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Welche Grundsatzfragen sind zu beantworten?

Im Idealfall hätten 23 relevante Einflussfaktoren die Grundlage für die Darstellung von zahlreichen Szena-rien gebildet. Da diese Vorgehensweise den zeitlichen Rahmen der Untersuchung überschritten hätte, wurden die wichtigsten Faktoren für die zukünftige Entwick-lung autonomer Fahrzeuge in der Stadt ausgewählt.

Dieses erfolgte anhand einer Bewertung sowohl hin-sichtlich der Unsicherheit ihrer Entwicklung über die Zeit als auch anhand der Einflussstärke für das auto-nome Fahren in der Stadt.

Emotionen Autofahren

Sicherheit

Wirtschaftlichkeit von Verkehrsmitteln

Regeln für den kollektiven

Verkehr Rechtliche

Rahmen-bedingungen

Lifestyle – Wandel

Technik/ bedingungen für

nachhal-tige/autonome Mobilität

Akzeptanz

Haftung Elektromobilität

Kommunale Gestaltung

Hohe Unsicherheit Hoher Einfluss

kollektiv und wenig autonom

kollektiv und autonom

status quo individuell und autonom Mobilitätsverhalten:

kollektiv

Rahmenbedingungen für autonome Dienste:

fördernd Rahmenbedingungen

für autonome Dienste:

restriktiv

Mobilitätsverhalten:

individuell

• Erweiterung des ÖPNV-Angebots

• rationales Verhältnis zum Auto-Besitz

• steigende Bedeutung von Sharing-Konzepten

• Rückgang der ÖPNV-Angebote

• steigende Pkw-Nutzung

• stärkere Parkraum-auslastung

• starker Anstieg der Nut-zung geteilter Fahrzeuge

• Zubringer-Busverkehre verlieren an Bedeutung

• neue Geschäftsmodelle

• geringerer Pkw-Besitz

• private Pkw und einzeln genutzte Flottenfahrzeuge

• neue Anbieter

• Stau wird akzeptiert

• ÖPNV nur in HVZ Die Faktoren »Mobilitätsverhalten der Einwohner«

und »Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Mobilität und Mobilitätsangebote mit autonomen Systemen« wurden sowohl bezüglich Einflussstärke als auch im Hinblick auf die Unsicherheit der zu erwartenden zukünftigen Entwicklung von den Teil-nehmern am höchsten bewertet. Sie wurden zur Beschreibung der vier Szenarien ausgewählt, um so ein größtmögliches Spektrum der möglichen Entwick-lungspfade aufzeigen zu können.

Einflussfaktoren für das autonome Fahren und deren Bewertung

Charakteristik der Szenarien

Fazit

Nach Ansicht der Experten wird das autonome Fahren generell zu einer deutlich höheren Nutzung motori-sierter Verkehrsmittel führen und die Auslastung der Straßen ansteigen.

Das Szenario mit dem Motto »Gefahren werden ist cool« bildet dabei eine Art worst case, bei dem nur der Pkw-Bestand wegen der bei Einzelfahrten mit einem Passagier besetzten Robot-Taxen und die Park-raumauslastung leicht zurückgehen werden. Höhere positive Effekte sind beim Pkw-Bestand durch Robot-Ride-Sharing Fahrzeuge zu erwarten, die z. T.

als Zubringer zum schienengebundenen, schnellen Nahverkehr dienen sowie bei der Parkraumauslastung nach dem Modell »Schöne neue Welt«.

Einige Effekte autonomer Fahrzeuge mit großen Chancen und Risiken könnten bereits kurz nach der Markteinführung auftreten. Dies hängt vor allem davon ab, ob und mit welcher Schnelligkeit die Mobi-litätsdienstleister Robot-Taxen und selbstfahrende Ride-Sharing Fahrzeuge zur Nutzung für private Kun-den anbieten und vom Publikum angenommen werKun-den.

