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Zeitlicher Abstand zwischen Lahmheit und Mastitis

3.3 Ergebnisse

3.3.5 Beziehungen zwischen dem Auftreten von Lahmheiten und Mastitiden111

3.3.5.5 Zeitlicher Abstand zwischen Lahmheit und Mastitis

Es wurde der zeitliche Abstand in Tagen zwischen einem Lahmheitsfall und einem Mastitisfall berechnet. Da jedes Tier mehrere Lahmheits- und Mastitisfälle aufweisen konnte, wurde jeweils von jedem einzelnen Lahmheitsfall ausgegangen und der Abstand zum zeitlich am nächsten gelegenen Mastitisfall berechnet. Dies erfolgte bei 172 Lahmheitsfällen. Dabei konnte die Mastitis sowohl vor (Tage <0) als auch nach (Tage >0) der Lahmheit auftreten. Bei 88 Fällen (51,2 %) wurde der Mastitisfall vor der Lahmheit beobachtet. Die restlichen 84 Mastitisfälle (48,8 %) traten nach der Lahmheit auf.

Der Abstand zwischen Lahmheits- und Mastitisfall wurde eingekreist. So traten von den insgesamt 172 untersuchten Fällen 111 Mastitisfälle (64,5 %) innerhalb von 100 Tagen vor bis nach (±100 Tage) dem Lahmheitsfall auf. 83 Fälle (48,3 %) der insgesamt 172 Fälle wurden innerhalb von ±50 Tagen um die Lahmheit festgestellt.

Und wiederum 47 Fälle (27,3 %) wurden innerhalb von ±20 Tagen um die Lahmheit beobachtet. Diese Einteilung des Abstandes zwischen Lahmheits- und Mastitisfall wurde noch einmal in Abhängigkeit vom Lahmheitsgrad, der bei dem zugrundeliegenden Lahmheitsfall festgestellt wurde, vorgenommen (Tabelle 88).

Hierbei konnten keine nennenswerten Unterschiede zwischen den Lahmheitsgraden festgestellt werden. Sie bewegten sich bei allen drei Zeiteinteilungen im selben Rahmen. So lag der Anteil der Tiere mit LG 1 immer um 40 %, während sich die Tiere mit LG 2 zwischen 51,4 % und 55,3 % bewegten. LG 3 trat mit Werten um 5 % selten auf.

Tabelle 89: Zeitlicher Abstand zwischen Mastitis und Lahmheit in Abhängigkeit vom

Die 111 Mastitisfälle, die im Abstand von ±100 Tage zur Lahmheit auftraten, wurden in jeweils 20 Tage umfassende Zeitintervalle eingeteilt. Dieselbe Aufteilung wurde noch einmal in Abhängigkeit vom Lahmheitsgrad vorgenommen (siehe Tabelle 89).

Hierbei wird deutlich, dass die meisten Mastitisfälle innerhalb 0-20 Tage vor und nach der Lahmheit (Zeitintervalle 0-20 und –1 - −20) auftraten. Je weiter Lahmheit und Mastitis auseinander lagen, um so weniger Fälle wurden festgestellt.

Ausgenommen von dieser Verteilung sind Fälle mit Lahmheitsgrad 3, wobei berücksichtigt werden muss, dass insgesamt nur 6 Fälle mit diesem LG beobachtet wurden. Einen graphischen Eindruck der Verteilung der Fälle auf die verschiedenen Zeitintervalle gibt Abbildung 9.

Tabelle 90: Verteilung der Fälle auf 20 Tage umfassende Zeitintervalle in Abhängigkeit vom Lahmheitsgrad (LG)

Prozentuale Verteilung des zeitl. Abstandes zw.

