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Weitere Erkrankungen

1 Epidemiologie ausgewählter Infektionskrankheiten in Sachsen-Anhalt

1.7 Weitere Erkrankungen

Meldungen: 2015: 362 Erkrankungen 2014: 386 Erkrankungen

Inzidenzen: 2015: 15,36 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner 2014: 16,38 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner

Zeitlicher Verlauf

Im Vergleich zum Vorjahr ist die Anzahl der gemeldeten Borreliose-Fälle 2015 von 16,38 auf 15,36 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner leicht gesunken. Der Median der Vorjah-re 2010 bis 2014, der bei 16,38 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner lag, wurde damit unterschritten.

Aufgrund länderspezifischer Meldeverordnungen ist die Borreliose in den 5 östlichen Bundesländern sowie in Berlin, Rheinland-Pfalz und dem Saarland meldepflichtig. In Sach-sen-Anhalt ist der direkte oder indirekte Nachweis von Bor-relia burgdorferi laut Länderverordnung meldepflichtig. Eine Arztmeldepflicht besteht nicht. Dies führt zu einer Unterer-fassung der Borreliosefälle in Sachsen-Anhalt, denn aus in-dividualdiagnostischer Sicht (und auch für die Übermittlung)

genügt das klinische Bild eines Erythema migrans. Diese Fälle werden jedoch nur gemeldet, wenn vom Arzt eine La-bordiagnostik veranlasst wurde.

Saisonale Verteilung

Borreliose-Fälle werden ganzjährig übermittelt, jedoch deutlich häufiger während der warmen Jahreszeit (verän-dertes Freizeitverhalten, leichtere Bekleidung). Seit einigen Jahren einschließlich 2015 wurde bereits im Juli die höchste Neuerkrankungsrate erreicht.

Abb. 91 Saisonale Verteilung der Borreliose, Sachsen-Anhalt, Vergleich der Jahre 2010, 2011, 2012, 2013, 2014 und 2015

0

Erreger: Bakterien: Komplex Borrelia burgdorferi sensu lato

Reservoir: kleine Nagetiere und Vögel, Rehe und Hirsche als Wirtstiere für Zecken Übertragungsweg: in Mitteleuropa durch Stiche der Schildzecke Ixodes ricinus (Holzbock) Inkubationszeit: Tage bis Wochen

Symptome: typisch für das Stadium I ist das Erythema migrans (an der Stelle des Zeckenstichs sich zentrifu- gal ausbreitendes Erythem, das im Zentrum oft eine Aufhellung aufweist);

typisch für die Neuroborreliose (Stadium II) sind z.B. eine akute schmerzhafte Radikulitis, akute Lähmungen von Hirnnerven, asymmetrische schlaffe Lähmungen oder Meningitis;

Stadium III: Lyme-Arthritis und Acrodermatitis chronica atrophicans Herxheimer, chronische Neuroborreliose

Diagnostik: primär klinische Verdachtsdiagnose, Nachweis von spezifischen IgM-Antikörpern, bestätigt

durch Immunoblot

Therapie: Tetracycline, möglichst in der Frühphase (Kinder und Schwangere erhalten Amoxicillin oder Cefuroxim)

Prävention: Information und Aufklärung über Risiken der Übertragung; Kleidung, die möglichst viel Körper- oberfläche bedeckt

Demografische Merkmale

Da die Borreliose klassischerweise von einer Exposition im Freien abhängig ist, infizieren sich die meisten Betroffe-nen während ihrer Freizeitaktivitäten. Bei Berufstätigen (z.B.

Förstern, Landwirten u.Ä.) kann ein zusätzliches Risiko am Arbeitsplatz bestehen. Im Jahr 2015 betrafen 337 (93 %) der 362 Fälle Erwachsene. Insgesamt waren 198 (55 %) der 362 Betroffenen weiblich. Die höchsten altersspezifischen Inzi-denzen wurden mit 25,72 Erkrankungen pro 100.000 Ein-wohner in der Altersgruppe der 60- bis 69-Jährigen und mit 20,31 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner bei den 50- bis 59-Jährigen registriert.

