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Die Vielschichtigkeit der Angst vor Deutschland und den Deutschen in Polen nach 1945

Aussagekraft.2Exemplarisch lässt sich in dieser Hinsicht das polnisch-deutsche Verhältnis nach 1945 darstellen. In Europa bietet sich wohl kaum eine andere zwischenstaatliche Beziehung besser als Beispiel für eine konflikt- und angst-geladene Nachbarschaft. Nach der grauenvollen Okkupationserfahrungü ber-lagerte das polnisch-deutsche Moment mitunter sogar das Ost-West bzw.

Kommunistisch-»imperialistische« in der konfliktorientierten Gefahrendefini-tion. Im Folgenden soll zunächst versucht werden, die komplexe Realität der polnischen Angst vor Deutschland thematisch-typologisch in ihre verschiede-nen Ausdrucksformen oder Motive zu gliedern; als ein ausschlaggebender Er-klärungsfaktor erscheint dabei die epochenübergreifende Asymmetrie im pol-nisch-deutschen Neben- und Gegeneinander. Anschließend verdient die In-strumentalisierung der Angst Aufmerksamkeit: Inwiefern war die Angst vor Deutschland eine innen- und außenpolitische Trumpfkarte des polnischen Re-gimes? Im Hinblick auf die sowjetische Europapolitik wird klar, dass Polen nur mittelbarüber diesen Trumpf verfügen konnte. Zum Schluss wird die Frage nach den Verstärkungseffekten, Nebenwirkungen und Abbaufaktoren der Angst be-handelt.

1. Die Vielschichtigkeit der Angst vor Deutschland und den

1793, 1795), und schließlich die Bismarck’schen Germanisierungsmaßnahmen, die 1871 unmittelbar nach der Reichsgründung einsetzten und sich nicht nur gegen die katholische Kirche oder die Teilnahme der Polen am wirtschaftlichen Leben richteten, sondern direkt gegen die polnische Sprache und Kultur; letz-teres sorgte für ein noch stärkeres Gefühl der Bedrohung durch Deutschland, ja –

»das Deutsche« schlechthin. Der preußische Wille zur Zwangsassimilierung der Polen und Auslöschung des polnischen Nationalbewusstseins beschäftigte die polnische Historiographie noch lange im 20. Jahrhundert, insbesondere nach der Wiedergeburt Polens 1918. Die Werke des Krakauer Historikers Jûzef Feldman, die in den 1930er Jahren diesbezüglich erschienen, fanden auch au-ßerhalb der Zunft Widerhall und beeinflussten zum Teil die polnische Auß en-politik in Bezug auf Deutschland in der Zwischenkriegszeit. Seine Thesen blieben in der kommunistischen Nachkriegszeit offiziell gültig.4

Die unweigerlich damit verbundene Angst vor einem Wiederaufleben des deutschen Drucks war eher diffus und abstrakt: Nach 1945 bestand keine ernstzunehmende Gefahr der Germanisierung Polens; noch irrealer war die Angst vor dem stets angeprangerten »deutschen Militarismus«. Es handelte sich dabei um objektunbestimmte Angst, und nicht um »Furcht«, sprich Realangst.5 Entsprungen aus historischenÄngsten erwies sich diese hier als Antizipation irrealer Gefahr. Als plausibel kann man darüberhinaus den dauerhaften polni-schen Komplex Deutschland gegenüber in Betracht ziehen: In Polen wurde der deutsche Diskursüber »die Deutschen als Kulturträger im Osten«6trotz heftiger Auseinandersetzungen stark verinnerlicht, was teilweise in einen polnischen Minderwertigkeitskomplex mündete. Die deutsch-polnischen Beziehungen waren seit zweihundert Jahren im Wesentlichen durch Asymmetrie gekenn-zeichnet, besonders politisch und wirtschaftlich (selbstverständlich auch mili-tärisch). Allein die Analyse des Heterostereotyps »polnische Wirtschaft« würde hier wohl ein ganzes Kapitel verdienen.7Die Angst vor Deutschland war dem-nach ebenfalls eine Angst vor den eigenen realen oder vermeintlichen Schwä -chen, nicht nur die Angst vor dem Angriff sondern die Angst vor dem Unter-liegen – ob durch Anwendung von Gewalt oder nicht.

