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Persönlichkeitsveränderung

Die meisten Nahtoderfahrungen, die mit einer Lichterfahrung einhergehen, erzeugen erhebliche Persönlichkeitsveränderungen (vgl. Jakoby 2009, S. 33f.).

Damit gemeint sind:

Liebe, Selbstakzeptanz und ein verändertes Selbstbild

Hilfsbereitschaft und Mitgefühl für andere

Wertschätzung des Lebens (van Lommel 2010, S. 79ff.)

Wertschätzung des Lernens (Moody 2010, S. 49)

Veränderungen nach einer NTE

Eine Frau beschreibt diese Persönlichkeitsveränderung nach einer NTE mit folgenden Worten:

„…mit dem Begriff Kernerfahrung in Verbindung gebracht hätte, als sie zum erstenmal davon hört, denn ihre Nah- Todeserfahrung habe bewirkt, daß sie die Hülle eines falschen Ichs abstreifte und den Kern ihrer wahren Persönlichkeit freilegte:“(Ring 1985, S. 100)

8.1.1 Die Bedeutung der Liebe

Liebe dich selbst, dann wirst du geliebt werden.

Plato

Fast alle RückkehrerInnen äußern, dass Liebe das Wichtigste im Leben ist. Viele sprechen davon, dass dies der Grund ist, warum wir Menschen auf der Welt sind.

Für die meisten Menschen ist nun der Inbegriff allen Glücks die Liebe. Was daraus resultiert, ist, dass das Wertesystem der meisten Personen komplett umgewandelt wird (vgl. Moody 2010, S. 47ff.).

Liebe ist das Wort, das Menschen nach einer NTE am häufigsten verwenden, wenn sie von ihrem Erlebnis erzählen. Auf Grund ihrer Erfahrung haben sich ihre Einstellungen zum Leben geändert, sie sind vermehrt auf Harmonie, Mitgefühl und einen liebevollen Umgang mit ihren Mitmenschen bedacht (vgl. Long/Perry 2010, S. 266ff.).

Das führt auch oft dazu, dass sie ihre berufliche Situation nochmals überdenken und auch ihre Beziehungen hinterfragen. Oft ist es für Angehörige sehr schwer nachzuvollziehen und auch zu akzeptieren, dass dieser Wertewandel vollzogen wird.

Auch die Person selbst, die die NTE erlebt hat, geht mit sich selbst liebevoller um und die Selbstakzeptanz wächst (vgl. Long/Perry 2010, S. 266ff.).

Veränderungen nach einer NTE

Bericht nach einer Lichterfahrung:

„Denn eines Tages wird ein Lichtwesen uns nicht die Frage stellen: Wie erfolgreich warst du?, sondern nur: Wieviel Liebe hast du in deinem Leben verschenkt? Jeder sollte darauf vorbereitet sein, sich der Antwort nicht schämen zu müssen!“ (Michel/Wagner 2000, S. 125)

8.1.2 Selbstakzeptanz und verändertes Selbstbild

Menschen nach einer NTE besitzen auf Grund ihrer Persönlichkeitsorientierung ein starkes Selbstvertrauen. Die entscheidende geistige und seelische Veränderung nach einer solchen Erfahrung ist die, dass der Mensch gelernt hat, sich zu akzeptieren, sodass er ein gesundes Selbstwertgefühl aufbaut und Selbstbewusstsein hat. Kurz gesagt: Die Person kann sich selbst besser leiden (vgl. Ring 1985, S. 97).

Oftmals ist das Ergebnis einer NTE das, dass die Menschen ihr eigenes Ich besser erkennen und akzeptieren sowie ein authentisches Gefühl für sich selbst entwickeln. Es scheint daher nicht weit hergeholt, dass Menschen nach einer NTE eine neue Identität erlangen (vgl. Ring 1985, S. 116).

Eine Frau beschreibt die Auswirkungen ihrer NTE auf ihr Selbstwertgefühl wie folgt:

„Das ist wahrscheinlich das Wichtigste, was ich dabei gelernt habe, nachdem ich ein Leben lang mit mir gekämpft habe: Ich habe gelernt, mich so zu akzeptieren, wie ich bin. Wenn das Licht mich mit all meinen Schwächen und Fehlern akzeptieren konnte, dann mußte ich doch irgendwie in Ordnung sein.“ (Ring 1985, S. 98)

8.1.3 Hilfsbereitschaft und Mitgefühl für andere

Nach einer Nahtoderfahrung wächst die Wertschätzung menschlicher Beziehungen enorm. Es wird versucht, mehr Zeit mit seiner Familie, Freunden und Verwandten zu verbringen und Gefühle werden untereinander geteilt.

