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Mittelwerte und Mittelwertvergleiche der Erhebungen in Subgruppen

3. Faktoren, die den Spracherwerb beeinflussen

10.1 Voranalysen

10.1.5 Mittelwerte und Mittelwertvergleiche der Erhebungen in Subgruppen

Bei den 18 im Follow-up wieder beobachteten Erziehern weisen die der Kontrollgruppe sowohl im sprachlichen Anregungsniveau – mit Ausnahme der Variable Erzieher spricht – als auch im

67 Zur Identifizierung möglicher Extremwerte wurden folgende Kennwerte verwendet und Kinder als Ausreißer ausgeschlossen, wenn sie auf mindestens drei dieser fünf Kennwerte kritische Werte überschreiten: zentrierter Hebelwert, studentisierte ausgeschlossene Residuen, DFFITS und DFBETAS (Achsenabschnitt und Steigung der Regressionsgeraden). Die Kennwerte wurden anhand der Konventionen zur Identifizierung von Ausreißern in Stichproben moderater Größe ermittelt (vgl. Cohen et al., 2003).

113 Erziehungsstil – mit Ausnahme der Skala Anpassen – höhere Mittelwerte in Pre auf als Erzieher der Interventionsgruppe (vgl. Tabelle A24). Die Unterschiede zwischen den beiden Gruppen sind zwar aufgrund der geringen Stichprobengröße nicht signifikant (vgl. Tabelle A25), aber wie die berechneten Effektstärken zeigen, bestehen kleine bis hohe Differenzen. Die Unterschiede in den Mittelwerten der Erzieher beider Gruppen werden in den Hauptanalysen zur Überprüfung der Wirkung der Intervention über Zeit in der Varianzanalyse mit Messwiederholung insofern berücksichtigt, als die Veränderungen beider Gruppen von Pre zu Follow-up miteinander verglichen werden.

Die Mittelwerte der Kinder in Sprache und Kognition zu den drei Messzeitpunkten sind in Tabelle A26 für die 18 Zellen der Stichprobe berichtet. Die deskriptive Auswertung der Mittelwerte der Kinder in Kognition und Sprache in der Pre-Erhebung zeigt eine heterogene und teilweise kleine Zellenbesetzung sowie teilweise beträchtliche Unterschiede in den Mittelwerten der Kinder innerhalb der Subgruppen Altersgruppe und ethnische Herkunft. Die Anzahl der Kinder türkischer Herkunft nimmt mit steigender Altersgruppe zu, was in ähnlicher Weise, aber weniger stark ausgeprägt, auch bei den Kindern aus ethnisch gemischten Familien zu beobachten ist. Dieses Phänomen spiegelt zumindest teilweise die aktuelle Situation der Kinder in der Kindertagesbetreuung für Kinder unter drei Jahren in Deutschland wider68, da der Eintritt in öffentliche außerhäusliche Betreuungssysteme bei Kindern mit Migrationshintergrund in der Regel später erfolgt als dies bei deutschen Kindern der Fall ist (Bock-Famulla & Große-Wöhrmann, 2010).

Ein Vergleich der beobachteten Mittelwerte der Kinder mit deren Alter zum Zeitpunkt der Erhebung in den 18 Subgruppen (s. Tabelle A27) verdeutlicht, dass die Differenzen in den Mittelwerten der Kinder innerhalb der Subgruppen mit dem Alter in Beziehung stehen. Eine Altersbereinigung der in Pre beobachteten Mittelwerte für die Kinder der drei Altersgruppen mittels Kovarianzanalyse (vgl.

Tabelle A28 im Anhang) und ein Vergleich der Effektstärken (d) der Differenzen zwischen Kontroll- und Interventionsgruppe der beobachteten mit den altersbereinigten Werten zeigt, dass die Effektstärke der Differenz insgesamt, wenn auch nicht in jeder Subgruppe, abnimmt (siehe Tabelle A29). Nach der Altersbereinigung der Mittelwerte sind die Unterschiede in der Pre-Erhebung zwischen Kontroll- und Interventionsgruppe nur geringfügig in Sprache (d = ,18) und Kognition (d = ,15). Dies bedeutet, dass Kinder in beiden Gruppen, Intervention und Kontrolle, in ihrem sprachlichen und kognitiven Entwicklungsstand grundsätzlich vergleichbar sind und die beobachteten niedrigeren Mittelwerte der Kinder in der Interventionsgruppe nicht auf eine verzögerte Entwicklung zurückzuführen sind.

