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Zuweisung von Technologien zu globalen Wachstumsbereichen

Identifikation von Leitmärkten für die deutsche Industrie

5.2.2 Zuweisung von Technologien zu globalen Wachstumsbereichen

Die Identifikation von Leitmärkten für die deutsche Industrie wird anhand der in Abschnitt 5.1.4 analysierten Technologien und Zu-kunftsfelder vorgenommen. Dabei werden jedem globalen Wachs-tumsbereich die wichtigsten Technologien (aus der Gruppe der insgesamt 34 Technologien) zugeordnet. Diese Zuordnung ist nicht immer problemlos möglich. Zum einen ist die Abgrenzung der globalen Wachstumsbereiche nicht trennscharf möglich. So wird beispielsweise eine technologische Entwicklung im Bereich der Elektromobilität auch das Themenfeld Energie- und Ressourcenef-fizienz positiv beeinflussen. Zum anderen ist für eine Reihe von Technologien nicht klar, welche globalen Wachstumsbereiche pri-mär beeinflusst werden. Während für die Technologie Medizin-technik die Verbindung zum Wachstumsbereich Gesundheit ein-deutig ist, herrscht in dieser Hinsicht zum Beispiel für die Techno-logien Motoren, Pumpen und Turbinen, Werkzeugtechnik oder Computertechnologie weniger Klarheit.

Das Problem eines unklaren Zusammenhangs zwischen manchen Technologien und den globalen Wachstumsbereichen lässt sich zum Teil auf Basis der sehr detaillierten Konkordanztabellen der World Intellectual Property Organisation (Wipo) lösen (siehe Box 4). Dafür werden die den 34 Technologien zugrundeliegenden Da-ten zu über 640 Technologieklassen ausgewertet. Diese bieDa-ten teilweise sehr präzise Beschreibungen der Art der Patentaktivität.

Beispielsweise lassen sich verschiedene Technologieklassen des Technologiefelds Sondermaschinen dem Wachstumsbereich Er-nährung zuordnen. Bei diesen Technologieklassen handelt es sich unter anderem um Ernte- und Düngemaschinen sowie Patente im Bereich des Pflanzenanbaus. Ähnlich dazu lassen sich für eine Vielzahl von Technologieklassen, die direkt den im vorherigen Ab-schnitt dargestellten Technologien zugeordnet sind, mit globalen Wachstumsbereichen verbinden. Damit lassen sich Verbindungen zwischen Technologien und globalen Wachstumsbereichen besser identifizieren.

Dennoch ist für eine Reihe von Technologieklassen kein direkter Zusammenhang zu globalen Wachstumsbereichen ersichtlich.

Zum Teil liegt dies an schwierig zu interpretierenden technischen

Fachtermini. Zum Teil gibt es keine Verbindung zwischen Techno-logieklassen und den hier ausgewählten globalen Wachstumsbe-reichen. Dies betrifft beispielsweise die Technologien Messtechnik, Grundstoffchemie oder Handhabungstechnik. Im Ergebnis werden daher nur solche Technologien (bzw. die ihnen zugrundeliegenden Technologieklassen) berücksichtigt, die auf belastbarer Grundlage einem oder mehreren globalen Wachstumsbereichen zugeordnet werden können.

Insgesamt lassen sich 32 der 34 Technologien mindestens einem globalen Wachstumsbereich zuordnen. Manche Technologien wie beispielsweise Computertechnologie, Digitale Kommunikation oder Kontrolltechnik sind für verschiedene Wachstumsbereiche rele-vant. Diese Technologien haben damit einen Querschnittscharak-ter. Jedem globalen Wachstumsbereich wurden maximal sechs Technologien zugewiesen (Tabelle 14).

Die in der Tabelle angegebene Gruppeneinteilung (Gruppe A bis E) bezieht sich auf die Klassifikation der Technologien als Zu-kunftsfelder für die deutsche Industrie aus dem vorhergehenden Abschnitt (Abbildung 27). Auf Basis dieser Gruppeneinteilung las-sen sich vier globale Wachstumsbereiche identifizieren, die mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Leitmarkt für die deutsche Indust-rie darstellen. Das sind jene globalen Wachstumsbereiche, denen vorwiegend Technologien zugeordnet sind, in denen die deutsche Industrie gut aufgestellt ist (Zukunftsfelder der deutschen Indust-rie). In den vier Wachstumsbereichen Energie- und Ressour-ceneffizienz, Mobilität und Logistik, Klimaschutz und Umwelt sowie Gesundheit werden in Zukunft Technologien gefragt sein, die maßgeblich von der deutschen Industrie geprägt sind.

