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102 | Grüner Bericht 2020
Repräsentationen von Frauen in den Vollversammlungen der Landwirtschaftskammern
Der Frauenanteil in der Vollversammlung in Oberösterreich lag 2016 bei 26 %, 2018 stieg er auf 29 %. Ziel der Bäuerin-nen ist es, dass die Charta von vielen landwirtschaftlichen Organisationen und Verbänden unterschrieben wird und dadurch die Partnerschaftlichkeit, die auf den Höfen in der Bewirtschaftung gelebt wird, auch in der Interessenvertretung umgesetzt wird.
Ein Werkzeug in der Motivation und zur Unterstützung von mehr Frauen in agrarischen Organisationen ist der Zertifikatslehrgang für professionelle Vertretungsarbeit im ländlichen Raum, der seit 2009 jährlich angeboten wird.
Aus- und Weiterbildung für Bäuerinnen
Bäuerinnen nehmen sehr aktiv in allen Produktions-sparten die Bildungsangebote wahr, doch zur Stärkung der Unternehmerinnenkompetenz werden auch spezielle Veran-tung von Unternehmen im finanziellen und
organisatori-schen Bereich ist mit wissenschaftlichen Studien belegt.
Ein Frauenanteil in agrarischen und politischen Gremien von mindestens 30 % ist das Ziel. Es ist eine Aufgabe der Führung, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass dies gelingt.
Weitere Handlungsfelder sind beispielsweise eine famili-enfreundliche Sitzungskultur und ein Bewusstsein darüber, dass die Auswirkungen und Ergebnisse von bestimmten Handlungsweisen und Strukturen für Frauen und Männer unterschiedlich sein können. Die Notwendigkeit der part-nerschaftlichen Aufteilung von Familienarbeit ist ebenso Teil, wie auch die Forderung, dass persönliche Fähigkeiten bei Aufgabenverteilungen im Vordergrund stehen und nicht traditionelle Rollenzuschreibungen. Ein Monitoring der Charta zu den Umsetzungen von Zielen und Handlungsweisen erfolgt bundesländerweise alle drei Jahre.
8. Bäuerinnen
Landwirtschaftliche Betriebe in Oberösterreich 2019 nach Bewirtschafterform
Quelle: LK OÖ
Ehegemeinschaft Frau – Bäuerin Mann – Bauer Sonstige Ehegemeinschaft Frau - Bäuerin Mann - Bauer Sonstige Summe OÖ
BBK Braunau BBK Eferding BBK Freistadt BBK Gmunden BBK Grieskirchen BBK Kirchdorf BBK Linz BBK Perg BBK Ried BBK Rohrbach BBK Schärding BBK Steyr BBK Urfahr BBK Vöcklabruck BBK Wels
19 % 27 % 46 % 9 %
18 % 29 % 46 % 7 %
14 % 28 % 49 % 9 %
19 % 26 % 45 % 11 %
17 % 30 % 43 % 11 %
16 % 26 % 45 % 14 %
22 % 26 % 45 % 7 %
12 % 26 % 55 % 8 %
24 % 27 % 42 % 8 %
18 % 29 % 45 % 9 %
20 % 24 % 45 % 12 %
18 % 26 % 45 % 11 %
24 % 28 % 43 % 4 %
17 % 25 % 48 % 10 %
19 % 31 % 44 % 7 %
17 % 23 % 52 % 8 %
0 20 40 60 80 100%
Grüner Bericht 2020 | 103 staltungsformate wie der unternehmerische Bäuerinnen- und
Bauerntreff mit seinen jährlichen Schwerpunkten angeboten.
Schwerpunktthemen waren
■ 2017: Wie denkt unser wichtigster Kunde – die Konsumentin, der Konsument?
■ 2018: Arbeiten mag ich – Erfolg liebe ich
■ 2019: Klimawandel und seine Herausforderungen für die Landwirtschaft
Die Bewerbung der Meisterinnen- und Meisterausbildung in den Fachbereichen Landwirtschaft und bäuerliches Betriebs- und Haushaltsmanagement ist aus Sicht der Bäuerinnen sehr zentral, weil rund ein Viertel der Frauen auf den Höfen nicht aus der Landwirtschaft stammt und daher die fachliche Ausbil-dung für eine partnerschaftliche Betriebsführung von besonde-rer Bedeutung ist. Alle zwei Jahre wird der Wettbewerb „Die bäuerliche Unternehmerin in Oberösterreich“ durchgeführt.