4 Siehe Jûzef Feldman, Bismarck a Polska, Kattowitz 1980. Außerdem Lech Trzeciakowski, Kulturkampf w zaborze pruskim, Posen 1970.

5 Vgl. Karl Jaspers, Allgemeine Psychopathologie, 5. unveränd. Aufl., Berlin und Heidelberg, 1948.

6 So siehe z.B. bei Paul Dick, Deutschlands Kulturmission in Worten und Werken besonders in diesem Weltkrieg. Eine Schatzkammer für jeden echten Vaterlandsfreund, Wien 1915.

7 Vgl. Hubert Orłowski, »Polnische Wirtschaft«. Zum deutschen Polendiskurs der Neuzeit, Wiesbaden 1996.

1.2. 1945: Posttraumatische Ängste

Die Bemerkung zur Irrealität und Abstraktheit der reaktivierten polnischen Ängste soll jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es dafür sehr wohl auch präzise Gründe gab: Der Zweite Weltkrieg hatte für allzu konkrete Furcht ge-sorgt. Diese betraf einen Großteil der Bevölkerung, waren doch 1939 –1945 sechs Millionen Polen durch Kriegshandlungen und Massenmord ums Leben gekommen. Viele Zeitgenossen hatten ums nackteÜberleben kämpfen müssen.

Auch die neue Führungsschicht war bestimmt nicht furchtlos: Viele jener Kommunisten – darunter der spätere Erste Parteisekretär Władysław Gomułka oder Ministerpräsident Jûzef Cyrankiewicz – konnten als ehemalige Unter-grundkämpfer und/oder Verfolgte sehr konkrete Angsterlebnisse anführen.

Dazu kam, dass unter ihnen ein beachtlicher Teil jüdisch war; Hilary Minc und Jakub Berman beispielsweise gehörten (mit dem damaligen – nicht-jüdischen – Ersten Sekretär der Polnischen Arbeiterpartei Bolesław Bierut) bis zum Tau-wetter von 1956 zum Führungstriumvirat der stalinistischen Parteiführung.8Ob sie sich zu ihrem Judentum bekannten oder nicht, auf jeden Fall hatten diese Kommunisten zweifachen Grund gehabt, sich vor Deutschland zu fürchten.

Solche persönlichen Erfahrungen müssen als wichtiger Faktor anerkannt wer-den, der für die Gestaltung der polnischen Deutschlandpolitik durch die neuen Machthaber ausschlaggebend war. Einerseits ist ein Staat tatsächlich ein kol-lektiver Akteur, andererseits darf die individuelle Komponente, ja daspersö n-licheEngagement der Staatsführung nicht ausgeblendet werden.

1.3. Die konkrete Angst um die Westgrenze

Was das Trauma der deutschen Besatzungszeit anging, unterschieden sich die polnischen Kommunisten nicht vom Rest der Bevölkerung. Weitgehender Konsens herrschte vor allem in der Frage der neuen polnischen Westgrenze entlang der so genannten »Oder-Neiße-Linie«. Die Westverschiebung des pol-nischen Territoriums galt als sichtbarste und schwerwiegendste Errungenschaft Polens im Zuge des Zweiten Weltkriegs. Wenn auch ein Großteil der Bevölkerung mit dem Verlust der ehemaligen polnischen Ostgebiete in der Ukraine und Weißrussland nicht einverstanden war,9 so hatte doch der Gebietszuwachs im Westen auf Kosten des deutschen Aggressors besonders für die von Zwangs-8 Zur späteren Laufbahn der erwähnten Politiker vgl. Wiesław Władyk (Hg.), Kartki z PRL.

Ludzie, fakty, wydarzenia. Tom 1: 1944–1970, Posen und Warschau 2005.

