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Weltwirtschaftliche Entwicklung

Das aggregierte Bruttoinlandsprodukt der im Modell betrachteten Länder wächst zwischen 2013 und 2030 im Durchschnitt mit 2,5 % p.a., während es in der Periode 1995 bis 2007 noch 3,0 % p.a. wa-ren. In den Schwellenländern fällt der Wachstumsrückgang gegen-über der Vorperiode stärker aus als in den Industrieländern. Diese Annäherung der Wachstumsdynamik der Industrie- und Schwel-lenländern liegt an der zunehmenden Konvergenz des Wohl-standsniveaus zwischen beiden Gruppen. Mit zunehmendem Wohlstand schwächt sich die Wachstumsdynamik ab. Die in unse-rem Modell betrachteten Schwellenländer wachsen bis 2030 mit durchschnittlich 4,3 % p.a., die Industrieländer legen im selben Zeitraum im Durchschnitt um 1,7 % p.a. zu. Während sich bei den Schwellenländern im Zuge des fortlaufenden wirtschaftlichen Auf-holprozesses die Dynamik im Zeitverlauf abschwächt, verstärkt sie sich bei den Industrieländern mit dem Überwinden der Schulden-problematik und der Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit in den 2020er Jahren. Insgesamt werden die Industrieländer trotz der stabilen Wachstumsentwicklung zwischen 2013 und 2030 für die Dynamik der Weltwirtschaft eine immer geringere Rolle spielen (Tabelle 2).

Tabelle 2: Bruttoinlandsprodukt und Veränderung, 2000 bis 2030, ausgewählte Länder

Die Gruppe „Alle Länder“ umfasst die 42 Länder des Prognosemodells (vgl. Box 2). Eigene Berechnungen Prog-nos 2015.

Ein wesentlicher Grund für divergierende Wachstumsgeschwindig-keiten zwischen Industrie- und Schwellenländern und für den zu-nehmenden Bedeutungsverlust der Industrieländer sind die Unter-schiede in der Bevölkerungsentwicklung. Eine expandierende Be-völkerungsentwicklung wirkt sich gleich mehrfach positiv auf die langfristigen Wachstumsperspektiven aus. Bevölkerungswachstum bedeutet für sich genommen ein wachsendes Arbeitskräfteangebot und damit ein größeres Produktionspotenzial. Die Verfügbarkeit von Arbeitskräften reduziert – zumindest vorübergehend – zudem den Lohnkosten- und den Preisdruck. Dies verbessert die relative internationale Wettbewerbsfähigkeit der im Inland produzierenden Unternehmen und begünstigt das Exportwachstum. Zudem kann eine günstige Bevölkerungsentwicklung die Sozialversicherungen – je nach System – entlasten. Ein Bevölkerungswachstum mit zu-nehmender Alterung kann sich dabei allerdings ungünstig auswir-ken.

Branche

Alle Länder... 44.095 60.966 64.016 71.751 81.050 93.043 Industrieländer... 36.363 44.045 45.462 48.801 52.816 58.196 Schwellenländer... 7.731 16.921 18.554 22.950 28.234 34.846

Europäische Union... 14.616 17.015 17.462 18.628 20.125 22.138

Eurozone... 11.164 12.595 12.839 13.616 14.717 16.186

Vereinigte Staaten... 9.581 11.985 12.533 13.952 15.421 17.164

Japan... 3.838 4.247 4.247 4.064 3.967 4.107 China... 1.655 5.682 6.541 8.687 11.202 14.237

Deutschland... 2.355 2.682 2.769 2.978 3.170 3.362

Alle Länder... 2,5% 2,5% 2,3% 2,5% 2,8% 2,5%

Industrieländer... 1,5% 1,6% 1,4% 1,6% 2,0% 1,7%

Schwellenländer... 6,2% 4,7% 4,3% 4,2% 4,3% 4,3%

Europäische Union... 1,2% 1,3% 1,3% 1,6% 1,9% 1,6%

Eurozone... 0,9% 1,0% 1,2% 1,6% 1,9% 1,5%

Vereinigte Staaten... 1,7% 2,3% 2,2% 2,0% 2,2% 2,1%

Japan... 0,8% 0,0% -0,9% -0,5% 0,7% -0,2%

China... 10,0% 7,3% 5,8% 5,2% 4,9% 5,6%

Deutschland... 1,0% 1,6% 1,5% 1,3% 1,2% 1,3%

Wachstumsrate des Bruttoinlandsproduk ts, ausgewählte Perioden, in % p.a.

