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Ergebnisse der Langzeitstudie von Pim van Lommel

Aufbau der Studie:

Die Studie über Veränderungsprozesse nach einer NTE von Pim van Lommel wurde in den Niederlanden durchgeführt.

Die ProbandenInnen, die bei dieser Studie befragt wurden, wurden zwei Jahre und acht Jahre nach deren elementarstem Erlebnis interviewt.

Hierbei kamen folgende Ergebnisse zu Stande:

Veränderungen nach zwei Jahren:

 Familienbindung steigt

 verstärktes Interesse an Spiritualität und Sinnfrage

 höhere Wertschätzung für alltägliche Dinge im Leben

 Interesse an materiellen Werten sinkt

Die RückkehrerInnen, die die oben genannten Veränderungen angaben, zeigen auf, dass sich diese Werte in den folgenden sechs Jahren wesentlich verstärkt haben.

Veränderungen nach acht Jahren:

 Angst vor dem Tod kaum vorhanden

 Die Spiritualität wuchs und Liebe und Akzeptanz für andere stieg

 Wertschätzung für alltägliche Dinge stieg (vgl. van Lommel 2010, S.

157ff.).

Die nachstehende Tabelle zeigt einige Studienresultate der ProbandInnen auf. Es sind Unterschiede in den Veränderungen nach zwei und acht Jahren, bezogen auf die Bereiche, die sich bei Menschen mit und ohne NTE nach zwei Jahren signifikant unterschieden hatten.

Veränderungen nach einer NTE

In der Tabelle sind alle positiven (+) und negativen (-) Veränderungen angeführt, die Prozentangabe wird nach Zustimmung der ProbantenInnen aufgezeigt (vgl.

van Lommel 2010, S. 160f.).

Abbildung 4: Veränderungen nach einer NTE

(Quelle: van Lommel 2010, S. 160f.)

Umgang im Krankenhaus mit PatientInnen nach einer NTE

9 Umgang im Krankenhaus mit PatientInnen nach einer NTE

Wir können keine großen Dinge vollbringen – nur kleine, aber die mit großer Liebe.

Mutter Teresa

In diesem Kapitel beschreibt die Autorin nochmals, bei welchen PatientInnen man im Krankenhaus mit einer NTE rechnen kann, wie der optimale Umgang mit PatientInnen nach einer NTE erfolgen sollte und wie die Information über NTE sinnvoll in die Pflege von PalliativpatientInnen und sterbenden Menschen integriert werden kann.

Über den Umgang mit PatientInnen nach einer Nahtoderfahrung gibt es in der Literatur noch eher wenige Informationen.

Stationen, Erkrankungen und Situationen, wo vermehrt mit der Möglichkeit einer NTE zu rechnen ist:

Chirurgische, Neurologie und Medizinische Abteilung:

 Komatöse PatientenInnen auf Grund von Verkehrsunfall, Schlaganfall, Hyperglykämie oder wegen eines massiven Blutverlustes.

 Nach langen komplizierten Operationen

Geburtshilfe:

 nach einer komplizierten Geburt, nach schwerem Blutverlust

Kinderstation:

Schädigungen in Folge eines Ertrinkungsunfalls und eines Erstickungsanfalls, Koma infolge eines schweren Verkehrsunfalles oder einer Gehirnhautentzündung (vgl. van Lommel 2010, S. 390).

Umgang im Krankenhaus mit PatientInnen nach einer NTE

Wichtig bei PatientInnen, die im Krankenhaus über eine NTE berichten, ist die Information der Betroffenen, dass es sich bei deren Erlebtem um eine Nahtoderfahrung gehandelt hat. Des Weiteren sollte unbedingt auf Literatur und Internetquellen bezüglich NTE verwiesen werden (vgl. van Lommel 2010, S.

388f.).

Dazu eignet sich zum Beispiel gut die Internetplattform „Netzwerk Nahtoderfahrung“, siehe Unterkapitel 9.1.

Als geeignete Einstiegslektüre wäre vor allem das Buch „Leben nach dem Tod“

von Raymond Moody zu nennen. Aus aktueller Sicht käme auch Pim van Lommel mit seinem Buch „Endloses Bewusstsein“ in Frage, dieses ist aber für Laien eher schwierig zu lesen. Eine wirklich gute Zusammenfassung bietet das Buch „Blicke hinter dem Horizont“ von Jörgen Bruhn, dieses Buch bezieht sich auch vermehrt auf den Umgang mit NTE im Krankenhaus.