Abb. 92 Borreliose, altersspezifische Inzidenzen, Sachsen-Anhalt, 2015

Abb. 93 Borreliose, altersspezifische Inzidenzen nach Geschlecht, Sachsen-Anhalt, 2015

Abb. 94 Regionale Verteilung der übermittelten Borreliose-Erkrankun-gen pro 100.000 Einwohner je Landkreis bzw. kreisfreie Stadt, Sachsen-Anhalt, 2015

0 5 10 15 20 25 30

Inzidenz

Altersgruppen

Inzidenz (nach Altersgruppen) Inzidenz Sachsen-Anhalt

0 5 10 15 20 25 30

Inzidenz

Altersgruppe

männlich weiblich Inzidenz Sachsen-Anhalt

Regionale Verteilung

Borreliose-Erkrankungen bzw. deren Meldung waren re-gional sehr unterschiedlich verteilt. Die meisten Meldungen wurden 2015 mit 78 Fällen aus dem Salzlandkreis übermit-telt. Die höchste Inzidenz wurde mit 50,15 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner wiederholt im Jerichower Land regist-riert.

1.7.2 Scharlach

Meldungen: 2015: 1515 Erkrankungen 2014: 1651 Erkrankungen

Inzidenzen: 2015: 64,03 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner 2014: 70,07 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner

Zeitlicher Verlauf

Im Jahr 2015 wurden in Sachsen-Anhalt 1.515 Schar-lach-Fälle gemeldet (64,03 Erkrankungen pro 100.000 Ein-wohner). Damit ist die Inzidenz im Vergleich zum Vorjahr (70,07 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner) etwas gesun-ken und liegt unter dem Median der Jahre 2010 bis 2014 (66,29 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner).

Die beschriebenen Veränderungen könnten entweder auf tatsächliche Inzidenz-Schwankungen oder aber auf den besonderen Meldeweg in Sachsen-Anhalt zurückzuführen sein. So wird Scharlach von den

Gemeinschaftseinrichtun-0

Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez

Anzahl der Erkrankungen

Monate

Min/Max 2010-2014 Median 2015

gen gemäß § 34 Abs. 6 IfSG an die Gesundheitsämter ge-meldet, die ihrerseits die registrierten Daten auf freiwilliger Basis an das Landesamt für Verbraucherschutz übermitteln.

Eine bundesweite Meldepflicht gemäß § 6 oder § 7 besteht nicht. In Sachsen und Thüringen besteht eine Meldepflicht für Scharlach gemäß länderspezifischer Meldeverordnung.

Saisonale Verteilung

Scharlach tritt vorwiegend in der kühleren Jahreszeit auf.

Im Jahr 2015 wurden in den Monaten März und November die meisten, im Juli und August die wenigsten Erkrankungen gemeldet.

Steckbrief

Erreger: Bakterien: Streptococcus pyogenes (A-Streptokokken)

Reservoir: Mensch

Übertragungsweg: Tröpfcheninfektion, Schmierinfektion bei direkten Hautkontakten;

Mensch-zu-Mensch-Übertragung;

selten über kontaminierte Lebensmittel oder Wasser Inkubationszeit: ca. 1-3 Tage

Ausscheidungsdauer: ohne Behandlung bis zu 3 Wochen und länger;

nach Beginn einer Antibiotika- Therapie 24 Stunden

Symptome: fieberhafter Racheninfekt, Schüttelfrost, Erbrechen, typische „Himbeerzunge“, feinfleckiges Exanthem am gesamten Körper (toxinvermittelt) mit Aussparung der Handinnenflächen und Fußsohlen, periorale Blässe;

anschließende Abschuppung der Haut v. a. der Handinnenflächen und Fußsohlen;

mögliche Spätfolgen: rheumatisches Fieber, akute Glomerulonephritis

Diagnostik: Erregerisolierung aus Pharyngealsekret, Hautabstrich (bei Impetigo/Pyodermie), Wundabstrich

oder Blut/Serum;

Antigennachweis aus Pharyngealsekret Therapie: Penicillin, oral oder parenteral über 10 Tage

Prävention: keine spezifische Prophylaxe möglich, Einhaltung von Hygienemaßnahmen

Besonderheiten: gehäuftes Auftreten in den Wintermonaten, dann asymptomatische Rachenbesiedlung bei 20%

der Bevölkerung

Demografische Merkmale

Gemäß Meldedaten sind Kinder bis zum Alter von 14 Jahren überdurchschnittlich häufig von Scharlach betrof-fen. Dies liegt zum einem daran, dass ältere Personen selte-ner an Streptokokken-Infekten erkranken und zum anderen, dass die Meldungen nur aus Gemeinschaftseinrichtungen stammen. Letztere sind im IfSG (§ 33) als Einrichtungen definiert, in denen überwiegend Säuglinge, Kinder oder Ju-gendliche betreut werden.