Lahmheit u. Mastitis

0 5 10 15 20 25 30 35

-100 - -81 -80 - -61-60 - -41-40 - -21 -20 - 1 0 - 20 21 - 40 41 - 60 61 - 8081 - 100 Zeitl. Abstand in Tagen

Anteil der Tiere in %

alle LG1 LG2 LG3

Abbildung 9: Verteilung der Fälle auf 20 Tage umfassende Zeitintervalle in Abhängigkeit vom Lahmheitsgrad (LG)

4 Diskussion

4.1 Klauenerkrankungen

Ein direkter Vergleich der in der vorliegenden Untersuchung gewonnenen Häufigkeiten der verschiedenen Klauenerkrankungen mit Ergebnissen aus der zur Verfügung stehenden Literatur gestaltet sich schwierig. Die Definitionen der Klauenerkrankungen variieren in verschiedenen Ländern und Sprachräumen zum Teil stark. So wird im Angelsächsischen üblicherweise der Begriff „sole ulcer“

verwendet. In manchen Studien wird damit nur das Rusterholz’sche Sohlengeschwür bezeichnet, während es andere Autoren wiederum für alle Formen von Sohlengeschwüren verwenden. Ähnliche Definitionsprobleme gibt es auch für andere Klauenerkrankungen. Des weiteren wird der Schweregrad einer Erkrankung in den verschiedenen Untersuchungen unterschiedlich eingeschätzt. Für manche Autoren bedeutet z. B. eine Verfärbung an typischer Lokalisation bereits das Vorliegen eines RSG, während andere erst bei einer Ulzeration der Lederhaut von einer manifesten Erkrankung sprechen.

Die Pododermatitis aseptica diffusa war mit einer Prävalenz von 78,9 % bei HS 1 und 66,5 % bei HS 2 die am häufigsten diagnostizierte Klauenerkrankung. Diese Werte liegen somit im Bereich der Ergebnisse von SMITS et al. (1992), die eine Prävalenz von 84,1 % feststellten. Die hohe Prävalenz dieser Erkrankung im Versuchsbetrieb war u. a. bedingt durch die Bodenbeschaffenheit sowie die Betriebsstrukturen. Die Tiere wurden ganzjährig auf Vollspaltenboden gehalten. Es bestand keine Möglichkeit zum Weidegang. Des weiteren wurden die Tiere über harte, plane Laufgänge zum Melkkarussell getrieben. Hier mussten sie in einer Vorhalle auf Vollspaltenboden warten, bis die vorherige Gruppe fertig gemolken war.

Diese Umstände führten zu längeren täglichen Standzeiten. Der signifikante Rückgang der Klauenrehe von HS 1 auf HS 2, der sich bei allen Laktationsnummern zeigte, läßt sich anhand der Pathogenese der Erkrankung erklären. Septische Erkrankungen um den Geburtszeitraum, wie Mastitiden, Nachgeburtsverhaltungen und Gebärmutterentzündungen, die mit der Freisetzung von toxischen und vasoaktiven Substanzen einher gehen, werden als mitverantwortliche Faktoren diskutiert (MORTENSEN 1994; LISCHER u. OSSENT 1994; OSSENT et al. 1997;

NORDLUND et al. 2004). Da die Hornwachstumsrate zwischen 3 mm und 10 mm pro

Monat (LISCHER 2000; GÜNTHER 1991) liegt und HS 1 bei allen Kühen zeitlich näher zur Abkalbung lag als HS 2, ist es verständlich, dass bei HS 1 ein größerer Anteil der Tiere Erscheinungen der Klauenrehe aufwies. Bei HS 2 war das durch die Erkrankung veränderte Horn bereits herausgewachsen. Auch Fütterungsfehler, die für die Entstehung der Klauenrehe mitverantwortlich gemacht werden, sind von Bedeutung und können die Verschiebung der Erkrankungshäufigkeit zwischen HS 1 und HS 2 erklären. Im Zusammenhang mit subklinischen Pansenazidosen kommt es zu einer Häufung von Klauenveränderungen um den 60. Tag p.p. Da rehebedingte Klauenschäden durch das Klauenwachstum zeitversetzt auftreten, kann man davon ausgehen, dass der „Reheschub“ annähernd parallel in die Zeit zunehmender Energiedichte durch erhöhtes Kraftfutter und reduzierten Rohfaseranteil in der Ration frischmelkender Kühe fällt. Bei den lahmen Tieren konnte keine signifikante Abnahme der Prävalenz von HS 1 auf HS 2 festgestellt werden. Tiere der LN >2 zeigten sogar eine Zunahme von 58,6 % auf 73,0 %.