Beispielsweise sind im Themenfeld Gesundheit die Technologien Medizintechnik, Organische Feinchemikalien, Biotechnologie, Handhabungstechnik, Chemische Verfahrenstechnik und Pharma-zeutische Technologie besonders relevant. Die deutsche Industrie hat in diesen Technologien – das hat die Analyse in Abschnitt 5.1.4 gezeigt – sehr gute bis gute Chancen für die Zukunft (Gruppe B oder Gruppe C).

In den Bereichen Produktionstechnik, Neue Werkstoffe, Urbanisie-rung, Sicherheit und Ernährung sind Technologien gefragt, in de-nen die deutsche Industrie höchstens gute Zukunftsperspektiven hat. Diese globalen Wachstumsbereiche sind demnach weniger relevant für die deutsche Industrie, ein gewisses Potenzial besteht jedoch. In den globalen Wachstumsbereichen Digitales Datenma-nagement, Digitale Gesellschaft, sowie Bildung und Wissenschaft ist die deutsche Industrie vergleichsweise schlecht aufgestellt. In den relevanten Technologien (insbesondere Kommunikations- und Computertechnologien) spielt die deutsche Industrie im internatio-nalen Kontext lediglich eine untergeordnete Rolle.

Tabelle 14: Zuweisung der Technologien zu globalen Wachstumsbereichen

Globaler Wachstumsbereich Relevante Technologien

Energie- und Ressourceneffizienz

Den globalen Wachstumsbereichen in der ersten Spalte sind relevante Zukunftsfelder zugeordnet. Ein relevantes Zukunftsfeld für einen globalen Wachstumsbereich liegt vor, wenn auf subjektiver Basis den Zukunftsfeldern zugrundeliegenden Patent-Technologieklassen dem globalen Wachstumsbereich zugeordnet werden können. Ebenfalls aufgeführt ist die Gruppeneinteilung der Zukunftsfelder gemäß Abbildung 27. In Zukunftsfeldern der Gruppe A weist die deutsche Industrie das größte Potenzial auf, in Zukunftsfeldern der Gruppe F das geringste Potenzial. Die grau schattierten globalen Wachstumsbereiche sind Leitmärkte der deutschen Industrie. Prognos 2015.

Zu beachten ist, dass einige Technologien und Wachstumsberei-che einen Querschnittscharakter aufweisen. Aufgrund der zuneh-menden Digitalisierung kommt dem globalen Wachstumsbereich Digitales Datenmanagement und den zugehörigen Technologien zukünftig eine erhebliche Bedeutung für fast alle Wachstumsberei-che zu. Dies könnte sich perspektivisch für die deutsWachstumsberei-che Industrie – da die deutschen Anbieter auf dem Gebiet der digitalen Techno-logien eher schwach aufgestellt sind – hinsichtlich der Zukunftsfä-higkeit ihrer eigentlichen Leitmärkte negativ auswirken. Beispiels-weise stellt das Themenfeld Mobilität und Logistik gemäß der durchgeführten Bewertung einen Leitmarkt der deutschen Industrie dar. Allerdings ist zu beachten, dass Technologien zur Sammlung, Speicherung und Auswertung großer Datenmengen aus Fahrzeu-gen vermutlich zunehmend an Bedeutung gewinnen werden. Kom-munikation zwischen verschiedenen Bauteilen innerhalb des Fahr-zeugs (beispielsweise Sensoren zur Umgebungserfassung und dem Bremssystem) sowie zwischen Fahrzeug und zentralen Steu-erungssystemen (wie etwa Verkehrsleitsystemen) werden zentrale Elemente des Fahrzeugbaus sein. Ohne entsprechende Datenma-nagement- und Kommunikationssysteme und Innovationen in den entsprechenden Technologien besteht für die deutsche Automobil-industrie im Extremfall die Gefahr, zur „verlängerten Werkbank“ in-ternationaler Datenmanagement- und Kommunikationstechnolo-gieunternehmen degradiert zu werden. Ähnliche Szenarien sind für eine Reihe von Branchen der deutschen Industrie denkbar (ein entsprechendes Szenario ist für den Maschinenbau und die Phar-mazeutische Industrie in Abschnitt 4.3 beschrieben).