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Verknüpfung der Agency-Analyse mit der Theorie des geplanten Ver- Ver-haltens

In der Agency-Analyse spielen die Eigenschaften der Akteure in Bezug auf die Transaktion eine wichtige Rolle. Dabei gilt die Verhaltensannahme des Homo oeconomicus. Wie erläutert, ist diese Verhaltensannahme in Bezug auf private Waldbesitzer für die vorliegende Arbeit zu restriktiv.

Deshalb wird die Agency-Analyse zur Beschreibung des Verhaltens der Waldbesitzer mit der TPB ergänzt. In der zu analysierenden Transaktion ZNW ist der Waldbesitzer als Flächeneigentümer der Schlüsselakteur. Zahlungen für Naturschutz im Wald können nur greifen, wenn sie von Wald-besitzern in Anspruch genommen werden. Wie später noch gezeigt wird, ist über Waldbesitzer und ihre Ziele und Verhaltensweisen in Bezug auf ZNW wenig bekannt, bis auf die Tatsache, dass die bisher angebotenen Instrumente nur in geringem Ausmaß in Anspruch genommen werden.

Diese Lücke soll mit Hilfe der TPB geschlossen werden.

Die TPB beschreibt und erklärt die Hintergründe von Verhalten. In der vorliegenden Arbeit soll das Verhalten in der Transaktion ZNW untersucht werden. Die Determinanten der TPB sowie die zugehörigen Hintergrundvariablen (s. o.) dienen in der Agency-Analyse zur Beschreibung des Ak-teurs Waldbesitzer im Rahmen der Transaktion (Abbildung 5). Für diese Analyse sind v. a. die ein-zelnen Determinanten der TPB von Interesse, da diese als Akteurseigenschaften in die Agency-Analyse einfließen. Aus Einstellungen zum Verhalten, subjektiven Normen und wahrgenommener Verhaltenskontrolle werden die Akteurseigenschaften wie Erwartungen, Informationsstand, Ein-flussfaktoren usw. in Bezug zur Transaktion abgeleitet. Die so für die Waldbesitzer gewonnenen Eigenschaften können in der Agency-Analyse mit den bereits bekannten Eigenschaften der

ande-ren Akteure verglichen und auf ihre Kompatibilität mit den Eigenschaften der Transaktion ZNW geprüft werden. Aufbauend auf dieser Analyse sollen dann konkrete Ansatzpunkte zu einer Op-timierung der Transaktion abgeleitet werden.

Mit der TPB soll insbesondere das Problem der Hidden characteristics der Haupttransaktion leuchtet werden, welches als grundlegendes Problem angesehen wird (Kapitel 2). Wie oben be-schrieben, ergibt sich dieses Problem, da der Fördermittelgeber über die Eigenschaften der Waldbesitzer, die zum Vertragsabschluss führen oder auch nicht, nur ungenügend informiert ist.

Abbildung 5: Verknüpfung von NIE und TPB

Quelle: Eigene Darstellung.

Ajzen (1991) leitet in seiner Arbeit Formeln zur Berechnung des Erwartungswerts bezüglich des jeweiligen Verhaltens ab. Er führt Beispieluntersuchungen an, die für konkrete Handlungen (z. B.

Videospiele spielen, Joggen oder Radfahren in den nächsten 6 Monaten, sportliche Betätigung nach einer Herzoperation oder Geburt) Korrelationen zwischen diesem aus Befragungsergebnis-sen berechneten Erwartungswert und der tatsächlich ausgeführten Handlung angeben. Ob die Handlung tatsächlich ausgeführt wurde, konnte in diesen Untersuchungen direkt beobachtet bzw. abgefragt werden. Dies ist in der vorliegenden Untersuchung mangels entsprechender Da-ten nicht möglich. Die aufbauend auf der TPB durchgeführte Befragung (Kapitel 7.2.3) erfolgte anonym und es kann im Nachgang nicht beobachtet werden, welcher Waldbesitzer tatsächlich ZNW durchführt und welcher nicht. Außerdem wird das Verhalten gegebenenfalls nicht direkt im Anschluss an die Befragung durchgeführt. Für die Überprüfung des tatsächlichen Verhaltens müsste eine Folgebefragung durchgeführt werden. Aus forstfachlicher Sicht wäre eine solche Folgebefragung bis zu zehn Jahre später sinnvoll. Dies ist aber aus forschungstechnischer Sicht im Rahmen der vorliegenden Arbeit nicht zu realisieren. Als Ersatz für die direkte Verhaltensbe-obachtung wird das Verhalten in der Vergangenheit (tatsächliches Verhalten) und die Planung für die Zukunft (Verhaltensintention), jeweils in Bezug auf das zu untersuchende Verhalten, abge-fragt.

