• Keine Ergebnisse gefunden

Der größere Anteil dieser Stichprobe liegt bei weiblichen Studienteilnehmerinnen (N = 119;

53.6%). Männer machten hingegen 44,1% (N = 98) aus. Fünf Probanden*innen (2.3%) machten keine Angabe zum Geschlecht. Das durchschnittliche Alter der Teilnehmer*innen lag bei 40,7 Jahren mit einem Minimum von 18 Jahren und einem Maximum von 80 Jahren (SD = 14.96). Hierbei waren Frauen (M = 39.6; SD = 14.5) im Schnitt etwas jünger als die männlichen Probanden (M = 42.3; SD = 15.4). Der überwiegende Teil der Befragten stammte aus Österreich (N = 179; 76.1%). Die zweitgrößte Nationalität stellten deutsche Proband*innen dar (N = 22; 9.9%), gefolgt von Italiener*innen (N = 3; 1.4%) und Menschen aus Ungarn (N = 3; 1.4%). Einige Proband*innen (N = 22; 9.9%) gaben an, einen Migrationshintergrund zu haben. Der größere Teil der Stichprobe stammt aus einer ländlichen Gegend (N =127; 57.2%), rund 39,2% (N = 87) stammen aus einem städtischen Umfeld. Die meisten Befragten lebten mit dem/der Partner*in oder der Familie zusammen (N = 123;

55.4%). Am zweithäufigsten gaben Probanden*innen an, dass sie allein wohnen (N = 37;

16.7%). Zudem lebten N = 27 (12.2%) Teilnehmer*innen in einer Wohngemeinschaft und N = 18 (8.1%) bei ihrer Herkunftsfamilie. Eigene Kinder hatten N = 62 (27.9%) Probanden*innen (kinderlos N = 31; 14%; fehlend N = 129; 58.1%). Circa die Hälfte der Probanden*innen war verheiratet (N = 108; 48.6%) und N = 59 (26.6%) gaben an, alleinstehend zu sein. In einer festen Partnerschaft lebten N = 25 (11.3%) Probanden*innen, N = 13 (5.9%) waren getrennt oder geschieden und N = 3 (1.4%) Teilnehmerinnen waren verwitwet. Zum Zeitpunkt der Datenerhebung gingen N = 5 (2.3%) Proband*innen noch zur Schule, ein/e Proband*in (0.5%) verfügte über keinen Schulabschluss. Die Pflichtschule ohne Lehre absolvierten N = 18 (8.1%) Teilnehmer*innen, N = 66 (29.7%) der Befragten hatten eine abgeschlossene Lehre. Einen Meister besaßen N = 16 (7.2%) der Studienteilnehmer*innen. Maturant*innen waren N = 59 (26.6%) und N = 45 (20.3%) Proband*innen verfügten über einen Universitätsabschluss.

53 Die folgende Tabelle soll einen Überblick über die soeben geschilderten soziodemographischen Daten geben.

54

55 7.6 Datenanalyse

Die Bearbeitung der Daten erfolgt mittels IBM SPSS Statistics 26. Die Gruppenbildung und verwendeten Verfahren sowie statistische Grenzwerte werden im Folgenden erläutert.

Da die Stichprobe mit N = 222 Proband*innen deutlich größer ist als im zentralen Grenzwertsatz gefordert (N = 30), wird von einer Normalverteilung der Daten ausgegangen und es werden in dieser Arbeit parametrische Verfahren angewendet (Behnke & Behnke, 2006). Das Signifikanzniveau richtet sich hier nach Zöfel (2011). Er beschreibt Richtwerte zur Interpretation des Signifikanzniveaus und legt fest, dass Werte von p ≤ .05 als signifikant gelten (Zöfel, 2011). Einfache Signifikanzen werden mit einem Stern* gekennzeichnet. Ein Ergebnis wird mit zwei Sternen** gekennzeichnet, wenn es hoch signifikant ist und einem Wert von p ≤ .01 entspricht. Höchst signifikante Werte werden ab einer Signifikanz von p ≤ .001 angenommen und mit drei Sternen*** markiert (Zöfel, 2011).