9 Der Gebietsverlust im Osten betrug für Polen 180 000 km2, und wurde nur teilweise durch den Gebietszuwachs im Westen (103 000 km2) kompensiert.

umsiedlungen betroffenen Neuansiedler10in Breslau/Wrocław, Danzig/Gdan´sk oder Stettin/Szczecin einen kompensatorischen Satisfaktionswert. Selbst im Ausland lebende, antikommunistisch gesinnte Exilpolen in Frankreich, Groß -britannien oder den Vereinigten Staaten begrüßten das Heranrücken Polens an die Ostsee, an die Oder und die Neiße als einen Erfolg und beteiligten sich aktiv an den Informationskampagnen, die eine endgültige Anerkennung der Oder-Neiße-Linie durch die Westalliierten bewirken sollten.11

Ob für die Bevölkerung, für das Regime oder selbst für die katholische Kirche, das Schlagwort »Oder-Neiße« war so eng mit dem polnischen Selbstbewusstsein verbunden, dass daraus logischerweise dementsprechend starke Verlustängste erwuchsen. Diese konkrete, wenn auch nur anfangs12reale Angst war sozusagen eine Zusammenballung aller diffusenÄngste in Bezug auf Deutschland als Ag-gressionsfaktor. »An der Oder und Lausitzer Neiße waren wir, sind wir und bleiben wir!« – dieser oft verwendete Spruch diente als Schild, hinter dem man sich vor allen in der Grenzfrage kristallisiertenÄngsten zu schützen hoffte: vor deutschem »Revisionismus, Revanchismus und Militarismus«, wie es in der offiziellen Propaganda hieß.

Die Angst vor revisionistischen deutschen Ansprüchen war in der polnischen Außenpolitik in der unmittelbaren Nachkriegszeit bis in die frühen 1970er Jahre stets präsent, geschürt durch Parolen mancher Vertriebenenverbände in der Bundesrepublik Deutschland, sowie durch die völkerrechtliche Position der Bundesregierung in Bezug auf die polnische Westgrenze mit dem so genannten Friedensvertragsvorbehalt. Selbst die ostdeutschen Kommunisten der SED brauchten ein paar Jahre, ehe sie die Hoffnung auf Grenzkorrekturen zugunsten der Sowjetischen Besatzungszone und späteren DDR aufgaben und die Grenze an Oder und Neiße im Görlitzer Vertrag von Juli 1950 endgültig akzeptierten.13 Auf lokaler Ebene nährte die westdeutsche Haltung in der polnischen Be-völkerung der »wiedergewonnenen Gebiete« (Ziemie odzyskane) das Gefühl des Provisoriums, das in den zögernden Wiederaufbaumaßnahmen der zerstörten 10 Während durch Flucht, wilde Vertreibung und anschließende, organisierte Zwangsaus-siedlungen insgesamt rund 8 Millionen Deutsche aus Polen zwischen 1945 und 1950 versetzt wurden, gelangten aus den ehemals polnischen Ostgebieten in Litauen, Weißrussland und der Ukraine ca. 1,7 Millionen Polen in die neuen Westgebiete. Weitere folgten aus der UdSSR, so dass 1948 bereits 2,9 Millionen »repatriert« worden waren. Vgl. Jan und Monika Czer-niakiewicz, Przesiedlenia ze wschodu 1944–1959, Warschau 2007.

11 Debra J. Allen, The Oder-Neisse Line. The United States, Poland, and Germany in the Cold War, Westport/Connecticut und London 2003, S. 71 f.

12 Selbst die deutschen Vertriebenen sprachen sich bereits 1950 durch ihre bemerkenswerte Chartaoffiziell gegen jede gewaltsame Grenzänderung aus.

13 Siehe dazu Sheldon Anderson, A Cold War in the Soviet Bloc. Polish-East German Relations, 1945–1962, Oxford 2001. Otto Grotewohl, der damals mit Wilhelm Pieck den Vorsitz der neugegründeten SED stellte, sprach sich noch 1946 ausdrücklich für eine Revision der Oder-Neiße-Linie aus.

