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3. Faktoren, die den Spracherwerb beeinflussen

10.1 Voranalysen

10.1.9 Fazit der Voranalysen

Moderate bis hohe Interkorrelationen der in Pre bzw. Post mit den im Follow-up eingesetzten Verfahren zeigen sowohl für die Maße zur Einschätzung der sprachlichen als auch der kognitiven Entwicklung der Kinder, dass vergleichbare Kompetenzen mit den unterschiedlichen Verfahren zur Einschätzung der sprachlichen und kognitiven Kompetenzen der Kinder, die in der Pre- und Follow-up-Erhebung angewendet wurden, erfasst werden.

Die deskriptive und teilweise varianzanalytische Auswertung der Mittelwerte der Kinder zeigt keine signifikanten Unterschiede in den altersbereinigten Mittelwerten in Sprache und Kognition zwischen Kontroll- und Interventionsgruppe. Wenn auch Kinder in der Kontrollgruppe leicht höhere

73 In den meisten am Projekt beteiligten Einrichtungen besuchen die Kinder in den ersten drei Lebensjahren die Krippengruppe und wechseln in der Regel gegen Ende des dritten, in der ersten Hälfte des vierten Lebensjahres in den Elementarbereich. Die ursprünglich dreijährigen Kinder wechselten seltener die Gruppe als die Ein- und Zweijährigen, da sie sich in der Regel vom Projektbeginn an im Elementarbereich befanden, in dem Kinder ab drei Jahren bis zur Einschulung betreut werden. Einige Einrichtungen haben aber sogenannte Vorschulgruppen eingerichtet, die Kinder im letzten Jahr vor der Einschulung besuchen, in die die Wechsler unter den Dreijährigen gewechselt sind.

74 Ein Grund für die Unterschiede in den Pre-Post-Veränderungen innerhalb der Kontrollgruppe zwischen den Kindern, die später nicht wechseln und denen, die zwischen Post und Follow-up wechseln, mag darin liegen, dass vermehrt Kinder in den Kitagruppen wechseln, in denen die Pre-Post-Veränderungen auf Gruppenebene hoch sind. In den fünf Kitagruppen der Kontrollgruppe, mit einer Entwicklungsveränderung größer als 2 Phasen der ETAB, befinden sich insgesamt 25 Kinder, wovon 18 (72%) später die Gruppe wechseln.

118 altersbereinigte Mittelwerte aufweisen, sind die Effektstärken der Differenzen in Sprache und Kognition in der Pre-Erhebung klein. Es kann also davon ausgegangen werden, dass die Kinder beider Gruppen derselben Population entstammen, die per Zufallszuweisung in Kontroll- und Interventionsgruppe aufgeteilt wurden. Unterschiede in den Mittelwerten der Kinder innerhalb der Subgruppen Intervention, Altersgruppe und ethnische Herkunft in Pre werden in der vorliegenden Studie kontrolliert, indem die Pre-Follow-up-Veränderungen der Kinder analysiert werden, d.h. die Baseline-Werte als Kovariate fungieren. Die Anwendung varianzanalytischer Verfahren mit Messwiederholung ist nicht möglich, da in Pre und Follow-up unterschiedliche Verfahren zur Messung der sprachlichen und kognitiven Leistungen der Kinder eingesetzt wurden. Deshalb werden Regressionsanalysen durchgeführt.

Bei den Erziehern, bei denen sprachliches Anregungsniveau und Erziehungsstil zu allen Messzeitpunkten mit den gleichen Verfahren eingeschätzt wurden, werden Varianzanalysen mit Messwiederholung durchgeführt, in denen die in Pre bestehenden Differenzen zwischen Kontroll- und Interventionsgruppe insofern berücksichtigt werden, als Veränderungen in beiden Gruppen über Zeit berechnet werden.

Da es das Ziel der vorliegenden Studie ist, die allgemeine langfristige Wirkung der Intervention zu überprüfen, und Kinder mit Extremwerten die Schätzung der Interventionswirkung verzerren können, wurden Kinder mit Extremwerten aufgrund von Kennwerten identifiziert und aus den Hauptanalysen ausgeschlossen.