Abb. 97 Scharlach-Erkrankungen, altersspezifische Inzidenzen, Sach-sen-Anhalt, 2015

Regionale Verteilung

Die Spannweite der Inzidenz von Scharlach-Erkrankun-gen in den einzelnen Landkreisen reichte 2015 von 16 Er-krankungen pro 100.000 Einwohner in der Landeshauptstadt Magdeburg bis 169 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner im LK Saalekreis.

Abb. 98 Regionale Verteilung der übermittelten Scharlach-Erkrankun-gen pro 100.000 Einwohner je Landkreis bzw. kreisfreie Stadt, Sachsen-Anhalt, 2015

Epidemiologische Besonderheiten Erkrankungshäufungen

Am Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt wurden 2015 43 Erkrankungshäufungen mit insgesamt 203 Fällen erfasst. Die Geschehen verteilten sich auf 34 Kinder-tagesstätten und 8 Grundschulen. Eine Häufung ereignete sich im familiären Umfeld.

0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600

Inzidenz

Altersgruppen

Inzidenz (nach Altersgruppen) Inzidenz Sachsen-Anhalt

1.7.3 Legionellose

Meldungen: 2015: 24 Erkrankungen

2014: 20 Erkrankungen

Inzidenzen: 2015: 1,02 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner 2014: 0,85 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner

Zeitlicher Verlauf

Im Jahr 2015 wurden in Sachsen-Anhalt 24 Erkrankun-gen an Legionellose übermittelt. Seit 2011 ist die Jahresinzi-denz fast linear von 0,34 auf 1,02 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner im Jahr 2015 angestiegen. Der Median der Jahre 2010 bis 2014 lag bei 0,51 Erkrankungen pro 100.000 Ein-wohner. Bundesweit lag die Inzidenz 2015 bei 1,08 Erkran-kungen pro 100.000 Einwohner. Der Anstieg, der seit der Novellierung der Trinkwasserverordnung von 2011 zu beob-achten ist, ist vor allem auf eine vermehrte Testung zurück-zuführen.

Abb. 99 Inzidenz der Legionellose seit 2006, Sachsen-Anhalt und Deutschland im Vergleich

0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2

Inzidenz

Jahr Sachsen-Anhalt Deutschland

Steckbrief

Erreger: Bakterien; zu 90 % Legionella pneumophila Reservoir: Süßwasser;

gute Bedingungen für die Vermehrung bei 25 bis 50°C Wassertemperatur;

erhöhtes Legionellenrisiko besteht bei älteren und schlecht gewarteten oder nur zeitweilig ge- nutzten Warmwasserleitungen und -behältern

Übertragungsweg: Aufnahme der Erreger durch Einatmen bakterienhaltigen Wassers als Aerosol, z. B. beim Du- schen, in klimatisierten Räumen und Whirlpools;

eventuell auch Mikroaspiration möglich;

keine Übertragung von Mensch zu Mensch Inkubationszeit: ca. 2 – 10 Tage

Symptome: insbesondere bei abwehrgeschwächten Personen Pneumonie (Legionärskrankheit);

bei immunkompetenten Personen oft als Pontiac-Fieber (ohne Pneumonie, erfüllt nicht die Kriterien für das klinische Bild)

Diagnostik: Antigennachweis aus Urin (i.d.R. nur Serogruppe 1);

Erregerisolierung aus Sekreten des Respirationstrakts, Lungengewebe oder Pleuraflüssigkeit;

Nukleinsäurenachweis aus Sekreten des Respirationstrakts, Lungengewebe oder Pleuraflüssig keit oder normalerweise sterilen klinischen Materialien;

Antikörpernachweis mittels IFT (deutliche Änderung zwischen zwei Proben);

Antikörpernachweis mittels IFT (einzelner deutlich erhöhter Wert, nur für den Nachweis von

Serogruppe 1)

Therapie: Levofloxacin in maximaler Dosierung über 5 – 10 Tage, bei abwehrgeschwächten Patienten bis zu 3 Wochen; Pontiac-Fieber nur symptomatisch

Prävention: Maßnahmen gegen die Kontamination von wasserführenden Systemen;

Limitierung/Verminderung von Aerosolkontakten

Besonderheiten: Serogruppe 1 (Urintest s. o.) v. a. bei reiseassoziierten Infektionen und selten bei nosokomialen

Demografische Merkmale

Unter den 24 betroffenen Personen waren 7 Frauen und 17 Männer. Erkrankungen von Kindern wurden nicht gemel-det. Zwanzig (83 %) der 24 Betroffenen waren 50 Jahre und älter.

