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Was sind NTE eigentlich? Verschiedene Sichtweisen

Im Vordergrund bei jeder NTE steht aus wissenschaftlicher Sicht die Frage, wie so ein Erlebnis in der heutigen Denkweise erklärbar ist. Wichtiger sollte jedoch vielmehr der Mensch selbst sein: Was wurde über die NTE berichtet und was hat dieses Erlebnis aus diesem Menschen gemacht (vgl. Bruhn 2009, S. 81)?

Trotz alledem möchte die Autorin verschiedene Ursachen, die für eine NTE möglich sein könnten, aufzeigen.

Das Erleben von Nahtoderfahrungen

5.4.1 Physiologische Theorien:

 Sauerstoffmangel

 Zu viel Kohlendioxid

 Chemische Reaktionen im Gehirn

 Elektrische Aktivitäten des Gehirns

Sind physiologische Faktoren Grund für eine NTE?

Sauerstoffmangel im Gehirn wird am häufigsten als Auslöser für NTE vermutet.

Diese Theorie ist jedoch auf das Phänomen der NTE nicht zutreffend, da Menschen während einer NTE klare Bewusstseinserfahrungen erleben. Bekannt ist auch, dass ein zu hoher Kohlendioxidgehalt im Körper das Gefühl einer außerkörperlichen Erfahrung hervorrufen kann, sogar mit Licht und Tunnelerlebnis. Durch chemische Reaktionen im Gehirn, etwa bei Stress oder durch Sauerstoffmangel, kann es außerdem zur Freisetzung von Ketamin kommen. Dieses kann bekanntermaßen zu Halluzinationen führen. Elektrische Aktivitäten des Gehirns, wie bei Epilepsie, sind ein weiterer Auslöser. Bei einem Anfall kommt es zu einer Art elektrischem Sturm, der die elektrischen und magnetischen Aktivitäten im Gehirn zum Ausfall bringt. Wenn ein epileptischer Anfall in der Region des Schläfenlappens ausbricht, kann es zu Halluzinationen, Déjà-vu-Erlebnissen, verwirrten Zuständen und Ähnlichem kommen (vgl. van Lommel 2010, S. 121ff.).

5.4.2 Psychologische Theorien:

 Angst vor dem Tod

 Erwartungshorizont

 Depersonalisation

 Dissoziation

 Persönlichkeitsfaktoren

 Phantasie und Einbildung

 Geburtserinnerung

Das Erleben von Nahtoderfahrungen

 Halluzinationen

 Träume

 Einnahme von Medikamenten und Drogen

Sind psychologische Faktoren Grund für eine NTE?

Die Angst vor dem Tod kann durchaus unbewusst eine solche Erfahrung heraufbeschwören, dann wäre die NTE also ein Schutzmechanismus. Die Theorie des Erwartungshorizontes geht auf die 1930iger-Jahre zurück. Damals galten diese Gedanken und Phantasien als Schutzmechanismus während einer Todesgefahr. Unter Depersonalisation versteht man den Verlust des eigenen Ichs.

Man fühlt sich isoliert und denkt, das Leben sei unwirklich. Diese Ursache trifft häufig auf Menschen, die eine sexuellen Misshandlung oder starke Gewaltausübung erlebt haben, zu. Dissoziation ist ein weiterer Begriff für einen Realitätsverlust, damit ist die Flucht vor der eigenen Identität gemeint. Dieser Schutzmechanismus tritt, ebenso wie bei der Depersonalisation, bei Gewalteinwirkungen und sexuellen Missbrauch ein. Eine weitere ungeklärte Frage ist, ob bei Menschen mit bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen die Wahrscheinlichkeit, eine NTE zu erleben, größer ist. Die Schwierigkeit bei dieser Annahme ist die, dass es kaum möglich sein kann, vor einer NTE die dafür vorgesehen Voruntersuchungen durchzuführen. Die Geburtserinnerung, die ebenfalls als Reise durch einen Tunnel gesehen werden kann, könnte ebenfalls eine Grundlage für NTE darstellen. Sind NTE Halluzinationen, also sinnliche Wahrnehmungen beziehungsweise einzigartige Vorstellungen, die oft mit Geräuschen und Düften einhergehen? Kann eine NTE eine Art Traum sein?

Jedoch können sich Menschen meist an einen Traum nicht mehr erinnern. Bei Einnahme von gewissen Medikamenten, wie morphinartigen Substanzen oder anderen starken Schmerzmitteln, wird oftmals angenommen, dass diese eine NTE auslösen könnten (vgl. van Lommel 2010, S. 131ff.).

Pim van Lommel war zu Beginn seiner Beschäftigung mit NTE so wie viele der Meinung, dass NTE durch Sauerstoffmangel ausgelöst werden könne. Diese Theorie hat er jedoch seiner Ansicht nach durch seine Studie widerlegt (vgl. van Lommel 2010, S. 119).

Das Erleben von Nahtoderfahrungen

5.4.3 Endloses Bewusstsein

Die Ergebnisse der NTE-Forschung von Pim van Lommel zeigen unmissverständlich auf, dass das Bewusstsein unabhängig vom Körper existiert.