Die Sichtweise von Prof. Kenneth Ring, wie man die Ergebnisse der Vielzahl von Studien über Nahtoderfahrungen sinnvoll bei Sterbebegleitungen umsetzen kann, ordnet sich wie folgt:

Nach wie vor wird in den Krankenhäusern der Auseinandersetzung mit dem Tod ausgewichen, da der Tod als schlimmster Feind und ewiger Sieger gesehen wird.

Der Tod darf jedoch nicht nur als Schlussstrich gesehen werden, sondern ist auch als Übergang in eine andere Welt zu betrachten. Dabei helfen die Ergebnisse und Sichtweisen von Nahtoderfahrungen. Sie eröffnen einen anderen Weg, sie zeigen auf, was Sterben bedeutet. In der Zukunft sollte die Sterbebegleitung im Vordergrund stehen (vgl. Ring, zit. n. Elsaesser-Valarino 1995, S. 101f.).

Der Wissensgewinn nach einer NTE ist eine wertvolle Hilfestellung für die Menschheit, sich auf den Tod vorzubereiten. Infolge dessen wird ein Einblick gewährt, was geschehen kann oder wird, wenn ein Mensch stirbt (vgl. Ring, zit. n.

Elsaesser-Valarino 1995, S. 107).

Als Idealfall gilt es, wenn eine Person, die eine NTE erlebt hat, beschließt, sich um Sterbebegleitung zu bemühen. Diese Kommunikation kann das Leben aller

Umgang im Krankenhaus mit PatientInnen nach einer NTE

Beteiligten zum Positiven beeinflussen. Der Grund dafür ist der, dass diese Gespräche voller Emotionen sind und authentisch stattfinden (vgl. Bruhn 2009, S.

129).

Ein wichtiger Aspekt, der immer berücksichtigt werden sollte, ist der, dass bei jeglichem Kontakt mit PatientInnen während einer Bewusstlosigkeit oder Operation immer darauf geachtet werden sollte, was man wann ausspricht.

Diese Tatsache sollte immer vor Auge behalten werden, falls es zu einer NTE mit außerkörperlicher Erfahrung kommt (vgl. Kübler-Ross 2007, S. 12).

Zusammenfassend soll ein Fallbeispiel aufzeigen, wie nicht gehandelt werden soll, wenn man mit PatientInnen nach einer NTE Kontakt hat.

Das Fallbeispiel handelt von einem Herzspezialisten, der 30 Jahre lang praktizierte und viele Menschen erfolgreich reanimiert hat. Er ist ein Skeptiker bezüglich der Möglichkeit von NTE und hat daher einen Vortrag zu diesem Thema wie folgt gestört:

„Seit Jahren habe ich mit diesen Dingen zu tun“, schrie er. „Und trotzdem habe ich noch mit keinem Patienten gesprochen, der so ein Todesnähe-Erlebnis gehabt hat.“ …ein anderer Zuhörer, der zufälligerweise hinter dem Kardiologen saß.

„Ich bin einer der Patienten, die Sie gerettet haben, und ich sage Ihnen jetzt direkt ins Gesicht: Sie wären der letzte, dem ich von meinem Todesnähe-Erlebnis erzählen würde.“ (Michel/Wagner 2000, S. 73f.)

Dieses bemerkenswerte Beispiel zeigt auf, wie wichtig Voraussetzungen wie Vertrauen, Liebe und Annahme für Menschen, die ein so tiefgreifendes Erlebnis erlebt haben, sind. Menschen nach einer NTE werden sich nur öffnen, wenn ein geschützter Raum besteht, wo sie ihr Erlebtes berichten können (vgl.

Michel/Wagner 2000, S. 74).

Der wichtigste Aspekt im Umgang der Pflegepersonen mit PatientInnen nach einer NTE ist demnach die Akzeptanz. Wie sollte sich diese Akzeptanz ausdrücken? Durch aktives Zuhören, Verständnisfragen und keinesfalls kritisches Hinterfragen.

Umgang im Krankenhaus mit PatientInnen nach einer NTE