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4. Wirtschaftliche Lage der Land- und Forstwirtschaft

4.2 Landwirtschaftliche Gesamtrechnung 2017–2019

Ziel der Agrarpolitik ist, ein angemessenes Einkommen für die auf den Bauernhöfen wirtschaftenden Familien zu gewährleisten. Bäuerliche Einkommen sind nicht nur das Entgelt für die Erzeugung von Agrarprodukten, sondern sollen auch die Abgeltung von Leistungen für eine gesunde Umwelt, für die Gestaltung und Pflege der Kultur- und Erholungslandschaft, Aufrechterhaltung der Besiedelung, besonders in benachteiligten Gebieten bzw. Berggebieten sowie für lebendige Dörfer in einem intakten ländlichen Raum einschließen.

Da das Einkommen über das Preisniveau in der EU alleine nicht abgedeckt werden kann, werden den Land-wirten auch Direktzahlungen (1. Säule der GAP) als Flä-chenprämie (Basisprämie plus Ökologisierungsprämie =

Greening-Zahlung, 100 % EU-Mittel) und eine Leistungs-abgeltung für erbrachte ökologische Leistungen (2. Säule der gemeinsamen Agrarpolitik) im Rahmen des Österreich-ischen Programmes für Umweltleistungen = ÖPUL sowie eine Ausgleichszulage im benachteiligten Gebiet/Berggebiet angeboten.

Die Darstellung der Einkommensentwicklung in der Land- und Forstwirtschaft für die Berichtsjahre 2017 bis 2019 erfolgt auf zwei Arten:

■ Die Landwirtschaftliche Gesamtrechnung-LGR der Statistik Austria stellt auf den Wirtschaftsbereich Land-wirtschaft ab. Sie ist Teil der VolksLand-wirtschaftlichen Ge-samtrechnung-VGR, das Konzept ist allerdings an die besonderen Bedingungen des landwirtschaftlichen

Wirt-62 | Grüner Bericht 2020

Die Buchführungsdaten stellen eine primärstatistische Erhebung auf der Grundlage von Einzelbetrieben dar, während bei der LGR ein makroökonomischer Ansatz zugrunde liegt. Ein direkter Vergleich der Einkommens- ergebnisse zwischen diesen beiden Datenquellen ist nicht möglich.

schaftsbereichs angepasst. Die Konzepte und Methodik sind auf europäischer Ebene harmonisiert (Eurostat).

■ Einen detaillierten Überblick über die Einkommensent-wicklung in der bäuerlichen Landwirtschaft ermöglichen die Buchführungsergebnisse von freiwillig buchführen-den landwirtschaftlichen Betrieben.

Agrarpreisindex

Der Agrarpreisindex Einnahmen (Betriebseinnahmen mit öffentlichen Geldern) hat im Zeitraum von 2017 bis 2019 eine Seitwärtsbewegung genommen. Der Einnahmen-Index spiegelt die Preisentwicklung des aktuellen Warenkorbs an land- und forstwirtschaftlichen Produkten wider. Die Pro-duktpreise für pflanzliche Erzeugnisse sind im Berichtszeit-raum konstant geblieben, die Preise tierischer Erzeugnisse sind spürbar gestiegen, aufgrund der deutlich negativen Preisentwicklung bei forstlichen Erzeugnissen (– 10 %) liegt der Einnahmen-Index bei rd. 107 % Punkten gegenüber 2010.

4.1 Land- und forstwirtschaftliche Erzeugerpreise/

Agrarpreisindex

2015 2016 2017 2018 2019 Differenz zu Vj. in %

Pflanzliche Erzeugnisse (in Euro/1.000 kg netto)

Mahlweizen 137,19 115,46 144,57 154,07 146,25 -5,1

Futtergerste 118,03 102,27 116,03 136,88 123,15 -10,0

Körnermais 145,98 126,47 140,17 140,09 127,86 -8,7

Zuckerrüben 26,82 27,88 28,63 25,17 29,97 19,1

Ölraps 334,79 341,15 332,52 321,87 343,77 6,8

Sojabohnen 318,81 333,02 344,80 342,59 313,12 -8,6

Tierische Erzeugnisse (in Euro bzw. Cent/kg netto)

Milch (4,2 % F, 3,4 % E, in Cent) 33,78 31,24 37,27 36,94 36,89 -0,1

Jungstiere Kl. E-P 3,83 3,74 3,87 3,88 3,73 -3,9

Mastschweine Kl. S-P 1,44 1,50 1,66 1,50 1,77 18,0

Ferkel 1,90 2,10 2,49 2,05 2,57 25,4

Masthühner lebend (in Cent) 107,66 107,66 107,66 105,39 100,85 -4,3

Forstliche Erzeugnisse (in Euro/FMO netto)

Blochholz, Fi/Ta, Kl B Media 2b 92,2 89,9 90,7 88,2 76,9 -12,8

Faser-/Schleifholz, Fi/Ta 44,3 43,9 44,0 44,4 42,3 -4,7

Quelle: Statistik Austria, Juni 2020

Land- und forstwirtschaftliche Erzeugerpreise Österreich

Die Preise für betriebliche Ausgaben haben im Berichts-zeitraum deutlich zugelegt und entwickeln sich analog dem VPI. Stärker als der VPI sind im Berichtszeitraum die Bau-kosten gestiegen.

