phy
o rie n tie rt, das der amerikanische Ozeanograph und M eteorologe im Jahre 1870 in New Y ork veröffentlicht hatte. Zum anderen übersetzteVitanov,
wie ich m it einem direkten Textvergleich e rm itte ln konnte, das LehrbuchThe Orbs o f Heaven, or the Planetary and Stellar Worlds. A popular exposition o f the great discoveries and theories o f m o dem astronomy
, welches der D ire k to r des O bservatorium s von C in cin n a tiO. M. Mitchell
verfaßte und 1851 in London herausgab. Der T ite l dieser 270 Seiten umfassenden, getreuen Übersetzung lau- te t: Н ебесни свЪ тила ил и п л а н е тн ы -тЬ и звЬздны м ір о ве . П о п ул яр н о изл ож еніе на в с и ч к ы -тЬ о т к р ы т ія и те о р іи на н о в а -та а стр о н о м ія о тъ О . М . М и т ч е л я (P lo vd iv 1875).60 Erwähnenswert an diesem Lehrbuch ist die von anderen Lehrwerken abweichende Konzeption: H ier w ird die m athem atische Geographie, sprich die Astronom ie, nicht anhand verschiedener Themenschwer- punkte vorgestellt; vielm ehr geht es um die D arstellung ih re r Entdeckungs- geschichte bis hin zur wissenschaftlichen Beschreibung von Sternhaufen und Spiralnebeln.«•
A ls letzte sollte noch eine Übersetzung aus dem Moldauischen erw ähnt wer- den.
T. Paraladov
publizierte sie 1861 in Bolgrad als Г е о гр а ф ія за I I. кл ассъ на Л а н ка сте р скы -тЪ учи л и щ а , прЬ ведена о тъ м о л д а в с к и .61 Diese ca.35 Seiten umfassende E inführung in alle drei Teilgebiete der Geographie ähnelt stellenweise
Radulovs
zweiter Übersetzung aus dem Russischen, der Всеобщ аГ е о гр а ф ія (Odessa 1858). Entweder schlug sich hier in d ire k t über die m oldaui- sehe Vorlage der E influß des russischen Lehrbuchs von
Obodovskij
nieder, oder aberParaladov
nahmRadulovs
bulgarische Bearbeitung zum V o rb ild .2.4 W eitere G eographielehrbücher
Die übrigen Geographielehrbücher im Bulgarischen des 19. Jahrhunderts wer- den von ihren Verfassern nicht als Übersetzungen ausgewiesen, obwohl die Lexik einiger Schulbücher fremdsprachige Vorlagen verm uten lassen. E in Hinweis a u f eine frem dsprachige Quelle findet sich nur noch bei
Dragan Mančevs
Земеопи- сание за пьрвоначялны учениц и, съ 45 щ ам пици и съ х а р т? за цЬ л ы й с в Ь т ъ . о тъ Л . В . М анчева. (П о К .) (P lo vd iv 1869).62 H ier deutetMančev
zwar m it по K . einen Namen an, doch b le ib t u n k la r, inw iew eit diese Quelle den ca. 80seitigen bulgarischen T ext beeinflußt hat. Es könnte sich hier entwe- der um die Übersetzung oder um die freie Bearbeitung einer frem dsprachigen Vorlage handeln. Sind sichMančevs
erste G eographielehrbücher aus den Jah- ren 1862 und 1864 vom A ufbau her noch sehr ähnlich, so weicht dieses d ritte Lehrbuch davon ab. Die m athem atische Geographie w ird n ich t wie noch zu- vor in einem abschließenden K a p ite l behandelt, sondern a u f den ersten Seiten zusammenfassend dargestellt.60V g l. С т о я н о в 1957, S.49 und Б ъ ч в а р о в а 1982, S. 160.