Er ist einzigartig in Österreich und alle Teilnehmerinnen einschließlich der Siegerinnen zeigen die Innovationskraft der Frauen auf den Höfen. Beispielsweise waren es Bäuerinnen, die das erste österreichische Popcorn auf den Markt brachten.
Auch der europaweit erste Bio entenelternbetrieb wurde von einer Bäuerin umgesetzt. Darüber hinaus kann durch diesen Wettbewerb ein modernes und reales Bild der Bäuerinnen präsentiert werden.
Ein weiterer Schwerpunkt für Bäuerinnen in Bildung und Beratung ist Lebensqualität am Bauernhof, ein österreichweites Projekt der Arbeitsgemeinschaft der Bäuerinnen, das sowohl Vorsorgethemen als auch Krisenangebote beinhaltet, wie das österreichweite bäuerliche Sorgentelefon. Das Zusammen-leben und Arbeiten von drei Generationen am Hof ist eine Herausforderung und dazu braucht es vielfältige Angebote, die dabei unterstützen.
Dialog mit der Gesellschaft
Jährlich zum Weltlandfrauentag und Welternährungstag im Oktober kommen Bäuerinnen in die ersten Klassen von Volksschulen und stellen sehr kindgerecht den Beruf der Bäuerin und ein Lebensmittel vor. Dadurch können „Schule am Bauernhof“ und Schulworkshops beworben werden, bei-spielsweise die Geschmacksschule rund um saisonales Gemüse 8. Bäuerinnen
Repräsentation von Frauen in den Vollversammlungen der Landwirtschaftskammern
2009 2016 2019
Ehegemeinschaft Frau - Bäuerin Mann - Bauer Sonstige BBK Freistadt
Österreich Burgenland Kärnten
Niederöster-reich
Oberöster-reich Salzburg Steiermark Tirol Vorarlberg Wien
15 % 19 % 14 % 15 % 23 % 14 % 7 % 8 % 21 % 13 %
18 % 22 % 22 % 15 % 26 % 21 % 10 % 17 % 11 % 17 %
21 % 34 % 19 % 18 % 29 % 21 % 12 % 17 % 11 % 30 %
Quelle: LK Ö
Angaben in Prozent
104 | Grüner Bericht 2020
oder der Milchlehrpfad. Ausgebildete Seminarbäuerinnen mit ihren vielfältigen Angeboten, wie Kinderkochkurse, Koch-seminare, Schulworkshops oder Infostände bei Messen und Veranstaltungen haben direkten Kontakt zu Konsumentinnen und Konsumenten und sind dadurch Botschafterinnen für den Wert und die Vorteile von regionalen und saisonalen Lebensmitteln.
Bewusstsein schaffen –
„Ernährungs- und Verbraucherbildung“
Der Wertewandel in der Gesellschaft zeigt sich auch an den Veränderungen im Ernährungs- und Konsumverhalten.
Heute ist die Lebensmittelauswahl so groß und so vielfältig wie nie zuvor. Angesichts der Fülle an Produktinformationen und einer zunehmenden Überforderung vieler Menschen in Ernährungsfragen fordert Österreichs Bäuerinnenorganisation die Ausweitung des Regelschulfachs „Ernährung und Haus-halt“ in den Neuen Mittelschulen und dessen Verankerung in allen Schultypen. Mit einer Onlineumfrage „Damit unsere Kinder später nicht Äpfel mit Birnen vergleichen“ wird auch die Meinung der Öffentlichkeit zu dieser Thematik einbezogen, sie läuft insgesamt ein Jahr.
8. Bäuerinnen
Grüner Bericht 2020 | 105
Bildungsdrehscheiben im ländlichen Raum
Die Landwirtschaftlichen Berufs- und Fachschulen in Oberösterreich vermitteln als berufsbildende mittlere Schulen landwirtschaftliche Fachkenntnisse auf dem neuesten Stand und in kompetenzorientierter Unterrichts- form. Sie befähigen damit zur selbstständigen und un-selbstständigen Erwerbstätigkeit. Die Landwirtschaftlichen Schulen sind eine hervorragende Basis für alle, die einen landwirtschaftlichen Beruf erlernen wollen, die zukünftige
9.1 Das Landwirtschaft- liche Schulwesen
Die landwirtschaftlichen Fachschulen sind berufsbildende mittlere Schulen und wirken auch als Bildungsdrehscheiben im ländlichen Raum. An 15 Standorten wird diese land-wirtschaftliche Ausbildung in 4 Fachrichtungen angeboten und von 2.934 Schülerinnen und Schülern besucht. Die Berufsschulen werden von jährlich ca. 60 Schülerinnen und Schülern besucht.