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WIREMAN: Ein wissensbasiertes System zur Erarbeitung von Information aus Datenbanken für die Kreditwürdigkeitsprüfung von

Unternehmensgründungen

Fabian Glasen Universität Konstanz

SFB221/B3 Postfach 5S6O D-Tf50 Konstanz

Inhalt

1 Einleitung

2 Kreditwürdigkeitsprüfung von Unternehmensgründungen 2.1 Informationsbedarf

2.2 Informationsmarktanalyse

2.3 Schwierigkelten bei der automatischen Integration von Wirtschaftsinformationen aus Online-Datenbanken in Entscheidungsunterstützungssysteme

3 Systemkonzeption WISKREDAS 4 Systemkonzeption WIREMAN 4.1 Die Steuereinheit

4.2 Die anwendungsbezogene Wissensbasis zum ErschlieSen kipUzIter Information 4.3 Die internen problembezogenen Datenbanken

4.4 Die Gateway-Komponente

4.4.1 Aufgaben der Gateway-Komponente 4.4.2 Die Schnittstellen der Gateway-Komponente 4.4.3 Die Komponenten der Gateway-Komponente 4.4.3.1 Die Datenbankmodelle

4.4.3.2 Die Komponente zur Selektion der Datenbanken

4.4.3.3 Die Komponente zur Übersetzung der Prolog-Anfrageprddikate in EC-CCL 4.4.3.4 Die Übersetzungskomponente ESURS

4.4.3.5 Die Interaktionskomponente 4.4.3.6 Die Downloading-Komponente

4.4.4 Arbeltsweise und Zusammenspiel der Gatewaykomponenten 5 SchluB

Referat

Der WIREMAN (Wissensbasierter REssourcenMANager) ist ein wissensbasiertes System, das ein Entscheidungsunterstützungssystem mit der benötigten Information auch aus Online-Datenbanken versorgt. Er wurde als Komponente des EntscheldungsunterstQtzungssystems WISKREDAS (WlSsensbasiertes KREDitAbsicherungsSystem) zur Unterstützung der Kreditwürdigkeitsprüfung von Unternehmensgründungen konzipiert Der WIREMAN versucht zunächst, die von WISKREDAS angeforderten Daten aus der Wissensbasis und den internen Datenbanken allein zu erarbeiten.

Hierzu wird sowohl auf in der Wissensbasis explizit gespeichertes Wissen rekuniert als auch versucht, darin Implizit enthaltenes Wissen zu erschließen. Gelingt dies nicht, wird versucht, durch Hinzunahme von Daten aus dem System bekannten und zugänglichen Online Datenbanken eine Antwort zu finden.

1 Einleitung

Der W1REMAN1 ist ein wissensbasiertes System, das gezielt Information für ein EntschekJungs-unterstützungssystem erarbeitet Er wurde als Komponente des Entscheidungsunterstützungs-systems WISKREDAS2 zur Unterstützung der Kreditwürdigkeitsprüfung von Unternehmens-gründungen konzipiert. Der WIREMAN versucht zunächst, die von WISKREDAS angeforderten Daten aus der Wissensbasis und den internen Datenbanken allein zu erarbeiten. Hierzu wird sowohl auf in der Wissensbasis explizit gespeichertes Wissen rekurriert als auch versucht, darin implizit enthaltenes Wissen zu erschließen. Gelingt dies nicht, wird versucht, durch Hinzunahme von Daten aus dem System bekannten und zugänglichen Online-Datenbanken eine Antwort zu finden.

Der Artikel beginnt mit einer kurzen Darstellung des Entscheidungsproblems "Kreditwürdigkeits-prüfung". Es werden das Entscheidungsproblem, der Informationsbedarf und eine Analyse des Informationsmarktes zur Deckung dieses Bedarfs skizziert. Daran schließt sich eine Beschreibung des Systems an. Abschließend wird an Hand der vorgestellten Systemkonzeption aufgezeigt, welche Typen von Informationsarbeit wesentlich sind, um relevante Information aus hinsichtlich der Problemstellung indifferenten Informationsressourcen zu gewinnen.

2 Kreditwürdigkeitsprüfung von Unternehmensgründungen

Die Kreditwürdigkeitsprüfung3 von Unternehmensgründern ist ein Entscheidungsproblem, bei dem eine Bank über den Kreditantrag eines Unternehmensgründers zu entscheiden hat. Da für die Beurteilung des Kreditrisikos noch keine objektivierbaren Verfahren* existieren (SCHMOLL 1983b), muß sich die Automatisierung der Entscheidung an Heuristiken orientieren, die in der Praxis angewendet werden, und die sich als sinnvoll herausgestellt haben.

