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Agrarstruktur

In Oberösterreich gibt es laut aktueller Agrarstrukturerhe-bung 2016 insgesamt 31.477 land- und forstwirtschaftliche Betriebe. 13.004 Betriebe (41 %) werden im Haupterwerb und 16.321 Betriebe (52 %) im Nebenerwerb geführt. Bei den übrigen 2.152 Betrieben handelt es sich um juristische Personen und Personengemeinschaften.

Die landwirtschaftlich genutzte Fläche in Oberösterreich beträgt laut Agrarstrukturerhebung rd. 510.000 ha, knapp 440.000 ha sind forstlich genutzt. Die durchschnittliche Betriebs- größe liegt bei 33,4 ha Gesamtfläche, davon 18,6 ha landwirt-schaftliche Nutzfläche, 13,9 ha Wald, Rest sonstige Flächen.

In Oberösterreich gab es 2019 rd. 23.200 INVEKOS-Betriebe, welche eine landwirtschaftliche Nutzfläche von 501.000 ha bewirtschafteten. Die durchschnittliche Nutzfläche je Betrieb lag bei 21,5 ha LN.

Landwirtschaftliche Produktion

Laut den Ergebnissen der aktuellen Vorschätzung der Landwirtschaftlichen Gesamtrechnung (LGR) sank 2019 das durchschnittliche Einkommen je Arbeitskraft gegenüber 2018 um 5,6 % nach einem Rückgang von 5,4 % im Jahr zuvor. Die landwirtschaftliche Produktion in Österreich und Oberösterreich zeigt im Zeitraum 2017 bis 2019 zunächst einen Anstieg des Faktoreinkommens 2017, der jedoch nicht

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anhielt und 2018 und 2019 wieder rückläufige Einkommen für den Bereich Landwirtschaft brachte.

Der Gesamtproduktionswert der österreichischen Land-wirtschaft betrug 2019 rd. 7,5 Mrd. Euro, davon 3,16 Mrd.

Euro pflanzliche Erzeugung und 3,6 Mrd. Euro tierische Erzeugung sowie 0,7 Mrd. Euro sonstige Dienstleistungen und Nebentätigkeiten.

In Oberösterreich stieg der Produktionswert des landwirt-schaftlichen Wirtschaftsbereichs 2019 auf 1,76 Mrd. Euro (+ 5 % zu 2018), wobei sowohl die pflanzliche Erzeugung (563 Mio. Euro) nach der Trockenheit im Jahr zuvor wie auch die tierische Produktion (1.093 Mio. Euro) zulegten.

Insbesondere die Schweinehaltung hat im 2. Halbjahr 2019 aufgrund der Entwicklung der Märkte in China (Stichwort Afrikanische Schweinpest) einen deutlichen Anstieg bei den Preisen verzeichnet.

Oberösterreich nimmt beim Gesamtwert der landwirt-schaftlichen Produktion Österreichs mit rd. 24 % den 2. Platz hinter Niederösterreich (33 %) vor der Steiermark (19 %) ein.

31 % der gesamten tierischen Wertschöpfung Österreichs wird in Oberösterreich erwirtschaftet.

Für die Pflanzenproduktion ist insbesondere die Witte-rung ein wesentlicher Faktor. Auffallend ist der Trend zu höheren Jahresdurchschnittstemperaturen, einer Zunahme von Hitzetagen und geringeren Niederschlägen bzw. einer veränderten Niederschlagsverteilung.

Die Studie „Bodenbedarf für die Ernährungssicherheit“ des BMLRT setzt sich mit der Auswirkung der klimatischen Verän-derungen und damit einhergehenden steigenden Temperaturen und sinkenden Niederschlägen auf die Ernährungssicherheit bis Ende des Jahrhunderts auseinander. Für die Regionen des SÖ- und des NÖ-Flach- und Hügellands mit ihrer dominie-renden Ackerproduktion werden aufgrund der geänderten klimatischen Verhältnisse in den nächsten 50 Jahren erhebli-che Ertragseinbußen prognostiziert, welerhebli-che die Eigenversor-gungsrate in Österreich bei Feldfrüchten erheblich senken würde.