Städte und Anlagen seinen Ausdruck fand. Das beste Beispiel dafür liefert die Stadt Szczecin (vor 1945 Stettin), die als einziges Gebiet des neuen polnischen Staats auf dem linken Oderufer lag; dort lebte das Gerücht einer möglichen Reannektierung durch Deutschland (in diesem Fall durch die DDR) am längsten weiter:14Erst der deutsch-polnische Grenzvertrag von November 1990 und der Nachbarschaftsvertrag von Juni 1991 zerstreuten schließlich jegliche Zweifel.

Doch auch in Schlesien (S´la˛sk) blieben die Parolen bestimmter westdeutscher Landsmannschaften selbstverständlich nicht unbeachtet (so zum Beispiel

»40 Jahre Vertreibung – Schlesien bleibt unser« im Gedenkjahr 1985).

So lässt sich die ungeheure Anstrengung erklären, mit der sich der polnische Staat gleich nach der Landnahme im Westen bemühte, jedes Zeichen vergan-gener deutscher Kultur zu entfernen und sogar einen historischen Gegendiskurs durchzusetzen; zur Rechtfertigung des polnischen Westschubs wurden dem-nach historische Argumente benutzt, wie allein schon dem Ausdruck »wieder-gewonnene Gebiete« zu entnehmen ist: Es handle sich demnach um die Rü ck-kehr in urpolnische Gebiete, die jahrhundertelang vermeintlich zu Unrecht germanisiert worden waren.15 Dieser Diskurs konnte den neuen polnischen Ansiedlern das (künstliche) Gefühl der fehlenden Verwurzelung und der Ge-borgenheit in diesen durch zwei bis sieben Jahrhunderte deutscher Kultur(en) geprägten Territorien vermitteln. Somit wurde zum Teil gegen die eigene diffuse und tabuisierte Angst vor deutschen Usurpationsvorwürfen gekämpft.

1.4. Angst in den wirtschaftlichen Wechselbeziehungen

Ängste vor Deutschland im wirtschaftlichen Bereich nahmen häufig die Gestalt einer konkreten Furcht vor derÜbernahme der nationalen Wirtschaft durch das deutsche Großkapital an. Darin schwang allgemein Angst vor massiver, aus-ländischer Besitznahme ganzer polnischer Wirtschaftsbranchen mit, als Folge negativer Erfahrungen der Zwischenkriegszeit; im Kontext des Kalten Kriegs drückte dies aber zugleich kommunistische Angst vor einer Unterwanderung der sozialistischen Wirtschaft durch westliche Investitionen aus – ein Gefühl, das beispielsweise auch bei der DDR-Führung sehr ausgeprägt war. Diese Angst war also sowohl antideutsch als auch antiwestlich bzw. »antiimperialistisch«

unterfüttert.

14 Sogar in der Bundesrepublik fanden sich halboffiziell Befürworter einer Rückgabe Stettins an Deutschland durch Angliederung an die DDR. Unter ihnen ist besonders Hans Blomeyer-Bartenstein zu erwähnen, der sich noch 1965 in diesem Sinneäußerte. Vgl. Pierre-Fr¤d¤ric Weber, Le triangle RFA-RDA-Pologne (1961–1975). Guerre froide et normalisation des rapports germano-polonais, Paris 2007, S. 196.

15 Siehe Gregor Thum, Die fremde Stadt. Breslau nach 1945, München 2006.

Dabei wird der dauerhafte, historische und meist eher diffuse Komplex der Polen wieder deutlich: die Angst, wirtschaftlich nicht auf der Höhe (sprich:

konkurrenzfähig) zu sein. Das polnische Regime sah die deutsche Wirtschaft als Trojapferd, dank dessen die Bundesrepublik versuchte, auf krummen Wegen eine Art Einsichtsrecht in die verlorenen Ostgebiete wiederzuerlangen.16 Cha-rakteristisch dafür war die Behutsamkeit, mit der sich Polen anfangs zum An-gebot der Bundesrepublikäußerte, eine Handelsvertretung in Warschau zu er-richten. Es beharrte auch streng darauf, der schließlich im September 1963 eröffneten bundesdeutschen Handelsmission jegliche konsularische Rechte abzusprechen.