Zur Untersuchung der ersten Hypothese – Proband*innen ohne negative Kindheitserfahrungen unterscheiden sich von Proband*innen mit einem ACE oder mehreren ACEs in Bezug auf die PTBS Symptomatik im Erwachsenenalter – wurde ein t – Test für unabhängige Stichproben gerechnet. Dabei wurde die Stichprobe in Proband*innen ohne belastende Kindheitserfahrungen und Proband*innen mit belastenden Kindheitserfahrungen aufgeteilt. Diese Unterteilung fand anhand des KERF_Multi Scores statt, dessen Sinn es ist, zwischen belasteten und unbelasteten Personen zu diskriminieren. Proband*innen mit einem KERF_Multi Score von 0 gelten als unbelastet, Menschen mit einem Wert von 1 oder mehr werden der Gruppe der belasteten Personen zugeordnet. Diese beiden Versuchsgruppen werden anschließend auf Gruppenunterschiede in Bezug auf die PTBS Symptomatik im Erwachsenenalter getestet (t – Test). Dazu wird der Summenscore der PTBS Skala des ETI hinzugezogen. Die Testung auf Varianzhomogenität erfolgt durch den Levene – Test. Zur Berechnung der Effektstärke wird das Tool „psychometrika“ verwendet (https://www.psychometrica.de/effektstaerke.html), welches die Effektstärke in Cohen’s d angibt (Cohen et al., 2013).

Die zweite Unterhypothese – je mehr negative Kindheitserfahrungen vorliegen, desto stärker ist die PTBS Symptomatik im Erwachsenenalter ausgeprägt – wird mittels des Spearman Rangkorrelationskoeffizienten berechnet. Dieser Test wird angewendet, da der verwendete KERF_MULTI Score ordinalskaliert ist und somit die Voraussetzung für ein metrisches Verfahren nicht erfüllt. Da die Hypothese gerichtet ist, wird eine einseitige Hypothesenprüfung durchgeführt.

56 Mit einer einfaktoriellen Varianzanalyse wird die dritte Unterhypothese der H1 – ein bis drei ACEs gehen mit einer niedrigeren PTBS Symptomatik einher als vier bis sieben – berechnet.

Dabei wird der KERF_MULTI Score in drei Subgruppen aufgeteilt. Die erste Gruppe besteht aus Proband*innen, die als unbelastet gelten (KERF_MULTI Score = 0). Den zweiten Teil bilden Menschen, die bei der Testung einen KERF_MULTI Score von 1 bis 3 erreichten und somit mittelgradig belastet sind. Als schwerbelastet gelten jene Studienteilnehmer*innen, die einen Score von 4 oder größer erreichten. Diese bilden die dritte Testgruppe. Die Varianzhomogenität wird durch den Levene – Test berechnet (Schultz, 1985). Um Gruppenunterschiede genauer untersuchen zu können, wird im Anschluss der Post – Hoc – Test nach Gabriel (Field, 2013) durchgeführt.

Für die Berechnung der H2 – der Zeitpunkt der ACEs hat einen Einfluss auf die PTBS Symptomatik im Erwachsenenalter – wird eine neue Variable berechnet. Dabei wird eine selbsterstellte SPSS – Syntax angewendet, die das Alter bei der ersten negativen Kindheitserfahrung für Proband*innen individuell angibt. Mit diesem Alterswert wird nachfolgend gerechnet. Die erste Unterhypothese der H2 – je früher traumatische Ereignisse erstmalig auftreten, desto stärker ist die PTBS Symptomatik im Erwachsenenalter – wird mit einer Spearman Korrelation berechnet. Dabei wird der Summenscore der PTBS zuerst mit den Altersstufen der Kerf Skala einzeln korreliert und im Anschluss mit dem Alter der ersten negativen Kindheitserfahrung. Zum genaueren Verständnis des Zusammenhangs zwischen der Resilienz, der Belastungsschwere und dem Alter der ersten negativen Kindheitserfahrung wird zudem der Spearman Rangkorrelationskoeffizient zwischen dem Alter der ersten negativen Kindheitserfahrung und dem KERF_MULTI Score berechnet.

