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2 Literaturübersicht

2.3 Vitamine

Vitamine sind Verbindungen, die als essentielle Bestandteile mit der Nahrung aufgenommen werden müssen. Sie werden in zwei Gruppen geteilt, in die fett- und die wasserlöslichen Vitamine. Im Körper übernehmen sie regulatorische oder katalytische Funktionen. Daher kommt es bei einer Unterversorgung zu mehr oder

weniger spezifischen Krankheitssymptomen. Die empfohlene Zufuhr ausgewählter Vitamine ist in den Tabellen 3 und 4 dargestellt.

2.3.1 Vitamin A

Über die Nahrung wird beta-Karotin und Vitamin A (Retinol) aufgenommen. Das auch als Provitamin A bezeichnete beta-Karotin wird im Organismus zu Vitamin A umgewandelt und so der Bedarf gedeckt. Katzen sind zu diesem Schritt nicht fähig, sie müssen ihren gesamten Bedarf über aufgenommenes Retinol decken (SENGER 2004). Vitamin A ist ein fettlösliches Vitamin, dessen Hauptaufgaben im Sehvorgang, im Wachstum, in der Reproduktion, in der Differenzierung von Epithelien (MC DOWELL 2000) und in der Unterstützung des Immunsystems (SENGER 2004) zu finden sind.

Tabelle 3: Vitaminbedarf beim Pferd pro kg Trockenmasse Futter (MC DOWELL 2000)

Tabelle 4: Vitaminbedarf beim Pferd bezogen auf das Körpergewicht (KAMPHUES et al. 2004)

Vitamin A [IE] Vitamin D [IE] Vitamin E

[mg] Karotin [mg]

Pro kg

KM/Tag 50-150 10-20 0,1-1 ~1

Eine bedarfsüberschreitende Vitamin A-Versorgung wirkt sich negativ auf den Vitamin E-Gehalt im Organismus aus. Die Tocopherolkonzentration sinkt, was an der eventuellen Hemmung der Vitamin E-Aufnahme durch Retinol liegen kann (SENGER 2004).

Vitamin A wird im Dünndarm über die Fettresorption in den Körper aufgenommen.

Dabei entsteht Retinal aus beta-Karotin, welches anschließend über Chylomikronen in die Leber transportiert wird. Dort und im Fettgewebe wird das Vitamin als Retinylpalmitat gespeichert und kann bei Bedarf wieder freigesetzt werden (LÖFFLER und PETRIDES 1998). An spezielle Transportproteine gebunden, gelangt es dann an seinen Bestimmungsort. Die Ausscheidung von Vitamin A erfolgt zu gleichen Teilen über Kot und Urin.

Bei einer Hypovitaminose kommt es durch die Speicherung des Vitamins erst nach Erschöpfung der Reserven zu Mangelsymptomen. Hierbei können verschiedene spezifische und unspezifische Symptome auftreten. Allgemein entstehen Appetitmangel, schlechtes äußeres Erscheinungsbild, reduzierte Fruchtbarkeit und Gewichtsverlust. Die Epithelien des gesamten Organismus verhornen, was je nach Lokalisation zu entsprechenden Folgen führt. Beim Pferd kommt es bei einer Hypovitaminose zu Nachtblindheit, Lakrimation, Keratinisierung von Kornea und Atmungstrakt, Reproduktionsstörungen, vermindertem Appetit, voranschreitender Schwäche und Tod. In Bezug auf die Fruchtbarkeit hat ein Vitamin A-Mangel bei den meisten Tieren negative Auswirkungen. Beim weiblichen Tier äußert sich dies meist in Resorptionen der Frucht, Aborten, Totgeburten (MC DOWELL 2000) oder lebensschwachen und missgebildeten Nachkommen (SENGER 2004). Männliche Tiere mit einem Retinolmangel haben meist eine verringerte sexuelle Aktivität, Spermiogenesestörungen und degenerierte Hoden. Nach einer umfangreichen Literaturstudie kommt SENGER (2004) zu der Schlussfolgerung, dass Vitamin A unerlässlich für die Fruchtbarkeit bei Ratten ist. Männliche Tiere benötigen das Vitamin für eine geregelte Spermiogenese; bei weiblichen Individuen ist es notwendig für einen normalen Zyklus und für die Aufrechterhaltung der Gravidität.

Zudem ist es für eine ungestörte Embryonal- und Fetalphase erforderlich. Die Literatur zu einem Vitamin A-Mangel bei Pferden (GUILBERT et al. 1940, HOWELL

et al. 1941) beurteilt SENGER (2004) als Hinweis darauf, dass das Vitamin eine ähnliche Funktion bei der Reproduktion dieser Tierart ausübt wie bei Ratten.