Welche Schlussfolgerungen sind aus der Untersu-chung zu ziehen? Vorab ist festzustellen, dass sich die vorliegenden, öffentlich zugänglichen Analysen nicht oder kaum mit dem autonomen Fahren beschäftigen.

Fundierte, quantitativ abgestützte Wirkungsketten, Szenarien und Prognosen liegen nicht vor, wären aber dringend erforderlich, denn vier bis fünf Jahre bis zur Markteinführung autonomer, für den Stadtverkehr tauglicher Fahrzeuge sind ein sehr kurzer Zeitraum.

Die Zielsetzung besteht in der Nutzung von Chancen des autonomen Fahrens: zum Beispiel verbesserte Teilhabe, höhere Erreichbarkeit bisher schlecht mit öffentlichen Verkehrsmitteln angebundener Bereiche, geringerer Flächenverbrauch durch parkende Fahr-zeuge, Wiedergewinnung öffentlicher Straßenflächen, intermodale Wegeketten. Die Risiken dagegen sind kritisch zu betrachten und sollten Begrenzung erfahren:

zum Beispiel sehr starker Anstieg des Autoverkehrs mit Bedeutungsverlust öffentlicher bzw. halböffent-licher Verkehre, des Fuß- und Radverkehrs, erhöhte Parksuchverkehre autonomer, ausschließlich privat genutzter autonomer Fahrzeuge.

Da große Änderungen anstehen können, die weit über den Verkehr hinausgreifen, ist der Start einer fundierten gesellschaftlichen Diskussion über Chancen und Risiken des autonomen Fahrens, Zielsetzungen Individuell und

wenig autonom Kollektiv und

wenig autonom Individuell und

autonom Kollektiv und autonom

Motto Status Quo Autobesitz nicht

notwendig Gefahren werden

ist cool Schöne neue Welt Nutzung motorisierter

Verkehre

Angebote Mobilitäts-dienstleistungen Öffentlicher Verkehr Anzahl Fahrzeuge motorisiertes Verkehrsaufkommen Infrastruktur-auslastung

Parkraumauslastung

Während das Szenario »Status quo« die pessimistische Fortschreibung der heutigen Verkehrsverhältnisse darstellt, geht das Szenario »kollektiv und wenig auto-nom« von einer Förderung der Verkehrsmittel des Umweltverbunds und deren Verknüpfung auch mit Sharing-Konzepten aus. Das Szenario »individuell und autonom« zeigt einen hohen Besatz mit

vorwie-gend privat genutzten autonomen Pkw und einen hohen Bedeutungsverlust für den ÖPNV. Das Szena-rio »kollektiv und autonom« zielt auf die geteilte Nutzung von autonomen Fahrzeugen als ride-sharing durch Mobilitätsanbieter, auch in seiner Funktion als Zubringer für den ÖPNV, und der ÖPNV konzentriert sich auf leistungsfähige Schienenverkehre.

Verkehrliche Wirkungen der Szenarien

Kurzfristig – vor der Marktanlaufphase autonomer Fahrzeuge – sind daher folgende Handlungsansätze in Betracht zu ziehen bzw. vorzubereiten:

• Berücksichtigung möglicher Entwicklungen bei allen längerfristigen Planungen und Investitionsentschei-dungen

• Entwicklungsplanung und Flächenpolitik: Verstärkte, strikte Ausweisung von Baugebieten in integrierten Lagen, um die Autoverkehrsnutzung nicht durch autoorientierte Siedlungsplanung auf der »Grünen Wiese« zu fördern

• Überlegungen zur Änderung der kommunalen Stell-platzsatzungen mit dem Ziel, die Stellplatzanforde-rungen vor allem in dichtbebauten Quartieren zu senken und Flächen für nicht motorisierte Fort-bewegung und Aufenthalt zu gewinnen

• Nachhaltige, integrierte Verkehrsplanung: Weiter-führende Förderung von leistungsfähigem ÖPNV, Rad- und Fußverkehr, Car-Sharing mit mobil.punkten

• Sharing-Bewusstsein stärken

• Regulierung bzw. rechtliche Rahmenbedingungen weiterentwickeln, z. B.