Um die zweite Unterhypothese – negative Kindheitserfahrungen bis zum siebten, vom achten bis zum 13. Und ab dem 14. Bis zum 19. Lebensjahr stehen in einem Zusammenhang mit der PTBS Symptomatik im Erwachsenenalter – beantworten zu können, werden aus dem Alter der ersten negativen Kindheitserfahrung drei Altersgruppen gebildet. Die erste Gruppe umfasst alle Proband*innen, die zum Zeitpunkt der ersten Traumatisierung ein bis sechs Jahre alt waren. Die zweite Gruppe bilden alle Personen im Alter von sieben bis zwölf Jahren. In der letzten Gruppe sind die Studienteilnehmer*innen, die 13 bis 18 Jahre alt waren, als sie das erste Kindheitstrauma durchlebten. Die Einteilung in verschiedene Altersgruppen orientiert sich an den Vorgängerstudien, die bestimmte Altersstufen als bedeutende Wendepunkte identifizieren konnten (siehe 3.7.2). Diese drei Altersgruppen werden auf ihre PTBS Symptomatik im Erwachsenenalter hin untersucht. Dazu wird eine einfaktorielle Varianzanalyse gerechnet. Die Testung auf Varianzgleichheit erfolgt mittels Levene – Test.

57 Die einzelnen Gruppenunterschiede werden genauer untersucht, indem an die ANOVA der Post – Hoc Test nach Gabriel angeschlossen ist. Für ein genaueres Verständnis der drei Altersgruppen wurde danach eine Übersicht der Untergruppen mit den jeweiligen durchschnittlichen KERF_MULTI Scores und den Scores des PTBS Skala erstellt.

Zur Untersuchung der dritten Unterhypothese – erste ACEs vor dem 13. Lebensjahr haben einen stärkeren Einfluss als erste ACEs danach – wird die Altersvariable in zwei Gruppen aufgeteilt. Die erste Gruppe beinhaltet alle Proband*innen, die das erste Kindheitstrauma im Alter von eins bis elf Jahren erlebten. Personen, die im Alter von zwölf bis 18 zum ersten Mal negative Kindheitserfahrungen machten, finden sich in der Gruppe 2 wieder (zur Einteilung der Altersstufen siehe 3.7.2). Beide Gruppen werden auf Gruppenunterschiede in Bezug auf die Resilienz im Erwachsenenalter untersucht. Dazu wird ein t – Test gerechnet. Mit dem Levene – Test wird die Varianzhomogenität überprüft.

Die vierte Unterhypothese – die Belastungsschwere dient als Moderator zwischen dem Alter der ersten Traumatisierung und dem PTBS Score im Erwachsenenalter – wird mittels einer Moderatoranalyse berechnet. Dazu wird mit der SPSS Erweiterung „Process Macro“ von Andrew Hayes (2017) gerechnet. Hierfür wurden die Testvariablen z – standardisiert, was die Berechnung verbessert und die Interpretation der Werte erleichtert (Hayes, 2017).

Heteroskedastizität wurde bei allen Moderatoranalysen mit einem Diagramm augenscheinlich ausgeschlossen.

Um Interaktionseffekte zwischen der Resilienz, dem Alter beim ersten ACE, der Belastungsschwere und dem PTBS Score (Hypothese 3) zu überprüfen, wurden weitere Moderatoranalysen berechnet. Zur Testung, ob die Resilienz den Effekt der Belastungsschwere auf die PTBS Symptomatik moderiert (H 3.1), wurde erneut PROCESS verwendet. Gleich wurde mit der Hypothese 3.2 – die Resilienz moderiert die Auswirkung des Zeitpunktes der ersten negativen Kindheitserfahrung auf die PTBS Symptomatik im Erwachsenenalter – vorgegangen.

58

8 Ergebnisse

Nachfolgend werden die Ergebnisse der Hypothesentestung ausführlich dargestellt. Dabei werden die wichtigsten statistischen Werte genannt und die Hypothesen werden angenommen oder verworfen. Zuerst wird jedoch die Stichprobe genauer geschildert.

8.1 Deskriptive Daten

Der Anteil der Proband*innen, die keine negativen Kindheitserfahrungen gemacht hatte, lag bei 62,2 % (N = 138). Somit gaben 84 Studienteilnehmer*innen (37,8%) an, zumindest ein ACE erlebt zu haben. Unter den Proband*innen, die ACEs erlebten, waren ein und zwei ACEs am häufigsten (N = 33). Vier oder mehr ACEs erlebten N = 15 Studienteilnehmer*innen. Die folgende Tabelle 2 veranschaulicht die Häufigkeitsverteilung der negativen Kindheitserfahrungen über die Stichprobe hinweg.