61 V gl. С тоян ов 1957, S. 280.
62V gl. С тоян ов 1957, S. 236. Sabine Riedel - 9783954794492
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Kapitel 2: Die bulgarischen Geographielehrbücher (1835-1875) 38
Das Geographielehrbuch von
Ivan Momčilov
(1819-1869), das М ал ко поли- тическо земеописание (Tàrnovo 1869),63 hin terläß t bei einem Textvergleich den E indruck, daß es eine Bearbeitung der С т и х ій н и уроц ы землеописанід (1843) vonSava Radulov
d a rste llt. Oder aberMomčilov
übersetïte d ire kt deren griechisches O rig in a l, die Гс<1
>ураф(°Ц o to ix*i« 8 y) цадт^ата xè jiiv ouXXf хѲеѵха, те 8è ouvráxöcvxa (A then 4 8 3 6 ) vonIoannis Kokkonis.
Leider m acht der bui- garische Verfasser keinerlei nähere Angaben über die Quellen seines Schulbuchs.Zu dieser G ruppe von Geographielehrbüchern gehört ferner das К ратко зем леописаніе. Естественно - м атим атическо и граж данско (Bukarest 1856)64 von
Georgi Ikonomov
(1822-1865). Dieses ca. 135 Seiten umfassende Lehrbuch w id m e t sich nach einer allgemeinen E inführung insbesondere der po- litischen Geographie. Der Lexik nach zu urteilen, könnte es nach einer grie- chischen Textvorlage übersetzt bzw. bearbeitet worden sein. Die К р а тка re o - граф іа или землеописаніе (Bukarest 1858, 21861, 31863)65 venTodor Chru- lev
(1821-1865) hat offensichtlichIvan Bogorovs
В сеобщ а географ ія (1843), insbesondere ih r einführender T eil, beeinflußt. Das gleiche g ilt fü r das 20sei- tige К р а тко землеописаніе за д Ь тц а (P lo vd iv 1861)66 vonNajden Siojanov
(1830-1876) sowie fü r das К р а тко землеописаніе (Konstantinopel 1869)67 vonNikola Michajlovski
(1818-1892). Letzteres orientierte sich a u f siinen 50 Seiten an der E infü hru ng zur physikalischen und politischen Geographie. V ielleicht diente nicht bei allen diesen Geographielehrbüchern die В сеобца географ ія als direkte Vorlage. Sie könnten sich n atü rlich auch untereinarder beeinflußt oder sogarGruevs
bzw.Mančevs
Bearbeitung derGéographie de l ’Abbé Gaul-
tier
einbezogen haben.F ü r die letzten vier Schulbücher b le ib t die H e rkun ft gänzlich jn g e k lä rt. Der К р а т к ій п р ѣ гл е д ъ на введеніето на всеобщ ата географ іл за м алкы тЬ дЬ ца (C arigrad I860)68 von
Stojan Robovski
(1834-1878) und das 16seitige Землеописание за пъ рвоначални ученици (P lo vd iv 1866)69 /onMitko Pa- rakucov
(gest. 1877) zur mathematischen Geographie d ürfte n wegen ihres ge- ringen Umfangs kaum eine größere Rolle gespielt haben. Bedeutend ausführli- eher waren dagegen m it 150 Seiten die П ъ л н а м атем атическа и ф изическа географ ія (Ruse 1865)70 vonSpińdon Petrov
und die 260 Seit«n umfassende63V gl. Те о д о р о в- Ба л а н 1963, S. 667 u n d С т о я н о в 1957, S. 250.
64V gl. Т е о д о р о в- Ба л а н 1963, S. 434, С т о я н о в 1957, S. 149 u n d Бі ч в а р о в а 1982, S. 155.
65V g l. Т е о д о р о в - Б а л а н 1963, S. 1185 u n d С тоянов 1957, S. 366.
64Vgl. С тоянов 1957, S. 348.
67Vgl. С тоянов 1957, S. 246.
6*Vgl.TEOДOPOB-БAЛлн 1963, S. 925 u n d СТОЯНОВ 1957, S. 312. A us den V o rw o rt is t zu schließen, daß dieses S ch ulb uch den B a n d I d a rs te llt, dem s p ä te r je e in B u ch zu־ p h y s ik a lis c h e n und p o litis c h e n G e o g ra p h ie fo lg e n s o llte .