Die Landwirtschaftskammer Oberösterreich hat in einer Studie anhand umfangreicher Niederschlags- und Temperatur-daten in den klassischen Grünlandregionen Oberösterreichs die Auswirkungen auf die Grünlandbewirtschaftung erhoben und Maßnahmen für die zukünftige Ausrichtung erarbeitet.

Eine optimale Nährstoffversorgung, trockentolerante Pflan-zenbestände, Versicherungen gegen Ertragsausfälle und die Bekämpfung von Engerlingen mit der passenden nachfolgen-den Ansaat und Folgebewirtschaftung wernachfolgen-den unter anderem als geeignete Maßnahmen angesehen.

Im Ackerbau ist schon seit vielen Jahren eine Verschie-bung der Anbauverhältnisse zum Herbstanbau erkennbar, da die Winterungen besser mit der Trockenheit im Frühjahr zurechtkommen. Für den Anbau im Frühjahr gewinnt die Anpassungsfähigkeit der Kulturen an Trockenverhältnisse an Bedeutung.

Es dominiert in Oberösterreich weiterhin das Wintergetreide mit mehr als 121.000 ha. Bei Sonderproduktionsformen wie der Saatgutvermehrung wurde die 8.000 ha-Marke erstmals überschritten. Im Zuckerrübenanbau bieten sich in Oberös-terreich aufgrund der stabileren Niederschlagsverhältnisse in Verbindung mit gut geeigneten Böden weitere Flächen-chancen, es gab nach den Rückgängen der letzten Jahre eine Ausweitung der Rübenfläche aufgrund von Neueinsteigern auf über rd. 5.300 ha im Jahr 2019 und über 6.000 ha 2020.

Weitere Zuwächse gab es bei trendigen Kulturen wie Aronia, Wal- und Haselnuss.

In der Tierhaltung setzt sich der Trend zu größeren Tierbe-ständen fort, im Vergleich zu anderen EU-Ländern liegen hier allerdings weiterhin kleine Strukturen vor. Die Anzahl der Rinder ist abnehmend und beträgt 2016 rd. 541.000 Stück.

In Oberösterreich werden rd. 160.000 Milchkühe gemolken, die Anzahl der Milch liefernden Betriebe sinkt kontinuierlich und liegt Ende 2019 bei rd. 6.600 Betrieben. Der Schweine-bestand liegt rel. konstant bei rd. 1,1 Mio. Tiere, nur mehr rd. 1.800 Betriebe haben dabei Marktrelevanz. Eine positive Entwicklung nimmt der Hühnersektor, die Nachfrage nach hel-lem Fleisch ist steigend. Der Gesamtbestand ist auf insgesamt über 3,7 Mio. Hühner angewachsen. Für einige Biobetriebe ist der Einstieg in die Hühnerhaltung eine zukunftssichere Entwicklung, die Tierbestände nehmen im Biobereich von Jahr zu Jahr zu.

Im Rahmen von INVEKOS nehmen rd. 4.500 Betriebe an der ÖPUL-Maßnahme Biologische Bewirtschaftung teil, diese Betriebe bewirtschaften eine Fläche von 89.400 ha. Insgesamt gibt es in Oberösterreich derzeit rd. 4.660 Bio-Betriebe, welche eine Fläche von rd. 92.000 ha bewirtschaften. Bio-Hochburg ist das Mühlviertel, wo sich die Hälfte aller Bio-Betriebe befindet.

1. Zusammenfassung

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Forstliche Produktion

Die Waldfläche Oberösterreichs ist steigend. Laut den ersten Ergebnissen der aktuellen Österreichischen Wald- inventur 2016/2018 gibt es in unserem Bundesland etwa 508.000 ha, das sind 42,4 % der Landesfläche oder ein Plus von rd. 10.000 ha Wald. Trockene, heiße Phasen der Witterung führten gemeinsam mit Schneebruch und Sturmereignissen zu einem sehr hohen Aufkommen von Borkenkäferholz und damit einhergehend einem deutlichen Preisverfall bei Nutz-holz. Die Schadmenge an Borkenkäferholz lag 2018 erstmals über 1,2 Mio. Festmeter, der Schadholzanfall insgesamt stieg 2019 auf über 2,6 Mio. Festmeter und machte zwei Drittel des Gesamteinschlags aus.