Die Prävalenz der Ballenhornerosionen in der Gesamtherde betrug 50,2 % (HS 1) bzw. 71,2 % (HS 2) und liegt damit im Bereich der Angaben von FIEDLER (2004) und ENEVOLDSEN et al. (1991a). Diese Erkrankung gilt ebenfalls als eine Erkrankung, welche durch Klauenrehe begünstigt wird. Ihre Entwicklung nimmt längere Zeit in Anspruch, da erst das in Folge der Reheerkrankung gebildete minderwertige Ballenhorn an die Oberfläche herauswachsen muss, wo es dann allmählich von ubiquitären Bakterien zersetzt wird. Durch diese Umstände erklärt sich die größere Häufigkeit in der zweiten Hälfte der Laktation.

Bei HS 1 waren ältere Tiere häufiger betroffen als Erstlaktierende. Der größere Anteil dieser Läsionen stammte vermutlich noch aus der vorherigen Laktation. Bei HS 2 hingegen zeigten mehr Tiere in der ersten Laktation Ballenhornerosionen, was daran lag, dass sich durch Umstellung von Haltung und Fütterung (Färse zu laktierendem Rind) rehebedingte Erkrankungen im Verlauf der Laktation ausbilden konnten.

Es wurde kein Fall gefunden, in dem Ballenhornerosionen zu einer Lahmheit führten.

Die klinische Relevanz dieser Erkrankung ist somit gering.

Die Häufigkeit der Dermatitis interdigitalis blieb mit 25,6 % (HS 1) bzw. 23,2 % (HS 2) über die gesamte Laktation hinweg relativ konstant. Sie liegt damit deutlich unter den Prävalenzen, die z. B. SMITS et al. (1992) oder FIEDLER (2004) feststellten. In

deren Untersuchungen betrugen die Prävalenzen dieser Erkrankung 83,1 % bzw.

76,4 %. Innerhalb der einzelnen Laktationen zeigten sich jedoch zwischen HS 1 und HS 2 zum Teil signifikante Unterschiede. So war bei Tieren der LN 1 bei allen Gruppierungen (Gesamtherde, nicht lahme Tiere, lahme Tiere) eine Zunahme der Prävalenz im Verlauf der Laktation zu beobachten, welche durch die veränderten Haltungsbedingungen (Färse → Milchkuh) sowie den Kontakt mit einer andersartigen Keimflora bedingt war, während bei Tieren der LN >2 ein Rückgang festgestellt werden konnte. Ältere Tiere zeigten zum Teil signifikant höhere Prävalenzen als Tiere in der ersten Laktation. Dies deckt sich mit der Untersuchung von SMITS et al.

(1992), welche eine größere Häufigkeit von Dermatitis interdigitalis bei Kühen ab der dritten Laktation beobachteten. SOHRT (1999) hingegen konnte keine Altersabhängigkeit bei dieser Erkrankung feststellen. Für die höhere Erkrankungsrate der älteren Tiere könnte die ganzjährige Stallhaltung verantwortlich sein. Während der Weidesaison heilen die durch Dermatitis interdigitalis verursachten Läsionen meist spontan ab (TOUSSAINT RAVEN 1998). Da im Versuchsbetrieb keine Weidehaltung möglich war, hatten die Tiere keine Gelegenheit zur Regeneration.

Die klinische Relevanz der Dermatitis interdigitalis ist gering. Eine Lahmheit wurde nur bei Tieren mit hochgradigen Veränderungen beobachtet. Dies zeigt sich daran, dass sich die Prävalenz bei den nicht lahmen und den lahmen Tieren nur geringfügig voneinander unterschied. Außerdem wurden nur 9 Tiere beobachtet, bei denen diese Erkrankung für die Lahmheit verantwortlich gemacht werden konnten. Von diesen 9 Tieren zeigten 7 Tiere eine lediglich geringgradige Lahmheit.