00-13 13-15 15-20 20-25 25-30 13-30

2030 Niveau des Bruttoinlandsproduk ts, 2000 bis 2030, in Mrd. € (Basisjahr 2010)

2000 2013 2015 2020 2025

Der Einfluss einer günstigen Bevölkerungsentwicklung zeigt sich am Beispiel der Vereinigten Staaten. Die USA weisen bis 2030 hö-here Wachstumsraten des Bruttoinlandsprodukts auf als die Euro-päische Union. Für das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner liegen die Wachstumsraten allerdings gleichauf (1,5 % p.a.). Gegenüber den Vereinigten Staaten fehlen der Europäischen Union demnach die ausgeprägten Wachstumsimpulse einer stark expandierenden Bevölkerung.

Mittelfristig zeigt sich das europäische Wachstum durch die Kon-solidierungsbemühungen in vielen Ländern noch deutlich ge-dämpft. So wird die Europäische Union insgesamt im Zeitraum 2013 bis 2020 nur um durchschnittlich 1,3 % p.a. wachsen. Erst danach wird sich die Dynamik wieder leicht beschleunigen, und die europäische Wirtschaft wird zwischen 2020 und 2030 Wachstums-raten von durchschnittlich 1,7 % p.a. aufweisen. Dabei zeichnen sich auch die Wachstumsaussichten innerhalb der Europäischen Union nach wie vor durch Divergenzen aus. Die Länder Mittel- und Osteuropas werden sich vergleichsweise dynamisch entwickeln.

Zum Teil werden die sogenannten Krisenländer des Euro-Raums mittelfristig mit den Folgen der hohen Staatsverschuldung, ihrer aktuellen Wettbewerbsschwäche und den zu bewältigenden Refor-men zu kämpfen haben. Insbesondere in Griechenland, aber auch in Italien und Portugal wird die wirtschaftliche Dynamik bis 2020 gering sein.

Trotz der weiterhin starken Position der Vereinigten Staaten wird die Gruppe der Industrieländer insgesamt an Bedeutung verlieren.

Mittel- und langfristig erwirtschaften die asiatischen Länder über die Hälfte der zusätzlichen globalen Produktion. Allein durch die Volksrepublik China werden dabei zwischen 2013 und 2030 jähr-lich rund 27 % und damit mehr als ein Viertel des zusätzjähr-lichen weltweiten Bruttoinlandsprodukts entstehen. Infolge des rasanten Wachstums der vergangenen Jahre ist China zur zweitgrößten Volkswirtschaft aufgestiegen. Auf mittlere und lange Sicht gelingt es China jedoch nicht, das hohe Wachstumstempo der Vergan-genheit aufrechtzuhalten. Vor allem die demografischen Probleme, die ihren Ursprung in der Ein-Kind-Politik des Landes haben, wer-den langfristig direkt und indirekt das Wirtschaftswachstum dämp-fen. Daneben wird sich das stark exportgetriebene chinesische Wachstum auch infolge von Sättigungstendenzen beim Kapazi-tätsaufbau, einer sinkenden Nachfragedynamik aus den Industrie-ländern, abnehmenden Lohnkostenvorteilen, wachsenden Umwelt-problemen und einer realen Aufwertung des Renminbi abschwä-chen. Zudem dürften auch in China Investitionen künftig stärker rentabilitätsgetrieben getätigt werden. Die langsamere Ausweitung des Kapitalstocks hemmt das Wirtschaftswachstum zusätzlich.

Divergierende Entwicklungen einzelner Länder verändern die öko-nomische Landkarte nachhaltig. Chinas Anteil am Bruttoinlands-produkt aller betrachteten 42 Länder steigt von heute 9 % auf

15 % im Jahr 2030. Damit kann China den Platz als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt behaupten. Auch Indien steigt gegen Ende des Prognosezeitraums zu den Top-4 der Wirtschaftsnatio-nen auf und verdrängt Deutschland auf Platz fünf. Auch das Ex-pansionstempo der Vereinigten Staaten reicht nicht aus, um ihren Anteil an der globalen Wirtschaftsleistung zu halten – er sinkt von 20 % auf 18 %. Die meisten Industrieländer – allen voran die Län-der Westeuropas und Japan – verlieren somit Anteile an die auf-strebenden Schwellenländer.