Eine Überversorgung entsteht erst bei einer hundertfachen Überdosierung der empfohlenen Tagesdosis und ist somit meist iatrogen verursacht. Charakteristische Symptome sind Skelettdeformationen, spontane Frakturen und innere Blutungen.

Unspezifische Anzeichen sind Appetitverlust, verzögertes Wachstum, Gewichtsverlust, unterdrückte Verhornung, verlängerte Blutgerinnungszeit, Anämie, Enteritis, Konjunktivitis (MC DOWELL 2000) und kongenitale Veränderungen wie Gaumenspalten (SENGER 2004).

2.3.2 Vitamin E

Auch Vitamin E (alpha-Tocopherol) ist ein fettlösliches Vitamin, welches über die Nahrung aufgenommen werden muss. Die wichtigste Funktion des Vitamins ist seine Wirkung als Antioxidans. Es reagiert mit Radikalen und unterbricht so Radikalketten, wie bei der Lipidperoxidation. Damit schützt es den Organismus vor oxidativem Stress. Dies spielt unter anderem in Spermien eine wichtige Rolle (s. Kapitel 2.4.2).

Zudem hat alpha-Tocopherol eine Bedeutung bei der Funktion von Reproduktionstrakt, Muskeln, Kreislauf-, Nerven- und Immunsystem (MC DOWELL 2000).

Eine wichtige Beziehung besteht zwischen den Funktionen von Vitamin E und Selen.

Bei Selenmangel kann Vitamin E den Symptomen vorbeugen oder sie verzögern.

Umgekehrt übt Selen einen Vitamin-E-einsparenden Effekt aus und kann auch die Symptome bei einem Mangel aufschieben (MC DOWELL 2000). Selen ist als Bestandteil der Glutathionperoxidase (GPx) auch eine wichtige Komponente der antioxidativen Kapazität im Organismus. Unter anderem ist die GPx auch für die Regeneration von Vitamin E zuständig und hilft so, die antioxidative Wirkung auszuüben (s. Kapitel 2.5.2.1).

Die Resorption findet hauptsächlich im Dünndarm statt. Durch die Fettlöslichkeit wird das Vitamin zusammen mit dem Fett in den Körper aufgenommen. Über die Lymphe gelangt es dann in den Kreislauf. Gebunden an Lipoproteine gelangt Vitamin E in die Speicherorgane. Diese sind hauptsächlich die Leber, aber auch Fettgewebe und die Muskulatur (MC DOWELL 2000). In diesen Geweben ist es dann vor allem in den

Zellmembranen angereichert (SENGER 2004). Alpha-Tocopherol ist nicht plazentagängig, im Kolostrum ist es jedoch in hoher Konzentration vorhanden. Auch aus diesem Grund ist eine gute Biestmilchversorgung zu gewährleisten. Der Hauptteil des Vitamin E gelangt über die Galle zur Ausscheidung. Weniger als ein Prozent wird über die Niere ausgeschieden.

Symptome bei einer Unterversorgung mit Vitamin E sind sehr vielfältig und zeigen inter- und intraspeziesspezifische Unterschiede. Allgemein kommt es zur Muskeldegeneration, zentralnervösen Symptomen, Verfärbungen des Körperfettes und Reproduktionsstörungen (SENGER 2004). Ein Symptom, das alle Tierarten gemein haben, ist die Muskeldystrophie, bei welcher die Skelett- und Herzmuskulatur gleichermaßen betroffen sind. Es besteht hier ein Zusammenhang zwischen dem Mangel an Vitamin E und Selen („Weißmuskelkrankheit“). In Bezug auf die Reproduktion führt nach SENGER (2004) ein Vitamin E-Mangel bei weiblichen Ratten zur Fruchtresorption und bei männlichen zur Hodendegeneration. Bei den anderen Tierarten kann eine solche Aussage nicht belegt werden. HOFFMANN et al.

(1999) konnten eine Erhöhung des IgG-Spiegels bei laktierenden Stuten und ihren Fohlen feststellen, nachdem sie den Vitamin E-Gehalt peripartal im Futter der Mutterstuten erhöht hatten.

Alpha-Tocopherol ist kaum toxisch. Eine Überdosierung ist somit erst bei sehr hohen Dosen und nur iatrogen zu erreichen. Bei Hühnern konnten dabei eine Wachstumsdepression, ein verringerter Hämatokritwert und eine verlängerte Prothrombinzeit festgestellt werden (MC DOWELL 2000). Kombiniert mit einem Vitamin K-Mangel konnte eine Vitamin E-Überdosierung zur Gerinnungshemmung bei Ratten beitragen (SENGER 2004). Bei Menschen kommt es bei einer täglichen Dosis von bis zu 1000 IE Vitamin E zu Kopfschmerzen, Müdigkeit, Übelkeit und Muskelschwäche (MC DOWELL 2000).