Das Rusterholz’sche Sohlengeschwür trat in der Gesamtherde mit einer Prävalenz von 24,0 % (HS 1) bzw. 14,7 % (HS 2) auf. Im Verlauf der Laktation ist somit ein Rückgang zu beobachten, was mit den Ergebnissen anderer Autoren übereinstimmt (EDDY u. SCOTT 1980; SMITS et al. 1992). Die Häufigkeit dieser Erkrankung ist, verglichen mit Untersuchungen von SMITS et al. (1992), BELL et al. (2004) oder KUJALA et al. (2004), in welchen die Prävalenz von Sohlengeschwüren deutlich unter 10 % lag, hoch. Einzig VAARST et al. (1998) sowie ENEVOLDSEN et al.

(1991b) lagen mit 20,1 % bzw. 20,0 % - 23,5 % in einem ähnlichen Bereich. Erklärt werden kann dieses ausgeprägte Auftreten des RSG zum Teil mit der Art der Haltung der Tiere im Versuchsbetrieb. Sie wurden ganzjährig auf Spaltenboden gehalten. Eine Möglichkeit zum Weidegang war nicht vorhanden. Der Einfluss der

Bodenbeschaffenheit wurde auch besonders deutlich bei den Erstlaktierenden. Diese standen in der Aufzucht teilweise auf Stroh und mussten nach dem Abkalben mit der Umstellung auf Spaltenboden zurechtkommen. Diese Problematik kommt durch eine Prävalenz von 36,8 % bei den Tieren der LN 1 bei HS 1 zum Ausdruck. Im Laufe der Laktation scheinen sich die Tiere an die Aufstallung zu gewöhnen, was sich an einem Rückgang der Prävalenz auf 11,0 % bei HS 2 zeigt. Im Gegensatz dazu steht der Verlauf des RSG bei Tieren der LN >2. Hier erfolgte eine Zunahme von 15,7 % (HS 1) auf 20,4 % (HS 2). Ältere Tiere scheinen im Verlauf der Laktation anfälliger für diese Erkrankung zu werden. Dies könnte durch die Zunahme des Körpergewichts aufgrund der fortschreitenden Trächtigkeit bedingt sein.

Auch bei den nicht lahmen Tieren betrug die Prävalenz des RSG 23,3 %. Dies ist in der Datenerfassung begründet. Die oberflächliche Form des RSG wurde als manifeste Erkrankung gewertet. In diesem Stadium zeigten die Tiere jedoch in vielen Fällen noch keine Lahmheit. Da normalerweise alle Tiere am Herdenschnitt teilnehmen, wurde die Erkrankung frühzeitig diagnostiziert. Wäre das RSG nicht entdeckt und behandelt worden, wäre die Erkrankung fortgeschritten und die Tiere wären zu einem späteren Zeitpunkt lahm gegangen, wobei die Behandlung aufgrund der schwerwiegenderen Ausprägung weitaus langwieriger gewesen wäre.

Bei den lahmen Tieren blieb die Prävalenz des RSG mit 34,6 % (HS 1) bzw. 34,7 % (HS 2) annähernd gleich. Den größten Anteil betroffener Tiere zeigte auch hier die Erstlaktierenden (51,6 % bzw. 46,7 %). Bei den Lahmheiten außerhalb des Herdenschnitts bewegte sich der Anteil der RSG-Fälle mit 34,1 % ebenfalls in einem ähnlichen Bereich, wobei jedoch zu einem großen Teil Tiere der LN >2 betroffen waren.

Im Gegensatz zu Untersuchungen von SOMERS et al. (2003), BELL et al. (2004) oder FIEDLER (2004), die Prävalenzen zwischen 30,7 % und 54,5 % angaben, war die Häufigkeit der Dermatitis digitalis in dieser Untersuchung mit 8,7 % (HS 1) und 5,2 % (HS 2) eher gering. Mit Ausnahme der lahmen Tiere der LN 2 zeigten alle Gruppierungen und Laktationsnummern einen Rückgang der Erkrankung von HS 1 auf HS 2, der jedoch nur in einzelnen Fällen signifikant war. In der Gesamtherde und bei den nicht lahmen Tieren sowie zum Teil auch bei den lahmen Tieren war die Prävalenz bei Tieren der LN >2 am geringsten. Diese Verteilung deckt sich mit der Annahme von BLOWEY (1998), der zur Folge sich bei dieser Erkrankung eine

Immunität entwickelt, da überdurchschnittlich viel Färsen und neuerworbene Tiere erkranken und weniger ältere Kühe.