Demnach beruhten die Handelsbeziehungen zwischen Polen und der Bun-desrepublik aus polnischer Perspektive auf einem unsicheren Gleichgewicht zwischen Angst vor schleichender Einflussnahme und Bedarf an wirtschaftli-cher (vor allem techniswirtschaftli-cher) Modernisierung. Einen wesentlichen Grund für diese Angst sah die polnische Führung im chronischen und ab den 1970er Jahren stark zunehmenden Defizit der Handelsbilanz mit der Bundesrepublik, dem Warschau immer hilfloser ausgesetzt war.17Mit der DDR bestand zwar keine solche Angst, sehr wohl aber fürchtete man sich in den polnischen Außen- und Handelsministerien vor einerÜbervorteilung zugunsten Ost-Berlins, was sogar zu ernsten Auseinandersetzungen im »brüderlichen« Verhältnis zwischen den beiden Volksrepubliken führte.18

1.5. Angst im kulturellen und gesellschaftlichen Austausch

Schließlich sei in dieser Kurzübersicht der polnischen Ängste in Bezug auf Deutschland noch auf einen letzten wichtigen Bereich hingewiesen: den kultu-rellen Austausch. Wie jede andere Form der polnisch-deutschen Beziehungen stand Kultur stark im Spannungsfeld der (Außen-)Politik und der Ideologie; dies verzögerte den Ausbau gegenseitiger Kontakte um ein paar Jahrzehnte. Die beiden Regierungen hatten es bis zum Kulturabkommen vom 11. Juni 1976 nicht geschafft, sich auf eine für beide Seiten zufriedenstellende Regelung des Kul-16 Vgl. Eberhard Schulz, Handel zwischen Politik und Profit, in: Hans-Adolf Jacobsen/Carl-Christian Schweitzer (Hg.), Bundesrepublik Deutschland – Volksrepublik Polen. Bilanz der Beziehungen, Probleme und Perspektiven ihrer Normalisierung, Frankfurt/Main 1979, S. 185–207.

17 Für 1973 musste Polen bereits –1,5 Milliarden verbuchen, vgl. Bericht der polnischen Bot-schaft in der BRD (Bonn) an das polnische Außenministerium (Warschau), 18. April 1974, in: AMSZ (Archiv des polnischen Außenministeriums), Dpt. IV, NRF, 19/79, w-8. Mit der DDR fiel die Handelsbilanz – wenn auch in weit geringerem Maße – ebenfalls negativ aus.

18 Vgl. Mieczysław Tomala, »Przyjaz´n´« z Niemiecka˛ Republika˛ Demokratyczna˛, ale na jaka˛

cene˛?, in: Rocznik Polsko-Niemiecki 3 (1994), S. 59–75.

turaustausches zu einigen.19Hindernisse kamen in großem Maße von der pol-nischen Seite, da sich Kultur im kommunistisch regierten Polen der Zensur zu fügen hatte. Demzufolge galt es für die Polnische Vereinigte Arbeiterpartei (PZPR), spontane, unkontrollierte kulturelle Kontaktaufnahmen zu unterbin-den, um zu verhindern, dass »revisionistisches«, »antipolnisches« oder »impe-rialistisches Material« (vor allem Publikationen) eingeschleust wurden. Ferner musste man der Empfindlichkeit der DDR Rechnung tragen.

So lässt sich fragen, ob und inwiefern die Angst vor Deutschland in den kulturellen Beziehungen (und im gesellschaftlichen Austausch) zwischen Polen und der Bundesrepublik mitspielten. War es Angst, und wenn ja – worauf bezog sie sich? Die Antwort mag seltsam klingen, doch ließe sich folgendermaßen zusammenfassen: Es drückte sich Angst vor dem Verlust der Angst aus. Das polnische Regime befürchtete, dass ein zu reger Austausch mit Westdeutschland in der polnischen Gesellschaft zu einer für die Partei ungünstigen Verbesserung des Deutschlandbilds führen könnte. Dies lässt sich jedoch nur dann verstehen, wenn man nun die Rolle der Angst als politisches Machtinstrument beleuchtet.

2. Das komplexe Spiel der inneren und äußeren