Tabelle 2: Häufigkeitsverteilung der ACEs in der Stichprobe

KERF_MULTI Häufigkeit Prozent Kumulierte Prozent

0 138 62.2 62.2

1 49 22.1 84.2

2 14 6.3 90.5

3 6 2.7 93.2

4 6 2.7 95.9

5 3 1.4 97.3

6 3 1.4 98.6

7 2 .9 99.5

8 1 .5 100

Gesamt 222 100

Anmerkung. N = 222. KERF_MULTI = Multi Score der ACEs

Im anschließenden Abschnitt werden die Hypothesen überprüft. Dabei wird innerhalb der Stichprobe in belastete und unbelastete Proband*innen unterschieden. Als unbelastete Teilnehmer*innen gelten jene, die in der oben aufgeführten Tabelle 2 einen Wert von 0 erreichten.

59 8.2 Hypothesenprüfung

Hypothese 1: Negative Kindheitserfahrungen wirken sich auf die PTBS Symptomatik im Erwachsenenalter aus

H 1.1: Proband*innen ohne negative Kindheitserfahrungen unterscheiden sich von Proband*innen mit einem ACE oder mehreren ACEs in Bezug auf die PTBS Symptomatik im Erwachsenenalter

Diese Hypothese wurde mit Hilfe eines t – Tests für unabhängige Stichproben berechnet. Die Ergebnisse der Berechnung werden in den Tabellen 3 dargestellt.

Tabelle 3: Gruppenstatistik der Testgruppen in Bezug auf PTBS Symptomatik

ACE N M SD SE

PTBS 0 138 6.77 8.27 .70

1 84 12.58 11.94 1.30

Anmerkung. N = 222, PTBS = Summenscore der PTBS Skala, ACE Gruppe 0 = ohne ACE, ACE Gruppe 1 = mit einem oder mehreren ACEs, SE = Standardfehler des Mittelwerts.

Die Berechnung der Varianzhomogenität durch den Levene-Test ergab ungleiche Varianzen (p = .000). Tabelle 4 liefert die Ergebnisse des T-Tests für unabhängige Stichproben zwischen den Gruppen der unbelasteten und belasteten Proband*innen in Bezug auf die PTBS Symptomatik im Erwachsenenalter.

Tabelle 4: T-Test bei unabhängigen Stichproben

t df

p

(2-seitig) d CI (95%) PTBS -3.93 131.76 .000*** -0.543 [-8.75; -2.88]

Anmerkung. N = 222, * p < .05, ** p < .01, *** p < .001, PTBS = Summenscore der PTBS Skala, d = Cohen’s d, CI = Konfidenzintervall.

Menschen, die kein ACE durchlebten (M = 6.77; SD = 8.27), unterscheiden sich höchst signifikant von Menschen mit einem oder mehreren ACEs (M = 12.58; SD = 11.94) in Bezug auf die PTBS Symptomatik im Erwachsenenalter (t = -3.93; p = .000). Die Gruppe der belasteten Proband*innen hat hierbei eine höhere PTBS Symptomatik als die Gruppe der Unbelasteten (siehe Tabellen 3 und 4).

Die Hypothese 1.1 wird angenommen.

60 H 1.2: Je mehr negative Kindheitserfahrungen vorliegen, desto stärker ist die PTBS Symptomatik im Erwachsenenalter ausgeprägt

Die Berechnung des Rangkorrelationskoeffizienten nach Spearman konnte einen höchst signifikanten moderaten Zusammenhang zwischen der Gesamtzahl der belastenden Kindheitserfahrungen und der PTBS Symptomatik im Erwachsenenalter feststellen (rs = .30;

p = .000). Tabelle 5 zeigt die Ergebnisse der Berechnung. Menschen mit einem höheren Ausmaß an belastenden Kindheitserfahrungen haben eine signifikant stärker ausgeprägte PTBS Symptomatik im Erwachsenenalter (siehe Tabelle 5).

Tabelle 5: Spearman Korrelation der PTBS Symptomatik und Belastungsschwere KERF

MULTI PTBS

rs ,30***

p (1-seitig) ,000

N 222

Anmerkung. N = 222, * p < .05, ** p < .01, *** p < .001, PTBS = Summenscore der PTBS Skala, KERF MULTI = Multiscore der ACEs.

Die Hypothese 1.2 wird angenommen.

H 1.3: Ein bis drei ACEs gehen mit einer niedrigeren PTBS Symptomatik einher als vier bis sieben

Die Testung auf Varianzhomogenität ergab, dass die Varianzen der Gruppen ungleich sind (p

= .000). Die folgenden Tabellen 6 und 7 zeigen die Ergebnisse der ANOVA zwischen den Belastungsgruppen und der PTBS Symptomatik.

