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C Empirische Analyse

7 Agency-Analyse der Zahlungen für Naturschutz im Wald

7.3 Synthese der Agency-Analyse

Als wichtigste Problempunkte in Bezug auf die Umsetzung der Förderung von Naturschutz im Wald lassen sich aus der Beschreibung der Transaktion und der Akteure folgende extrahieren:

Die Umsetzung von Fördermaßnahmen im Rahmen der zweiten Säule der EU-Agrarpolitik führt in Kombination mit dem Landeshaushaltsrecht zu extrem komplexen Strukturen mit einer Vielzahl an Checklisten und hohem Kontrollerfordernis. Die Transaktion zeichnet sich in Folge dessen durch geringe Flexibilität in der Umsetzung aus. Vor diesem Hintergrund kommt der Vorplanung der Maßnahmen eine große Bedeutung zu. Der Verfahrensablauf gilt für alle Maßnahmen, die im Rahmen der zweiten Säule der EU-Agrarpolitik umgesetzt werden, gleichermaßen, unabhängig davon, welches Finanzvolumen mit ihnen verbunden ist. Das führt dazu, dass insbesondere kleine Maßnahmen aufgrund der hohen Fixkosten der Maßnahmenprogrammierung mit hohen Imple-mentationskosten auf Seiten des Fördermittelgebers verbunden sind. Eine effiziente Abwicklung des Verfahrens setzt einen gewissen Grad an Routine bei den Beteiligten voraus. Naturschutz-maßnahmen im Wald sind bisher Maßnahmen mit geringem Finanzvolumen und Umsetzungs-stand. In Folge dessen ergaben sich in der Vergangenheit Implementationskosten von ca. 100 % im Verhältnis zu den ausgezahlten Fördermitteln.

Die effiziente Abwicklung des Verfahrens ist auf Fördermittelgeberseite, neben der geringen In-anspruchnahme, durch eine dünne Personaldecke mit hoher Personalfluktuation behindert. Der Aufbau von Routine in der Abwicklung des Förderverfahrens für die in der vorliegenden Arbeit im Mittelpunkt stehende Maßnahmengruppe ist damit erschwert. Zudem wird der nötige Kon-trollaufwand von den Beteiligten innerhalb des Konstruktes Fördermittelgeber als zunehmend nicht sinnhaft und zielführend eingeschätzt.

Dem Betreuungsförster kommt als Agenten des Waldbesitzers für die Umsetzung der Förderung auf der Fläche bei einem großen Teil der Waldbesitzer eine hohe Bedeutung zu. Er hat hohen Einfluss auf die von ihm betreuten Waldbesitzer. Grundvoraussetzung für diesen hohen Einfluss ist das Vertrauen, das sich der Betreuungsförster in der Zusammenarbeit mit den Waldbesitzern erarbeitet. Die Umsetzung der Förderung ist dabei eine Aufgabe unter vielen. Der Betreuungs-förster ist kein Förderfachmann; häufige Änderungen, hohe Komplexität und geringe Umsetzung der Förderung auf der einen Seite und größer werdende Reviere sowie erweitertes Aufgaben-spektrum auf der anderen erschweren die Abwicklung durch den Betreuungsförster. Ähnlich wie beim Fördermittelgeber wird die Sinnhaftigkeit des Verwaltungs- und Kontrollaufwandes durch die Betreuungsförster zunehmend nicht mehr gesehen.

Die Waldbesitzer sind oft weder Wald- noch Förderfachleute und sowohl in Fragen der Waldbe-wirtschaftung als auch in Fragen der Förderabwicklung auf den Betreuungsförster angewiesen.

Grundsätzlich besteht bei den Waldbesitzern eine positive Grundeinstellung in Bezug auf die Um-setzung von Naturschutz in ihrem Wald. Weniger positiv ist die Einstellung gegenüber den damit verbundenen ordnungsrechtlichen Festlegungen. Zeit und finanzielle Mittel sowie teilweise man-gelnde Kenntnisse und Informationen sind wichtige Hinderungsgründe bei der Zielumsetzung. In Bezug auf die Förderung wird insbesondere der Aufwand im Vorfeld der Förderung kritisch gese-hen. Von Waldbesitzern, die nach eigener Aussage über mehr Kenntnisse und Interesse verfügen, wird daneben v. a. die Starrheit und Unflexibilität des Verfahrens kritisiert.

Die folgende Abbildung (Abbildung 29) fasst die kritischsten Aspekte der Umsetzung von ZNW im Rahmen der zweiten Säule der EU-Agrarpolitik am Beispiel des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen schlaglichtartig und stark reduziert zusammen.

Abbildung 29: Übersicht Synthese der Beschreibungen Akteure und Transaktion

Quelle: Eigene Darstellung.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die aktuelle Umsetzung der ZNW im Rahmen der ELER-Förderung anscheinend für keinen der beteiligten Akteure das optimale Verfahren ist.

Für alle Beteiligten ist die Teilnahme am Verfahren mit hohen Transaktionskosten verbunden.

Waldbesitzer und Betreuungsförster verzichten deshalb teilweise auf die Teilnahme an bzw. akti-ve Beratung zu diesen Fördermaßnahmen.

In der Nebentransaktion scheinen keine gravierenden Agency-Probleme zu bestehen. In der Be-ziehung ist das Vertrauen, welches der Waldbesitzer dem Betreuungsförster entgegenbringt, sehr wichtig, da sich der Waldbesitzer sehr stark auf „seinen“ Revierförster verlassen muss. Aus den vorliegenden Untersuchungen ergeben sich keine Hinweise darauf, dass die Betreuungsförster dieses Vertrauen missbrauchen. Die Betreuungsförster sind ihrerseits auf eine langfristig gute Zusammenarbeit mit den Waldbesitzern angewiesen.

Bei den Waldbesitzern bestehen teilweise Informationsdefizite bezüglich sinnvoller Naturschutz-maßnahmen und damit auch ein fehlendes Verständnis für Naturschutz. Das hat nicht direkt et-was mit dem Förderverfahren zu tun, ist aber Voraussetzung für die Durchführung entsprechen-der Maßnahmen und hat entsprechende Auswirkungen auf die Akzeptanz von Maßnahmen.

In der Haupttransaktion scheinen insbesondere die Anforderungen des Fördermittelgebers, die vor der Maßnahmendurchführung anfallen, zu Problemen in der Inanspruchnahme der Förde-rung zu führen. Dazu zählen insbesondere die aufwändige Antragstellung und in Richtlinien genau festgelegte Fördertatbestände. Die im Nachgang durchgeführten Kontrollen oder ggf. drohende Sanktionen scheinen weniger auf Akzeptanzschwierigkeiten bei den Waldbesitzern und deren

Vertretern (Betreuungsförster) zu stoßen. Beim Fördermittelgeber selbst führen diese Mecha-nismen zu hohen Transaktionskosten.

Damit kann die Eingangshypothese der Arbeit, dass die institutionelle Umsetzung des Fördersys-tems die Inanspruchnahme von Förderung durch die Waldbesitzer behindert, bestätigt werden.

Dies gilt auch für die in Kapitel 4.1.2 formulierten Hypothesen bezüglich der PAA-Probleme.