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3. Faktoren, die den Spracherwerb beeinflussen

9.2 Instrumente

9.2.2 Rating zur Einschätzung des Erziehungsstils

Mit dem Rating zur Einschätzung des Erziehungsstils, einem in vorangegangenen Untersuchungen erprobten und bewährten Instrument (Beller, E. K. et al., 1996), wurde der Erziehungsstil der Erzieher in der Interaktion mit einem oder mehreren Kindern anhand von 22 Items in Alltagssituationen in der Basisstudie (Pre und Post) und in der Follow-up-Studie beobachtet und eingeschätzt. Die Einschätzung der Erzieherverhaltensweisen erfolgte durch Zeitstichprobenbeobachtungen, wobei im Anschluss an jede der 30-Sekunden-Stichproben für jedes Item eingeschätzt wurde, ob das jeweilige Verhalten aufgetreten ist oder nicht. Trat das Verhalten nach den im Manual festgelegten Kriterien auf, wurde das Item auf einer Nominalskala mit „ja“ (2) bewertet bzw. mit „nein“ (1) bei Nichtauftreten dieser Verhaltensweise. War das Auftreten einer Verhaltensweise aufgrund der Situation in einer Beobachtungsstichprobe nicht möglich, wurde das Item mit ‚nicht anwendbar‘ (3) gescort. Das Manual des Ratings zur Einschätzung des Erziehungsstils ist in Anhang B enthalten. Vierzehn Verhaltensweisen werden in

50 Der Bereich sprachliche Anregung in Interaktionen, in dem sechs verschiedene Verhaltensweisen enthalten sind, kann sinnvollerweise nur aus vier Items gebildet werden, da das Item a9 verbalen Austausch zwischen Kindern anregen in der Follow-up-Erhebung kaum Varianz aufweist (s. Tabelle A5) und das Item a4

Gespräche führen in der Pre-Erhebung in negativer Beziehung zu den anderen Items dieses Bereiches steht, nicht aber in der Follow-up-Erhebung.

93 vier Kategorien Lenken-Akzeptieren, Zuwenden-Anpassen, Autonomie erweitern und Responsivität zusammengefasst, die auf der Basis einer in einer früheren Untersuchung durchgeführten Faktorenanalyse ermittelt wurden (Beller, E. K. et al., 1996). Items, die sich keinem der vier Faktoren zuordnen ließen, wurden nicht in die Analysen mit einbezogen. Aufgrund der geringen Stichprobengröße von N = 31 kann in der vorliegenden Studie die Faktorenanalyse nicht repliziert werden (vgl. Janssen & Laatz, 1999), weshalb die von Beller und Kollegen (1996) ermittelte Faktorenstruktur übernommen wurde und die Reliabilität der Faktoren für die vorliegende Stichprobe überprüft wird.

Reliabilität des Verfahrens

Die Überprüfung der Gültigkeit der Messung des Erziehungsstils mit diesem Verfahren in der Basis- und der Follow-up-Untersuchung erfolgte durch die Testung der Stabilität über die Zeit innerhalb der Messzeitpunkte Pre und Follow-up (Re-Test-Reliabilität), der internen Konsistenz der Bereiche des Instrumentes sowie der Äquivalenz durch die Ermittlung der Inter-Rater-Übereinstimmung.

Zur Überprüfung der Stabilität der Messung des Erziehungsstils über die Zeit innerhalb der drei Messzeitpunkte wurde die korrelative Beziehung der ersten mit einer wiederholten Einschätzung des Erziehungsstils in der Pre- und der Follow-up-Erhebung ermittelt. Die Ergebnisse zeigen eine hohe Stabilität zwischen den wiederholten Messungen innerhalb der Erhebungszeitpunkte Pre und Follow-up mit Spearman’s-Rho-Koeffizienten bei ,82 in der Pre- und bei ,91 in der Post-Erhebung (s. Tabelle A1). Der Median-Abstand zwischen der ersten und der zweiten Messung des Erziehungsstils lag in der Pre-Erhebung bei zehn, in der Postmessung bei fünf und in der Follow-up-Einschätzung bei sieben Tagen. Werden nur die wiederholten Beobachtungen innerhalb der Messzeitpunkte einbezogen, die mindestens drei und maximal 15 Tage auseinanderliegen, um einen für die Überprüfung der Re-Test-Reliabilität angemessenen Zeitabstand festzulegen, erhält man einen Spearman’s Rho-Koeffizienten von ,79 in der Pre- und von ,73 in der Follow-up-Erhebung. Die Ergebnisse der Analysen sind in Tabelle A1 ausführlich berichtet.

Zu den Messzeitpunkten Pre und Follow-up wurde auch die Inter-Rater-Reliabilität in der Anwendung des Ratings zur Einschätzung des Erziehungsstils analysiert. Hierzu wurden die Korrelationen der Einschätzung von unabhängigen Beobachterpaaren zum Abschluss der Trainingsphase ermittelt. In der Pre-Erhebung wurde das Verfahren in Feldbeobachtungen angewendet. Insgesamt waren sechs Beobachter trainiert und in der sich anschließenden Erhebung eingesetzt worden. Die Median-Korrelation der Feldbeobachtungen der diversen Beobachterpaare liegt bei ,8451. Die Ergebnisse sind in Tabelle A2 berichtet. In der Follow-up-Erhebung wurde das Verfahren nicht mehr in Feldbeobachtungen, sondern auf der Basis von Beobachtungen anhand von Videoaufnahmen eingesetzt. Die Übereinstimmung der vier unabhängigen Beobachter, die fünf verschiedene Erzieher anhand des Verfahrens einschätzten,

51 Das Ergebnis basiert auf insgesamt 25 Beobachtungen, die von jeweils zwei unabhängigen Ratern durchgeführt wurden.

94 wurde mittels Cronbachs Alpha errechnet und ergab einen Reliabilitätskoeffizienten von ,96. Die Ergebnisse der Analyse sind in Tabelle A3 ausführlich dargestellt.