Regionale Verteilung

Die Erkrankten stammten aus folgenden Landkreisen bzw. kreisfreien Städten: 4-mal Salzlandkreis, je 3-mal An-halt-Bitterfeld, Harz und Mansfeld-Südharz, je zweimal Hal-le, Magdeburg und Saalekreis, je einmal Burgenlandkreis, Dessau-Roßlau, Jerichower Land, Stendal und Wittenberg.

Epidemiologische Besonderheiten Untersuchungsmaterial

Die labordiagnostische Sicherung erfolgte über die nachstehenden Materialien/Methoden mit z. T. mehreren Nachweismethoden pro Erkrankung:

• 11 x Nachweis des Legionella-pneumophila-Antigens im Urin

• 9 x Nukleinsäurenachweis mittels PCR aus Sekreten des Respirationstraktes

• 3 x Legionella-Antikörpernachweis mittels IFT

• 2x kultureller Nachweis aus Sekreten des Respira- tionstraktes

Infektionsort

Im Jahr 2015 kam bei einem Fall aus Sachsen-Anhalt eine reiseassoziierte Legionellose in Betracht. Betroffen war ein 76-jähriger Mann, welcher nach einem Aufenthalt in Fo-rio, auf Ischia, Italien erkrankte. Der Fall wurde vom RKI an ELDSnet (Europäisches Surveillance-Netzwerk für die Legi-onärskrankheit) weitergeleitet.

Sterbefall

Im Jahr 2015 verstarb ein 43-jähriger Leukämiepatient, welcher Ende Juni an einer Pneumonie erkrankte, aufgrund der Legionellose.

1.7.4 Listeriose

Meldungen: 2015: 17 Erkrankungen

2014: 17 Erkrankungen

Inzidenzen: 2015: 0,72 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner 2014: 0,72 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner

Zeitlicher Verlauf

Im Jahr 2015 wurden wie im Jahr zuvor 17 Listeriose-Fälle in Sachsen-Anhalt gemeldet. Die Inzidenz betrug 2015 0,72 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner und war damit vergleichbar mit dem Bundesdurchschnitt (0,8 Erkrankun-gen pro 100.000 Einwohner). Im Jahr 2015 wurde die Re-ferenzdefinition auf alle labordiagnostisch bestätigten Fäl-le unabhängig vom klinischen Bild ausgeweitet. Außerdem wurden die klinischen und labordiagnostischen Kriterien der Falldefinition angepasst.

Abb. 100 Inzidenz der Listeriose seit 2006, Sachsen-Anhalt und Deutschland im Vergleich

0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0

Inzidenz

Jahr

Sachsen-Anhalt Deutschland

Steckbrief

Erreger: Bakterien: v. a. Listeria monocytogenes

Reservoir: Erde, auch auf Pflanzen, in Abwässern, im landwirtschaftlichen Bereich (Tierfutter, Silage);

Übertragungsweg: kontaminierte tierische und pflanzliche Lebensmittel;

nosokomial; Neugeboreneninfektion transplazentar, während der Geburt oder postnatal Inkubationszeit: ca. 3 - 70 Tage;

gastrointestinal: wenige Stunden bis zu 6 Tage;

septikämisch: 1-12 Tage (Median 2 Tage);

neuroinvasiv: 1-14 Tage (Median 9 Tage);

schwangerschaftsassoziiert: 17-67 Tage (Median 27,5 Tage)

