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8.2 Ergebnis- und Hypothesendiskussion

8.2.2 Verbesserung der Sprungfähigkeit

als Ursache von Leistungsverminderungen aus. Dass eine Verbesserung dieser beiden Faktoren zu einer Leistungssteigerung führt, kann durch die Ergebnisse dieser Studie in Bezug auf die Sprungfähigkeit untermauert werden. Die erzielte Abnahme von Aus-weichbewegung lässt auf eine bessere Muskelbalance und somit auch auf zumindest günstigere Muskelfunktionszustände schließen, aber auch günstigere Stabilisierungsvo-raussetzungen des Rumpfes. Die besseren Rumpfkraftwerte (Abdominometrie) bestäti-gen die verbesserte Rumpfstabilität. Die damit zu erwartende bessere Hebelnutzung der unteren Extremität und die besseren Vorrausetzungen für die Beschleunigung eines stabilen und gut gespannten Körpers erklären hinreichend die Verbesserung der Sprunghöhen in der Versuchsgruppe (vgl. LUDWIG ET AL. 2003, SOMMER &

ROHRSCHEIDT 1988).

Die Sprungart, Counter Movement Jump, in der sich die Sprunghöhe vergrößert hat, ähnelt einer Spielhandlung, die in einem Volleyballwettkampfspiel und im Training regelmäßig von Volleyballern durchgeführt wird. Speziell die Block- und Angriffshand-lungen können hier in den Vordergrund gestellt werden. Es kann also eine durch einen Lerneffekt eintretende Verbesserung der Sprunghöhe ausgeschlossen werden, allein weil in der Kontrollgruppe keine Verbesserung nachzuweisen ist. Angenommen werden kann stattdessen, dass eine zunehmend bessere Koordination der hüftgelenksumgreifen-den und rumpfstabilisierenhüftgelenksumgreifen-den Muskelgruppen stattgefunhüftgelenksumgreifen-den hat. SOMMERs (1998) Hy-pothese, dass durch eine bessere Haltung die Leistungsfähigkeit gesteigert werden kann, lässt sich dadurch unterstützen.

Weiterhin ist anzunehmen, dass durch das Training die Reaktivkraftfähigkeit der Pro-banden verbessert wurde; denn diese Form der Kraft wurde nicht speziell in der Trai-ningsphase trainiert. Es muss also angenommen werden, dass die Kraftleistungen, die während der Trainingsphase geleistet wurden – vorwiegend wurde im Maximalkraftbe-reich mit einer Mischung aus exzentrischer und konzentrischer Kontraktion gearbeitet – dazu beitragen haben, dass eine Leistungssteigerung in Form einer Sprunghöhensteige-rung stattgefunden hat. Die Maximalkraft, die bei den Übungen aufgebracht wurde, kann für eine Steigerung der Reaktivkraft verantwortlich gemacht werden. So führt ein Anstieg der durch das Training erworbenen Kraft sekundär auch zu einer Erhöhung der Reaktivkraft. Durch eine Verbesserung der intra- und intermuskulären Koordination kann diese entstandene Kraft zudem noch effektiver genutzt werden, um eine nach ei-nem Sprung von einer Erhöhung aufgebaute Spannung effektiver zu nutzen, um vertikal abzuspringen. Studien, die in diesem Zusammenhang von HERMAN ET AL. (2008),

MASCI ET AL.(2010),NOYES ET AL.(2005),WAGNER ET AL.(2009)sowieZIV &LIDOR

(2010)ähnliche Parameter untersuchten, können das teilweise belegen.

FRÖHNER (2008) merkt an, dass zudem für ein optimales Training der Belastbarkeit noch eine ausreichende Entwicklung der motorischen Fähigkeit vorhanden sein muss.

Außerdem wird auf die Korrelation einer gut ausgebildeten motorischen Fähigkeit und dem daraus resultierenden erweiterten Handlungsspielraum und natürlich in Folge des-sen einen aktiven Schutz vor Verletzungen (bei zufälligen Bewegungsänderungen) und Fehlbelastungsfolgen hingewiesen. Diese koordinativen Fähigkeiten und Fertigkeiten lassen sich durch das Trainingskonzept besonders im Kindes- und Jugendalter errei-chen; denn das nervale System und damit die Synapsenvernetzung ist in dieser Alters-phase noch sehr anpassungsfähig, so dass nicht nur die Entwicklung der Koordination mit den verschiedenen Qualitäten der Genauigkeit, Schnelligkeit und Zuverlässigkeit von Bewegungen verbessert werden kann, sondern auch die für die Sprunghöhe essenti-elle Maximalkraftfähigkeiten. Die Ergebnisse mit der gesteigerten Sprung-höhe in die-ser Arbeit untermauern diese Annahme von FRÖHNER (2008).