Zur Anpassung an den Klimawandel sind zukünftig weiterhin verstärkt die Aufforstung mit standortgerechten Baumarten und die Anlage von gesunden Mischbaum-beständen erforderlich.

Einkommensentwicklung in der Landwirtschaft 2017–2019

In Oberösterreich gibt es 394 (Österreich: 1.990) freiwillig buchführende land- und forstwirtschaftliche Betriebe, deren Aufzeichnungen für detaillierte betriebliche Auswertungen verwendet werden.

Im mehrjährigen Vergleich liegen für den Zeitraum 2017–

2019 die Einkommen der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe in Oberösterreich über den Werten von Österreich.

Im Dreijahresmittel betrugen die Einkommen je Betrieb in Oberösterreich 35.811 Euro bzw. 27.252 Euro je betriebliche Arbeitskraft bAK. Für Österreich werden auf Betriebsebene 29.045 Euro bzw. 21.862 Euro je bAK ausgewiesen.

Im Jahr 2019 betrugen die Einkünfte aus Land- und Forst-wirtschaft in Oberösterreich im Durchschnitt 35.487 Euro/

Betrieb bzw. 27.312 Euro je Arbeitskraft (Österreich: 27.966 Euro/Betrieb bzw. 21.039 Euro je bAK).

Veredelungsbetriebe weisen unter allen Betriebsformen die höchsten Einkünfte auf, 2019 waren es 57.164 Euro/

bAK, Marktfruchtbetriebe erzielten 39.708 Euro/bAK, Futter-baubetriebe 20.439 Euro/bAK.

Einkommensvergleich

Der langfristige Einkommensvergleich mit Löhnen von unselbstständig Erwerbstätigen zeigt, dass die Ein - kommen in der Land- und Forstwirtschaft im Vergleich zu den

Unselbstständigen deutlich geringer sind. Die Einkommens-schere zwischen den landwirtschaftlich Beschäftigten und Unselbstständigen hat sich in den letzten drei Jahren wieder geöffnet, im Vergleich zum durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommen je Arbeitnehmerin bzw. Arbeitnehmer besteht eine Einkommensdifferenz von rd. 1.000 Euro monatlich.

Der Einkommensabstand zu Beschäftigten in der Industrie ist noch größer.

Ausgleichszahlungen und Förderungen

Die Umstellung des Prämienmodells im Rahmen der GAP wurde 2019 abgeschlossen, für Österreich gibt es eine einheitliche Prämienhöhe je Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche von rd. 293 Euro. In Oberösterreich gab es 2019 rd. 23.200 INVEKOS-Betriebe, welche einen sogenannten Mehrfachantrag für Ausgleichszahlungen stellten. Es wurden etwa 145 Mio. Euro an Direktzahlungen und 76 Mio. Euro an ÖPUL-Zahlungen geleistet.

Zur Unterstützung der Bergbauern wurde als Abgeltung für erschwerte Wirtschaftsverhältnisse im Jahr 2019 eine Ausgleichszulage in der Höhe von insgesamt 38 Mio. Euro ausbezahlt, darin ist die sogenannte Top-up-Zahlung des Landes in der Höhe von 4,17 Mio. Euro enthalten, welche Oberösterreich zusätzlich aus reinen Landesmitteln gewährt.

Die einzelbetriebliche Investitionsförderung hat aufgrund der intensiven Bewirtschaftungsformen der oberösterrei-chischen Landwirtschaft in der tierischen Veredelung und Milchproduktion mit einem entsprechenden Kapitalbedarf eine hohe Bedeutung. In der laufenden Periode 2014–2020 wurden bereits mehr als 14.500 Ansuchen für einzelbe-triebliche Investitionen gestellt, mit einem Förderbetrag von 186 Mio. Euro, davon wurden knapp 130 Mio. Euro bereits ausbezahlt.

Im Rahmen der Existenzgründungsbeihilfe für Jungland-wirte wurden im Zeitraum 2017–2019 1.125 Anträge gestellt, mit einem bewilligten Förderbetrag von 19,9 Mio. Euro.