6 ,D as S chulbuch w a r le id e r n ic h t einsehbar, also n u r b ib lio g ra p h is c h ги erfassen b ei Те о д о р о в- Ба л а н 1963, S. 789 u n d С т о я н о в 1957, S. 280.
70V gl. Те о д о р о в- Ба л а н 1963, S. 807, С т о я н о в 1957, S. 287 u n d Б ־ы в а р о в а 1982, S. 156.
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2.4 Weitere Geographielehrbücher
К р а тк а все о б щ а гео гр а ф и я (P lo vd iv 1868)71 vornehm lich zur politischen Geographie von
Boijo Petkov
(1815-1869). Da Petkov das Geistliche Seminar in Odessa besucht h a tte , könnte auch er sein Schulbuch nach einer russischen Vorlage zusam m engestellt haben.Die A b b ild u n g a u f den beiden folgenden Seiten faßt die bisherigen Ausfüh- rungen zur Entstehungsgeschichte der einzelnen bulgarischen Geographielehr- biicher zwischen 1835 und 1875 zusammen. Die Schulbücher aus dem zweiten V ie rte l des 19. Jahrhunderts sind, wie oben ausgefiihrt, allesam t Ubersetzun- gen.
Neofit Bozxelis
erstes bulgarisches Erdkundebuch von 1835 wurde aus dem Serbischen übersetzt,Neofit Rilski
orientierte sich in seinem handschriftlich vor- liegenden G eographielehrbuch (1838) an einer russischen Quelle,Sava Radulov
undK on sta ntin Fotinov
übersetzten im Jahre 1843 aus dem Griechischen, undIvan Bogorov
schließlich h ie lt sich wiederum an eine russische Vorlage.Die darauffolgenden zwei Jahrzehnte werden im wesentlichen durch zwei Tendenzen geprägt. Was die bulgarischen Übersetzungen b e trifft,
80
erweiterte sich der Kreis der Sprachen, aus denen übersetzt wurde. W andte sichIvan Bogo- rov
1851 noch einem griechischen Lehrwerk zu, entschied sichSava Radulov
1858 fü r ein russisches Schulbuch; doch neben dem stärker werdenden russischen w ird nun ein d ire kte r westeuropäischer E influß spürbar: Das französische LehrwerkGéographie de VAbbé Gaultier
regtJoakim Gruev
undDrakan Mančev
zu einer freien B earbeitung dieser Vorlage an.Kostaki T ã m o v sk i
undPetár Odžakov
bevorzugen deutsche Q uellen, und etwas später, schon A nfang der 70er Jahre, übersetztIgnati Ivanov
gar zwei Lehrbücher aus dem Englischen. Als zweite Tendenz kann eine wachsende Zahl möglicherweise o rig in a l bulgarischer Werke beobachtet werden. Hierbei ist allerdings nicht auszuschließen, daß fü r das ein oder andere Lehrbuch noch eine frem dsprachige Quelle gefunden w ird, die mehr oder weniger frei bearbeitet bzw. übersetzt worden ist.In den 70er Jahren, setzt sich der russische E influß gegenüber anderen frem d- sprachigen Quellen durch. Neben
D im itär Enčevs
zweibändigem Lehrbuch zur m athem atischen und physikalischen Geographie (1873) wurden ein Jahr später drei offenbar voneinander unabhängige Übersetzungen des Lehrwerks vonKa-piton
S m im o ü p u b liz ie rt, und zwar die vonRada Kirkovič,
die eines nam entlich unbekannten Übersetzers sowie die vonDim itär Blagoev
undChristo Pavlov.