61 Tabelle 6: Deskriptive Statistik der Belastungs – Testgruppen

Gruppe N M SD SE CI (95%) Min Max

0 138 6.77 8.27 .70 [5.78; 8.16] .00 47.00

1 69 10.99 11.24 1.35 [8.29; 13.69] .00 43.00

2 15 19.93 12.71 3.28 [12.90; 26.97] 1.00 45.00

Gesamt 222 8.97 10.20 .68 [7.62; 10.32] .00 47.00

Anmerkung. N = 222, SE = Standardfehler des Mittelwerts, CI = Konfidenzintervall. Gruppe 0 = kein ACE, Gruppe 1 = 1 bis 3 ACEs, Gruppe 2 = 4 oder mehr ACEs.

Den größten Anteil haben Proband*innen, die kein ACE erlebten (N = 138). Ein bis drei ACEs erfuhren 69 Teilnehmer*innen. Den geringsten Teil der Stichprobe bildeten jene 15 Proband*innen, die vier oder mehr ACEs erlitten (siehe Tabelle 6).

Tabelle 7: Einfaktorielle ANOVA der Belastungs – Testgruppen

Quadrat-summe df

Mittel der

Quadrate F p

Zwischen den Gruppen

2752.28 2 1376.140 14.90 .000***

Innerhalb der Gruppen 20232.50 219 92.39

Gesamt 22984.78 221

Anmerkung. N = 222, * p < .05, ** p < .01, *** p < .001.

In Tabelle 7 wird der Vergleich zwischen den Gruppen dargestellt. Es zeigt sich ein hoch signifikanter Gruppenunterschied (F (2, 219) = 14.90, p = .000). Eine genauere Beschreibung der Gruppenunterschiede liefert der Post – Hoc – Test nach Gabriel (siehe Tabelle 8). Dieser Test verdeutlicht, dass die Gruppe der unbelasteten Proband*innen hoch signifikant weniger PTBS Symptomatik aufzeigen, als die Gruppe der mittelgradig belasteten (M = 6.77 < M = 10.99; p = .008). Im Vergleich zu den schwerbelasteten Proband*innen hat die Gruppe der unbelasteten erneut eine höchst signifikant geringere PTBS Symptomatik (M = 6.77 < M = 19.93; p = .000). Zwischen den Gruppen schwer und mittelgradig belastet konnte gezeigt werden, dass die schwerbelasteten Proband*innen hoch signifikant stärker unter PTBS Symptomatik leiden, als die Vergleichsgruppe (M = 10.99 < M = 19.93; p = .002).

62 Tabelle 8: Testung der Unterschiede zwischen den Belastungs – Testgruppen nach Gabriel

Gruppe Gruppe

Mittlere Differenz

der Gruppen SE p CI (95%)

0 1 -4.22 1.42 .008** [-7.58; -.86]

2 -13.17 2.61 .000*** [-18.78; -7.55]

1 0 4.22 1.42 .008** [.86; 7.78]

2 -8.95 2.74 .002** [-15.14; -2.76]

2 0 13.17 2.61 .000*** [7.55; 18.78]

1 8.95 2.74 .002** [2.76; 15.14]

Anmerkung. N = 222, * p < .05, ** p < .01, *** p < .001. Gruppe 0 = ohne ACE, Gruppe 1 = mit 1 bis 3 ACEs, Gruppe 2 = 4 oder mehr ACEs, SE = Standardfehler des Mittelwerts, CI = Konfidenzintervall.

Die Hypothese 1.3 wird angenommen.

Hypothese 2: Der Zeitpunkt der ersten negativen Kindheitserfahrungen hat einen Einfluss auf die PTBS Symptomatik im Erwachsenenalter.

H 2.1: Je früher traumatische Ereignisse erstmalig auftreten, desto stärker ist die PTBS Symptomatik im Erwachsenenalter

Für die Berechnung der Hypothese wurde eine Spearman Korrelation zwischen den einzelnen Altersstufen der KERF Skala (KERF_MULTI_1 bis 18) und der PTBS Symptomatik berechnet. Anschließend wurde das Alter beim ersten ACE mit der PTBS Skala korreliert.

Die Ergebnisse werden in den folgenden Tabellen 9, 10 und 11 dargestellt.