Auch Studien von GOLLHOFER ET AL. (2000) zur Belastungssicherung können bestäti-gen, dass besonders vor der Pubertät Formen eines sensomotorischen Trainings einen erheblichen, positiven Effekt zur Aufrichtung der Körperhaltung und dessen Stabilisie-rung ermöglichen. Sie festigen auch die Annahme, dass durch eine korrekte neuromus-kuläre Ansteuerung eine Erhöhung des notwendigen Kraftpotenzials durch die Muskeln für Haltung erreicht werden kann.

BRUHN (2006) ist der Meinung, dass – entsprechend der klassischen Trainingslehre – nach intensivem Krafttraining regelmäßig eine erhöhte neuromuskuläre Aktivierung korrespondierend mit Verbesserungen der Explosivkraftparameter bei maximalen iso-metrischen Muskelaktionen eintritt. Die Wirkung eines intensiven Krafttrainings wird mit Verbesserungen in der Frequenzierung und Rekrutierung der motorischen Einheiten erklärt. Diesen Aussagen zur Folge kann die Verbesserung der Sprungkraftfähigkeit auf ein Kraft- und Haltungstraining zurückgeführt und bestätigt werden.

In diesem Zusammenhang erkennen FRÖHNER (2008) und OLTMANNS (2007) im Trai-ningskonzept des sensomotorischen Trainings ein Training der Steuerung und Kontrolle von Bewegungen auf der Grundlage von Sinnesrückmeldungen. Dabei werden Wahr-nehmungen des Sehens, des Vestibularapparats, der Propriozeptoren der Muskeln, Seh-nen und Gelenke, die dem Trainierenden InformatioSeh-nen zum Gleichgewicht, zur

Be-schleunigung, zu inneren und äußeren Kräften und Spannungen geben, konditioniert und trainiert. Das durchgeführte Training bietet demzufolge schon im Kindes- und Ju-gendalter, neben dem Training vielseitiger Bewegungen und dem Erlernen der zweck-mäßigen Technik der jeweiligen Sportart, sowohl die Grundlage einer sportlichen Leis-tungsentwicklung, als auch die Grundlage einer höheren Belastbarkeit, besonders des Stütz- und Bewegungssystems und der allgemein-organismischen Funktionssysteme.

Die im Vorfeld aufgestellte Hypothese in Bezug auf die Kontrollgruppe kann nicht be-stätigt werden. Das vermutete Gleichbleiben des Leistungsniveaus der Kontrollgruppe wurde durch die erhaltenen Ergebnisse der Sprunguntersuchung falsifiziert. Es haben sich nicht nur alle Ergebnisse gegenüber der Versuchsgruppe verschlechtert, sondern auch innerhalb der Kontrollgruppe.

Es wurde vermutet, dass sich die Werte ohne ein Kraft- und Haltungstraining nicht ver-bessern würden. Zu erklären ist diese Abnahme durch einen Kraftverlust der Rumpf-muskulatur und einer daraus folgenden Instabilität der systemimmanenten Schwachstel-le am Becken. Das durch ein Kraft- und Haltungstraining angeeignete, für eine opti-mierte Bewegung erforderliche Spannungsgefühl verschwindet. Die Hypothese von SOMMER (1998), dass ohne ein Kraft- und Haltungstraining das erforderliche Span-nungsgefühl verschwindet und dieses nur durch ein kontinuierliches Training erhalten werden könne, welches regelmäßig durchgeführt werden sollte, kann mit dieser Studie gestützt werden. Es kann davon ausgegangen werden, dass innerhalb der Kontrollgrup-pe kein Kraftzuwachs der rumpfstabilisierenden MuskelgrupKontrollgrup-pen eingetreten ist. Der deutliche Unterschied von ca. zehn cm im Vergleich zur durchschnittlichen Sprunghö-henentwicklung der Versuchsgruppe veranschaulicht und betont nochmals die enorme Wichtigkeit eines Kraft- und Haltungstrainings nicht nur zur Leistungssteigerung, son-dern v.a. zum Erhalt eines bestimmten Leitungsniveaus. Ferner kann die Sprungkraftfä-higkeit durch mangelnde Anforderung der beteiligten Muskelgruppen und die dadurch bedingte leichte Zurückbildung einzelner Muskelgruppen erklärt werden (vgl.

BERSCHIN 2011,FRÖHNER ET AL.1999).