Diese Schlussfolgerung erklärt Pim van Lommel wie folgt:

„In einer Phase der Bewusstlosigkeit sind Bewusstseinserfahrungen möglich, die mit Erinnerungen und manchmal auch mit Wahrnehmungen verbunden sind. In einer solchen Phase weist das Gehirn keine messbare Aktivität mehr auf und alle Gehirnfunktionen, wie Körperreflexe, Hirnstammreflexe und Atmung, sind ausgefallen. Ein klares Bewusstsein ist offenbar unabhängig vom Gehirn und damit unabhängig vom Körper erfahrbar. Der eindeutige Nachweis, dass eine NTE nicht etwa kurz vor oder kurz nach einem Herzstillstand, sondern während eines Zustandes klinischen Todes erlebt wird, macht eine solche Schlussfolgerung plausibel. Diese Erkenntnis konnte man nur mit prospektiv angelegten Studien gewinnen. Denn nur hier ließen sich die während der NTE wahrgenommenen Umgebungsdetails direkt nach deren Schilderung inhaltlich überprüfen.“ (van Lommel 2010, S. 170)

Das heißt, dass man losgelöst von seinem Körper noch bewusste Erfahrungen erleben kann. Van Lommel spricht davon, dass der Tod ebenso ein Übergang in einen anderen Bewusstseinszustand ist wie die Geburt. Unser nicht lokales Bewusstsein existiert also immer, es weist keinen Anfang und kein Ende auf (vgl.

van Lommel 2010, S. 338ff.).

Die oben genannten Theorien, die mit all ihren Aspekten als Erklärungsversuche für eine NTE herangezogen wurden, haben das Ergebnis geliefert, dass es letztlich keine zufriedenstellende Erklärung gibt, warum Menschen NTE erleben und wie diese nachvollziehbar sind. Es ist auch nach wie vor nicht erklärbar, wie während eines Herzstillstandes, wo keinerlei Gehirnaktivität nachweisbar ist, ein erweitertes Bewusstsein vorhanden sein kann (vgl. van Lommel 2010, S. 239).

Auch als Schlussfolgerung seiner Studie gibt Pim van Lommel an, weder physiologische Erklärungen wie Sauerstoffmangel des Gehirns noch psychologische wie Todesangst oder pharmakologische Erklärungen als mögliche Ursache für eine NTE bestätigen zu können (vgl. van Lommel 2010, S. 156).

Einteilung einer Nahtoderfahrung nach deren Grundelementen

6 Einteilung einer Nahtoderfahrung nach deren Grundelementen

In diesem Kapitel werden die Grundelemente einer NTE laut Moody vorgestellt.

Danach werden die genannten Grundelemente genauer erläutert und durch Erfahrungsberichte ergänzt.

Raymond Moody war der erste Forscher zum Thema Nahtoderfahrung, der eine Art Systematik als Hintergrund zu jedem Nahtoderlebnis erstellte. Und zwar schildert er 15 verschiedene Elemente, die bei einer Nahtoderfahrung immer wiederkehren (vgl. Moody 1996, S. 27).

Moody kam nach seinen zahlreichen Forschungen zur Erkenntnis, dass das Erlebnis selbst und die Auswirkungen danach nicht von einander zu trennen sind.

So beschreiben die ersten elf Elemente das Erlebnis selbst, während die restlichen vier Elemente schon die Auswirkungen einer NTE auf das Leben eines Menschen betreffen (vgl. Stechl/Buchner 2006, S. 20).

In Folge seiner späteren Forschungen stieß er noch auf einige zusätzliche Elemente, die aber bei weitem nicht so häufig auftreten wie die anderen 15 Elemente (vgl. Moody 2008, S. 23).

15 Elemente nach Moody (Moody 1996, S. 5):

1. Unbeschreibbarkeit

2. Das Hören der Todesnachricht 3. Gefühl von Frieden und Ruhe 4. Das Geräusch

5. Der dunkle Tunnel 6. Das Verlassen des Leibes 7. Begegnung mit anderen 8. Das Lichtwesen

9. Die Rückschau

10. Die Grenze oder Schranke

Einteilung einer Nahtoderfahrung nach deren Grundelementen

11. Die Umkehr 12. Mitteilungsversuch 13. Folgen im Leben 14. Neue Sicht des Todes 15. Bestätigung

Dazu kommen die neuen Elemente (Moody 2008, S. 23ff.):

16. Die Vision des Wissens 17. Lichtstädte

18. Ein Reich der verwirrten Geister 19. Übernatürliche Rettung

Moodys Einteilung einer NTE in 15 Elemente bietet einen geeigneten Ausgangspunkt, um die verschiedenen Aspekte einer Erfahrung darzustellen. In den Folgekapiteln werden daher alle 15 Elemente plus die neuen zusätzlichen Elemente beschrieben und durch wahre Berichte illustriert.

Die zitierten Erlebnisberichte sind allesamt bis auf wenige Ausnahmen Originalberichte, die Raymond Moody in seiner jahrelangen Arbeit mit Menschen nach einer NTE gesammelt hat.