Insbesondere die beiden zuletzt genannten Übersetzungen der У чебная кн ига ге о гр а ф іи fanden in den bulgarischen Schulen offenbar großen Anklang,
80
- w eit dies aus den insgesamt 5 Auflagen bis zum Jahre 1884 bzw. 1885 ge- schlossen werden kann.72 Eine w ichtige Ursache fü r die große P opularität des Smirnovschen Lehrwerks scheint darin zu liegen, daß die russischen Ausgaben je- weile überarbeitet und a u f den aktuellen Wissensstand gebracht wurden. Diesen Änderungen trugen auch die späteren Auflagen der Übersetzungen des Sm ir- novschen Geographielehrbuchs in Bulgarien Rechnung. W ie sich dieser russische E influß sprachlich ausgew irkt h a t, w ird insbesondere das letzte K apitel zeigen.71 V g l. Т е о д о р о в - Б а л а н 1963, S . 8 0 3 u n d С тоян ов 1 9 5 7 , S . 284.
72V g l. БЪЛГЛРСКИ книги, B d . V 1981, S. 249 f. и . Т е о д о р о в - Б л л л н Sabine Riedel - 97839547944921963, S. 1007 ff.
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Kapitel 2: Die bulgarischen Geographielehrbücher (1835-1875) 40
Die bulgarischen
К а м е н е ц к и й K17
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Б74 I-III L 1875
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0 3 3 4
׳'^
K a p itel 3
D ie B ild u n g
term in ologisch er L exik (1 8 3 5 -1 8 4 3 )
3.1 T h eoretisch e B etra ch tu n g
Ausgehend von der zuvor beschriebenen Quellenlage läßt sich feststellen, daß die Herausbildung term inologischer Lexik im Bulgarischen aufs engste m it der Übersetzung frem dsprachiger Textvorlagen verbunden ist. E in Vergleich zwischen den gefundenen O riginalen und deren bulgarischen Übersetzungen erm öglicht daher d e ta illie rte Aussagen über die unterschiedlichen
Wege der
Terminologisierung
, die den Übersetzern der ersten G eographielehrbücher of- fenstanden: Eis boten sich sowohl dieEntlehnung
nichtslavischer bzw. slavischer W ortstäm m e, sodann die Verwendungheimischen Wortguts
als auch das M itte l derNeubildung
an. W ie diese verschiedenen W ortgruppen innerhalb der zu un- tersuchenden term inologischen Lexik m öglichst e xakt voneinander abzugrenzen sind, soll der nun folgende A bschnitte beschreiben.3.1.1 D ie Entlehnung nichtslavischer W ort st am me
#•
A u f den ersten B lick scheint es fü r Übersetzer am leichtesten zu sein, ein der eigenen K u ltu r noch fremdes W o rt einfach aus der entsprechenden frem d- sprachigen Vorlage zu entlehnen. W ie bereits im vorhergehenden K a p ite l aus- g e fü h rt wurde, schwankten die bulgarischen P ublizisten in der ersten H ä lfte des 19. Jahrhunderts bei der B eurteilung des C harakters der neu zu schaffenden Schriftsprache zwischen zwei Positionen. Den Anhängern der kirchenslavischen T ra d itio n , wie
Christaki Pavlovié, Konstantin Fotinov
undNeofit Bozveli,
stan- denP e t i r Beron, Vasil Aprilov
undIvan Bogorov
gegenüber, die eine Norm en vorgebende B ulgarisch-G ram m atik an der vom V o lk gesprochenen Umgangs-Sabine Riedel - 9783954794492Downloaded from PubFactory at 01/10/2019 03:26:24AM
Kapitel 3: Die Bildung terminologischer Lexik (1835-1843) 44
spräche o rie n tie rt sehen w ollten. Welche Konsequenzen aber hatte diese K on- troverse fü r die E ntw icklung der bulgarischen Lexik, insbesondere bei der Frage nach der Aufnahm e von W örtern nichtslavischer H erkunft? Die O rientierung an den bulgarischen M undarten hätte näm lich streng genommen dazu führen müssen, auch das aus dem Griechischen und Türkischen stammende W o rtg u t zu akzeptieren. Denn die sprachliche R ealität a u f der unter osmanischer Herr- schaft stehenden Balkanhalbinsel war gekennzeichnet von einer Vielsprachigkeit, mindestens aber von einem
