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Zertifizierungskonzept der Hochschule Niederrhein,

3. Zertifizierungskonzepte in der GG

3.6 Zertifizierungskonzept der Hochschule Niederrhein,

3.6.1 Beschreibung

Das Zertifizierungskonzept der Hochschule Niederrhein wurde noch vor der Serie der Quali-ta tssQuali-tandards der DGE ins Leben gerufen, na mlich im Januar 2007, beginnend mit der Schul-verpflegung. Hierfu r existierte auch ein eigener Standard. Nachdem die Standards der DGE nach und nach publiziert wurden, ab Ende 2007, wurde der Standard der Hochschule

Nieder-33 Peinelt V: Bewertung von Zertifikaten. https://ewd-gastro.jimdo.com/zertifizierung/zertifikate-guetesiegel/

34 Peinelt V: "Ausgezeichnete Gemeinschaftsgastronomie". https://ewd-gastro.jimdo.com/zertifizierung/ausgezeichnete-gg/

rhein durch den der DGE ersetzt, da er in weiten Teilen identisch war, wenngleich weniger konkret und detailliert. Die DGE-Standards gelten in Deutschland bekanntlich als Referenz.

Inzwischen ko nnen alle wesentlichen Verpflegungsbereiche durch das Zertifizierungskonzept zertifiziert werden: Betriebsrestaurants (Business) auch Krankenha user und Seniorenheime (Care) sowie Kindertagessta tten, Ganztagsschulen und Hochschulmensen (Education). Die Be-wertungsobjekte in den einzelnen Betrieben der GG lassen sich wie folgt untergliedern:

Produktion in Zentralku chen, inkl. anschl. Transport zum Verzehrsort

Ausgabe am Verzehrsort inkl. sa mtlicher Behandlungsprozesse von Warm- und Kaltspei-sen vor Ort sowie des Kioskangebots

Produktion und Ausgabe "unter einem Dach"

Gruppenzertifizierung/Verbundzertifizierung und

Bewerberbewertung

Der Zweck der Trennung der Zertifizierung in die Teilbereiche "Produktion" und "Ausgabe" ist die faire Bewertung der Leistung von Zentralku chen, denn oft sind Produktion der Speisen und Ausgabe vo llig getrennt, insbesondere bei der Schulverpflegung. Dann wird das Essen von einem externen Dienstleister bezogen und von anderen Personen weiterbehandelt. Diese Trennung erfolgt oft aus steuerlichen Gru nden (Stichwort: Mehrwertsteuer). Durch gravieren-de Fehler im Ausgabebetrieb ko nnte gravieren-der Produzent gravieren-der Speisen in Misskredit geraten, obwohl er keinerlei Einfluss auf die Ausgabe hat. Durch die separate Zertifizierung kann seine Leis-tung angemessen und unabha ngig davon bewertet werden.

Außerdem bietet die Trennung die Mo glichkeit, die einzelnen Bereiche modular prüfen zu las-sen, d.h. zeitlich gestaffelt. Es muss also nicht der gesamte Bereich auf einmal in einem zertifi-zierungsfa higen Zustand sein. So ko nnte man mit dem Produzenten anfangen und sich danach die Verha ltnisse in den einzelnen Betrieben vornehmen. Schließlich ko nnte auch noch der Ki-osk gepru ft werden, der modular zu- oder abgewa hlt werden kann. Dies wird dann auf dem Zertifikat entsprechend vermerkt. Dies entspricht der Realita t, denn selten sind die Endbetrie-be und Lieferanten so gut aufgestellt, dass sie alle Hu rden auf einmal nehmen ko nnen.

Unter der Gruppen- oder Verbundzertifizierung ist z.B. zu verstehen, dass hier ein ganzes Sys-tem gepru ft wird, das aus einer Zentralküche (Sys-temperaturentkoppelt), einer Koordinationsstel-le sowie den Empfänger-Einheiten der Speisen besteht. Es ko nnen aber auch einzelne Einheiten sein, in denen gekocht wird und die in einem Verbund organisiert sind. Hierbei mu ssen be-stimmte Voraussetzungen erfu llt sein, z.B. ein Durchgriffsrecht oder Weisungsbefugnis der Ko-ordinationsstelle gegenu ber dem Personal in den Ausgabebetrieben. Außerdem muss nach einheitlichem QM-System gearbeitet werden, inkl. der dazugeho rigen Kontrollen. Unter diesen Umsta nden ist es legitim und auch nach den ga ngigen Auditierungsregeln zula ssig, den Pru -fungsumfang zu reduzieren, ohne dass die Sicherheit der Pru fung reduziert wird. Der Vorteil besteht nicht zuletzt in einer deutlichen Reduzierung der Kosten fu r alle zertifizierten Betrie-be. Diese Kosten wurden in einer Kalkulation konkretisiert.