Die sogenannte Preisschere hat sich in den letzten drei Jahren wieder deutlich zu Ungunsten der Landwirtschaft geöffnet. Das bedeutet, dass die Preise für die Betriebsaus-gaben stärker gestiegen sind als die Produktpreise der land- und forstwirtschaftliche Erzeugnisse.

4. Wirtschaftliche Lage der Land- und Forstwirtschaft

Grüner Bericht 2020 | 63

4.2 Landwirtschaftliche Gesamtrechnung 2017–2019

2017: Nach stark sinkenden Werten 2014 und 2015 und einem Anstieg 2016 zeigte das Jahr 2017 einen Anstieg des Produktionswerts um knapp 6 % auf 7,3 Mrd. Euro bzw.

des Faktoreinkommens um 14 %. Der Wert der tierischen Produktion stieg dabei um 12,5 %, was maßgeblich auf die kräftigen Preisanstiege zurückzuführen ist. Die pflanzliche Produktion stieg geringfügig um 0,8 %.

In Oberösterreich war der Anstieg des landwirtschaftli-chen Produktionswerts von 10,2 % auf rd. 1,76 Mrd. Euro vor allem auf höhere Erlöse in der Milch- und Schweinepro-duktion zurückzuführen, die tierische Erzeugung machte 56 % der Gesamtwert aus.

2018: Der Produktionswert nahm 2018 gegenüber 2017 geringfügig um 1,2 % auf rd. 7,4 Mrd. Euro zu, das Faktor-einkommen sank real um – 5,4 %. Bei gestiegenem Produk-tionsvolumen (+ 2,1 %) sanken die Erzeugerpreise um 0,8 %, vor allem in der tierischen Produktion gaben die Preise nach. Die Steigerung des pflanzlichen Produktionswerts (+ 3,8 %) war maßgeblich auf die Rekordernte bei Obst und die gute Weinernte zurückzuführen. Hingegen gab es bei

0

2010 2017 2018 2019

103,3

107,9

109,7 110,7 111,7

114 118,1

Agrarpreisindex Einnahmen „Agrarindex“

Agrarpreisindex Ausgaben VPI 2010

Oberösterreich Österreich

Landwirtschaft (Erwerbseinkommen je AK-U)**

Beschäftigte in der Industrie*

Arbeitnehmer*

120 127 117

121 2007 2008 2009

2006

2005 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019

2010 2011 2007 2008 2009

2006 2005

2003 2004 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019

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Quelle: Statistik Austria, Juni 2020, ab 2016 Warenkorbgewichtung auf Basis Index 2015

Agrarpreisindex – Verbraucherpreisindex (2010 =100)

Acker- und Futterbau infolge von Hitze und Trockenheit teils beträchtliche Ertragseinbußen.

In Oberösterreich lag der Produktionswert 2018 von 1,68 Mrd. Euro um 4,3 % niedriger als 2017 geprägt von den deutlichen Einbußen in der Schweineproduktion (– 13,4 %) und einem Sinken in der Rinderproduktion. Der Wert der Milchproduktion stieg geringfügig.

2019: Der Gesamtproduktionswert der österreichischen Landwirtschaft lag 2019 bei rd. 7,5 Mrd. Euro (+ 1,6 %) gegenüber dem Vorjahr mit einem Zuwachs des Werts der tierischen Produktion von 2,6 % und einem leichten Plus von 0,7 % in der pflanzlichen Erzeugung. Die öffentlichen Gelder sanken um 1,0 %, der Wert der Vorleistungen erhöh-te sich um 3,8 % und die Abschreibungen um 3,1 %.

Laut den vorliegenden Ergebnissen setzte sich 2019 die negative Einkommensentwicklung fort und es sank das Einkommen aus landwirtschaftlicher Tätigkeit je Arbeits-kraft (gemessen als preisbereinigtes Faktoreinkommen) gegenüber 2018 um – 5,6 % nach bereits – 5,4 % im Vorjahr.

Durch den Strukturwandel bedingt nahm auch die Anzahl der Arbeitskräfte insgesamt um 1,0 % ab.

Pflanzliche Produktion: Der Anteil der pflanzlichen Pro-duktion am GesamtproPro-duktionswert machte rd. 42 % aus.

In der pflanzlichen Produktion war vor allem ein sehr

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Rinderproduktion (– 3,9 %) aufgrund der teils angespannten Futtersituation nach der Trockenheit im Vorjahr.

Der Produktionswert für landwirtschaftliche Dienstleis-tungen (0,3 Mrd. Euro) sowie für nicht trennbare nicht-landwirtschaftliche Nebentätigkeiten (0,5 Mrd. Euro) macht in Summe rd. 10 % des Gesamtwerts aus und blieb etwa unverändert gegenüber 2018.