Bilinguismus
unter großen Teilen der bulgarischen Bevölkerung. Dem nicht gebildeten, d. h. nicht schreib- und lesekundigen B ui- garen d ü rfte n viele Turzism en und Gräzismen im Alltagsleben nicht als solche, d. h. als frem de Elemente bewußt gewesen sein.E rst seit Beginn des 19. Jahrhunderts konnten sich die bulgarischen A u fklä re r aufgrund ihrer schulischen Griechischkenntnisse über diesen Zu- stand der umgangssprachlichen bulgarischen Lexik ein U rte il bilden. Hinzu tra t schließlich in dieser Zeit die allm ähliche, bewußte A bkehr vom griechi- sehen Bildungsideal und die Suche nach eigenen K u ltu rtra d itio n e n . U nter diesen Um ständen mußten gebildeten Bulgaren griechische oder türkische W ö rte r als unerwünschte und aus dem W ortschatz der ihnen vorschwebenden bulgarischen Schriftsprache auszuschließende Elemente auffallen. In diesem puristischen Ziel waren sich die Anhänger der gesprochenen Umgangssprache m it den V ertretern der kirchenslavischen T ra d itio n e in ig .1 Sowohl das kirchenslavische S ch rifttu m als auch die bereits bestehenden slavischen Nationalsprachen, vor allem das Russische, konnten als Maßstab dafür dienen,
Turzismen
bzw.Gräzismen
als genetisch unslavische Bestandteile im W ortschatz zu bestim m en. Schon in der Б о л га р с к а гр а м м а тіка vonNeo fit Rilski
aus dem Jahre 1835 kom m t deutlich zum Ausdruck, daß es in der philologischen Diskussion nicht m ehr um das Für und W id e r frem dsprachiger Elemente ging; man stellte sich bereits die p ra k ti- sehe Frage, inw iew eit es tatsächlich m öglich sein würde, die nichtslavische Lexik aus der zu schaffenden Schriftsprache herauszuhalten:И ко га то власи те сосъ чуж д о вещ ество (то есть со стр а нн ы р Ь ч и ) приведоха до тод степень ю зы катъ си въ м ало време, колм и паче мы можеме да го приведеме въ подобро совер- ш енство, щ ото немаме то л кава н уж д а о тъ чуж д е д зы чн ы те р Ь ч и , колко то В л а си те; но и да о ста н а тъ некой ч уж д е - стр анн ы рЬ чи по настодщ ем ъ въ іазы катъ ни, о тъ които не можеме совсЬ м ъ да отбЬ гнем е, то ва не ни п р а ви голем о п р е п д тствіе на исправл еніе то на־ га,зыкатъ ни, защ ото ви- диме и С ерби те и до днеш енъ день да о у п о тр е б л д в а тъ още некой т у р с к и рЪ чи.2
D eutlicher noch fanden diese ersten puristischen Bestrebungen ihren Nie- derschlag in zahlreichen Schulbüchern, denen als Anhang W o rtliste n beigefügt
1V g l. insbesondere г и г L e x ik vo n P etdr Beron u n d Vasil Aprilov. M O CKO B 1958, S . 9 f.
u n d 17 f.
2Р илски 1984, S. 13 f. Sabine Riedel - 9783954794492 Downloaded from PubFactory at 01/10/2019 03:26:24AM
3.1.1 Die Entlehnung nichtslavischer Wortstämme 45
wurden, die zu umgangssprachlich gebräuchlichen Turzism en und Gräzismen al- ternative W ö rte r slavischer H e rku n ft vorschlugen.3 N icht zu letzt diesen sprach- erzieherischen Maßnahmen ist es zu verdanken, daß in der heutigen Lexik der bulgarischen Literatursprache nur vereinzelt Spuren dieses griechischen oder türkischen Einflusses zu finden sind.4 Eine der Aufgaben in der nachfolgenden Analyse w ird es also sein, herauszufinden, inw iew eit bereits im zweiten V ier-
; tel des 19. Jahrhunderts diese puristische Position festzustellen ist und ob sich 1 schon eine E ntw icklung in R ichtung a u f die heute gebräuchliche geographische
Term inologie abzuzeichnen beginnt.