– Parkraumbewirtschaftung unabhängiger von Stellplatznachfrage

– Personenbeförderungsrecht

– Steuerung der Qualität von Mobilitätsange- boten über Ausschreibungen und Konzessionen – Zufahrtsbeschränkungen in einigen Bereichen für individuell genutzte Fahrzeuge

– Bevorrechtigung kollektiver Verkehre, auch autonomer kollektiv genutzter Verkehre

– Regulierung des Parksuchverkehrs autonomer Fahr - zeuge, in den Quartieren rund um die Innenstadt Für den öffentlichen Verkehr sind folgende Ansätze denkbar:

• Förderung des Wandels von ÖPNV-Unternehmen:

vom Personenbeförderer zum Mobilitätsdienstleister für die gesamte Wege- und Fahrtenkette. Angebote bis hin zum Betreiben/Organisieren von Robot-Taxis durch die Kommune und Unterstützung der Koope-ration mit anderen (Car-Sharing-) Unternehmen und Fahrtenvermittlern

• Attraktive Tarifstrukturen für verkehrsmittelüber-greifende Wege und Kooperationen im Sinne eines individuell motorisierten ÖPNV entwickeln

• App-basierte Dienstleistungen ausbauen und mit anderen Angeboten bündeln

• Kundenbindung/-neugewinnung verstärken

• Pilotprojekte mit automatisierten Fahrzeugen auf festen Linienwegen durchführen

• Pilotprojekte mit autonomem Fahren im ÖPNV vor-bereiten und politisch stützen – für Linien mit gerin-ger Nachfrage in räumlichen Bereichen, für die eine Erschließung politisch gefordert wird, aber mit kon-ventionellem Angebot schwer finanzierbar ist Nach der Einführung autonomer Fahrzeuge sind zusätzliche Handlungsansätze für die Flächennutzung, Anpassung der Infrastruktur, Parkraumsteuerung, den ÖPNV und Park+Ride zu erwägen. Wann dieser Zeit-punkt kommt, ist nicht bekannt; aber die Entwick-lung der Fahrzeugtechnologie geht voran. Wir in Bremen stellen uns darauf ein und werden die neuen Fahrzeugtechnologien zur Weiterentwicklung einer nachhaltigen, bürgerorientierten Verkehrsplanung anwenden.

Chancen Risiken

verbesserte Teilhabe, relativ abhängig von Alter, Einkommen und (Wohn)standort mit kollektiven autonomen Fahrzeugen

Verdrängung bisheriger Mobilitätsanbieter: Attraktivi-täts- und Kundenverlust der traditionell aufgestellten ÖV-Unternehmen

nachfragegerechte Fahrzeuggrößen und Bedienzeiten

(24/7), »öffentliche« Flotten und neue Tarifmodelle Parksuchverkehre in unbewirtschafteten Bereichen höhere Produktivität der Kfz im »geteilten« Segment Verlagerung von Fahrten auf den MIV vom ÖV aber

auch NMV einfacheres Laden elektrischer Fahrzeuge Leerfahrten geringerer Flächenverbrauch für den ruhenden

Ver-kehr, erste Umgestaltungsmöglichkeiten von Park-flächen

Nicht integrierte, periphere Wohnstandorte werden attraktiver; Trend zur Reurbanisierung gefährdet Effizientere Fahrweise/geringere Emissionen/höhere

Verkehrssicherheit

ggf. Verunsicherung des nicht-motorisierten Verkehrs

Erwartete Chancen und Risiken in der Frühphase der Ein-führung autonomer Fahrzeuge in der Stadt

Zukunftsszenario als Aufmacher eines Nachrichten-magazins

Gut zu Fuß –

Fußverkehr