In Oberösterreich betrug der Produktionswert der land-wirtschaftlichen Erzeugung 2019 rd. 1,76 Mrd. Euro (+ 5 % zu 2018), wobei die pflanzliche Erzeugung 563 Mio. Euro und die tierische Erzeugung 1.090 Mio Euro ausmachten.

Innerhalb der Pflanzenproduktion gab es leichte Anstiege starker Rückgang im Obstbau nach der Rekordernte im

Vorjahr und ein deutliches Sinken bei Wein zu verzeichnen, Getreide, Kartoffel und Gemüse legten zu.

Tierische Produktion: Der Anteil der tierischen Produk-tion am Gesamtwert betrug rd. 48 %. Ihr Anstieg war be-dingt durch den kräftigen Zuwachs der Schweineprodukti-on (+ 18 %), welche im Umfang und insbesSchweineprodukti-ondere bei den Preisen zulegte. Ausgelöst wurde diese Entwicklung durch die rege internationale Nachfrage nach Schweinefleisch in China durch Produktionsausfälle wegen der Afrikanischen Schweinepest. Rückläufig war der Wert der Milchproduk-tion (– 1,0 %) in Oberösterreich, 2019 nahm das Erzeugungs-volumen erstmals leicht ab. Stärker sank der Wert der

Produktionswert des landwirtschaftlichen Wirtschaftsbereichs zu Herstellungs- preisen, Österreich und Oberösterreich 2017–2019; in Mio. Euro

Quelle: LBG, Statistik Austria, LGR

Österreich Oberösterreich

2017 2018 2019 2017 2018 2019

Getreide 754,1 776,5 800,3 197,8 198,6 202,6

Ölsaaten und Ölfrüchte (einschl. Saatgut) 173,5 170,4 193,3 33,3 29,9 30,9

Sojabohnen 77,3 73,3 84,9 18,3 15,7 16,4

Zuckerrüben 85,5 54,1 59,2 13,9 10,7 13,7

Futterpflanzen 483,0 479,7 499,8 132,0 119,1 138,1

Gemüse- und Gartenbau 653,7 680,3 729,9 127,4 119,2 128,3

Kartoffel 89,6 85,6 112,9 6,3 5,4 6,7

Obst 244,0 304,1 231,5 32,8 40,4 36,2

Wein 543,3 570,1 518,4 0,3 0,4 0,4

Pflanzliche Erzeugung 3.053,0 3.146,7 3.169,4 551,8 530,7 563,3

Rinder 865,9 843,4 810,5 257,5 247,4 235,8

Schweine 797,9 722,0 850,4 317,3 275,1 329,4

Geflügel 202,7 204,9 202,4 47,3 48,1 47,4

Milch 272,6 284,6 286,5 407,7 417,4 414,2

Eier 1.339,2 1.368,8 1.355,8 43,9 45,6 46,5

Tierische Erzeugung 3.582,5 3.507,7 3.598,4 1.096,9 1.052,4 1.093,0

Erzeugung landw. Dienstleistungen 252,3 271,1 263,0 71,1 68,9 74,1

Nichtlandw. Nebentätigkeiten 414,7 438,8 451,8 34,6 27,6 36,6

Produktionswert zu Herstellungskosten 7.302,6 7.364,3 7.482,6 1.754,4 1.679,6 1.766,9

Vorleistungen insgesamt 4.076,0 4.240,8 4.402,6

Bruttowertschöpfung 3.226,6 3.123,5 3.079,9

Abschreibungen 1.755,3 1.803,8 1.860,3

Nettowertschöpfung 1.471,3 1.319,7 1.219,6

sonstige Produktionsabgaben 143,9 158,5 174,3

sonstige Subventionen 1.440,5 1.472,1 1.457,6

Faktoreinkommen 2.767,9 2.633,3 2.502,9

4. Wirtschaftliche Lage der Land- und Forstwirtschaft

Grüner Bericht 2020 | 65

in der Getreide- und Ölsaatenproduktion sowie im Gemüse-bau. Deutliche Veränderungen zeigten sich in der tierischen Produktion, die Schweineproduktion mit einem Anstieg von knapp + 20 % auf 329 Mio. zeigte einen Höchstwert. Der Wert der Milchproduktion sank geringfügig auf 414 Mio.

Euro.

Die tierische Produktion trug 2019 in Oberösterreich rd. 62 % zum Gesamtwert der landwirtschaftlichen Er-zeugung bei, von der pflanzlichen Produktion stammten rd. 32 %, auf landwirtschaftliche Dienstleistungen und nichttrennbare Nebentätigkeiten fielen rd. 6 % der Wirt-schaftsleistung.

Drei Viertel der gesamten landwirtschaftlichen Produk-tion Österreichs wird in den Bundesländern Niederöster-reich, Oberösterreich und Steiermark erwirtschaftet. Ober-österreich nahm 2019 mit 24 % den 2. Platz hinter Nieder-österreich (33 %) vor der Steiermark (19 %) ein. Rd. 30 % der gesamten tierischen Wertschöpfung Österreichs werden in Oberösterreich erwirtschaftet, der Anteil an der pflanz-lichen Produktion betrug rd. 18 %.