Da zwei der ersten fü n f bulgarischen Geographielehrbücher d ire kt aus dem Griechischen übersetzt worden sind, kann auch fü r den term inologischen W o rt- schätz die Frage beantw ortet werden, ob die Übersetzer des letzten Jahrhunderts dem E influß des Neugriechischen insgesamt abweisend gegenüberstanden oder ob hiervon etwa in te rn a tio n a l verwendete K u ltu rw ö rte r griechischen Ursprungs ausgenommen wurden. Gewöhnlich liest m an, daß im V e rla u f des d ritte n V ier- tels des 19. Jahrhunderts die Anzahl der term inologischen
Internationalismen
im Bulgarischen stetig zunahm . Dies w ird zum einen durch den stärker werden- den E influß des Russischen e rk lä rt.5 Die russischen Übersetzer des 18. und vor allem zu A nfang des 19. Jahrhunderts hätten diese W ö rte r m eist ohne Vorbe- halte übernom m en, 80daß sie durch russische Fachtexte auch anderen Sprachen, insbesondere dem Bulgarischen, v e rm itte lt werden konnten. Zum anderen aber fielen in diese Periode der bulgarischen Sprachgeschichte erste Übersetzungen aus weiteren westeuropäischen Sprachen, beispielsweise aus dem Französischen, Englischen und Deutschen. Diese erm öglichten die A ufnahm e term inologischer Internationalism en auch ohne russische V e rm ittlu n g .6 O b sich allerdings die d i- rekte Entlehnung internationaler geographischer T e rm in i im d ritte n V ie rte l des 19. Jahrhunderts wesentlich erhöhte oder ob die S tellung der bereits entlehnten lediglich gefestigt wurde, kann erst die Analyse des konkreten W o rtm a terials im folgenden K a p ite l entscheiden. Dabei sollen alle diejenigen T e rm in i als Interna- tionalism en bezeichnet werden, die unabhängig von ih re r genetischen H erkunft in verschiedenen Sprachen des europäischen K u ltu rra u m s gebraucht werden.7 E in besonderes Interesse g ilt den auftretenden phonetischen bzw. graphischen Differenzen zwischen den a u f unterschiedlichen Wegen ve rm itte lte n In te rn a tio - naliemen. H ier s te llt sich die Frage, inw iew eit sich einige la u tlich e Unterschiede im internationalen W ortschatz des Russischen und des Neubulgarischen bereite im zweiten V ie rte l des 19. Jahrhunderts andeuten8 oder ob sie als das R esultat späterer Einflüsse westeuropäischer Sprachen gewertet werden müssen.3 V gl. П ъ р в е в 1986, S. 7. E in e so lc h e W o rtlis te is t b e r e its in R iltk it G r a m m a tik z u fin d e n ; vgl. РИЛСКИ 1984, S. 2 0 4 -2 1 1 .
4 V gl. Ц0НЕВ 1934, B d . I I, S. 1 7 7 -1 9 2 . V gl. a u c h : ГЕОРГИЕВ 197 9 , S . 52 ff.
5 V gl. Ц 0 Н Е В 1934, S. 3 3 8 -3 5 3 , РУСИНОВ 1980, S. 6 0 u n d S. 71 u n d Б л в о в 1973, S.
1 3 6 -1 4 3 .
*V g l. Ге о р г и е в 1979, S . 6 0 - 6 7 u n d Пъ р в е в 198 6 , S. 8.
7V gl. Ак у л е н к о 1980, S . 9.
8 V gl. Da m e r a u 1960, S . 43 f. Sabine Riedel - 9783954794492
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Kapitel 3: Die Bildung terminologischer Lexik (1835-1843) 46
3.1.2 D ie E ntlehnung slavischer W ortstäm m e
W ie schon im vorhergehenden A b sch n itt zu den nichtslavischen Lehnw örtern erw ähnt wurde, bildeten sowohl das kirchenslavische S c h rifttu m als auch der russische und serbische W ortschatz ein entscheidendes K rite riu m bei der Frage, welche lexikalischen Elemente als frem d aus der zu schaffenden bulga- rischen Schriftsprache herauszuhalten waren.