Dienstleistung, Diversifikation und Konsumenteninformation

In einer Studie der Hochschule für Agrar- und Umwelt-pädagogik zur Diversifizierung auf land- und forstwirtschaft-lichen Betrieben wurde die wirtschaftliche Bedeutung der Diversifizierung für das betriebliche Einkommen auf bäu-erlichen Betrieben erhoben. Die mit Abstand wichtigsten

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Betriebszweige sind die Direktvermarktung, MR-Tätigkeiten und Urlaub am Bauernhof.

Berechnungen im Rahmen der Landwirtschaftlichen Gesamtrechnung ergeben für den Sektor Landwirtschaft 2019 zusätzliche Einnahmen aus landwirtschaftlichen Dienst-leistungen sowie aus Nebentätigkeiten in der Höhe von rd. 110 Mio. Euro.

Eine zunehmende Anzahl an land- und forstwirtschaft-lichen Betrieben beschäftigt sich mit der klassischen Verede-lung ihrer landwirtschaftlichen Produkte im Rahmen der bäuerlichen Direktvermarktung. Knapp 2.200 Betriebe in Oberösterreich erwirtschaften aus der Direktvermarktung ein zusätzliches Einkommen. Das steigende Interesse der Konsumentinnen und Konsumenten an der handwerkli-chen Herstellung der Lebensmittel, an der Regionalität und Herkunft bietet diesem Produktionszweig zunehmende Chancen. Die wichtigste Vermarktungsschiene ist nach wie vor der Ab-Hof-Verkauf gefolgt von der Zustellung. Eine zunehmende Bedeutung erlangen sogenannte digitale Markt-plätze wie z.B. FoodCoops, wo landwirtschaftliche Betriebe ihre Produkte anbieten und Konsumentinnen und Konsu-menten die gewünschten Waren bestellen können. In Zeiten des Lockdowns von Corona haben Kundinnen und Kunden diese Art des Einkaufs vermehrt nachgefragt. Die wichtigs-ten Produkte sind Fleisch, alkoholische Getränke, Eier und Milchprodukte.

Die Nächtigung auf bäuerlichen Betrieben erfreut sich hoher Beliebtheit, knapp 800 Betriebe bieten Vermietung an, rd. 330 Mitgliedsbetriebe mit über 3.200 Betten sind unter Urlaub am Bauernhof zusammengeschlossen. Das Internet ist das wichtigste Werbemedium für Urlaub am Bauernhof.

Die Bäuerinnen sind das Bindeglied zwischen den land-wirtschaftlichen Betrieben und den Konsumentinnen und Konsumenten. Speziell ausgebildete Seminarbäuerinnen sind wichtige Multiplikatoren, wenn es um die Vermittlung bäuerlichen Wissens zu regionalen und saisonalen Lebens-mitteln für Kinder, in Schulen und für Konsumentinnen und Konsumenten geht. 2019 besuchten erstmals mehr als 13.000 Personen die Kochseminare, welche von den Seminar-bäuerinnen angeboten werden.

„Schule am Bauernhof“ ist seit mehr als 20 Jahren eine erfolgreiche Einkommensalternative und bietet Kindern und Jugendlichen einen interessanten Blick auf einen Bauernhof. Im Schuljahr 2018/2019 wurden die derzeit 1. Zusammenfassung

rd. 130 aktiven Betriebe von mehr als 18.000 Kindern besucht und Landwirtschaft in der Praxis und das Erlebnis Bauernhof vermittelt.

Die oberösterreichischen Waldpädagoginnen und Wald-pädagogen leisten einen wichtigen Beitrag für die forstliche Öffentlichkeitsarbeit. Die Kinder erforschen bei ihren meist halbtägigen Ausgängen das Ökosystem Wald „mit allen Sinnen“, wobei die Waldbewirtschaftung einen Schwer-punkt darstellt. Die Führungen finden sowohl regional im meist eigenen Wald der bäuerlichen Waldpädagoginnen und -pädagogen oder zentral bei den oberösterreichischen Waldschulen statt, mehr als 10.000 Kinder nehmen an diesen Veranstaltungen teil.

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