Sehr hilfreich kann schließlich die Bewerberbewertung z.B. fu r Schultra ger sein. Mit diesem Instrument ko nnen alle Bewerber nach einheitlichem Maßstab von neutraler Seite einer Pru -fung unterzogen werden. Danach wird eine Rangliste aufgestellt, wobei auch die einzelnen Er-gebnisse darstellbar sind. Somit hat der Auftraggeber eine solide Grundlage fu r seine Ent-scheidung, die dann auch noch weitere Aspekte einbeziehen kann, z.B. den Preis.

Wie bereits erwa hnt, gehen die Anforderungen dieses Zertifizierungskonzepts in mehrfacher Hinsicht u ber die DGE-Standards hinaus, womit eine umfassende und ganzheitliche Analyse und Bewertung der Verpflegung in der GG ermo glicht wird. So wird neben der Sicherstellung eines vollwertigen und erna hrungsphysiologisch ausgewogenen Speisen- und Getra nkeange-botes auch Wert darauf gelegt, dass in jeder Phase eine gute Hygiene gewa hrleistet ist, die von Anfang an und ausfu hrlich abgefragt werden. Die Bewertung des Ambientes, der Warenpra -sentation, der Speisenqualita t, des Services oder des Reklamationsmanagementsystems sind weitere Kriterien, mit denen die erbrachte Qualita t gemessen wird.

Daru ber hinaus werden auch weitere wichtige Bereiche u berpru ft, die ha ufig nicht direkt wahrnehmbar sind. Hierzu za hlen die immer wichtiger werdenden o kologischen Aspekte, der Arbeitsschutz sowie die kontinuierliche Weiterbildung aller Mitarbeiter. Kennzeichnend ist, dass die in den jeweiligen Gesetzen und Verordnungen (bspw. Arbeitsschutzgesetz, Hygiene-verordnungen) enthaltenen und oftmals "versteckten" Anforderungen identifiziert und fu r den GG-Betrieb in versta ndliche Fragen heruntergebrochen werden. Diese "U4bersetzung" der relevanten Rechtsvorgaben ist ein besonderes Spezifikum des Zertifizierungskonzepts und stellt wegen der oft schwer versta ndlichen Texte von Verordnungen eine wertvolle Hilfe zur Erzielung von Rechtssicherheit dar.

Fu r jedes Pru fobjekt in der GG wurden spezifische Fragen entwickelt, die in einer Checkliste mit jeweils etwa 250-400 Fragen zusammengestellt sind. Hierbei erfolgt eine Gewichtung der Fragen und zwar aufsteigend von Kategorie 1 ("wu nschenswert") u ber Kategorie 2 ("sehr wu nschenswert") bis hin zu Kategorie 3 ("zwingend erforderlich"). Fragen der Kategorie 3 mu ssen alle richtig beantwortet werden. Bei den anderen Fragenkategorien sind Mindestan-teile zu erfu llen. Um die unterschiedliche Qualita t des Verpflegungsangebotes zum Ausdruck zu bringen, wird das vergebene Zertifikat mit ein bis drei Stufen versehen, die u ber die er-reichten Prozentsa tze definiert sind. Allerdings sind ab Stufe 2 noch zusa tzliche Bedingungen zu erfu llen, z.B. ku rzere Heißhaltezeiten.

