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3. Faktoren, die den Spracherwerb beeinflussen

10.2 Hypothesen prüfende Analysen

10.2.8 Zusammenfassung

168 Im folgenden Abschnitt werden die Ergebnisse zur Überprüfung der Hypothesen hinsichtlich der langfristigen Wirkung der Intervention auf die sprachlichen und kognitiven Leistungen der Kinder noch einmal zusammengefasst.

169 bestehen in der Erzählkompetenz, die die ErzähIinitiative und Flüssigkeit des Sprechens misst, mit einer Effektstärke von f²= ,004 nicht. In der Aufgabenbewältigung zeigt sich eine leichte Tendenz zu Unterschieden, die mit einer Effektstärke von f² = ,006 nicht die von Cohen (1988) vorgeschlagene Grenze von f² = ,01 erreicht, um als kleiner Effekt betrachtet werden zu können. Berechnete Mittelwertunterschiede zwischen Kontroll- und Interventionsgruppe für Kinder der beiden Substichproben verdeutlichen, dass sich in Grammatik und Wortschatz Kinder mit doppeltem Migrationshintergrund innerhalb der Interventionsgruppe weiter entwickelt haben als in der Kontrollgruppe, Kinder von deutschen Müttern aber in der Kontrollgruppe einen schnelleren Zuwachs in der Sprachentwicklung haben als in der Interventionsgruppe (s. Abbildung 4 und 5).

Eine zentrale Frage der vorliegenden Studie in Bezug auf die Veränderungen der Kinder von Pre bis Follow-up ist, ob die Entwicklung der Kinder in Kontroll- und Interventionsgruppe in den einzelnen Altersstufen gleich verlaufen ist oder ob Unterschiede in der Effektivität der Intervention in Abhängigkeit vom Alter der Kinder während der Interventionserfahrung bestehen. Um diese Frage beantworten zu können, wurden Regressionsanalysen, für die drei Altersgruppen separat durchgeführt und die Ergebnisse auf der Basis von Effektstärken der Prädiktoren miteinander verglichen.

Auch innerhalb der Altersgruppen kann in allen gemessenen Bereichen der sprachlichen Entwicklung langfristig kein signifikanter Effekt der Intervention nachgewiesen werden. In der Grammatik zeigt die Effektstärke des Prädiktors Intervention allerdings, dass ein kleiner positiver Effekt der Intervention bei den Einjährigen besteht (s. Tabelle 14). Auch in der Wortschatzentwicklung zeigt sich ein moderater Effekt des Prädiktors Intervention bei den Einjährigen – allerdings muss angemerkt werden, dass das Regressionsmodell knapp das Signifikanzniveau von 5% verfehlt (s. Tabelle 15). Bei der Aufgabenbewältigung zeigt sich bei den Zweijährigen ein kleiner positiver Effekt der Intervention; das Modell der Einjährigen ist nicht signifikant. Bei den Dreijährigen zeigt sich in der Grammatik kein Effekt der Intervention. In den Bereichen Wortschatz und Pragmatik aber belegen die Effektstärken kleine Entwicklungsvorsprünge der Dreijährigen in der Kontrollgruppe denen in der Interventionsgruppe gegenüber.

In Bezug auf die Frage, ob die Intervention für alle Altersgruppen gleich effektiv war oder ob Unterschiede in der Wirkung der Intervention in Abhängigkeit des Alters bei Durchführung der Intervention bestehen, ist folgendes zu beobachten: In der Grammatik nimmt die Wirkung der Intervention mit zunehmendem Alter der Kinder kontinuierlich ab. Da beim Wortschatz die Regressionsmodelle für die Ein- und Zweijährigen nicht signifikant sind, kann in diesem Bereich keine gesicherte Aussage über Unterschiede in der Wirkung der Intervention in Abhängigkeit des Alters der Durchführung der Intervention gemacht werden. Tendenziell zeigt sich auch hier eine Abnahme der Interventionswirkung. Gleiches ist auch bei der Aufgabenbewältigung der Fall,

170 allerdings erreicht in diesem Bereich das Regressionsmodell der Einfjährigen nicht das Signifikanzniveau.

Auch innerhalb der einzelnen Altersgruppen unterscheiden sich die Kinder in ihrem Entwicklungstempo abhängig davon, ob sie in Familien mit doppeltem Migrationshintergrund oder mit einer deutschen Mutter aufwachsen, wobei Kinder deutscher Herkunft bzw. mit deutschen Müttern den schnelleren Kompetenzzuwachs haben. Die Unterschiede zwischen den beiden Substichproben sind vor allem im Bereich der Grammatik in allen Altersgruppen hoch, wenn auch eine deutliche Abnahme der Unterschiede von f² =,43 zu f² = ,10 von der Altersgruppe der ursprünglich Zweijährigen - zu den Dreijährigen zu beobachten ist. In Bezug auf den Wortschatz allerdings bestehen zwar ebenfalls Unterschiede zwischen den Substichproben, die Effektstärke ist aber bei den Einjährigen klein und bei den Dreijährigen groß.98

