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In dieser Arbeit werden die folgenden Untersuchungsinstrumente verwendet: Ein Fragebogen zu den soziodemographischen Daten, die KERF, die CD – RISC – 10 und das ETI.

Fragebogen Soziodemographische Daten.

Zu Beginn der Studie wurden umfassende soziodemographische Angaben zur Person erfasst.

In dieser Reihenfolge wurden folgende Daten erhoben: Alter, Geschlecht, Familienstand, Wohnsituation, Nationalität, Migrationshintergrund, Herkunftsland, städtischer oder ländlicher Wohnort, höchste abgeschlossene Ausbildung, Besitzer eines Behindertenausweises, Arbeitsstatus, Hauptverdiener im Haushalt, Haushaltführung, Grund des jetzigen Aufenthalts in der Klinik, Häufigkeit eines ambulanten Aufenthalts in den letzten fünf Jahren, Häufigkeit eines stationären Aufenthalts in den letzten fünf Jahren, Dauer des aktuellen Aufenthalts. In einem weiteren Teil des Fragebogens wurden die Proband*innen zusätzlich detailliert zur Gewaltthematik der Studie befragt. Dabei sollten sie beantworten, ob sie im Krankenhaus auf Gewalterfahrungen angesprochen wurden und, wenn ja, von wem.

Die Teilnehmer*innen wurden außerdem gefragt, ob sie es wichtig fänden, im Krankenhaus auf Gewalterfahrungen angesprochen zu werden und von wem sie dies wünschen würden.

Des Weiteren wurde die Kenntnis der Rechtslage in Bezug auf Gewalt erfragt. Proband*innen beantworteten, ob sie Gesetze kennen, die Opfer von Gewalt schützen und gewaltausübende Personen verfolgen sowie ob sie Täter*innen oder Opfer von häuslicher Gewalt kennen. Den abschließenden Teil dieses Abschnitts bildeten Fragen zur Erkrankung der Proband*innen, die in dieser Arbeit jedoch nicht in die Berechnungen miteingeschlossen wurden.

48 Skala „Belastende Kindheitserfahrungen“ (KERF, Isele et al., 2014). Dieses Messinstrument bildet die deutsche Version des englischen Originals, der MACE Scale. Diese Maltreatment and Abuse Chronology of Exposure stammt von Teicher und Parigger und wurde auf der Grundlage des ACE (Adverse Childhood Experiences) Indexes entwickelt (Isele et al., 2014; Teicher & Parigger, 2011). Sie erweiterten diese um mehr Items je Subskala und legten den Fokus auf persönlich erfahrene und bezeugte Gewalt in unterschiedlichen Kontexten. Anschließend validierten sie die neu entstandene MACE (Isele et al., 2014; Teicher & Parigger, 2015). Im deutschsprachigen Raum wurde das Instrument von Isele und Kolleg*innen eingeführt (Isele et al., 2014). Das Instrument untersucht detailliert belastende Kindheitserfahrungen und das subjektive Erleben dieser. Ein Mehrwert der KERF besteht darin, dass es hiermit erstmalig möglich ist, eine genaue zeitliche Einordnung der negativen Kindheitserfahrungen vorzunehmen (Teicher & Parigger, 2015).

Im Mittelpunkt der belastenden Kindheitserfahrungen stehen Kindesmisshandlungen. Diese werden durch die Bezugspersonen als erfahrene, aktive und passive Misshandlungen verstanden. Der Missbrauch kann dabei körperlich, sexuell oder emotional sein, oder eine emotionale oder körperliche Vernachlässigung darstellen (Arias et al., 2008; Isele et al., 2014). Die KERF beinhaltet folgende Missbrauchssubkategorien (Isele et al., 2014):

(1) Körperliche Gewalt durch Eltern (parental physical abuse, PPA);

(2) Verbale Gewalt durch Eltern (parental verbal abuse, PVA);

(3) Nonverbale emotionale Gewalt durch Eltern (parental nonverbal emotional abuse, PNVEA);

(4) Sexuelle Gewalt durch Eltern, fremde Erwachsene, Gleichaltrige (sexual abuse, SEXA);

(5) Emotionale Vernachlässigung (emotional neglect, EN);

(6) Körperliche Vernachlässigung (physical neglect, PN);

(7) Bezeugte körperliche Übergriffe auf Eltern (witnessed violence toward parents, WITP);

(8) Bezeugte Übergriffe auf Geschwister (witnessed violence toward siblings, WITS);

(9) Emotionale Gewalt durch Gleichaltrige (peer emotional violence, PEERE);

(10) Körperliche Gewalt durch Gleichaltrige (peer physical violence, PEERP).

