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Weiterentwicklung des agilen Fehlermanagement-prozesses

6 Strategien für die Frühphase der zukünftigen Zusammenarbeit digitale Dienste

7.4 Weiterentwicklung des agilen Fehlermanagement-prozesses

Verifizierungsprozess aufklären. Eine Videoanleitung im Vertriebskanal kann den Kunden über den herstellerspezifischen Verifikationsprozess, bestehend aus gegebenenfalls Registrierung, Anmeldung/Login und Aktivierung/Freischaltung, informieren. Die Videoanleitung sollte ebenfalls Informationen über die definierten Anforderungen an das Fahrzeug enthalten, um Digital Services nutzen zu können. Eine in der App integrierte Fahrzeug-Empfangsstatusanzeige kann das Verständnis für situationsabhänge Abweichungen fördern. Kunden sind in der Regel mit der Empfangsanzeige vertraut. Sollte sich das Fahrzeug in einer Tiefgarage befinden, sind die digitalen Dienstleistungen aufgrund von mangelnder Netzabdeckung eingeschränkt oder nicht verfügbar. Dieser Empfangszustand würde in der App angezeigt werden.

7.4 Weiterentwicklung des agilen

erkannt und durch Mustererkennung bei zukünftig auftretenden Fehlerbildern entsprechende wahrscheinliche Zuständigkeiten abgeleitet werden.

Der zentrale Fehlerspeicher benötigt speziell ausgebildete Systemarchitekten, die für die Gesamtorchestrierung der Front- und Backendlandschaft verantwortlich sind, die Fehlerursachen lokalisieren und Verantwortlichkeiten bestimmen. Ein weiterer Vorteil einer Testumgebung, die das Gesamtsystem abbildet, ist, dass die agil arbeitenden Teams Anbindungen und Schnittstellen schon früh während der Entwicklung beachten müssen. Das sorgt für eine Standardisierung des Entwicklungsprozesses über die Teams hinweg (Es entstehen damit auch gesamtsystembedingte Fehlermuster, die für frühe Phasen der Anwendungsentwicklung typisch sind).

Während der Entwicklung und Programmierung der digitalen Anwendung in kleinen Teams finden Softwaretest zunächst auf kleiner Ebene statt. Hier wird der Code auf Fehler überprüft. Eine systemübergreifende Kommunikation findet erst statt, wenn das erste funktionierende Inkrement der Anwendung vorgestellt wird. Da dies in der Regel am Ende eines Sprints der Fall ist, kann hier das lauffähige Inkrement mithilfe des Gesamtsystem-Testautomaten auf Fehler überprüft werden. Fehler, die hier auftreten, werden automatisch an den zentralen Fehlerspeicher übermittelt. Dieser legt eine Liste von Fehlerbildern an, wie sie beispielsweise beim Vorgang „Türöffnung via Smarthone“ auftreten. Die entsprechenden Fehler werden im nächsten Sprint vom Entwicklerteam analysiert und behoben. Die Dokumentation der Abstellmaßnahmen findet während der Sprintzyklen automatisiert im Product Backlog statt und wird dem entsprechenden Fehlerbild zugeordnet.

Abbildung 7: Entwurf eine agilen Fehlermanagementprozesses (Eigene Darstellung vgl. Forschungsstudie QSK der TU Berlin)[20]

Gesamtsystem Analyseautomat

Je mehr Fehler entstehen und je mehr Abstellmaßnahmen erfolgen, desto mehr Daten existieren, die mittels Mustererkennung durch KI ausgewertet werden können. Die Betrachtung der Logdateien von beteiligten Backendsystemen, Rüstzeiten und häufig auftretenden Fehlern an bestimmten Schnittstellen, die bei einem Vorgang „Türöffnung via Smarthone“ auftreten, ergeben ein ganzheitliches Fehlerbild. Wenn nun bei der Ausführung des Vorgangs „Türöffnung via Smarthone“ ein Fehler im Betrieb, d. h. bei einem Kunden, auftritt, kann auf einen großen Datenpool zurückgegriffen werden. Hier sollte eine Anbindung an das CRM-System eingerichtet werden, um schnell Informationen über den Kunden, wie Fahrzeug-ID, Betriebssystem, Version etc., zur Verfügung zu haben. Mit Hilfe der Fahrzeug-ID kann der Vorgang zeitlich eingegrenzt werden. Die entsprechenden Logdateien der Backends ergeben zusammen mit der Fehlerbeschreibung ein umfangreiches Fehlerbild, das mit den vorherigen Fehlerbildern verglichen werden kann, um so mithilfe der KI den Fehler zumindest auf ein bestimmtes System eingrenzen zu können und klare Verantwortlichkeiten abzuleiten.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass der hier vorgestellte Fehlermanagementprozess darauf abzielt, die über einen längeren Zeitraum gewonnen Daten zu nutzen, um eine schnelle Fehlerallokation während des Betriebes zu ermöglichen. Dabei muss ein möglichst hoher Automatisierungsgrad erreicht werden, der durch Unterstützung von KI ermöglicht werden kann. Eine Zukunftsvision, die durch weitere Entwicklungen im Bereich der KI und Testautomatisierung erreicht werden könnte, ist ein vollautomatisierter Fehlerabstellprozess (selbstreparierende Software).