Die TPB wird meist für relativ einfache Verhaltensweisen in konkreten Situationen genutzt. In der vorliegenden Arbeit soll die Theorie aber auf ein deutlich komplexeres Verhalten übertragen werden. Auch dies ist in der Vergangenheit bereits getan worden. So wurde die TPB für die Un-tersuchung des Naturschutzverhaltens bzw. die Motivation zur Teilnahme an Agrarumweltmaß-nahmen genutzt (Beedell und Rehman, 1999; Schroeder, 2012). In beiden Arbeiten diente die TPB als Gedankengebäude zur Beurteilung des Einflusses verschiedener Aspekte auf die Akzeptanz von Agrarumweltmaßnahmen bei englischen Landwirten, und nicht für die Vorhersage tatsächli-chen Verhaltens. Insbesondere Beedell und Rehman (1999) stellen klar, dass das im Blickpunkt stehende Verhalten so komplex ist, dass nur schwer alle verhaltensbeeinflussenden Daten erho-ben werden können. Damit ist die Durchführung von Regressionsanalysen zur Vorhersage zukünf-tigen Verhaltens nicht erfolgversprechend, im Gegensatz zur Anwendung der TPB auf weniger komplexes Verhalten. Darüber hinaus hat die TPB insbesondere dann Gültigkeit, wenn die Befra-gung zu den Determinanten und der Verhaltensintention kurz vor der Verhaltensausführung durchgeführt wird (Frey et al., 1993). Dies konnte in der vorliegenden Arbeit organisatorisch nicht geleistet werden. Die TPB hat in der Arbeit die Funktion eines Werkzeuges als Zugang zu akzep-tanzrelevanten Aspekten der Förderung. In diesem Sinn kann die TPB wertvolle Erklärungen für das Verhalten bieten, da sie eine theoretische Strukturierung des Denkens von Landbewirtschaf-tern ermöglicht (Beedell und Rehmann, 1999 und 2000). Dies kann helfen, zu veranschaulichen, was bei der Gestaltung von Politikinstrumenten im Hinblick auf die spätere Akzeptanz bei den potentiellen Agenten (Adressaten der Politikinstrumente) kritisch werden könnte. Die TPB kann also Hinweise für die Gestaltung funktionierender Politikinstrumente liefern, auch wenn sie das Verhalten der Agenten nicht abschließend erklären kann (Beedell und Rehman, 1999). In diesem Sinn soll die TPB auch in der vorliegenden Arbeit Anwendung finden.

Bisher haben nur wenige Waldbesitzer tatsächlich ZNW durchgeführt. Vor dem Hintergrund der in Kapitel 5 dargestellten bisher bekannten Informationen über Waldbesitzer ist davon auszuge-hen, dass sich nur wenige Waldbesitzer intensiv mit ihrem Wald und den dort möglichen Maß-nahmen auseinandergesetzt haben und sich bewusst für oder gegen ZNW entschieden haben.

Deshalb erscheint es als wenig zielführend, konkret danach zu fragen, ob sie es in Zukunft tun werden und was sie davon erwarten. Aus diesen Gründen ist es sinnvoller, die Einstellung zu den relevanten Elementen des Verhaltens zu beleuchten.

Folgende Elemente werden als relevant für die Transaktion ZNW angesehen:

• Waldbewirtschaftung allgemein

• Naturschutz im Wald

• Forstliche Förderung

Abbildung 6 verdeutlicht diese Aufteilung in Teilkomponenten grafisch.

Abbildung 6: Aufteilung der Intention zur Durchführung von ZNW in Teilkomponenten

Quelle: Eigene Darstellung.

Die Verhaltensdeterminanten ergeben sich, wie oben dargestellt, aus der Grundüberzeugung und der Bewertung des jeweiligen Verhaltens bzw. der Handlung durch den Befragten.