U4ber das beauftragte Kooperationsunternehmen, dies ist der TU4V Rheinland Cert GmbH, wird alles abgewickelt. Dieses Unternehmen ist akkreditiert, was fu r Pru fbetriebe der GG, die einen breiten Bereich abdecken, also sich nicht nur auf Hygiene o.a . spezialisieren, eine Seltenheit darstellt, wenn nicht sogar einzigartig ist. Zuna chst erfolgt eine strukturierte Selbstu berpru -fung im GG-Betrieb mittels der von der Hochschule Niederrhein entwickelten Checkliste. Bei einigen sehr wichtigen Fragen wird die Einreichung entsprechender Belege verlangt. Als Bei-spiele sind die Wochenspeisepla ne, das HACCP-Konzept und die Reinigungs- und Desinfekti-onspla ne zu nennen. Diese Belege werden auf Vollsta ndigkeit bzgl. wichtiger Kriterien u ber-pru ft. Bei guter Organisation des GG-Betriebes ko nnen sie in kurzer Zeit vorgelegt werden. Er-fu llen die Belege nicht die vorgegebenen Mindestanforderungen, die in separaten Pru fformu-laren definiert und fu r den Kunden vo llig transparent sind, ko nnen sie nicht anerkannt wer-den. Somit wa re die Pru fung nicht bestanwer-den.

Dieses Vorgehen ist mit einem verringerten Aufwand bei der Zertifizierung verbunden. Außdem wird bei gravierenden Fehlern in der Vorpru fung, die eine Zertifizierung erfolglos er-scheinen lassen, ein teures Audit verhindert. Daher werden mit diesem Ansatz Kosten fu r den Kunden gespart. Zusa tzliche Kosten werden dadurch eingespart, dass die U4berpru fung vor Ort ku rzer ausfallen kann, weil die Pru fung einiger Dokumente schon in der Vorpru fung erfolgte, z.B. die Bewertung der Speisepla ne. Es ist auch mo glich, es bei diesen Vorpru fungen zu

belas-sen. Somit ha tte der Betrieb eine qualifizierte, neutrale Bewertung seiner Situation, allerdings nur auf der Basis der gemachten Aussagen (sog. "Auskunftsverfahren"), evtl. erga nzt um die U4berpru fung der Belege (sog. "Belegverfahren"). Fu r beide Pru fungen, die noch kein Audit enthalten, kann eine Bescheinigung ausgestellt werden, in der der jeweilige Stand der U4ber-pru fung zum Ausdruck gebracht wird.

Bei positiven Ergebnissen kann ein Zertifizierungsaudit beantragt werden, das von einem au-torisierten Auditor durch den TU4V Rheinland im Auftrag der Hochschule Niederrhein durch-gefu hrt wird. Bei erfolgreichem Audit wird ein Zertifikat mit einer Gu ltigkeit von drei Jahren verliehen. Nach Ablauf dieser Zeit erfolgt ein Rezertifizierungsaudit, wobei gravierende A4nde-rungen wa hrend des Gu ltigkeitszeitraums zeitnah zu melden sind (ggf. mit einem außerplan-ma ßigen Audit). Ja hrlich finden ku rzere Erhaltungsaudits statt. Auf der Homepage des TU4V Rheinland ko nnen die bislang zertifizierten Betriebe in Form einer Positivliste dargestellt. So-mit werden potenziellen Kunden des zertifizierten Betriebs u ber seine Leistungen neutral in-formiert.

Schwerpunkt der Aktivita ten der Zertifizierungskonzept lag auf der Schulverpflegung, da die-se am la ngsten angeboten wird. Hierfu r wurden einige wichtige, u berregional ta tige Zentral-ku chen zertifiziert, die zusammen ein Potenzial von rund 1.000 Schulen haben, die von ihnen beliefert werden. Daru ber hinaus wurden noch ca. 20 weitere Schulen direkt zertifiziert. Das Konzept diente auch in vielfa ltiger Weise als Instrument im Rahmen von Studien, z.B. einem Forschungsprojekt mit dem Verbraucherministerium von NRW35 oder einem weiteren mit der Landeselternschaft fu r Gymnasien in NRW zur Ermittlung der Ist-Situation von Gymnasien in NRW36. Es wurde auch im Rahmen von zahlreichen Abschluss- und Projektarbeiten eingesetzt.

Bei diesen Pru fungen wurden die Kriterien fu r eine Zertifizierung oft nicht erfu llt, wofu r nicht zuletzt die o.g. Randbedingungen verantwortlich waren.

Seit mehreren Jahren werden auch Betriebe anderer GG-Bereiche zertifiziert, z.B. Altenheime oder Betriebe der Betriebsgastronomie. Besonders herauszuheben sind die 2014 hinzuge-kommenen Studentenwerke, fast 60 Einheiten bundesweit, die in verschiedenen Stufen des Konzepts u berpru ft werden. Sie machen ein sehr großes Volumen der Aktivita ten des Zertifi-zierungskonzepts aus.