Da mit dem Erziehungsstil-Rating zu allen drei Messzeitpunkten (Pre, Post und Follow-up) exakt die Verhaltensweisen der Erzieher gemessen wurden, deren Auftreten durch die Intervention systematisch erhöht bzw. vermindert werden sollte, sind in Bezug auf die Häufigkeit des Auftretens einzelner Verhaltensweisen sowie auf die Beziehung der Verhaltensweisen zueinander Unterschiede zwischen den Messzeitpunkten Pre und Follow-up zu erwarten, was zu Unterschieden in den Kennwerten der internen Konsistenz der Bereiche des Instrumentes führen kann. Die Ergebnisse der Analysen zur Überprüfung der internen Konsistenz in der Pre- und der Follow-up-Erhebung sind in Tabelle A6 dargestellt.

Für den bipolaren Faktor Lenken-Akzeptieren, der sich aus fünf Verhaltensweisen zusammensetzt, kann nach Ausschluss des Items e13 Autonomie gewährendes Lenken, das im Follow-up in keiner bzw. in leicht negativer Beziehung zu den anderen in diesem Faktor enthaltenen Items steht, für Pre ein Crobachs Alpha-Koeffizient von ,85 und im Follow-up von ,63 ermittelt werden52.

Für den zweiten Faktor Zuwenden-Anpassen liegen die Reliabiltätskoeffizienten bei ,79 in der Follow-up- und bei ,84 in der Pre-Erhebung. Vor allem im Follow-up zeigt sich jedoch, dass sich nach Herausnahme des Items e2 aktive Zuwendung die interne Konsistenz erhöht. Deshalb wird dieses Item aus der Skala ausgeschlossen und die Skala Anpassen mit einer internen Konsistenz von ,87 und ,79 zu beiden Messzeitpunkten gebildet. Der Faktor Autonomie unterstützen setzt sich aus vier Items zusammen und zeigt eine hohe interne Konsistenz in der Follow-up-Erhebung mit einem Alpha-Koeffizienten von ,84, aber eine niedrige in der Pre-Erhebung mit einem Alpha von ,46.53

Für den vierten Faktor Responsivität kann mit den beiden Items positive und negative Responsivität in Pre ein Reliabilitätskoeffizient von ,96 und im Follow-up von ,89 ermittelt werden54.

52 Vergleicht man die prozentuale Häufigkeit des Auftretens des Items Autonomie gewährendes Lenken (s.

Tabelle A7) in den beiden Gruppen Intervention und Kontrolle in Pre und Follow-up miteinander, scheinen parallel zwei Phänomene für die unterschiedliche Beziehung des Items zum Bereich Lenken-Akzeptieren in Pre und Follow-up ursächlich: Beide Gruppen, Intervention und Kontrolle, haben in Pre sehr viel höhere Prozentwerte des Auftretens der Verhaltensweise als in der Follow-up-Erhebung, aber der Abfall in den Häufigkeiten in der Interventionsgruppe ist geringer als in der Kontrollgruppe. Dies deutet einerseits auf einen Messfehler hin, da beide Gruppen sehr viel seltener als Autonomie gewährend lenkend im Follow-up als in der Pre-Erhebung eingeschätzt wurden, und andererseits auf eine Veränderung der Verhaltensweise durch die Intervention hin, da der Abfall in der Intervention geringer ist als in der Kontrollgruppe.

53 Betrachtet man die Trennschärfekoeffizienten der Items e10 zur Beteiligung anregen und e11 Eigeninitiative unterstützen, zeigt sich, dass die beiden Items in der Pre-Erhebung in geringer Beziehung zur Skala stehen, während diese beiden Items in der Follow-up-Erhebung allerdings eine zufriedenstellende Beziehung zeigen.

Vergleicht man die Veränderungen in den Häufigkeiten des Auftretens von Pre zu Follow-up in Kontroll- und Interventionsgruppe (s. Tabelle A7), ist anzunehmen, dass die Veränderungen in der Beziehung des Faktors von Pre zu Follow-up bei Item e10 sowohl durch einen Messfehler als auch durch systematische Veränderungen in der Intervention zustande kommen und bei Item e11 durch die Intervention erklärt werden können (s. Tabelle A5).

54 Das Item laisser-faire, das im Follow-up einen niedrigen Trennschärfekoeffizienten aufzeigt, wird aus der Skala ausgeschlossen. Eine mögliche Ursache für die niedrige Trennschärfe mag in der geringen Varianz des Items im Follow-up liegen (s. Tabelle A7).

95 Die in der vorliegenden Untersuchung ermittelte interne Konsistenz der vier Faktoren des Ratings zur Einschätzung des Erziehungsstils nach teilweiser Modifizierung der ursprünglich (Beller, E. K. et al., 1996) ermittelten Faktoren kann mit Koeffizienten zwischen ,63 und ,89 in der Follow-up-Erhebung und zwischen ,46 und ,96 in Pre als zufriedenstellend bezeichnet werden (s. Tabelle A6).

Das Rating zur Einschätzung des Erziehungsstils erweist sich als reliables Verfahren, für das zu beiden Messzeitpunkten zufriedenstellende Reliabilitätskoeffizienten in Bezug auf die Kriterien Test-Wiederholung, Inter-Rater-Übereinstimmung und interne Konsistenz ermittelt wurden.