Die Hälfte der von Dermatitis digitalis betroffenen Tiere zeigte eine geringgradige Lahmheit. TOUSSAINT RAVEN (1998) beobachtete ebenfalls bei der Mehrzahl der erkrankten Tiere eine geringgradige Lahmheit.

Das Klauensohlengeschwür trat mit einer Prävalenz von 3,9 % (HS 1) bzw. 5,0 % (HS 2) in der Gesamtherde relativ selten auf. Der deutlich höhere Anteil bei den lahmen Tieren zeigt, dass diese Erkrankung häufig mit einer Lahmheit einhergeht.

Auffallend bei dieser Erkrankung war die Zunahme von HS 1 auf HS 2 bei Tieren der LN >2. Diese ist sowohl in der Gesamtherde (2,9 % bzw. 6,6 %) als auch bei den lahmen Tieren (6,9 % bzw. 29,7 %) zu erkennen. Da das Klauensohlengeschwür als Folgeerscheinung der Klauenrehe angesehen wird, könnte die Zunahme der Erkrankungshäufigkeit bei den älteren Tieren durch vorangegangene Reheerkrankungen bedingt sein. BLOWEY (1998) beschreibt als auslösendes Moment der Klauenrehe eine Durchblutungsstörung der Wandlederhaut. Das Wandsegment der Klaue trägt physiologischerweise über die Verbindung der Blättchen (Laminae) das gesamte Gewicht der Klaue. Durch Reheschübe kommt es zu einer Lockerung in der Aufhängung der Wandlederhaut und in der Folge zu einem Absenken des Klauenbeins. Daraus folgt zum einen eine Verbreiterung der weißen Linie (White Line Disease) und zum anderen eine Druckbelastung der Sohlenlederhaut durch das sich absenkende Klauenbein. Diese Druckbelastung verursacht Hornbildungsstörungen, welche sich in Geschwüren manifestieren.

Reheschübe treten zwar im allgemeinen zu Beginn der Laktation auf. Die Entwicklung der Erkrankung mit ihrem Einfluß auf die verschiedenen Strukturen der Klaue sowie die Manifestation und das „Heraufwachsen“ des Klauensohlengeschwüres aus der Tiefe benötigen jedoch Zeit, so dass die Erkrankungshäufigkeit in der zweiten Hälfte der Laktation größer ist.

Die Pododermatitis parietalis abaxialis septica stellte eine Klauenerkrankung dar, welche fast immer mit einer Lahmheit einher ging. Über 90 % der betroffenen Tiere bei Lahmheiten außerhalb der Herdenschnitte zeigten eine mittel- oder hochgradige Lahmheit (LG 2 und 3). In der gesamten Untersuchung war die Erkrankung nur bei drei Tieren mit keiner Lahmheit verbunden. Die Prävalenz bei allen Tieren betrug 2,1

% (HS 1) bzw. 2,6 % (HS 2) und lag damit deutlich unter einigen von anderen Autoren ermittelten Prävalenzen, wie z. B. SMITS et al. (1992: 12,1 %) oder BELL et al. (2004: 27,4 %). Jedoch besteht bei dieser Erkrankung, ähnlich wie beim RSG, das Problem der unterschiedlichen Nomenklatur in verschiedenen Sprachräumen.

So ist bei einigen Veröffentlichungen nicht klar ersichtlich, ob es sich bei der Bezeichung White Line Disease um eine eitrig hohle Wand handelt oder nur um eine Erweiterung der weißen Linie, wie sie um Rahmen der Klauenrehe auftritt.