Ausscheidungsdauer: mehrere Monate; Nachweis bei Müttern von infizierten Neugeborenen bis zu 7–10 Tage nach

der Entbindung

Symptome: Besiedlung des Darms oder Gastroenteritis beim immunkompetenten Menschen;

bei älteren Menschen, chronisch Kranken oder Immunsupprimierten grippeähnliche Symptome, Abszesse, Arthritis bis zur Sepsis oder eitrigen Meningitis bzw. (Rhomb)Enzephalitis (grundsätz- lich jedes Organ möglich);

bei Schwangeren meist unauffällig als grippaler Infekt, ungeborenes Kind kann infiziert oder als Früh-/Totgeburt zur Welt kommen;

neonatale Listeriose: Frühinfektion (Auftreten in der 1. Lebenswoche) mit Sepsis, Atemnotsyn drom, Hautläsionen (Granulomatosis infantiseptica) und häufig infauster Prognose; Spätinfektion ab 2. Lebenswoche mit Meningitis (meist bei Infektion unter der Geburt) Letalität bis zu 30%;

lokale Hautläsionen nach Kontakt zu infizierten Tieren Diagnostik: Erregerisolierung; Nukleinsäurenachweis

Therapie: Amoxicillin oder Ampicillin plus Aminoglykosid; Cotrimoxazol (2. Wahl) Prävention: Lebensmittel- und Küchenhygiene;

Risikogruppen sollten auf Rohfleischerzeugnisse, rohen Fisch, vorgeschnittene verpackte Blatt- salate und Rohmilchweichkäse verzichten

Demografische Merkmale

Im Jahr 2015 waren 11 (65 %) der 17 Betroffen männ-lichen Geschlechts. Überwiegend waren Personen ab 60 Jahre betroffen.

Regionale Verteilung

Die Patienten kamen aus folgenden Landkreisen und kreisfreien Städten: 4-mal Salzlandkreis, je 3-mal Burgen-landkreis und Mansfeld-Südharz, je einmal Altmarkkreis Salzwedel, Bördekreis, Dessau-Roßlau, Halle (Saale), Harz, Magdeburg und Wittenberg.

Epidemiologische Besonderheiten Untersuchungsmaterial

Bei 14 Patienten konnte der Erreger kulturell aus dem Blut/Serum nachgewiesen werden, bei 3 Patienten erfolgte der Nachweis im Liquor. Schwangerschafts-Listeriosen wur-den 2015 nicht gemeldet.

Serovar

Angaben zum Serovar lagen bei keinem Fall vor.

1.7.5 Creutzfeld-Jakob-Krankheit (CJK)

Meldungen: 2015: 3 Erkrankungen 2014: 5 Erkrankungen

Inzidenzen: 2015: 0,13 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner 2014: 0,21 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner

Zeitlicher Verlauf

Von 2011 bis 2014 lag die Inzidenz in Sachsen-Anhalt zwischen 0,17 und 0,21 Erkrankungen pro 100.000 Einwoh-ner. Im Jahr 2015 sank sie mit nur 3 gemeldeten Erkrankun-gen auf eine Inzidenz von 0,13 ErkrankunErkrankun-gen pro 100.000 Einwohner und unterschritt damit den Median der 5 Vorjahre (Median 2010 bis 2014: 0,17 Erkrankungen pro 100.000 Ein-wohner). Deutschlandweit lag die Inzidenz im Jahr 2015 bei 0,1 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner.

Kasuistiken

• Im Mai wurde die seit April bestehende sporadische CJK eines 59-jährigen Mannes aus der Landeshauptstadt Magdeburg gemeldet. Er litt an einer fortschreitenden Demenz und zeigte visuelle und extrapyramidale Symp-tome. Der Patient verstarb im August an den Folgen der klinisch diagnostizierten CJK.

• Eine 63-jährige Frau aus dem LK Börde erkrankte Ende September mit fortschreitender Demenz, visuellen und zerebellären Symptomen. Im Liquor gelang der Nach-weis des 14-3-3-Proteins.

• Ein 61-jähriger Mann aus dem LK Anhalt-Bitterfeld er-krankte im Oktober mit fortschreitender Demenz, visuel-len und zerebellären Symptomen. Die Meldung der spo-radischen CJK erfolgte Anfang Dezember. Der Patient verstarb im Dezember an der CJK.

• Eine 51-jährige Frau aus dem LK Saalekreis erkrankte im Februar mit fortschreitender Demenz, visuellen und zere-bellären Symptomen. Im Liquor wurde das 14-3-3-Pro-tein nachgewiesen. Die Meldung der sporadischen CJK erfolgte Ende August. Anfang November verstarb die Be-troffene laut Totenschein an den Folgen der klinisch diag-nostizierten CJK (CJK MM2 Variante).