Die varianzanalytische Auswertung der Mittelwerte der Kinder zeigt starke Unterschiede in den Mittelwerten in Sprache und Kognition, abhängig von der ethnischen Herkunft der Kinder, vor allem zwischen Kindern deutscher und türkischer Herkunft. Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass Kinder deutscher und türkischer Herkunft nicht der gleichen Population entstammen, was bedeutet, dass sich die vorliegende Stichprobe aus zwei Substichproben zusammensetzt. Weitere vertiefende Analysen zeigten, dass Kinder aus der Gruppe mit Elternteilen unterschiedlicher Herkunft, die eine Mutter deutscher Herkunft haben, in ihren sprachlichen Leistungen sowie im SES, eher den Kindern entsprechen, die mit zwei Elternteilen deutscher Herkunft aufwachsen als Kindern, die aus Familien mit Elternteilen unterschiedlicher ethnischer Herkunft stammen. Deshalb scheint es sinnvoll, die ursprüngliche Aufteilung der Stichprobe in drei Gruppen ethnischer Herkunft (beide Elternteile deutsch vs. beide Elternteile türkisch vs. beide Elternteile unterschiedlicher ethnischer Herkunft) auf zwei Gruppen ethnischer Herkunft zu reduzieren, nämlich Kinder mit zwei deutschen Elternteilen oder einer deutschen Mutter versus Kinder mit zwei Elternteilen nichtdeutscher Herkunft. Dieser Stichprobenstruktur muss in den Hauptanalysen Rechnung getragen werden, indem der Faktor ethnische Herkunft sowie Interaktionen mit diesem konsequent in alle Analysen der Pre-Follow-up-Veränderungen eingebracht werden. Ergebnisse vergleichender Analysen des sozioökonomischen Status der Familien der Kinder nach ethnischer Herkunft stützen die Annahme, dass innerhalb der Stichprobe zwei Substichproben existieren.

119 Da der zeitliche Abstand zwischen der Pre- und der Follow-up-Erhebung bei den ursprünglich Einjährigen aufgrund des erforderlichen Mindestalters zur Testung im Follow-up signifikant größer ist als bei Zwei- und Dreijährigen, ist es notwendig, die Variable Erhebungsabstand zusätzlich zu den Pre-Werten der Kinder als Kovariate aufzunehmen, um Fehlschätzungen der Interventionswirkung über Zeit zu vermeiden.

Da mehr als die Hälfte der Kinder in der Phase nach der Post- und vor der Follow-up-Erhebung nicht mehr von den Erzieherinnen betreut werden, die an der Basisstudie teilgenommen haben, sollte die Wechselwirkung von Intervention und Wechsel auf die langfristige Entwicklung der Kinder geprüft werden. Denn Kinder, die nicht bzw. erst ein Jahr nach Abschluss der Interventionsphase die Gruppe wechselten, wurden in den Interventionsgruppen länger von der trainierten Erzieherin betreut als die Kinder, die direkt nach Abschluss der Interventionsphase die Gruppe wechselten.

Die Wechselwirkung von Intervention und Wechsel kann allerdings in der vorliegenden Untersuchung nicht überprüft werden, da sich die Kinder in der Kontrollgruppe, die zwischen Post und Follow-up einen Wechsel erfahren, schon vor dem Zeitpunkt des Wechsel signifikant von denen unterscheiden, die in der Gruppe verbleiben. Aus diesem Grund können die Subhypothesen, die postulierten, dass diejenigen Kinder, die zwischen der Post- und der Follow-up-Erhebung mehr Zeit mit der durch die Intervention qualifizierten Erzieherin verbracht haben, größere Zuwächse in ihrer sprachlichen bzw. kognitiven Entwicklung als Kinder zeigen, die direkt nach der Posterhebung die Gruppe wechselten, mit den vorliegenden Daten nicht überprüft werden.

Bei der Interpretation der Ergebnisse der langfristigen Veränderungen in der sprachlichen und kognitiven Entwicklung der Kinder ist allerdings zu bedenken, dass die Tatsache, ob ein Kind von Pre bis Follow-up in der ursprünglichen Gruppe verblieben ist, oder ob ein Kind einen Wechsel direkt nach der Post-Erhebung bzw. ein Jahr später erlebt hat, in den Analysen unberücksichtigt bleiben muss, diese aber dennoch einen Einfluss auf die Entwicklung des Kindes ausüben mag.

Wenn auch davon ausgegangen werden kann, dass Kinder der Interventions- und Kontrollgruppe grundsätzlich der gleichen Population entstammen, verdeutlicht die deskriptive Auswertung der Mittelwerte der Kinder in Kognition und Sprache in der Pre-Erhebung, dass sich die Stichprobe aus kleinen und heterogenen Subgruppen zusammensetzt und zum Teil beträchtliche Unterschiede in den sprachlichen und kognitiven Kompetenzen der Kinder existieren, die nicht durch Altersunterschiede erklärt werden können. Die deskriptive Betrachtung der Mittelwerte der Kinder in Pre auf Kita-Gruppenebene zeigt insgesamt eine größere Spanne in den Mittelwerten der Kitagruppen der Kontroll- als in den Mittelwerten der Kitagruppen der Interventionsgruppe sowie eine größere Varianz innerhalb der Kontrollgruppe. Diese erweist sich auf Kitagruppenebene in den Mittelwerten der Kinder somit als heterogener als die Interventionsgruppe. Auch in Bezug auf die durchschnittlichen Pre-Post-Veränderungen der Zielkinder der Kitagruppen gibt es größere Unterschiede zwischen den Kitagruppen der Kontrollgruppe als zwischen denen der Interventionsgruppe.

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