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1 Epidemiologie ausgewählter Infektionskrankheiten in Sachsen-Anhalt

1.6 Influenza

Meldungen: 2015: 6543 Erkrankungen

2016: 6222 Erkrankungen (1. – 19. MW) 2015/16: 6322 Erkrankungen (36. – 19. MW)

Inzidenzen: 2015: 277,69 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner

2016: 264,07 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner (1. – 19. MW) 2015/16: 268,31 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner (36. – 19. MW)

Meldedaten nach Infektionsschutzgesetz

Im Folgenden werden, sofern nicht anders angegeben, die Ergebnisse der Meldedaten der Bevölkerung Sachsen-Anhalts für die Influenzasaison 2015/16 im Zeitraum von der 36. bis zur 19. Meldewoche (MW) beschrieben. Hierbei wer-den abweichend vom Wochenbericht, in welchem alle Fälle erfasst werden, ausschließlich Fälle, welche der Referenz-definition entsprechen, erfasst. Über die beiden weiteren Bausteine der Influenza-Überwachung in Sachsen-Anhalt, die Virologische Surveillance und die Surveillance akuter respiratorischer Erkrankungen (ARE) in Kindertagestätten, wird im ARE-Jahresbericht, auch in Bezug auf die Ergebnis-se der Meldedaten-Surveillance, berichtet.

Ergebnisse der Meldedaten-Surveillance im zeitlichen Verlauf

Während der Influenzasaison 2015/16 wurden in Sach-sen-Anhalt 6.322 Influenzavirusnachweise übermittelt. Dies entspricht einer Inzidenz von 268 labordiagnostisch bestä-tigten Influenza-Fällen pro 100.000 Einwohner in Sachsen-Anhalt. Die Inzidenz in der Influenzasaison 2015/16 betrug damit knapp 2 % weniger als in der Influenzasaison 2014/15 (273 Fälle pro 100.000 Einwohner). Auch bundesweit wurde 2015/16 mit 60.409 der Referenzdefinition entsprechenden übermittelten Fällen eine im Vergleich zum Vorjahr (77.384 Fälle) fast ebenso starke Influenza-Saison verzeichnet. Ers-te Influenza-Fälle in der Saison 2015/16 traErs-ten in Sachsen-Anhalt seit der 39. MW 2015 auf. Der Gipfel der Influenza-Saison 2015/16 lag mit 1.003 übermittelten Fällen in der 11.

Steckbrief

Erreger: Influenza A- und B-Viren;

weltweit verbreitet

Reservoir: Influenza A: Mensch, Schwein, Pferd, primäres Reservoir sind (Wasser-)Vögel Influenza B: Mensch

Übertragungsweg: Tröpfchen, aerogen, hohe Kontagiosität;

Mensch zu Mensch oder Tier zu Mensch

Inkubationszeit: saisonale Influenza und Influenza A(H1N1)pdm09: 1 bis 3 Tage aviäre Influenza: 2 bis 5 Tage

Ansteckungsfähigkeit: etwa 4–5 Tage ab Auftreten der ersten Symptome, bis zu 7 Tagen;

Ausscheidung vor Symptombeginn möglich

Symptome: plötzlicher Beginn mit Fieber ≥ 38,5 °C, trockener Reizhusten, Halsschmerzen, Muskel- und/

oder Kopfschmerzen;

Komplikation: bakterielle Superinfektion, Reye-Syndrom bei Kindern nach Salicylat-Therapie;

schwerste Verlaufsform: perakuter Todesfall innerhalb von Stunden, primäre Influenzapneu- monie Risikogruppen für schwere Verläufe bei saisonaler Influenza: Patienten mit bestimmten chronischen Grunderkrankungen (Atmungsorgane, Herz-, Kreislauf-, Leber- und Niere, Stoffwechselkrankheiten, angeborene oder erworbene Immundefekte);

bei Influenza A(H1N1)pdm09 außerdem Schwangere und Patienten mit neurologischen Vorerkrankungen

Diagnostik: Antigennachweis; Erregersolierung; Nukleinsäurenachweis Therapie: symptomatisch; Antibiotika bei bakterieller Superinfektion;

antivirale Therapie bei Risikopatienten

Prävention: aktive Schutzimpfung entsprechend den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut; Händehygiene;

postexpositionelle Prophylaxe (Impfung und antivirale Arzneimittel) z. B. im Krankenhaus oder Altenpflegeheim

Abb. 86 Anzahl der gemäß IfSG übermittelten labordiagnostisch bestätigten Influenza-Fälle pro Meldewoche mit Unterteilung nach Influenza A und B, Sachsen-Anhalt, 2015/16.