63 Tabelle 9: Spearman - Korrelationen zwischen PTBS und Altersstufen

PTBS KERF_MULTI

_ALTER N rs p

1 222 .08 .130

2 222 .13 .028*

3 222 .15 .014*

4 222 .16 .009**

5 222 .16 .007**

6 222 .21 .001**

7 222 .20 .001**

8 222 .21 .001**

9 222 20 .002**

10 222 .22 .000***

11 222 .21 .001**

12 222 .20 .001**

13 222 .20 .002**

14 222 .22 .000***

15 222 .18 .004**

16 222 .16 .008**

17 222 .19 .002**

18 222 .18 .004**

Anmerkung. N = 222, * p < .05, ** p < .01, *** p < .001, KERF_MULTI_ALTER = Altersstufen der KERF Skala.

Die einzelnen Altersstufen zeigen signifikante, schwache bis moderate Zusammenhänge zwischen den Alterststufen und der PTBS Symptomatik im Erwachsenenalter (rs = .13 bis .22; p < .028). Proband*innen mit ACEs in den Altersstufen 2 bis 18 hatten mehr PTBS Symptome. Die einzige Ausnahme dabei ist die Altersstufe 1, für die kein signifikantes Ergebnis errechnet werden konnte (rs = .08; p = .130; siehe Tabelle 9). Die Ergebnisse der Spearman Korrelation zwischen dem Alter beim erste ACE und der PTBS Symptomatik wird in der folgenden Tabelle 10 dargestellt.

64 Tabelle 10: Spearman Korrelation zwischen PTBS und Alter

ACEAlt ACEAlt = Alter der ersten negativen Kindheitserfahrung,

PTBS = Score der PTBS Skala.

Die Berechnung des Zusammenhangs zwischen dem Alter der ersten negativen Kindheitserfahrung und der PTBS Symptomatik im Erwachsenenalter lieferte kein signifikantes Ergebnis (rs = -.03; p = .409; siehe Tabelle 10).

Um den Zusammenhang zwischen der Summe von negativen Kindheitserfahrungen, dem Zeitpunkt der ersten negativen Kindheitserfahrung und der PTBS Symptomatik im Erwachsenenalter genauer zu verstehen, wurde post - hoc die Korrelation zwischen der Belastungsschwere und dem Zeitpunkt errechnet, da das Zusammenspiel dieser Variablen noch nicht genauer beleuchtet wurde (siehe Tabelle 11).

Tabelle 11: Spearman Korrelation der Belastungsschwere und dem Alter des ersten ACEs

ACEAlt ACEAlt = Alter der ersten negativen Kindheitserfahrung.

Die Berechnung in Tabelle 11 zeigt, dass die Belastungsschwere signifikant negativ mit dem Alter der ersten negativen Kindheitserfahrung zusammenhängt (rs = -.247; p = .018). Steigt also die Belastungsschwere an, sinkt das Alter des ersten ACEs.

Die Hypothese 2.1 wird abgelehnt.

H 2.2: Erste negative Kindheitserfahrungen bis zum siebten, vom achten bis zum 13.

und ab dem 14. bis zum 19. Lebensjahr stehen in einem Zusammenhang mit der PTBS Symptomatik im Erwachsenenalter

65 Zur Berechnung der Hypothese 2.2. wurde eine einfaktorielle Varianzanalyse verwendet. Der Levene – Test ergab eine Gleichheit der Varianzen (p = .512). Um ein genaueres Verständnis der Gruppenzusammenhänge zu erhalten, wird der Post – Hoc – Test nach Gabriel angewendet. Die Tabellen 12, 13, 14 und 15 beinhalten die deskriptive Gruppenstatistik und die Ergebnisse der Berechnungen.

Tabelle 12: Deskriptive Statistik der Alters - Testgruppen in Bezug auf PTBS

Gruppe N M SD SE CI (95%) Min Max

1,00 42 13.55 12.82 1.98 [9.55; 17.54] .00 45.00

2,00 24 11.38 12.32 2.52 [6.17; 16.58] .00 37.00

3,00 15 10.40 9.01 2.33 [5.41; 15.39] .00 24.00

Gesamt 81 12.32 11.99 1.33 [9.67; 14.97] .00 45.00

Anmerkung. SE = Standardfehler des Mittelwerts, CI = Konfidenzintervall, Gruppe 1 = erste ACE bis 6, Gruppe 2 = erstes ACE von 7 bis 12, Gruppe 3 = erstes ACE ab 13.