Neofit
bezeichnete in seiner be- reits erwähnten G ra m m a tik aus dem Jahre 1835 dasKirchenslavische
, also die Sprache des geistlichen S chrifttum s, noch als die M u tte r a ller slavischen Spra- chen, so daß es n ich t verw undert, wenn er ihm eine bevorzugte S tellung unter den slavischen Vorbildsprachen zugestand.9Neofits
S tan dpu nkt zufolge sind kirchenslavische W ö rte r gegenüber den umgangssprachlichen, bulgarischen Eie- menten vorzuziehen. U nter dieser Prämisse em pfiehlt er die Verwendungschrift- sprachlicher Kirchenslavismen,
die z. B. auch im term inologischen W ortschatz des Russischen und Serbischen verbreitet waren.Darüber, daß das kirchenslavische S ch rifttu m tatsächlich seinen E influß a u f die sich herausbildende neubulgarische Lexik geltend machen konnte, herrscht heute weitgehendes Einvernehm en.10 Doch es ist bislang die Frage offen geblie- ben, in welchem Ausmaß und in welcher Periode der neubulgarischen Sprach- geschichte sich dieser kirchenslavische Einfluß niederschlug. He n n in g e r 1987 faß t die bisherigen Forschungen in der These zusammen, daß sich bis zur M itte des 19. Jahrhunderts
dte Lexik der Volkssprache
durchsetzt,während der Ge- brauch von kirchenslavischen Wörtern und Elementen bis a u f ein nötiges Mi- nim um zurückgeschraubt wird.11
Leider fe h lt es bis heute an einer exakten und praktikablen D e fin itio n dessen, was eigentlich unter der kirchenslavischen Lexik im Bulgarischen zu verstehen ist. Untersucht man die Lexeme d a ra u fhin , ob sie bereits im kirchenslavischen S ch rifttu m Verwendung fanden, schlägt man die gemeinslavische Lexik, wie beispielsweise земя, река und стр а н а gene- tisch dem kirchenslavischen W ortschatz zu. D a m it w ird jedoch die fü r einen Übersetzungsvergleich notwendige Differenzierung zwischen bloßer lexikalischer Ü bereinstim m ung aufgrund der bestehenden Sprachverwandtschaft und einer intraslavischen Lehnbeziehung unm öglich gemacht. Rechnet m an dagegen nur solche Lexeme zur Schicht der kirchenslavischen Lexik, die nachweislich das Rus- sische ve rm itte lte , wie im Beispiel von ж итель, сою зъ und явленіе ausNeo- fits
undBogorovs
Übersetzungen, vernachlässigt man solche Kirchenslavism en, welche die dam alige slavoserbische Schriftsprache re a ktivie rte , wie im Falle der Textvorlage zuBozvelis
Geographielehrbuch (vg l. е сте ствосл о віе und позо-рищ е).
Der Vorschlag, den ich fü r dieses D efinitionsproblem anzubieten habe, scheint m ir der sprachlichen R ealität näher zu kommen: U nter der s c h
rift-9 V g l. in Р илски 1984, S . 14.
10V gl. По п о в а 1 9 7 9 , S. 2 0 -2 5 u n d Ан д р е й ч и н 1979, S. 2 6 -3 8 .