0 200 400 600 800 1000 1200

394041424344454647484950515253 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10111213141516171819202122

Anzahl Influenzafälle

Meldewoche A A/B B

2015 2016

Abb. 87 Gemäß IfSG übermittelte labordiagnostisch bestätigte Influenza-Fälle pro 100.000 Einwohner (Inzidenz) nach Meldewochen (entspricht Kalenderwochen) in Sachsen-Anhalt im Vergleich von 2002/03 bis 2015/16. Die Kalenderwoche (KW) mit der höchsten Inzidenz ist für die jeweilige Saison angegeben.

KW 10: 4,84 KW 6/7: 1,82

KW 11: 6,20

KW 14: 2,21 KW 10: 6,66

KW 11: 3,35 KW 5: 7,68

KW 47: 44,14

KW 6: 15,79

KW 12: 4,71 KW 9: 34,08

KW 8: 2,72

KW 9: 45,58 KW 11: 42,56

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50

2002/03 2003/04 2004/05 2005/06 2006/07 2007/08 2008/09 2009/10 2010/11 2011/12 2012/13 2013/14 2014/15 2015/16

Influenzafälle/100.000 Einwohner

Je Saison 40. -22. KW

Demografische Merkmale

Die meisten labordiagnostisch bestätigten Influenza-Fäl-le und die höchsten altersspezifischen Inzidenzen wurden in den Altersgruppen der 1- bis 4-Jährigen übermittelt, gefolgt von der Altersgruppe der 5- bis 9-Jährigen, 10- bis 14-Jähri-gen und unter 1-Jähri14-Jähri-gen. Bei den Altersgruppen der 20- bis über 70-Jährigen lag die Inzidenz wie in der Vorsaison un-ter dem Durchschnitt der Gesamtbevölkerung Sachsen-An-halts.

Der größte Anteil an Fällen, welche durch Influenza-A(H1N1)pdm09-Viren erkrankten, gehörte zur Altersgruppe der 0- bis 6-Jährigen, gefolgt von den 7- bis 17-Jährigen und den 50- bis 65-Jährigen. Durch den 2. in der Saison 2015/16 vorherrschenden Influenzavirustyp, das Influenza-B-Virus, erkrankten vor allem Kinder und Jugendliche.

Das Geschlechterverhältnis war ausgeglichen. Unter den übermittelten Influenza-Fällen waren 50 % männlich (n = 3.128 von 6.321, einmal nicht ermittelbar).

Influenza-Fälle wurden regional sehr unterschiedlich übermittelt. Die wenigsten Meldungen kamen in der Sai-son 2015/16 aus dem LK Mansfeld-Südharz (n = 206).

Die meisten Fälle wurden aus Halle (n = 1.324) übermit-telt, hier war auch die Influenza-Inzidenz in der Saison 2015/16 am höchsten (570 Fälle pro 100.000 Einwohner).

Abb. 88 Gemäß IfSG übermittelte labordiagnostisch bestätigte Influen-za-Fälle pro 100.000 Einwohner (Inzidenz) nach Altersgruppen, Sachsen-Anhalt, 2015/16.

Epidemiologische Besonderheiten Influenzavirus-(Sub)typ

Von den 6.322 übermittelten Influenza-Fällen wurden 48

% (n = 3.061) als Influenza A übermittelt und 51 % als In-fluenza B (n = 3.238). Nicht nach InIn-fluenza A und B diffe-renziert wurden 0,36 % (n = 23). Von 1.555 subtypisierten Influenza-A-Virusnachweisen war bei 99,7 % (n = 1.551) der Subtyp A(H1N1)pdm09 vertreten und bei 0,26 % (n = 4) saisonale A(H3N2)-Viren. Der hohe Anteil von Influenza-A(H1N1)pdm09-Virusnachweisen kann durch die seit 2009 routinemäßige Testung auf Influenza-A(H1N1)pdm09-Viren entstehen und ein verzerrtes Bild wiedergeben, weil Influ-enza-A(H3N2)-Viren selten subtypisiert werden. In der Sai-son 2015/16 wurden aber auch bei der Virologischen Sur-veillance, welche die zirkulierenden Viren real abbildet, fast ausschließlich Influenza-A(H1N1)pdm09-Viren unter den In-fluenza-A-Viren subtypisiert.

Hospitalisierungsstatus

Von 5.143 Influenza-Fällen mit Angaben zum Hospitali-sierungsstatus war bei 520 Fällen (10 %) angegeben, dass sie hospitalisiert waren. Dies entspricht dem gleichen Anteil wie in der Vorsaison mit 10 %. Bei 225 Fällen (73 %) von ins-gesamt 309 mit Angaben zum Grund der Hospitalisierung lag dieser in der gemeldeten Krankheit. Unter diesen 225 Fällen waren 56 (25 %) 60 Jahre und älter und 136 (60 %) waren männlich. Auch Kleinkinder bis zu 4 Jahren wurden mit 26 % häufiger hospitalisiert (59 von 225 Fällen) als ältere Kinder und junge Erwachsene.