Erste negative Kindheitserfahrungen vor dem siebten Lebensjahr erlebten N = 42 Proband*innen. Im Alter von acht bis zwölf Jahren widerfuhr 24 Studienteilnehmer*innen das erste ACE. Ab 13 Jahren erlebten 15 Menschen ein ACE zum ersten Mal (siehe Tabelle 12).

In Tabelle 13 werden die Ergebnisse der Varianzanalyse der Alters - Testgruppen in Bezug auf die PTBS Symptomatik dargestellt. Tabelle 14 schildert die Daten zu den einzelnen Gruppenunterschieden.

Tabelle 13: Einfaktorielle ANOVA der Alters - Testgruppen in Bezug auf PTBS

Quadrat-summe df

Mittel der

Quadrate F p

Zwischen den Gruppen

140.03 2 70.01 .480 .620

Innerhalb der Gruppen 11369.63 78 145.76

Gesamt 11509.65 80

Anmerkung. N = 81, * p < .05, ** p < .01, *** p < .001.

Die drei Testgruppen (Tabelle 13) unterscheiden sich nicht signifikant voneinander (F (2,78)

= .480, p = .620). Auch zwischen den Gruppen konnten im Einzelvergleich keine signifikanten Unterschiede gefunden werden (Tabelle 14). Der Vergleich der Gruppen 1 und 2 erbrachte keinen signifikanten Unterschied (p = .857). Ein ähnliches Ergebnis lieferte der

66 Vergleich der Gruppen 2 und 3 (p = .993). Auch zwischen den Gruppen 1 und 3 zeigte sich kein signifikanter Unterschied (p = .752; siehe Tabelle 14).

Tabelle 14: Gruppenunterschiede der Altersgruppen nach Gabriel

Gruppe Gruppe erstes ACE mit 7 bis 12, Gruppe 3 = erstes ACE ab 13, SE = Standardfehler des Mittelwerts, CI = Konfidenzintervall.

Um ein genaueres Verständnis der drei Altersuntersuchungsgruppen zu erlangen, wurde eine Häufigkeitstabelle der einzelnen Altersuntergruppen mit den jeweiligen KERF_MULTI- und PTBS Scores erstellt (siehe Tabelle 15).

Tabelle 15: Deskriptive Statistik der drei Altersgruppen

Anmerkung. N = 81, KERF MULTI = Multiscore der ACEs nach Altersgruppen, PTBS = Score der PTBS Skala nach Altersgruppen.

Die Gruppe der Proband*innen mit ersten negativen Kindheitserfahrungen bis zum siebten Lebensjahr (N = 42) erlebten im Schnitt mehr negative Kindheitserfahrungen (M = 2.48) und hatten einen höheren PTBS Score im Erwachsenenalter (M = 15.55) als die Vergleichsgruppen (siehe Tabelle 15). In der Altersspanne sieben bis zwölf (N = 24) lag der KERF_MULTI Score im Mittel bei M = 1.71 und der Mittelwert der PTBS Skala bei M = 11.38. Für die letzte Altersgruppe der Probanden, die zum Zeitpunkt der ersten traumatischen

67 Erfahrung 13 Jahre oder älter waren (N = 15), zeigen sich erneut geringere Mittelwerte (M KERF_MULTI = 1.07; M PTBS = 10.40). Obwohl Tabelle 15 einen augenscheinlichen Zusammenhang zwischen den Altersgruppen und der PTBS Symptomatik suggeriert, konnte in der Varianzanalyse kein signifikanter Gruppenunterschied nachgewiesen werden.

Die Hypothese 2.2 wird abgelehnt.

H 2.3: Negative Kindheitserfahrungen, die vor dem 13. Lebensjahr erstmalig auftreten, haben einen stärkeren Einfluss auf die PTBS Symptomatik im Erwachsenenalter als erste ACEs danach

Erste ACEs vor dem 13. Lebensjahr erlebten N = 63 Personen. Die Anzahl der Proband*innen, die nach dem 13. Lebensjahr erste negative Kindheitserfahrungen machten, fiel deutlich geringer aus und lag bei N = 18 Menschen (siehe Tabelle 16).

Tabelle 16: Gruppenstatistiken der beiden Altersgruppen

Alter N M SD SE

PTBS 1 63 12.67 12.39 1.56

2 18 11.11 10.72 2.53

Anmerkung. N = 81, Alter Gruppe 1 = erstes ACE vor dem 13. Lebensjahr, Alter Gruppe 2 = erstes ACE nach dem 13. Lebensjahr, SE = Standardfehler des Mittelwerts.