Abb. 101 Inzidenz der Creutzfeld-Jakob-Krankheit seit 2006, Sachsen-Anhalt und Deutschland im Vergleich

0,0

meist sporadisches Auftreten, selten iatrogen durch Kornea- oder Duratransplantationen, durch neurochirurgische Instrumente oder Wachstumshormone

Übertragungsweg: eine Übertragung vom Tier auf den Menschen ist bisher nicht nachgewiesen Inkubationszeit: iatrogene CJK ca. 12 Monate – 30 Jahre, möglicherweise länger

Symptome: fortschreitende Demenz, Myoklonien, visuelle und zerebelläre Symptome, pyramidale und extra- pyramidale Symptome, akinetischer Mutismus, vegetative Regulationsstörungen

Diagnostik: im EEG typische „sharp-wave“-Komplexe;

im Liquor Nachweis des 14-3-3-Proteins, neuropathologische Diagnostik (Nachweis einer typi- schen (Immun)Histopathologie, des proteaseresistenten Prion-proteins oder Scrapie-assoziierter Fibrillen;

Neuropathologischer Nachweis gemäß Beurteilung durch das Nationale Referenzzentrum für die Surveillance Transmissibler Spongiformer Enzephalopathien

Therapie: bisher keine

Prävention: spezifische krankenhaushygienische Maßnahmen zur Vermeidung iatrogener Formen, für spora- dische Erkrankungen unbekannt

Besonderheiten: meldepflichtige Formen:

sporadische CJK (ohne epidemiologische Bestätigung) iatrogene CJK (mit epidemiologischer Bestätigung)

1.7.6 Keratokonjunktivitis epidemica (KCE)

Meldungen: 2015: 57 Erkrankungen (alle gemeldeten Fälle) 2014: 178 Erkrankungen (alle gemeldeten Fälle) Inzidenzen: 2014: 2,41 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner

2014: 7,55 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner

Zeitlicher Verlauf

Insgesamt wurden 57 Erkrankungen (davon erfüllten 37 die Referenzdefinition des RKI) übermittelt. Die Inzidenz lag damit 2015 mit 2,4 Erkrankungen pro 100.000 Einwoh-ner deutlich niedriger als 2014 mit 7,6 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner. Der Median der 5 Vorjahre (7,6 Erkran-kungen pro 100.000 Einwohner) wurde ebenfalls deutlich unterschritten.

Den deutschlandweiten Meldedaten zufolge, welche aus-schließlich Fälle gemäß Referenzdefinition berücksichtigen, traten Adenovirus-Konjunktividen mit 0,7 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner auf.

Abb. 102 Inzidenz der Keratokonjunktivitis epidemica (alle gemeldeten Fälle) seit 2006, Sachsen-Anhalt und Deutschland im Ver-gleich

Demografische Merkmale

Die Altersstruktur der Erkrankten ist u.a. vom Auftreten von Ausbrüchen und den dabei beteiligten Bevölkerungs-gruppen abhängig. So wurden beispielsweise 2012 die höchsten altersspezifischen Inzidenzen bei den über 60-Jäh-rigen registriert, da im Rahmen von Erkrankungshäufungen vorrangig Augenarztpraxen bzw. Augenkliniken betroffen waren, welche wiederum überwiegend von älteren Patienten aufgesucht werden. Im Jahr 2015 traten nur 2 Häufungen mit insgesamt 6 Fällen auf, so dass die Altersstruktur der Be-troffenen in geringerem Maße als in den letzten Jahren von Häufungen beeinflusst zu sein scheint.

Höhere altersspezifische Inzidenzen als im Landes-durchschnitt waren 2015 bei einjährigen Kindern gefolgt von Säuglingen, 2- und 4-jährigen Kindern sowie von 20- bis 24-jährigen Erwachsenen zu beobachten. Insgesamt waren 25 Kinder und 32 Erwachsene betroffen, darunter 31 männ-liche und 26 weibmänn-liche Personen.