Ausgewählte Kasuistiken und Sterbefälle

In Sachsen-Anhalt wurden in der 4. MW 2016 2 schwe-re Influenzaerkrankungen im LK Stendal gemeldet. Betroffen waren ein 52-jähriger Mann (welcher ein akutes Lungenschä-digungs-Syndrom [ARDS] entwickelte) und ein 20-jähriger Mann. Ein epidemiologischer Zusammenhang ist nicht be-kannt. Beide waren nicht geimpft und wurden intensivme-dizinisch betreut. Bei dem 20-Jährigen wurden Influenza-viren mit einem Schnelltest nachgewiesen. Bei dem älteren Patienten gelang mittels PCR der Nachweis von Influenza-A(H1N1)pdm09-Viren.

In der Saison 2015/16 verstarben 7 Influenzafälle, davon 6 an der gemeldeten Krankheit und einer an einer anderen Ursache. Unter den 6 an Influenza verstorbenen Personen waren 2 Männer und 3 Frauen sowie ein 10-jähriges Mäd-chen mit Grunderkrankung, welches eine Pneumonie entwi-ckelte. Unter den 5 an Influenza verstorbenen Erwachsenen waren 4 im Alter von 80 bis 94 Jahren. Eine Frau verstarb im Alter von 57 Jahren. Von den 6 Influenza-Sterbefällen, wel-che aufgrund der gemeldeten Krankheit verstarben, waren 4 nicht geimpft. Bei den beiden anderen war kein Impfstatus bekannt.

Impfstatus

Insgesamt waren von 4.949 Patienten mit Angaben zum Impfstatus 196 (4,0 %) geimpft. In der Vorsaison waren 7,8 Abb. 89 Gemäß IfSG übermittelte labordiagnostisch bestätigte

Influ-enza-Fälle pro 100.000 Einwohner nach Stadt-/Landkreisen,

0

Inzidenz (nach Altersgruppen) Inzidenz Sachsen-Anhalt

Häufungen

In der Saison 2015/16 wurden 43 Influenza-Häufungen mit insgesamt 624 Fällen übermittelt. Davon ereigneten sich 27 Häufungen mit insgesamt 420 Fällen in Kindertagesstät-ten. Weiterhin wurden jeweils 6 Häufungen in Krankenhäu-sern/REHA-Einrichtungen bzw. Schulen mit insgesamt 36 bzw. 143 Fällen übermittelt. Außerdem kamen aus 2 Wohn-heimen, einem Altenpflegeheim und einer Familie Influen-zahäufungen zur Meldung (Fallzahl = 11, 12 bzw. 2).

Beitrag zum Wochenbericht der Arbeitsgemeinschaft Influ-enza am RKI (5. MW)

„Anfang Februar berichtete eine Kinderklinik im nörd-lichen Sachsen-Anhalt über das vermehrte Auftreten von schweren Erkrankungen bei älteren Kindern und Jugendli-chen. Die Symptome umfassten 39 - 40 °C Fieber, trocke-nen Husten, ein schweres Krankheitsgefühl und dauerten etwa fünf bis sechs Tage an. Alle in der Klinik durchgeführten Influenzaschnelltests waren negativ, so dass zur Abklärung Rachenabstriche von fünf Patienten an die Medizinische Mi-krobiologie des Landesamtes für Verbraucherschutz Sach-sen-Anhalt (LAV) gesendet wurden. Mittels PCR wurden hier in allen fünf Proben Influenza B-Viren nachgewiesen. Eine Virusisolation in Zellkulturen gelang, so dass die Viren zur weiteren Charakterisierung an das NRZ für Influenza am RKI geschickt werden konnten.

Bei den Betroffenen handelte es sich um ungeimpfte Mäd-chen im Alter zwisMäd-chen 12 und 15 Jahren, die wegen der akuten Erkrankung hospitalisiert wurden. Ein epidemiologi-scher Zusammenhang zwischen den Fällen konnte nicht be-stätigt werden. Es wurden weitere Kinder und Jugendliche mit Grippe-Symptomatik hospitalisiert, welche teilweise zur Intensivbehandlung weiterverlegt werden mussten.

Es ist von einer regionalen Häufung schwerer Influenza-B-Erkrankungen auszugehen, welche von den eingesetzten Schnelltests nicht erfasst wurden.“

1.7 Weitere Erkrankungen