11Z itie rt n a c h : H e n n i n g b r 1987, S. 50. V gl. a u c h in РУСИНОВ 1980, S. 94: К а т о о с н о в а н а р е ч н и к о в н и я с ־ь с т а в н а к н и ж о в н и я е э и к се у т в е р ж д а в а л е к с и к а т а н а н а р о д н и я е з и к . И з о с та в я се у п о т р е б а т а на ц е р к о в н о с л а в я н с к и д у м и .Sabine Riedel - 9783954794492
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3.1.2 Die Eatlehung sJavischer Wortstämme
sprachlichen Lexik des
Kirchenslavischen
im Bulgarischen verstehe ich solche W ö rte r, dieNajden Gerov
in sein neubulgarisches W örterbuch am Ende des letzten Jahrhunderts nicht aufgenommen, d. h. nicht als heimisch empfunden hat, die aber im Kirchenslavischen bereits belegt sind (vg l. das W örterbuch vonMiklosich
und den С л о вар ь церковно-славянскаго и р усска го язы ка aus dem Jahre 1847). M it dieser D e fin itio n kann in befriedigender Annäherung der gemeinelavische W ortschatz von den schriftsprachlichen Kirchenslavism en getrennt und som it im Übersetzungsvergleich zwischen lexikalischer Überein- Stim m ung und Entlehnung unterschieden werden. Dieses Vorgehen w ird außer- dem der Einschätzung von Ж И В О В 1988 gerecht, daß die M erkm ale derBuch- sprachlichkeit
des Kirchenslavischen von der jew eils zu betrachtenden gesproche- nen Volkssprache abhängig seien.12 Seiner Ansicht nach müssen beispielsweise злато und стр а н а zwar fü r das Russische als kirchenslavische Elemente gelten, im Bulgarischen gehören sie dagegen zur gemeinslavischen Lexik. Eine Schwäche dieser D e fin itio n lie g t allerdings d arin, daßGerov
hier und da ein nachweisbar entlehntes slavisches Elem ent bereits als zum Neubulgarischen gehörig in sein W örterbuch aufgenommen hat, d a m it auch den ein oder anderen schriftsprachli- chen Kirchenslavism us als heimisches W o rtg u t ausweist. Für einen verallgem ei- nernden Ü berblick über die im W ortschatz vertretenen Schichten d ü rfte diese aus G ründen der P ra k tik a b ilitä t gewählte A rt der Abgrenzung aber ausreichend sein.In der B u lg a ristik w ird bislang m eist angenommen, daß der E influß der rus- sischen Literatursprache a u f das Bulgarische im Verlaufe des d ritte n V iertels des 19. Jahrhunderts durch die enger werdenden ku ltu re llen Verbindungen zwischen beiden Ländern allm ählich zunahm und sich schließlich gegenüber dem G riechi- sehen durchsetzen konnte.13 Demnach fä llt der Zustrom
russischer Lehnwörter
in die zweiten H älfte des letzten Jahrhunderts, d. h. in die Zeit nach dem Er- scheinen der hier untersuchten ersten fü n f Geographielehrbücher. So müßte fü r die nachstehende Analyse der term inologischen Lexik das Ergebnis zu erwarten sein, daß selbst inBogorovs
Übersetzung aus dem Russischen, näm lich in der В сеобщ а гео граф ія aus dem Jahre 1843, noch verhältnism äßig wenigRussis- men,
d. h. Entlehnungen aus dem russischen W ortschatz zu finden sind, ganz ab- gesehen vonRadulovs
undFotinovs
Übersetzungen aus dem Griechischen. Doch allein schon die Entdeckung, daßNeofit
fü n f Jahre vorBogorov
aus dem Russi- sehen übersetzt hat, läßt die bisherige Periodisierung des Eindringens russischer Lehnw örter fragw ürdig erscheinen. Wenn jedoch die lexikalische Analyse erge- ben sollte, daß der Einfluß des Russischen bereits parallel zur V o rb ild ro lle der griechischen Schriftsprache einsetzte, gerät das theoretisch bestim m te V erhält- nis zwischen Russismen und schriftsprachlichen Kirchenslavism en ins Wanken.Auch hier faßte He n n in g e r 1987 den bisherigen Forschungsstand in dem Satz zusammen:
Gegen Ende des zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts tritt der
kir-12Vgl. Ж ивов 1988, S. 76.
13 V gl. ЛНДРЕЙЧИН 1977, S. 23, П ъ р в е в 198 6 , S. 4 f. und zu den russischen Lehnwörtern im Bulgari »chen: D a m b r a u 1960, S. 4 6 -1 4 8 . Sabine Riedel - 9783954794492
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