0 5 10 15 20

Inzidenz

Jahr Sachsen-Anhalt Deutschland

Steckbrief

Erreger: Adenoviren der Typen 8, 19, 37

Reservoir: Mensch

Übertragungsweg: überwiegend durch Schmier- oder Tröpfcheninfektion (meist über kontaminierte Hände oder kon-

taminierte Gegenstände)

Inkubationszeit: ca. 5 – 12 Tage, gelegentlich länger

Symptome: Rötung der Bindehaut (Konjunktivitis mit Hornhautinfiltraten); Lymphknotenschwellungen Diagnostik: Antigennachweis; Erregerisolierung; Nukleinsäurenachweis

Therapie: nur symptomatisch

Prävention: Hygienemaßnahmen zur Vermeidung von Schmierinfektionen Besonderheit bei der Meldung

Im IfSG besteht nach § 7 Abs. 1 nur die Meldepflicht für den direkten Nachweis von Adenoviren im Konjunktivalabstrich (Labormeldepflicht). Zusätzlich wird in Sachsen-Anhalt der Krankheitsverdacht auf und die Erkrankung an Keratokonjunk-tivitis epidemica gemäß § 1 Abs. 1 Nr. 1 Verordnung über die erweiterte Meldepflicht bei übertragbaren Krankheiten ge-meldet (Arztmeldepflicht).

Regionale Verteilung

Die meisten Meldungen wurden 2015 mit 18 Fällen aus dem Saalekreis übermittelt.

Tab. 18 Regionale Verteilung der Keratokonjunktivitis epidemica (alle gemeldeten Fälle) je Landkreis bzw. kreisfreie Stadt, Sachsen-Anhalt, 2015

Epidemiologische Besonderheiten Erkrankungshäufungen

Insgesamt wurden 2015 2 Erkrankungshäufungen durch KCE gemeldet. Die 2 Erkrankungshäufungen ereigneten sich in einer Kindertagesstätte und in einer Augenarztpraxis und wurden lediglich aufgrund klinisch-epidemiologischer Kriterien gemeldet (nach Landesverordnung):

• Im Salzlandkreis erkrankten zwischen dem 24.12.2014 und dem 08.02.2015 3 Patienten einer Augenarztpra-xis an KCE.

• In einer Kindertagesstätte im Saalekreis erkrankten im Zeitraum vom 27.04. bis 29.04.2015 von 24 Kin-dern 3 an KCE.

Landkreis/ kreisfreie Stadt Anzahl der Erkrankungen

LK Saalekreis 18

SK Magdeburg 10

LK Jerichower Land 6

LK Börde 5

LK Salzlandkreis 5

LK Burgenlandkreis 3

SK Halle 3

LK Anhalt-Bitterfeld 2

LK Wittenberg 2

LK Harz 1

LK Stendal 1

SK Dessau-Roßlau 1

LK Altmarkkreis Salzwedel 0

LK Mansfeld-Südharz 0

Abb. 103 Keratokonjunktivitis epidemica (alle gemeldeten Fälle), alters-spezifische Inzidenzen, Sachsen-Anhalt, 2015

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50

Inzidenz

Altersgruppen

Inzidenz (nach Altersgruppen) Inzidenz Sachsen-Anhalt

1.7.7 Brucellose

Meldungen: 2015: 1 Erkrankung 2014: 0 Erkrankungen

Inzidenzen: 2015: 0,04 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner 2014: 0,00 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner

Zeitlicher Verlauf

In den letzten Jahren wurden in Sachsen-Anhalt nur sel-ten Fälle von Brucellose bekannt. Im Jahr 2006 wurden 2 Fälle übermittelt, 2007 und 2015 je 1 Fall. Deutschlandweit waren es 2015 insgesamt 44 Fälle.

Kasuistiken

Im Juni 2015 erkrankte ein 27-jähriger Mannes aus dem Salzlandkreis mit hohem Fieber und Myokarditis. Der Nach-weis von Brucella melitensis wurde in der Kultur erbracht.

Der Betroffene arbeitete als Laborant in einem Labor in Sachsen und infizierte sich dort mit dem Erreger.