Sowohl in der Gesamtherde als auch bei den lahmen Tieren war in allen Laktationen von HS 1 auf HS 2 eine Zunahme der Erkrankung zu beobachten. Die eitrig hohle Wand wird als Folgeerscheinung der Klauenrehe angesehen. Die Entwicklung des Krankheitsgeschehens benötigt jedoch mehr Zeit. Die durch die Klauenrehe geschwächte weiße Linie stellt die Eintrittspforte für Schmutz, kleine Steinchen und Kot dar. Bis diese Partikel die Lederhaut erreichen und dort eine eitrige Entzündung verursachen, welche durch die Ansammlung von Eiter Schmerzen und somit eine Lahmheit hervorruft, können Wochen vergehen. Durch diese langwierige Pathogenese war die Prävalenz der eitrig hohlen Wand bei HS 2, welcher später in der Laktation stattfand, höher als bei HS 1.

Die Prävalenz der Pododermatitis septica war mit 0,5 % bzw. 0,7 % sehr gering.

Sie überschritt lediglich bei den lahmen Tieren die 1%-Marke. Die Häufigkeit dieser Erkrankung im Versuchsbetrieb war zu gering, als dass man ihr größere Bedeutung beimessen müsste.

Die Bedeutung des Limax war mit Prävalenzen von weniger als 1 % bei HS 1 und HS 2 gering. Es trat damit deutlich seltener auf als bei SMITS et al. (1992) oder SOHRT (1999), die bei ihren Untersuchungen Prävalenzen von 8,8 % bzw. 8,1 % angaben. Lediglich bei HS 1 konnte ein signifikanter Unterschied zwischen lahmen (3,7 %) und nicht lahmen Tieren (0,5 %) festgestellt werden. Bei diesen vereinzelt auftretenden Fällen kann davon ausgegangen werden, dass die Ursache der Erkrankung in einer chronischen Reizung der Haut des Interdigitalspaltes durch Bakterien, Schmutz sowie Feuchtigkeit liegt. Da im Versuchsbetrieb regelmäßige Klauenpflege stattfand, ist davon auszugehen, dass eine chronische Reizung der Haut im Interdigitalspalt durch überwucherndes axiales Sohlenhorn zumindest

reduziert und somit der Entstehung dieser Hautzubildung prophylaktisch begegnet wurde.

Phlegmona interdigitalis wurde bei 0,8 % (HS 1) bzw. 0,1 % (HS 2) der Gesamtherde diagnostiziert. Die vorliegenden Prävalenzen liegen somit im Bereich der Untersuchungen von SMITS et al. (1992: 0,4 %), SOHRT (1999: 0,48 %) oder BELL et al. (2004: 0,4 %). Aufgrund der geringen absoluten Zahlen konnten keine signifikanten Unterschiede ermittelt werden. Es hat jedoch den Anschein, als ob ältere Tiere eher betroffen sind als jüngere, da die Prävalenzen mit der Laktationsnummer anstiegen. Auch trat die Erkrankung bei HS 1 häufiger auf als bei HS 2. Dies deckt sich mit der Studie von EDDY und SCOTT (1980), die 55 % aller Fälle von Phlegmona interdigitalis in den ersten drei Monaten der Laktation verzeichneten.

Das Auftreten der Phlegmona interdigitalis war immer mit einer Lahmheit verbunden.

Im Gegensatz zu TOUSSAINT RAVEN (1998), der bei den meisten Tieren eine hochgradige Lahmheit sowie in vielen Fällen ein gestörtes Allgemeinbefindens beobachtete, zeigte der größere Anteil der betroffenen Tiere lediglich eine mittelgradige Lahmheit. Störungen des Allgemeinbefindens wurden kaum festgestellt. Für diesen vergleichsweise milden Verlauf der Erkrankung war die wöchentliche Arbeit der Klauenpfleger auf dem Betrieb sowie die tägliche Kontrolle des geschulten Personals verantwortlich. Bei den meisten Tieren wurde die Lahmheit erkannt, bevor sich eine hochgradige Lahmheit einstellte. Dafür spricht auch, dass bei 290 Lahmheitsfällen außerhalb der Herdenschnitte nur bei 20 Fällen (=6,9%) eine hochgradige Lahmheit vorlag.