Wesentliche Aufgabe der Kreditwürdigkeitsprüfung ist es, die Liquidität des Kredit beantragenden Unternehmens zu prognostizieren. Dazu müssen die zu erwartenden Ausgaben und die zu erwartenden Einnahmen des Unternehmens in der Zukunft geschätzt und gegenübergestellt werden.

Versteht man unter Cash-flow den Überschuß der einnahmenwirksamen Erträge über die ausgaben-wirksamen Aufwendungen (laut Gewinn- und Verlustrechnung), wird die Kreditwürdigkeit eines Unternehmens also letztendlich am Cash-flow gemessen werden müssen (GINDL 1987). Auf der Grundlage verfügbarer Bilanzen5 und detaillierter Unternehmensplanungen lassen sich die zu erwartenden Ausgaben relativ gut vorhersagen. Schwierigkeiten macht vor allem die Voraussage der zu erwartenden Einnahmen. Dabei ist die Frage, ob Anzahl und Güte der zu vermarktenden Produkte zu den angegebenen Selbstkosten mit den eingesetzten Produktionsmitteln hergestellt werden können, was ja eine notwendige Bedingung dafür ist, daß der In den vorgelegten hypothetischen Bilanzen prognostizierte Umsatz auch erreicht werden kann, noch relativ einfach zu beurteilen. Schwieriger ist die Frage zu beantworten, ob die angebotenen Produkte von der Firma zu den geplanten Preisen auch abgesetzt werden können.

Ob solche Voraussagen realistisch sind, kann durch Vergleich mit aussagekräftigen Branchendaten oder durch exemplarischen Vergleich mit entsprechenden Daten bereits existierender Firmen überprüft werden. Dabei müssen die betrachteten Finnen zu der gleichen Branche wie die Kredit beantragende Firma gehören. Zusätzlich muß die spezielle Situation der Kredit beantragenden Firma (z.B.: Standort, Branche, Größe) angemessen berücksichtigt werden. Neben der Konkurrenzanalyse ist die Frage relevant, ob es sich bei der Branche, der die Kredit beantragende Firma angehört, um eine Wachstumsbranche handelt, und wie sich die Gesamtkonjunktur in den nächsten Jahren entwickeln wird. Zusätzlich können politische Rahmenbedingungen (Steuergesetze, Zollgebühren, rechtliche Bestimmungen, Ein- und Ausfuhrbeschränkungen etc.) wesentlichen Einfluß auf die zukünftige Liquidität eines Unternehmens haben.

Nach (SCHMOLL 1983b) hängt die Entscheidung von 4 Beurteilungsbereichen ab:

- dem Beurteilungsbereich 'Unternehmer"

- dem Beurteilungsbereich "Unternehmen"

- dem Beurteilungsbereich "Branche"

- dem Beurteilungsbereich "Sicherheiten"

* WIREMAN-fWIssensbasierter REssouroenMANager)

2 WISKREDAS-WISsensbasiertes KREDHAbsicherungsSystem). Di« Systemkonzeption ist das Ergebnis einer empirischen Untersuchung bei einer Kreditabsicherungsbank WOLF (1988), für deren Kreditsachbearbeiter ein Unterstützungssystem konzipiert wurde.

3 Manche Autoren z.B. WEIBEL (1970), SCHMOLL (1983a), EILENBERGER (1989), verwenden den Ausdruck

"Kreditwürdigkeitsprüfung" eingeschränkt für die Prüfung der persönlichen Eigenschaften des Kreditnehmers, den Ausdruck "Kreditfahlgkeitsprüfung" für die Prüfung der wirtschaftlichen Lage des kreditsuchenden Unternehmens und den Ausdruck "Kreditprüfuna" für die umfassende Prüfung einer Kreditvergabe. Hier wird der Terminologie von Autoren wie z.B. DENK (1979), ROSSLE (1979), WOLTER (1985) gefolgt, und die umfassende Prüfung einer Kreditvergabe durch den Ausdruck "Kreditwürdigkeitsprüfung" benannt.

Damit sind Verfahren gemeint, die, wenn richtig angewandt, jede Fehlentscheidung ausschließen.

5 Bei Untemehmensgründungen werden meist hypothetische Bilanzen zugrundegelegt.

Andere Autoren z.B. LAUER (1987) nehmen noch die BeurteiungsbereJcne:

- "gesamtwirtschaftliche Situation"

- "politische Rahmenbedingungen*

hinzu. In der Praxis stellt sich die Gute der Kreditvergabeentscheidung als eine Funktion von Informationssammlung, Informationsauswertung und Informationsbewertung hinsichtlich der zugrundegelegten Beurteilungsbereiche dar (SCHMOLL 1983b).