In der grammatikalischen Entwicklung zeigt sich nur bei den Einjährigen eine signifikante Interaktion von Intervention und ethnischer Herkunft der Kinder. Während Einjährige mit doppeltem Migrationshintergrund von der Intervention profitieren, zeigen Einjährige mit deutschen Müttern in der Kontrollgruppe eine schnellere Grammatikentwicklung über Zeit (s. Tabelle 14 und Abbildung 8). Bei der Wortschatz- und der pragmatischen Entwicklung muss wiederum beachtet werden, dass nicht alle gerechneten Regressionsmodelle der einzelnen Altersgruppen signifikant sind.

Auch in Bezug auf die kognitive Entwicklung der Kinder über Zeit zeigen sich in den Regressionsanalysen - auch nach zusätzlicher Aufnahme der Variable Geschlecht als Kovariate – Unterschiede zwischen den beiden Substichproben, wobei Kinder mit deutschen Müttern höhere Werte erreichen. Die Unterschiede sind in Kognition mit einer Effektstärke von f² = ,015 klein und damit deutlich geringer als in der Grammatik. Ein signifikanter Effekt des Prädiktors Intervention konnte auch in Kognition nicht ermittelt werden. Die errechnete Effektstärke des Prädiktors von f² = ,014 deutet allerdings daraufhin, dass Unterschiede in der Entwicklung über Zeit abhängig von der Zugehörigkeit zur Intervention- oder Kontrollgruppe bestehen: Kinder der Kontrollgruppe entwickeln sich leicht weiter über Zeit als Kinder der Interventionsgruppe. Betrachtet man allerdings die kognitive Entwicklung der Kinder über Zeit in Kontroll- und Interventionsgruppe der beiden Substichproben separat, zeigen sich leichte Unterschiede in der kognitiven Entwicklung innerhalb der beiden Gruppen zwischen Kindern mit deutschen Müttern und Kindern mit doppeltem Migrationshintergrund. Während sich in der Kontrollgruppe Kinder mit deutschen Müttern kognitiv weiter entwickelt haben als in der Interventionsgruppe, bestehen für Kinder mit doppeltem Migrationshintergrund keine Unterschiede in ihrer kognitiven Entwicklung zwischen Interventions- und Kontrollgruppe. Die für die drei Altersgruppen separat durchgeführten Analysen zeigen bei Ein- und Zweijährigen kleine Unterschiede zwischen den Substichproben über Zeit, bei Dreijährigen moderate. Während bei den Einjährigen Kinder mit doppeltem Migrationshintergrund einen

98Bei den Zweijährigen ist das gesamte Regressionsmodell nicht signifikant.

171 schnelleren Zuwachs an kognitiven Kompetenzen über Zeit haben, gilt dies bei mit Alter steigender Effektstärke bei Zwei- und Dreijährigen - allerdings für Kinder mit deutschen Müttern, während bei Kindern mit doppeltem Migrationshintergrund kein Unterschied zwischen Kontroll- und Interventionsgruppe besteht. Die Aufnahme der Interaktion von Intervention und ethnischer Herkunft in das Regressionsmodell trägt bei Ein- und Zweijährigen nicht zur Varianzaufklärung bei bzw. das Modell verfehlt das Signifikanzniveau. Bei den zum Zeitpunkt der Intervention Dreijährigen besteht eine moderate Interaktion von Intervention und ethnischer Herkunft: während bei Kindern mit doppeltem Migrationshintergrund kein Unterschied zwischen Kontroll- und Interventionsgruppe besteht, zeigen Kinder mit deutschen Müttern weit höhere Werte in der Kontroll- als n der Interventionsgruppe (s. Abbildung 14).

11 Diskussion

Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die longitudinale Wirkung eines pädagogischen Interventionsmodells zur Erhöhung des sprachlichen Anregungsniveaus und des Auftretens demokratischer Erzieherverhaltensweisen von Erziehern im Alltag der Kindertagesstätte zu evaluieren. Die Intervention basierte auf einer Erzieher-fokussierten Fortbildung, die direkt am Arbeitsplatz der Erzieher, die ein- bis dreijährige Kinder mit und ohne Migrationshintergrund in ihren Kitagruppen betreuen, durchgeführt wurde. Die Überprüfung der langfristigen Wirkung der Intervention erfolgte auf quasi-experimentellem Pre-Follow-up-Design, in dem Veränderungen der Erzieher in Sprachanregung und Erziehungsstil und Veränderungen der Kinder in ihrer sprachlichen und kognitiven Entwicklung in Kontroll- und Interventionsgruppe über Zeit verglichen wurden.

Die Ergebnisse der vorliegenden Studie werden nun in den beiden folgenden Abschnitten diskutiert.