Bei der Verletzung der Afterklauen handelte es sich um ein betriebsspezifisches Problem, dessen Ursache nicht eindeutig bestimmt werden konnte. Beim täglichen Gang zum Melken bestand immer die Möglichkeit, dass die Tiere mit einer oder beiden Afterklauen eines Fußes an einer Kante oder einem sonstigen Gegenstand auf dem Triebweg hängen blieben. Es wurde jedoch vermutet, dass sich die Mehrzahl der betroffenen Tiere die Verletzung im Abkalbestall zuzogen. Die Buchten, in denen die Tiere dort gehalten wurden, verfügten über einen Auslauf. Zwischen Stall und Auslauf befand sich ein hochkant auf dem Boden stehendes Brett, um zu verhindern, dass die Einstreu aus der Bucht in den Auslauf hinaus geschoben wurde.

Überschritten die Tiere dieses Brett und traten zu dicht dahinter auf den Boden auf, konnten sie daran mit den Afterklauen hängen bleiben, da das Brett deutlich höher war als der Abstand zwischen Afterklauen und Boden. Für diese Vermutung spricht einerseits die sich durch alle Gruppierungen (Gesamtherde, nicht lahme Tiere, lahme Tiere) ziehende höhere Prävalenz der Erkrankung bei HS 1, welcher ja zeitlich näher an der Abkalbung lag, sowie die Tatsache, dass bei Tieren, die sehr früh nach dem Abkalben am Herdenschnitt teilnahmen, eine frische Verletzung vorlag, die in manchen Fällen noch nicht einmal von Entzündungserscheinungen begleitet war.

Tiere, deren Abkalbung bereits einige Wochen zurücklag, zeigten in der Regel deutliche Anzeichen einer älteren, schon länger andauernden Entzündung, welche teilweise von einer Lahmheit begleitet war. Zwei Drittel der betroffenen Tiere wiesen eine mittel- oder hochgradige Lahmheit auf.

Am wenigsten betroffen von einer Verletzung der Afterklauen waren erstlaktierende Kühe, was durch die erhöhte Vorsicht der Tiere bei der Fortbewegung in der für sie ungewohnten Umgebung des Abkalbestalls sowie durch kleinere Afterklauen, welche nicht so leicht an Stalleinrichtungen hängenbleiben, bedingt sein könnte.

4.2 Lahmheiten

Die bei HS 1 und HS 2 ermittelten Lahmheitsprävalenzen von 9,7 % bzw. 8,6 % stellten im Vergleich zu anderen Untersuchungen keine Extremwerte dar, was jedoch auch an der großen Variation der angegeben Lahmheitsprävalenzen in der Literatur liegt. Diese bewegen sich zwischen 1,2 % (SMITS et al. 1992) und 65,2 % (SPRECHER et al. 1997). Der Grund für diese vergleichsweise geringe Häufigkeit war die regelmäßig stattfindende Klauenpflege der gesamten Herde durch ausgebildete Klauenpfleger. Dies kann nicht verglichen werden mit der Situation auf kleineren Betrieben, wo die Klauen sehr unregelmäßig und meist nur nach Bedarf geschnitten werden. Desweiteren war die Qualität der Klauenpflege durch die ausgebildeten, staatlich geprüften Klauenpfleger gewährleistet.

Im Gegensatz zu dieser relativ geringen Lahmheitsprävalenz steht die Lahmheitsinzidenz von 52,8 Fällen/100 Tiere und Laktation. Dies ergibt sich daraus, dass über ein Drittel der 297 lahmen Tiere mehr als nur einmal lahm ging. Es wurden bis zu 4 Lahmheitsfälle pro Laktation bei einem Tier beobachtet. Die vorliegende

Lahmheitsinzidenz ist jedoch insofern nicht außerordentlich ungewöhnlich, da auch in anderen Studien ähnlich hohe und zum Teil noch höhere Inzidenzen ermittelt wurden. CLARKSON et al. (1996) beobachteten eine Lahmheitsinzidenz von 54,6 %.

HEDGES et al. (2001) und BLOWEY et al. (2004) berichteten sogar von 70,0 % bzw.

69,0 %. Verantwortlich für das gehäufte Auftreten von Lahmheiten sind auf der einen

69,0 %. Verantwortlich für das gehäufte Auftreten von Lahmheiten sind auf der einen