Jede Subkategorie wird über mehrere Items im dichotomen Antwortformat mit „Ja“ oder

„Nein“ beantwortet. Die Proband*innen, die mit „Ja“ geantwortet haben, sollen auf einer separaten Zeitachse bis zur Volljährigkeit angeben, wann sich das in Frage stehende Item zugetragen hat. Durch die Bestimmung eines Cut – Off Wertes für jede Subskala lässt sich

49 ermitteln, ob ein Ausmaß negativer Kindheitserfahrungen erreicht ist, das für die Einstufung als Trauma zulässig ist. Zusätzlich wird die emotionale Reaktion auf die erfahrenen Belastungen erfragt und die Proband*innen beantworten, ob sie dabei intensive Angst oder Hilflosigkeit erfahren haben (Isele et al., 2014). Dies ermöglicht die Beurteilung, ob das Erlebte subjektiv als Trauma empfunden wird nach den Kriterien des DSM - IV. Das subjektive Erleben der Studienteilnehmer*innen fließt in dieser Arbeit nicht in die Berechnungen mit ein. Die Einteilung der signifikant negativen Kindheitserfahrungen, die durch den Cut – Off Wert bestimmt werden, wird im Sinne des DSM – V als traumatisches Ereignis aufgefasst (siehe hierzu 3.1 & 3.3).

Die erste psychometrische Arbeit in der deutschsprachigen Fassung der KERF erfolgte durch Isele und Kolleg*innen und beinhaltete die Datensätze von 165 weiblichen Probandinnen. In dieser Studie konnten die Autor*innen die Subskalenstruktur der MACE weitestgehend replizieren (Isele et al., 2014). Die Berechnung der konvergenten und divergenten Validität mit dem etablierten Childhood Trauma Questionnaire (CTQ) erbrachte befriedigende Ergebnisse, wobei die Proband*innen in der KERF leicht niedrigere Werte zeigten als im CTQ (Isele et al., 2014). Zur Auswertung der KERF können hauptsächlich zwei Scores herangezogen werden: Der Summenscore und der Multiscore. Dabei beschreibt der Multiscore auf einer Skala von 1 – 10 die totale Anzahl der verschiedenen Misshandlungen oder Vernachlässigungen. Der Summenscore hingegen spiegelt die Intensität der einzelnen Subskalen wieder (Teicher & Parigger, 2015).

Im deutschsprachigen Raum existiert keine weitere Studie, die sich genauer mit den Gütekriterien der KERF befasst. Jedoch gibt es eine ausführliche Schilderung der Gütekriterien der englischen MACE (Teicher & Parigger, 2015).

Connor-Davidson Resilience Scale – 10 Item Version (D – RISC – 10, Campbell‐Sills &

Stein, 2007). Die Skala CD – RISC stammt von Connor und Davidson. Eine Kurzversion mit zehn Items wurde von Campbell-Sills, Cohan und Stein im englischen Sprachraum analysiert und validiert (Campbell-Sills et al., 2006; Campbell‐Sills & Stein, 2007). Das Instrument ist eine eindimensionale Skala auf der Menschen im Selbstbericht angeben, wie sie mit Stress und negativen Emotionen umgehen. Teilnehmer*innen wählen hierzu auf einer fünfstufigen Likert – Skala von 0 (überhaupt nicht) bis 4 (fast immer wahr) den zutreffenden Wert. In der Kurzversion kann somit ein Maximalwert von 40 erreicht werden. Im deutschsprachigen Raum befasste sich die Forschergruppe um Sarubin (2015) mit den psychometrischen Eigenschaften und der Struktur der deutschen Übersetzung der CD – RISC – 10. Das der