Steckbrief

Erreger: Bakterien: Brucella melitensis (Malta-Fieber), B. suis, B. abortus (Morbus Bang), selten B. canis Reservoir: Rind, Schaf, Schwein, Ziege und andere Tiere

Übertragungsweg: Kontakt zu erkrankten Tieren;

Verzehr kontaminierter Lebensmittel, v. a. nicht pasteurisierter Milch Inkubationszeit: ca. 5 – 60 Tage

Symptome: zyklische Allgemeininfektion mit 4 Hauptformen:

subklinisch (90 %);

akut bis subakut: undulierendes Fieber mit Allgemeinsymptomen;

bei 5 % chronischer Verlauf: >1 Jahr, unspezifische Allgemeinsymptome (Appetit-/Gewichtsver- lust, Nachtschweiß, übermäßige Erschöpfung, Kopfschmerzen), Hepatosplenomegalie;

Gelenkschmerzen/lokalisiert: persistierende Infektionsloci unterhalten chronische Verläufe, oft in

Knochen oder Gelenken

Diagnostik: Erregerisolierung; Nukleinsäurenachweis;

Antikörpernachweis (deutliche Änderung zwischen zwei Proben oder einzelner deutlich erhöhter Wert)

Therapie: Rifampicin und Doxycyclin Prävention: Lebensmittelhygiene;

wirksame Bekämpfung der Infektion unter Haustieren

1.7.8 Dengue-Fieber

Meldungen: 2015: 5 Erkrankungen 2014: 4 Erkrankungen

Inzidenzen: 2015: 0,21 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner 2013: 0,17 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner

Zeitlicher Verlauf

Unter der Kategorie „Andere Virale Hämorrhagische Fie-ber (andere Erreger hämorrhagischer FieFie-ber)“ wurden bis zum 30.04.2016 u. a. auch Infektionen mit dem Dengue-Vi-rus erfasst. Durch die Verordnung zur Anpassung der Mel-depflicht an die epidemiologische Lage, die am 01.05.2016 in Kraft getreten ist, wurde die Meldepflicht nach § 7 Abs. 1 Satz 1 IfSG auf den direkten oder indirekten Nachweis von Dengue-Virus ausgedehnt, soweit er auf eine akute Infekti-on hinweist.

2015 wurden in Sachsen-Anhalt 5 Erkrankungen an Den-gue-Fieber gemeldet und übermittelt. Dies entspricht einer Inzidenz von 0,21 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner.

Der Median der 5 Vorjahre lag bei 0,30 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner und wurde 2015 wiederholt

unterschrit-Kasuistiken

• Eine 24-jährige Frau aus Magdeburg erkrankte während eines 4-monatigen Aufenthaltes in Indonesien mit Fie-ber. Mittels ELISA gelang der Nachweis des spezifischen NS1-Antigens.

• Aus dem LK Anhalt-Bitterfeld erkrankte ein 53-jähriger Mann nach einem Urlaubsaufenthalt in Thailand mit Fie-ber. Mittels ELISA gelang der Nachweis des spezifischen NS1-Antigens.

• Während eines Urlaubsaufenthaltes in Indonesien er-krankte ein 25-jähriger Mann mit Fieber. Serologisch wur-den spezifische IgM-Antikörper gegen Denguevirus (ein-malig deutlich erhöhter Wert) nachgewiesen.

• Ein 39-jähriger Mann aus Magdeburg erkrankte während eines Urlaubsaufenthaltes in Thailand mit Fieber. Im Rah-men differentialdiagnostischer Untersuchungen wurden spezifische IgM-Antikörper gegen Denguevirus (einma-lig erhöhter Wert) sowie mittels PCR Genabschnitte des Denguevirus nachgewiesen. Mittels ELISA gelang der Nachweis des spezifischen NS1-Antigens.

• Während eines einjährigen Aufenthaltes in Mexico er-krankte ein 24-jähriger Mann aus der Landeshauptstadt Magdeburg mit Fieber. Serologisch wurden spezifische ten. Bundesweit ist seit 2012 eine deutlich höhere Inzidenz als in Sachsen-Anhalt zu verzeichnen. Im Jahr 2015 lag die bundeweite Inzidenz bei 0,9 Erkrankungen pro 100.000 Ein-wohner.

endemisch in über 100 tropischen und subtropischen Ländern außerhalb Europas Reservoir: Menschen, Affen

Übertragungsweg: Vektoren: Mücken (Aedes aegypti oder Aedes albopictus); Stich durch infizierte Mücken Inkubationszeit: ca. 3 – 14 Tage, gewöhnlich 4 – 7 Tage

Symptome: in etwa 90 % grippale Symptome;

in etwa 10 % Muskel- und Gelenkschmerzen, hohes Fieber bis 40° C (biphasischer Verlauf),

in etwa 10 % Muskel- und Gelenkschmerzen, hohes Fieber bis 40° C (biphasischer Verlauf),