2.1 Informationsbedarf

Der Informationsbedarf für die Kreditwürdigkeitsprüfung ergibt sich unmittelbar aus einer Ausdifferenzierung der relevanten Beurteilungsbereiche. SCHMOLL (1983a) gibt eine detaillierte Darstellung des Informationsbedarfs für alle 4 der von ihm vorgeschlagenen Beurteilungsbereiche.

Da für eine Unternehmensgründung nur hinsichtlich der Untemehmensumweit Daten über den ONLINE Informationsmarkt beschafft werden können, soll im folgenden nur dieser Informations-bedarf näher aufgeschlüsselt werden. Der InformationsInformations-bedarf des Entscheidungsprozesses an Daten über die Organisationsumwelt läßt sich in vier große Komplexe einteilen. Es werden benötigt:

- Brancheninformationen, - Finneninformationen,

- Informationen über die gesamtwirtschaftliche Situation, - Informationen über politische Rahmenbedingungen.

Dabei sind je nach Fall unterschiedliche Aspekte dieser Komplexe relevant.

a) Die folgenden Branchendaten sind für die Entscheidung relevant:

- absoluter Umsatz der Branche (Region/Jahr) - Branchendurchschnittswerte (Region/Jahr) - Zahl der Insolvenzen in der Branche (Region/Jahr) - Anzahl der Firmen in der Region (Jahr)

- Anzahl der Mitarbeiter in der Branche (Region/Jahr) b) Die folgenden Firmendaten sind relevant:

- direkte Konkurrenz: alle Firmen, die für den gleichen Markt produzieren, d.h. Firmen, die das gleiche Produkt dem gleichen Kundenkreis anbieten. Dabei interessieren besonders Informationen über geplante Aktionen, verfolgte Ziele, gewählte Strategien der betreffenden Firmen. Zusätzlich sind interessant die Stärken und Schwächen der direkten Konkurrenten bezüglich Finanzkraft, Marketing, Vertrieb und Management.

- indirekte Konkurrenz: all jene Firmen, die Substitutsprodukte anbieten. Hinsichtlich dieser Firmen interessieren die gleichen Daten wie bei der direkten Konkurrenz.

- direkte und indirekte potentielle Kunden, wobei letztere Kunden von Kunden sind. Hier interessiert besonders deren Kaufkraft und Verhandlungsstärke.

- direkte und indirekte potentielle Zulieferer, wobei unter letzteren die Zulieferer von Zulieferern zu verstehen sind. Hier interessieren besonders die Uefertreue und die Verhandlungsstärke.

c) Relevante Daten über die gesamtwirtschaftliche Situation sind:

- Konjunktur (allgemein und branchenspezifisch) - Wechselkurse

- Zinsentwicklung im Kreditgeschäft - Inflationsrate

d) Relevante politische Rahmenbedingungen sind:

-Steuergesetze

- Zölle/Einfuhrrichtllnten

- erforderliche Produktqualltat, Umweltschutzbestimmungen - Entwicklungen am Arbeitsmarkt

- Kosten der Nutzung der öffentlichen Infrastruktur (z.B. Datenübertragungskosten)

In allen Fällen interessieren sowohl Daten, die die gegenwartige Situation beschreiben, als auch Prognosedaten. Zusätzliche Informationen, die zur Prüfung der Anträge auch interessant sind und über den Informationsmarkt beschafft werden können, sind Fachinformationen zum Stand der Wissenschaft und Technik der im Antrag aufgeführten Endprodukte oder Fertigungsverfahren sowie Patentinformationen. Diese Informationsarten werden im folgenden nicht weiter betrachtet, weil auch der Sachbearbeiter diese kaum in ihrer Relevanz wird einschätzen können, und weil die Heterogenttät der weltweit verfügbaren Fachinformationsbanken eine automatische Verarbeitung bislang kaum gestattet

2.2 Informationsmarktanaiysa

Bezogen auf den im vorigen Abschnitt aufgeschlüsselten Informationsbedarf läßt sich über das Informationsangebot auf dem Informationsmarkt folgendes sagen:

a) Branchendaten

Für die Bundesrepublik Deutschland wird von dem Datenbankanbieter GENIOS die Branchendaten-bank FINF-Branchen und von der WEFA GmbH die BranchendatenBranchendaten-bank REGIO angeboten. Dies sind gegenwärtig die einzigen Branchendatenbanken für die Region BRD. FINF-Branchen enthält Daten zu 53 Branchen. Es handelt sich dabei um aggregierte Daten der Firmendatenbank FINF-Numerik, die Daten über ca. 1200 Unternehmen der BRD enthalt, die den Geschäftsberichten der entsprechenden Unternehmen entnommen sind. Die Datenbank REGIO enthält ab 1970 monatliche, vierteljährliche und jährliche Zeltreihen für die BRD, die auf die Ebene von Bundesländern verfeinert werden können. Sie umfaßt u.a. den Umsatz für mehr als 60 Branchen und die Anzahl der Betriebe und der Beschäftigten. Die Daten basieren auf Veröffentlichungen der statistischen Landesämter und des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung. Vorhandene Branchendatenbanken mit Bezug auf den nordamerikanischen und den Weltmarkt lassen sich für kleine deutsche Unter-nehmen, die für kleine Märkte meist innerhalb der Bundesrepublik Deutschland produzieren, nicht verwerten. Zusätzliche regional weiter ausdifferenzierte Brancheninformationen für die BRD existieren wahrscheinlich dennoch "versteckt" in elektronisch verfügbaren Volltextdatenbanken, die das elektronische Pendant von Wirtschaftszeitungen sind, wie z.B. "Handelsblatt* oder

"Wirtschaftswoche*. Diese Volltextdatenbanken erlauben bekanntlich keine gezielte Extraktion von Fakten. Die Ergebnisse von Recherchen In diesen Datenbanken sind immer Texte, die meist nur über Deskriptoren oder "Freitextsuchausdrücke" unter Verwendung von Boole'schen Operatoren selektiert werden können. Eine automatische Verarbeitung dieser Texte mit dem Ziel der Fakten-extraktion ist bislang nur in experimentellen Umgebungen möglich.

b) Finnendaten

Firmendatenbanken für die Bundesrepublik Deutschland werden angeboten von GENIOS, der Schimmelpfeng GmbH und von der GBI. GENIOS bietet die Datenbanken Creditreforrn (330 000 Firmenprofile), Hoppenstedt (1600 Firmenprofile) und FINF-Numeric (1200 Firmenprofile) an. Die Schimmelpfeng GmbH bietet die Datenbank DUNSPRINT Bundesrepublik Deutschland (400 000 Firmenprofile) und die GBI bietet die Datenbank HADOSS (12 000 Firmenprofile) an.

c) Gesamtwirtschaftlich« Daten

Gesamtwirtschaftliche Daten können bei vielen Hosts bezogen werden. Für Wirtschaftsdaten der Europäischen Gemeinschaft und der Bundesrepublik Ist besonders der Datenbankanbieter CISI WHARTON einschlägig. Er bietet u.a. In drei großen numerischen Datenbanken meist Zeitreihen an:

- in CRONOS: Wirtschafts- und Handelsdaten der Europäischen Gemeinschaft, - In COMEXT: Binnen- und AuBenhandeisdaten der Europäischen Gemeinschaft, - In STATIS-BUND: ca. 48 000 Zeitreihen zur BRD und Europäischen Gemeinschaft.

Weitere Hosts, die umfangreiche Wirtschaftsinformationen anbieten, sind: The WEFA Group, DRI, DATASTAR, I.P. Sharp Associates. Datacentralen, BRS und DIALOG.

d) Informationen über politische Rahmenbedingungen

Informationen über bestehende oder sich möglicherweise änderende politische Rahmen-bedingungen können In den online verfügbaren Tages- oder Wochenzeitungen, die als Volttext-datenbanken aufgelegt sind, sowie in der Datenbasis Juris gefunden werden .

2.3 Schwierigkelten bei der automatischen Integration von Wirtschaftsinformationen aus Online-Datenbanken in Entscheidungsunterstützungssysteme

Die größte und entscheidende Schwierigkeit bei der automatischen Beschaffung von Wirtschaftsinformationen aus Online-Datenbanken besteht darin, daß der Informationsmarkt i.allg.

keine direkten Anworten auf problemspezifische Fragen bereithält. Allerdings lassen sich In manchen Fällen durch problemadäquate Methoden der Selektion und Aufbereitung der Daten aus der Ge-samtheit der verfügbaren Daten Antworten auf problemspezifische Fragen erarbeiten. Zur Erarbeitung dieser Antworten ist es nötig, sehr heterogene Daten zielgerichtet zu finden, zu homogenisieren und zu integrieren. Die Heterogenltät der Daten beruht auf unterschiedlichen

- Datenbankinhalten, - Datenmodellen, - Datenbanktypen,

- Darstellungssprachen der Datenbankinhalte, - Einheiten, die den Daten zugrundeliegen, -Namen,

- Abstraktionsniveaus und Aggregationsstufen der Entttles, - ontologischen Sichtweisen.

Eine zusätzliche erhebliche Schwierigkeit für den automatischen Zugriff auf Online-Datenbanken ergibt sich aus der Tatsache, daß dazu Lallg. unterschiedliche Datenbankanfragesprachen bedient werden müssen.