Mittels Kovarianzanalysen, in denen das Alter der Kinder zum Erhebungszeitpunkt kontrolliert wurde, wurde überprüft, ob sich die sprachlichen und kognitiven Kompetenzen der Kinder zu den

68 Der Anteil an Migrantenkindern unter drei Jahren in der vorliegenden Stichprobe ist allerdings deutlich höher als der Anteil in der Bundesrepublik insgesamt, da bei der Rekrutierung der Stichprobe gezielt

Kindertagesstätten mit einem höheren Prozentsatz an Migranten insgesamt und im Besonderen unter drei Jahren gesucht wurden.

114 drei Messzeitpunkten in Bezug auf Geschlecht, Intervention und ethnische Herkunft unterscheiden.

Die Ergebnisse sind in Tabelle A30 (Sprache) und A31 (Kognition) berichtet. Ein signifikanter Geschlechtsunterschied besteht nur auf den CPM, bei denen Jungen höhere Leistungen zeigen. In den Hauptanalysen wird deshalb überprüft werden, ob die höhere Leistung der Jungen auf den CPM im Zusammenhang mit der Intervention steht. Die altersbereinigten Mittelwerte der Kinder in Sprache und Kognition unterscheiden sich zu allen Messzeitpunkten signifikant in Bezug auf die ethnische Herkunft der Kinder. Auf allen Sprachmaßen zeigt sich das gleiche Muster in den Mittelwertdifferenzen: Kinder türkischer Herkunft haben die niedrigsten Werte und unterscheiden sich sowohl signifikant von Kindern deutscher als auch ethnisch gemischter Herkunft – diese wiederum unterscheiden sich nicht signifikant voneinander. Der Einfluss der ethnischen Herkunft auf die kognitiven Kompetenzen der Kinder ist moderat bis hoch und insgesamt niedriger als in der Sprache. Auch in Kognition haben Kinder deutscher Herkunft signifikant höhere Werte zu allen Messzeitpunkten als Kinder türkischer Herkunft. Während sich bei der Entwicklungstabelle nur Kinder deutscher und türkischer Herkunft voneinander signifikant unterscheiden, besteht bei den CPM auch eine deutliche Differenz zwischen Kindern deutscher und ethnisch gemischter Herkunft.

Aufgrund dieser Ergebnisse muss davon ausgegangen werden, dass es sich innerhalb der vorliegenden Stichprobe um mindestens zwei verschiedene Substichproben, nämlich Kinder türkischer und deutscher Herkunft, handelt. Diese Subgruppenstruktur der Stichprobe muss in den Hauptanalysen beachtet werden, indem der Faktor ethnische Herkunft sowie Interaktionen dieses Faktors mit anderen Faktoren in jede Analyse miteinbezogen werden, da eine Vernachlässigung der Subgruppenstruktur zu falschen Schätzungen der Veränderungen über Zeit sowie zu Fehleinschätzungen der langfristigen Wirkung der Intervention führen könnte.

Eine wichtige Frage in diesem Zusammenhang ist, ob die Gruppe der Kinder ethnisch gemischter Herkunft als eine homogene Gruppe zu betrachten ist. Die Mittelwerte der Kinder innerhalb dieser Gruppe zeigen sich abhängig davon, ob die Mutter oder der Vater oder kein Elternteil deutscher Herkunft ist (s. Tabelle A32). Die Kinder können demnach auch in zwei Subgruppen nach ethnischer Herkunft aufgeteilt werden: eine Gruppe, die Kinder zusammenfasst, die eine deutsche Mutter haben und eine zweite Gruppe, der alle Kinder zugeordnet werden, die keine deutschen Elternteile haben. Da sich bei den Kindern ethnisch gemischter Herkunft die Anwesenheit eines Vaters deutscher Herkunft (N = 11) unterschiedlich auf die Kompetenzen der Kinder auswirkt, werden Kinder aus ethnisch gemischten Familien mit deutschem Vater bei der Bildung der beiden Subgruppen Kinder mit deutscher Mutter vs. Kinder ohne deutsche Elternteile ausgeschlossen.

Aufgrund der bestehenden Unterschiede in den Mittelwerten der Kinder über alle Gruppen und innerhalb der Subgruppen Alter und ethnische Herkunft zwischen Interventions- und Kontrollgruppe ist es notwendig, in den Hauptanalysen zur Überprüfung einer langfristigen Wirkung der Intervention die Pre-Werte der Kinder (Baseline) als Kovariate einfließen zu lassen69.

69 Die Anwendung eines varianzanalytischen Verfahrens mit Messwiederholung (Pre und Follow-up), in der die Veränderungen von Pre zu Follow-up über Zeit berechnet werden, ist nicht möglich, da die Leistungen der

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