50 Skala zugrundeliegende Verständnis von Resilienz beschreibt diese als eine Fähigkeit, die es Individuen ermöglicht, interne und externe Stressoren zu bewältigen (Sarubin et al., 2015). In der Validierungsstudie wurde die deutsche Übersetzung von Krähenmann, Krauseneck und Padberg verwendet (Sarubin et al., 2015). Zur umfassenden Untersuchung der CD – RISC – 10 befragten die Forscher*innen 201 gesunde Proband*innen. Alle Proband*innen füllten zum Zeitpunkt der ersten Erhebung (T0) die ursprüngliche 25 Item Version CD – RISC – 25, die Resilienzskala (RS – 25) nach Wagnild und Young (1993), den NEO – Fünf – Faktoren Inventar (NEO – FFI) und die CD – RISC – 10 aus (Borkenau & Ostendorf, 1993; Sarubin et al., 2015; Schumacher et al., 2005; Wagnild & Young, 1993). Die interne Konsistenz wurde über die Berechnung von Cronbachs Koeffizient α (αCronbach) der beiden CD – RISC Skalen zum Zeitpunkt T0 berechnet. Mit Hilfe der RS – 25 wurde die konvergente Validität (rtc) berechnet (Sarubin et al., 2015). Die diskriminante Validität (rtd) wurde über die Korrelation der Gesamtscores beider CD – RISC Skalen mit dem NEO – FFI geprüft. Nach sechs Monaten führten die Forscher eine erneute Befragung (T1) mit 170 der ursprünglichen Proband*innen durch, um die Test – Retest – Reliabilität (rtt) zu ermitteln. Dabei wurden sowohl die 25 – Item Version, als auch die 10 – Item Version der CD – RISC eingesetzt (Sarubin et al., 2015). Die Berechnung der Daten zeigte eine hohe interne Konsistenz (Fisseni, 1997) mit αCronbach .84 für die CD – RISC – 10. Die Reliabilität zeigte sich zufriedenstellend mit einer rtt = .81 (p < ,001). Die konvergente Validität zwischen CD – RISC – 10 und RS – 25 war ausreichend (rtc = .60; p < .001). Die Berechnung der diskriminanten Validität anhand der Korrelation mit den Subskalen des NEO – FFI zeigte sich als mäßig und signifikant (rtd = -.57 - .50; p < .001) mit der Ausnahme von Offenheit (rtd = .07; p = .160) (Sarubin et al., 2015). Die höchste positive Korrelation ließ sich zwischen CD – RISC – 10 und Extraversion identifizieren (rtd = .50; p < .001). Die stärkste negative Korrelation zeigte sich mit Neurotizismus (rtd = - .57; p < .001) (Sarubin et al., 2015). Die Autor*innen schlussfolgern, dass die CD – RISC – 10 Resilienz mit einer einfaktoriellen Struktur valide erfasst und eine ökonomische Alternative zu den längeren RS – 25 und CD – RISC – 25 darstellt (Sarubin et al., 2015).

Essener Trauma-Inventar (ETI, Tagay et al., 2007). Das letzte Instrument, das in die Berechnung miteinbezogen wurde, ist das Essener Trauma-Inventar. Es wurde von Tagay et al. entwickelt und evaluiert und im Anschluss 2007 veröffentlicht. Das ETI umfasst 58 Items, die aus dem DSM-IV abgeleitet sind und die Kriterien der Traumafolgestörungen PTBS und Akute Belastungsstörung umfassen. Der Fragebogen ist weiter in fünf Teile unterteilt. Der

51 erste Teil beinhaltet eine Traumaliste, auf der die Proband*innen angeben, ob sie diese selbst oder als Zeug*in erlebt haben. Im Anschluss soll das belastendste Trauma benannt werden.

Zudem wird die zeitliche Einordnung des Traumas erhoben. Im zweiten Teil des Inventars werden die Stressreaktionen auf das schlimmste Trauma abgefragt. Im nächsten Abschnitt erhebt das ETI welche PTBS Symptomatik aktuell bei den Teilnehmer*innen vorliegt. Dabei werden die Subskalen Intrusion, Vermeidungsverhalten, Hyperarousal und Dissoziation erhoben. Proband*innen geben dabei immer an, ob sie diese Symptome überhaupt nicht (=0) bis sehr oft (=3) erleben. Somit stellen hohe Werte eine größere psychotraumatische Symptomatik dar. Der vorletzte Teil des Fragebogens erfasst körperliche Symptome und die Schwere der aktuellen Gesamtsymptomatik. Dazu wird der zeitliche Rahmen der posttraumatischen Symptomatik genauer bestimmt. Im letzten Teil des ETI beantworten die Teilnehmer*innen Fragen zu Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen und anderen wichtigen Funktionsbereichen im Ja-/Nein-Format.

Zur Validierung befragten die Forscher N = 952 Proband*innen, die sich entweder in psychologischer (N = 287), allgemeinmedizinischer (N = 436) und gastroenterologischer (N = 81) Behandlung befanden, oder Blutspender*innen (N = 117), die als gesund eingestuft werden konnten (Tagay et al., 2007). Die Stichprobe bestand zu 61% aus Frauen und das durchschnittliche Alter lag bei 46,5 Jahren. Die Forscher*innen unterteilten die Gruppe in drei Untergruppen: psychisch Kranke (N = 287), körperlich Kranke (N = 507) und Kontrollgruppe (N = 143). Die Berechnung der Reliabilität ergab zufriedenstellende Werte sowohl für die Gesamtskala (r = .95) als auch die Subskalen (r = .82 - .87). Insgesamt ist das ETI somit als hochreliabel zu werten (Tagay et al., 2007). Die interne Konsistenz der Subskalen war zufriedenstellend bis hoch bei einem αCronbach von .77 - .85. Weitere Vergleiche mit etablierten Testverfahren zeugten von einer ausreichenden Konstrukt- und diskriminanten Validität. Die Forscher*innen schlussfolgern, dass das ETI geeignet ist um traumatische Ereignisse und posttraumatische Störungen differenziert zu erfassen (Tagay et al., 2007).