Eigenschaften wie Toleranz, Fürsorge, Hilfsbereitschaft, Mitgefühl und Liebe stehen an vorderster Stelle. Das Gefühl anderen Menschen unterstützend zur Seite

Veränderungen nach einer NTE

zu stehen, ist bedingungslos. Oftmals wechseln diese Menschen ihren Beruf und steigen in pflegerische oder begleitende Arbeitsfelder um (vgl. van Lommel 2010, S. 80).

Die Achtung vor seinen Mitmenschen wird hier also als Lebenselixier gesehen.

8.1.4 Wertschätzung des Lebens

Aufgrund des einschneidenden Erlebnisses der Nahtoderfahrung ändert sich das Verständnis eines Menschen, was im Leben wirklich wichtig ist, vollkommen.

Die RückkehrerInnen richten ihr Augenmerk vermehrt auf die Gegenwart, sie sind überzeugt, dass sie eine neue Aufgabe beziehungsweise ein Ziel verfolgen müssen. Die alltäglichen kleinen Dinge im Leben werden mehr geschätzt, das Vertrauen in sich selbst nimmt zu und Probleme werden einfacher gemeistert als zuvor. Das Raum- und Zeitverhältnis ändert sich, der gestresste Alltag ist wie weggeblasen, auf Pünktlichkeit wird jedoch großer Wert gelegt. Die Ehrfurcht vor dem Leben äußert sich durch Offenheit. Offenheit gegenüber der Natur, Tieren und Menschen und auch die damit einhergehende Verbundenheit. Materielle Werte werden nach hinten gestellt, wie Geld, sozialer Status und so weiter (vgl.

van Lommel 2010, S. 81).

Also zusammenfassend kann gesehen werden, dass die Ehrfurcht vor dem Leben wesentlich steigt und materieller Wert als Stellenwert abnimmt.

8.1.5 Wertschätzung des Lernens

Docendo discimus.

Durch Lehren lernen wir.

Lucius Annaeus Seneca

Im Kapitel 6.16.1 „Die Vision des Wissens“ wurden der Wert des Wissens und der unermessliche Wissensdrang schon kurz erwähnt.

Fest steht, dass Menschen, die von einer NTE zurückgekehrt sind, eine neue Bedeutung in Bezug auf Wissenszuwachs, Bildung und Lernen verspüren. Der Grund liegt darin, dass sie während der NTE in ein Erlebnis des totalen Lernens eintauchen, manche sprechen von einer riesigen Bibliothek, andere wiederrum

Veränderungen nach einer NTE

von einem Charakter wie in einer Universität. Aus Anlass dieser kurzen Erfahrung führt dies oft zu einer Neuorientierung in Richtung eines starken Wissensdurstes.

Das kann damit beginnen, dass der Beruf gewechselt wird oder eine neue Ausbildung angestrebt wird (vgl. Moody 2010, S. 49f.).

Im Vordergrund sollte aber immer stehen: „Wissen ist gut, wenn es die Ganzheit im Leben fördert.“ (Moody 2010, S. 50)

Mit Wertschätzung des Lernens ist gemeint, dass RückkehrerInnen von einem enormen Wissensdurst erfüllt werden. Das kann soweit führen, dass es zu einer jahrelangen Suche nach geistiger Erkenntnis kommt. Man spricht auch von einem bestimmten Moment, der im Rahmen der individuellen Lebenserfahrung erreicht werden soll (vgl. Jakoby 2009, S. 70).

Eine Frau definiert ihre Suche nach neuem Wissen wie folgt:

„Mein ganzes Leben wurde von diesem Augenblick an zu einer Suche…gute Bücher wurden meine Freunde…Ich fand mich plötzlich auf dem Campus eines College wieder. Das war mein Wunsch von jeher gewesen, aber früher war es nie dazu gekommen…Jetzt ging ich wieder in die Schule…“ (Ring 1985, S. 132)