In Tabelle 17 werden die Ergebnisse des T-Tests für unabhängige Stichproben der Altersgruppen in Bezug auf die PTBS Symptomatik dargestellt. Die Testung auf Varianzgleichheit ergab gleiche Varianzen (p = .515).

Tabelle 17: T-Test der Altersgruppen in Bezug auf PTBS

t df p

(2-seitig) d CI (95%)

PTBS .48 79 .630 .129 [-4.86; 7.97]

Anmerkung. N = 81, * p < .05, ** p < .01, *** p < .001. RES = Summenscore der Resilienz, d = Cohen’s d, CI = Konfidenzintervall.

Der t – Test für unabhängige Stichproben ergab, dass sich die Gruppe der Proband*innen, die erste negative Kindheitserfahrungen vor dem 13. Lebensjahr machten (M = 12.67, SD = 12.39), nicht von denjenigen Personen signifikant unterscheiden, die erst nach dem 13.

68 Lebensjahr solche Erfahrungen machten (M = 11.11, SD = 10.72, T = .48; p = .630; siehe Tabelle 17).

Die Hypothese 2.3 wird abgelehnt.

Hypothese 2.4: Die Belastungsschwere dient als Moderator zwischen dem Alter des ersten traumatischen Ereignisses und der PTBS Symptomatik im Erwachsenenalter Die Moderatoranalyse erbrachte keine signifikanten Interaktionen zwischen der Belastungsschwere, dem Alter beim ersten ACE und dem PTBS Score (p = .519). Somit beeinflusst die Belastungsschwere die Wirkung des Alters auf den PTBS Score nicht. Die folgende Tabelle 18 zeigt die Ergebnisse der Moderatoranalyse.

Tabelle 18: Moderatoranalyse KERF_MULTI x ACEAlt

coeff SE T p CI (95%)

Konstante .27 .16 1.67 .098 [-.05; .60]

KERF_MULTI .21 .19 1.14 .259 [-.16; .59]

ACEAlt -.04 .19 -.22 .830 [-.41; .33]

ACEAlt x

KERF_MULTI -.13 .21 -.65 .519 [-.54; .28]

Anmerkung. N = 81, * p < .05, ** p < .01, *** p < .001. Coeff = Koeffizient, SE = Standardfehler des Mittelwerts, CI = Konfidenzintervall, KERF_MULTI = Multiscore der ACEs, ACEAlt = Alter beim ersten ACE.

Die Hypothese 2.4 wird abgelehnt.

69 Hypothese 3: Die Auswirkung der Gesamtbelastung und des Zeitpunktes der traumatischen Ereignisse auf die PTBS Symptomatik im Erwachsenenalter wird durch die Resilienz im Erwachsenenalter beeinflusst

H 3.1: Die Resilienz moderiert die Auswirkungen der Gesamtbelastung auf die PTBS Symptomatik im Erwachsenenalter

Die Moderationsanalyse ergab, dass der Effekt der Belastungsschwere auf die PTBS im Erwachsenenalter nicht durch die Resilienz beeinflusst wird. Es konnte kein Interaktionseffekt zwischen der Belastungsschwere und der Resilienz im Erwachsenenalter festgestellt werden (p = .977). In Tabelle 19 sind die Ergebnisse der Moderatoranalyse dargestellt.

Tabelle 19: Moderatoranalyse KERF_MULTI x RES

coeff SE T p CI (95%)

Konstante -.00 .07 -.01 .993 [-.14; .14]

KERF_MULTI .29 .11 2.64 .009 [.07; .50]

RES -.23 .08 -2.91 .004 [-.38; -.07]

KERF_MULTI x RES -.00 .10 -.03 .977 [-.19; .19]

Anmerkung. N = 222, * p < .05, ** p < .01, *** p < .001. Coeff = Koeffizient, SE = Standardfehler des Mittelwerts, CI = Konfidenzintervall, KERF_MULTI = Multiscore der ACEs, RES =

Summenscore der Resilienz.

Die Hypothese 3.1 wird abgelehnt.

H 3.2: Die Resilienz moderiert die Auswirkungen des Zeitpunktes des ersten traumatischen Ereignisses auf die PTBS Symptomatik im Erwachsenenalter

Es konnte kein signifikanter Interaktionseffekt zwischen der Resilienz im Erwachsenenalter

Es konnte kein signifikanter Interaktionseffekt zwischen der Resilienz im Erwachsenenalter