3.6.2 Kommentar

Das Zertifizierungskonzept der Hochschule Niederrhein weist durch die inhaltliche Vielfalt des Pru fspektrums ein hohes Maß an Ganzheitlichkeit auf. Aufgrund der Komplexita t der Pro-zesse in einem Betrieb der GG reicht es fu r eine umfassende Pru fung nicht aus, allein die Voll-wertigkeit des Speisenangebots zu bewerten. Somit wurden die Forderungen der DGE-Stdards, die ja zumindest in kurzen Hinweisen auch andere Bereiche als die Speisenplanung an-sprechen, mit den Instrumenten des Zertifizierungskonzepts sehr weitgehend beru cksichtigt.

Nur wenn alle wichtigen Erfolgsfaktoren regelma ßig einer systematischen Pru fung unterzo-gen werden, kann sichergestellt werden, dass die erbrachte Verpflegungsleistung nicht nur gut, sondern auch nachhaltig ist.

35 Peinelt V: Abschlussbericht zum Projekt "Zertifizierung und Auditierung der Schulverpflegung ausgewählter Ganztagsgrundschulen in NRW.

Durchgeführt von der Hochschule Niederrhein in Zusammenarbeit mit der Verbraucherzentrale NRW. Gefördert vom Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes NRW (MUNLV). Autorin des Berichts: Frau Dipl-Oecotroph. (FH) Dörte Wehmöller. Mönchengladbach, Juni 2009, 42 S.

36 Peinelt V: Studie: Verpflegung in Gymnasien in NRW. https://ewd-gastro.jimdo.com/schulverpflegung/bestandsanalyse/

Im Gegensatz zu den meisten anderen Konzepten basiert die vorgefertigte Checkliste auf ge-schlossenen, klar formulierten Fragen mit den Antwortmo glichkeiten "ja", "nein" oder "trifft nicht zu". Sollten trotzdem Versta ndnisprobleme auftreten, hilft ein Kommentar zu jeder Fra-ge, der den Hintergrund beleuchtet. Dies ermo glicht den Verantwortlichen der GG-Betriebe eine schnelle Beantwortung der Fragen, wofu r dennoch Fachkenntnis notwendig ist. Diese Checklisten sind jedoch nicht fu r jedermann frei verfu gbar. Sie werden mit dem sog. Aus-kunftsverfahren fu r einen geringen Preis inkl. Auswertung zur Verfu gung gestellt. Somit kann der Interessent nicht nur die Fragen kennenlernen, sondern weiß auch schon, wie er ab-schneiden wu rde, ehrliche Antworten vorausgesetzt. Dies ist also weit mehr als die reine Be-kanntgabe der Fragen. Bei einer Fortsetzung des Verfahrens werden die Kosten fu r das Aus-kunftsverfahren u brigens angerechnet.

Eine Besonderheit des Konzeptes ist der doppelte modulare Aufbau, der zum einen in der se-paraten, konsekutiven Pru fung unterschiedlicher Bereiche besteht, und zum anderen im Zerti-fizierungsverfahren selbst. Denn das Verfahren muss nicht in einem Durchgang komplett durchgefu hrt, sondern kann nach und nach erga nzt werden, an die Mo glichkeiten des jeweili-gen Betriebes angepasst. Stellt sich na mlich bei einer Vorpru fung heraus, dass noch erhebliche Ma ngel vorliegen, ko nnen diese zuna chst beseitigt werden, bevor der Zertifizierungsprozess wieder aufgegriffen und fortgesetzt wird.

Ein weiteres kennzeichnendes Kriterium ist die Kategorisierung der Fragen und eine damit verbundene Zuordnung im Hinblick auf Wertigkeiten. So kann die Einhaltung elementarer An-forderungen nicht durch weniger wichtige Faktoren kompensiert werden. Dies stellt sicher, dass kein Betrieb ein Zertifikat erha lt, wenn er auch nur in einem Punkt einen schwerwiegen-den Mangel aufweist.