7.4.2 Allgemeine Ideen, Hypothesen und Ansätze

Im folgenden Teil werden Ideen, Hypothesen und Ansätze aufgezeigt, die nicht direkt dem Thema agiles Fehlermanagement zugeordnet werden können, sich jedoch im Laufe der Arbeit ergeben haben und aus denen weitere Forschungsansätze entstehen könnten:

1) Als Vorbild für die Automobilindustrie im Bereich zukünftiger digitaler Entwicklungen kann ein Blick Richtung Apple nützlich sein. Apple optimiert und entwickelt die eigene Software in Abstimmung mit der Hardware. Dieses Konzept ist im Hinblick auf Maintenance, Performance und Qualität von Vorteil. Microsoft oder auch Google (Android) hingegen entwickeln Betriebssysteme und Software, die zum Großteil nicht auf eine bestimmte, eigenproduzierte Hardware abgestimmt sind, sondern stellt diese für ein breites Spektrum an Hardwarelieferanten (PCs und Smartphones) zur Verfügung. Ein Vergleich dieser unterschiedlichen Ansätze von Apple vs.

Microsoft/Google, auch mit Blick auf zukünftige Entwicklungs- und Geschäftsmodelle im Bereich der Automobilindustrie, könnte interessante Einblicke liefern.

2) Die Umstellung auf und Verwendung von agilen Methoden wird in vielen Management- und Entwicklungsbereichen umgesetzt und vorangetrieben. Die rein agilen Herangehensweisen der Softwareentwicklung haben jedoch auch Nachteile in Bezug auf Termin- und Kostenüberschreitungen sowie beim Fokus auf das Gesamtsystem. Daher gibt es Ansätze für sogenannte hybride Strategien. Sie

versuchen die Vorteile der Wasserfallstrategie mit agilen Entwicklungsmethoden zu kombinieren. Softwareanbieter wie agosense stellen hier Tools zur Verfügung, die diesen Ansatz verfolgen und Plug-Ins für JIRA und weitere Fehlermanagementtools anbieten.[145] agosense ist ein Unternehmen, welches im Zuge der Literaturrecherche gefunden wurde. Es bietet sehr aktuelle Softwarelösungen an, die im Bereich des agilen Fehlermanagements mit Fokus auf Kunden- und Lieferantenbeziehung anzusiedeln sind. Ein Blick in das Whitepaper und zukünftigen Produkte, die agosense plant, sind empfehlenswert.

3) Im Rahmen der Arbeit wurde auf das Konzept des Continuous Deployment eingegangen, welches auf eine möglichst schnelle automatisierte Durchführung von Tests und Implementierung in die Produktivumgebung abzielt. Die Auslieferung in die Produktivumgebung könnte dabei gestaffelt stattfinden. So könnten komplett neue Funktionen, Apps oder digitale Dienste erst den eigenen Mitarbeitern und anschließend einer aufzubauenden Testcommunity als Beta-Version zur Verfügung gestellt werden. Diese Testcommunity könnte direkt Feedback zu den neuen Funktionen geben. Als Anreiz könnten hier kostenlose digitale Zusatzfunktionen, Werkstattbesuche etc. angeboten werden. Updates können dann sukzessive für einen immer größeren Kundenstamm zur Verfügung gestellt werden. Somit würden Fehler, die zu Beginn der Produktivsetzung auftreten, nur einen kleinen Teil der Kunden betreffen und ein Imageschaden ließe sich so vermeiden. Die entsprechenden Fehlerbilder könnten im Sinne des vorgestellten Fehlermanagementprozesses die KI mit Daten füttern.

4) Da sich Fehler im Bereich der digitalen Anwendungen nie gänzlich vermeiden lassen, spielen Sofortmaßnahmen eine wichtige Rolle. Dies könnte eine sofortige Mitteilung an den Kunden beim Auftreten eines Fehlers sein, die ihn darüber informiert, dass der Fehler registriert und dass ein Fehlerbericht an den Hersteller geschickt wurde, um das Problem möglichst schnell zu beheben. Dieses Vorgehen ähnelt einem Diagnosebericht, wie ihn auch Apple oder Microsoft anwenden.

Dadurch, dass der Kunde direkt über die Registrierung des Fehlers informiert wird, können zum einen Imageschäden auf Kundenseite abgemildert werden, zum anderen gewinnt man Zeit, um den Fehler zu analysieren und zu beheben.

Weiterhin könnte eine solche Maßnahme dazu beitragen, eine Überflutung der Beschwerdekanäle zu verhindern.

Im theoretischen Teil wurden Begriffe des Fehlermanagements definiert und Methoden des klassischen Fehlermanagements und im vierten Abschnitt klassische und agile Vorgehensmodelle der Softwareentwicklung vorgestellt. Dabei wurde ein Ansatz beschrieben, wie Softwarefehler gehandhabt werden können, die in Softwareentwicklungsprojekten auftreten, die nach der Scrum-Methode ablaufen.

Außerdem wurde im vierten Abschnitt der DevOps-Ansatz vorgestellt. Dieser beinhaltet vielversprechende Methoden, die einen ganzheitlichen Ansatz liefern, um die Entwicklung und das Fehlermanagement von Software zu optimieren. Da das Thema sehr aktuell ist und wenig Literatur zu finden ist, auf die bei der Entwicklung des

Fehlermanagementprozesses zurückgegriffen werden konnte, wurden drei qualitative Fachinterviews durchgeführt.

7.5 Weiterentwicklung Reklamationsmanagement als Teil des