstellung der Einheit Deutschlands nach wie vor die erste Aufgabe ist. Es ist also unsere Aufgabe, dass wir aus diesem Grunde mit Hilfe der neuen Note der Sowjetunion diese zentrale Frage wieder auf den richtigen Platz rücken müssen und dass alle Aufga-ben, die wir durchführen zum Aufbau des Sozialismus, eben dieser Frage dienen muss.

Kollege Manneberg :311 Kollege Münchenhagen hat die großen Aufgaben, die vor uns stehen, aufgezeigt. Er sprach insbesondere davon, die Abgeordneten in diese großen Auf-gaben mit einzuschalten. Ich denke, es hat sorgfältige Überlegungen gekostet, dass der Ministerrat beschloss, dass die Sprechstunden der Abgeordneten und Versammlungen in den Aufklärungslokalen der Nationalen Front durchzuführen sind. Das heißt, in den Auf-klärungslokalen sollen sich die Abgeordneten mit ihren Wählern ständig treffen, um dass [sic!] ihnen die Abgeordneten erläutern die politischen Maßnahmen, die sich ergeben für unser Volk, ihnen erläutern die Gesetze, Verordnungen und Beschlüsse der Volkskammer unserer Regierung. Ich glaube, wir sollten heute erkennen, dass mit der Maßnahme der Demokratisierung unserer Staatsorgane jetzt eine neue Tätigkeit unserer Abgeordneten beginnt. Ich wies in meiner Rede auf dem Bezirkstag darauf hin, dass die Landtage mit ihren Abgeordneten mehr oder weniger repräsentativ arbeiteten, die Spitzenfunktionäre sehr oft in großen Versammlungen sprachen und dass dabei unsere kleineren Städte und Dörfer vernachlässigt wurden. Man darf an dieser Frage, der Einbeziehung der dörfl ichen Bevölkerung, Kleinstädten usw. nicht vorbeigehen. Man kann diese Menschen nicht aus-lassen in den planmäßigen Aufgaben im Aufbau des Sozialismus. Hieraus müssen wir die Lehre ziehen, dass auch sehr gute Referenten nicht immer in den Städten sprechen, sondern in erster Linie unten an der Basis zum Einsatz kommen. Man soll die Menschen begeistern für den Kampf zu neuen großen Produktionsleistungen, denn nur diese Pro-duktionsleistungen bringen uns die Voraussetzung für die Stärkung der Deutschen De-mokratischen Republik im Kampf um die Einheit Deutschlands. Es kommt darauf an, die

311 Zu Werner Manneberg vgl. Dok. 4, Anm. 247.

neue Note der Sowjetunion zu verbinden mit einer neuen Kampfbereitschaft in der Er-füllung der Pläne.

Ich begrüße insbesondere, dass ich die Nationale Front die Aufgabe stellt, die Staatsor-gane zu unterstützen in ihren Aufgaben in der Landwirtschaft, Einbringung der Ernte, Herbstbestellung usw. Das sind entscheidende Aufgaben, die wir zu lösen haben.

Eine Frage möchte ich noch anschneiden in dem Plan „Die Mobilisierung der örtlichen Reserven“. Um alle diese Aufgaben durchführen zu können, ist es notwendig, trotz der Notwendigkeit der Aufstellung nationaler Streitkräfte die Ziele des Fünfjahrplanes zu er-füllen. Das bedeutet, die Frage der Sparsamkeit zu stellen, Dass wir stärker die Mithilfe

Eine Frage möchte ich noch anschneiden in dem Plan „Die Mobilisierung der örtlichen Reserven“. Um alle diese Aufgaben durchführen zu können, ist es notwendig, trotz der Notwendigkeit der Aufstellung nationaler Streitkräfte die Ziele des Fünfjahrplanes zu er-füllen. Das bedeutet, die Frage der Sparsamkeit zu stellen, Dass wir stärker die Mithilfe