Ein weiteres wichtiges Zertifizierungsmerkmal des Zertifizierungskonzepts ist die Mo glichkeit der Gruppenzertifizierung, da somit der Aufwand fu r alle Parteien erheblich reduziert werden kann, bei gleichem Niveau der Qualita tssicherung. Fu r die Betriebe sind damit erhebliche Kos-teneinsparungen verbunden. Wie teuer die Zertifizierung einer Gruppenzertifizierung ist, wurde einmal beispielhaft mit einer Gruppe von 100 Schulen und einer Zentralku che kalku-liert. Hierbei konnte ermittelt werden, dass pro Essen zusätzliche Kosten fu r die Zertifizierung von weit unter einem Cent anfallen wu rden. Die genaue Kalkulation ist wie bereits erwa hnt -im na chsten Artikel nachzulesen. Allerdings setzt dieses Verfahren best-immte strukturelle und organisatorische Gegebenheiten voraus, die ha ufig noch geschaffen werden mu ssen. Fu r gro -ßere Einheiten, wie z.B. Cateringunternehmen oder Kommunen und Landkreise, ko nnte dieses Verfahren hochinteressant sein.

Das Zertifizierungskonzept ist ein ausgereiftes Verfahren, das sich seit Jahren bewa hrt hat.

Dennoch kann es nicht alles leisten, was im Rahmen einer Optimierung eines bestehenden GG-Systems notwendig ist. Das ist allerdings auch nicht beabsichtigt, da es sich als ein reines U4berpru fungsinstrument versteht. Weitere Leistungen werden nicht angeboten, wie z.B. ein Beratungsservice, Schulungen oder Entwicklungsinstrumente fu r neue Planungsideen. Dies widerspra che auch dem Grundsatz einer Zertifizierung. Bezu glich weiterer Informationen wird auf die entsprechenden Angebote offizieller Stellen verwiesen, wie z.B. den Verband der Fachplaner (VdF), die DGE, den aid oder die Vernetzungsstellen.

Ferner werden die Vertreter der zertifizierten Betriebe (noch) nicht zusammengefu hrt, um auf Workshops oder bei Tagungen u ber gemeinsame Probleme und deren Lo sungen zu sprechen.

Dies wa re sicher eine wu nschenswerte Aktivita t, die im Rahmen des Zertifizierungskonzepts fu r bereits zertifizierte Betriebe oder auch Interessenten angeboten werden sollte.

Zurzeit kann nur auf die einschla gigen Angebote auf Messen, von den bereits genannten Stel-len oder von einschla gigen Firmen verwiesen werden. Insbesondere werden praxisnahe Schu-lungsangebote empfohlen, z.B. vom Firmenverbund "Culinaria", der seit vielen Jahren sehr gute und preiswerte Seminarangebote mit großem Praxisteil macht37.

Auch eine Betreuung und Beratung von Betrieben, die Schwierigkeiten haben, die Zertifizie-rung zu erreichen, ist nicht vorgesehen. Dies kann zum einen aus Kapazita tsgru nden von der Hochschule Niederrhein sowie von der kooperierenden Zertifizierungsstelle nicht geleistet werden. Zum anderen wa re ein solches Angebot deshalb nicht sinnvoll, weil es dann zu einem Interessenkonflikt kommen ko nnte. Die pru fende Stelle sollte nicht im Detail beraten und schulen, sondern die einzelnen Bereiche sollten getrennt sein, um gro ßtmo gliche Unabha ngig-keit zu wahren. Fu r eine Beratung und Planung wird v.a. auf Großku chen-Fachplaner verwie-sen bzw. den Verband der Fachplaner (VdF)38, der fu r die jeweilige Region vermitteln kann. Es ist davor zu warnen, die Beratung und Planung auf die leichte Schulter zu nehmen und so ne-benher noch mitzumachen. Hier gilt der Grundsatz: "Entweder richtig oder gar nicht!".

Wichtig ist hierbei, dass eine Fehlerbeseitigung betriebsspezifisch erfolgen muss, wozu viel Fachkompetenz erforderlich ist. Allgemeine Informationen helfen meist nicht weiter. Wie we-nig wirkungsvoll Beratungsangebote staatlich unterstu tzter Stellen sein ko nnen, offenbarte ein umfangreicher, dreiteiliger Erfahrungsbericht in einer Fachzeitschrift am Beispiel der Schulverpflegung39,40,41. Die Angebote bestanden v.a. aus ein paar Broschu ren und grundlegen-den Informationen u ber die Qualita tsstandards der DGE sowie einmaligen Beratungen vor Ort. Damit kann man Laien nicht die no tige Fachkenntnis und v.a. Fachpraxis vermitteln, auch nicht auf einta gigen Großveranstaltungen.

Der Ansatz, das gesamte Verpflegungsmanagement auf die Schultern von nur kurz, vielleicht auch wiederholt geschulten Laien zu stellen, ist a ußerst fragwu rdig und muss daher sehr kri-tisch gesehen werden. Erfolgversprechend wa re ein solcher Ansatz nur bei einem temperatu-rentkoppelten Gesamtsystem im Rahmen der Gruppenzertifizierung des Zertifizierungskon-zepts. Wa hrend die Zentralku chen hochprofessionell arbeiten, sind in den Ausgabebetrieben nur noch leicht zu erlernende Ta tigkeiten erforderlich. Diese ließen sich durch Schulungen von Laien meistern, wie durch ein mehrja hriges Projekt in Hessen gezeigt werden konnten42,43. Doch auch hierbei lag die Leitung und Koordination der Arbeiten in den Ha nden von Profis, die auch eine Kontrollfunktion ausu bten.

Die Kritik richtet sich v.a. gegen den Ansatz der Produktion in Vollku chen, wo Laien allein ar-beiten. In Vollku chen sind die System-Komplexita t und somit die Fehleranfa lligkeit am ho chs-ten. Doch genau dieser Ansatz wird von vielen gewu nscht oder gar gefordert. Dieses Konzept kann aufgrund der umfangreichen Aufgaben in einem GG-Betrieb auf Dauer kaum gelingen,

37 Netzwerk Culinaria. Seminare und Beratung für GV-Betriebe. www.netzwerkculinaria.de

38 Verband der Fachplaner (VdF). Gastronomie-Hotellerie-Gemeinschaftsgastronomie e.V., Kleine Gertraudenstr. 3, 10178 Berlin. www.vdfnet.de 39 von Lochtinghausen A, Schnee P: Gut beraten? Vernetzungsstellen-1. gv-kompakt, 10/2012, 18-19

40 von Lochtinghausen A, Schnee P: Schöne Tage der Schulverpflegung? Vernetzungsstellen-2. gv-kompakt, 11/2012, 18-19 41 von Lochtinghausen A, Schnee P: Gut beraten? Vernetzungsstellen-3. gv-kompakt, 12/2012, 10-11

42 Kirchner C: Auf Hilfskräfte gesetzt. Ergebnis einer Studie im Landkreis Marburg-Biedenkopf, Abschlussbericht im August 2012. GVmanager, Heft 9/2012, S. 42

43 Verfügbar unter: Peinelt V: Berichte über Studie in Marburg-Biedenkopf. https://ewd-gastro.jimdo.com/schulverpflegung/loesung-fuer-deutschland/

was beispielhaft an der Schulverpflegung gezeigt wurde44. Aber auch sonst ist dieser schwie-rigste Ansatz in der GG kaum realisierbar, was in einem umfangreichen Artikel belegt wurde45. Daher sind ein professionelles Management und eine externe und kompetente Fachplanung nicht zu ersetzen.

Genau aus diesem Grund war es ein erkla rtes Ziel der Va ter des Zertifizierungskonzepts, pro-fessionelle Strukturen, und zwar in jeder Hinsicht, zu fo rdern. Und diese Fo rderung sollte da-durch erfolgen, dass die Ergebnisse der guten Verha ltnisse zertifiziert werden. Unprofessio-nell gefu hrte Betriebe haben kaum eine Chance, eine umfassende Zertifizierung zu bestehen, weil diese eben weit mehr verlangt, als ein paar gut zusammengestellte Speisepla ne vorzuwei-sen. Dies haben ja die bereits erwa hnten Studien in Marburg-Biedenkopf und mit dem Ver-braucherministerium in NRW gezeigt. Auch die Tatsache, dass ein paar Einheiten Hygiene-Schulung durchgefu hrt werden, reicht noch nicht aus, um das Etikett "professionell" zu erhal-ten. Liegen professionelle Verha ltnisse nicht vor, sind Beratungsaktivita ten wie der Tropfen auf dem heißen Stein: Sie verdampfen ohne jede Wirkung.