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6.3 Methodisches Vorgehen

6.3.5 Bauchmuskeltest - Abdominometrie

Beine, da im Rahmen dieser Arbeit auch ein möglicher Zusammenhang zwischen diesen Fehlstellungen und dem qualitativen Sprungverhalten eruiert werden soll.

Die Analyse der Sprünge wird in drei Phasen unterteilt, die jeweils separat untersucht werden. Zur Beurteilung der Absprungphase werden folgende Elemente, wie etwaigen Pronationen und Supinationen, X-Beinstellung sowie Innenrotationen in den Fokus ge-stellt. Zusätzlich zu der Beurteilung der unteren Extremität soll hier die Kontrolle des Rumpfes beurteilt werden.

Die Auswertung der Flugphase beinhaltet insbesondere die Kontrolle des Rumpfes und die Koordination der gesamten unteren Extremität. Am komplexesten wird die Analyse der Landephase, dabei soll insbesondere die Stellung der unteren Extremität beurteilt werden, aber auch die grundsätzliche Stabilität der Landung. Das Augenmerk soll hier-bei auf die Härte der Landung, die Verteilung der Last, etwaige Pro- oder Supinationen, die Position der Beine (X-/O-Beinstellung) sowie auf die Stabilität bei der Landung gesetzt werden. Fokussiert werden sollen in diesem Zusammenhang allerdings auch die Stabilität des Rumpfes sowie die koordinative Kontrolle des Rumpfes.

Übergreifend soll abschließend die Bewertung der Sprungqualität unabhängig von den einzelnen Sprungphasen bzw. speziell für den Angriffsschlag erfolgen. Dementspre-chend soll beurteilt werden, ob sich ein Qualitätsverlust mit steigender Anzahl der Sprünge abzeichnet, ob der Balltreffpunkt am höchsten Punkt der Flugkurve erfolgt und ob der Landeort gleich dem Absprungort ist.

Die Bewertung der Sprungqualität ist so angelegt, dass der Proband in den einzelnen Phasen des Sprunges für jeweils ein erfülltes Qualitätskriterium, z.B. wenn in der Ab-sprungphase keine Valgusstellung der Beine beobachtet werden kann, einen Punkt be-kommt. Es wurden insgesamt 15 Kriterien beim Counter Movement Jump und 16 Krite-rien beim Angriffsschlag zur Qualitätsanalyse festgelegt, sodass dementsprechend ma-ximal 31 Punkte von einem Probanden in beiden Sprüngen zusammen erreicht werden konnten.

6.3.5 Bauchmuskeltest - Abdominometrie

will-kürlich koordinierte Anpassung der Bauchmuskulatur (vgl. BERSCHIN & SOMMER

2007A/2007B, BERSCHIN 2011). Es soll die Fähigkeit der Bauchmuskulatur, eine Ent-lordosierung der Lendenwirbelsäule und aktive Fixierung des Beckens gegenüber an-greifenden ventral kippenden Kräften, die durch das Absenken der Beine erzeugt wird, gemessen werden. Anders als bei KENDALL & KENDALL (1985) sind die Beine in der Ausgangsstellung so angehoben, dass Hüft- und Kniegelenke jeweils 90° gebeugt und das Sprunggelenk in der Neutralstellung gehalten wird. Aus dieser Grundposition wer-den Hüft- und Kniegelenk bilateral synchron gestreckt und dadurch das Drehmoment an der Hüfte sukzessive erhöht. Diese Bewegung hat gegenüber dem Absenken der ge-streckten Beine bei KENDALL &KENDALL (1985) den Vorteil eines annähernd isometri-schen Verlaufs der zweigelenkigen ischiocruralen Muskulatur und des M. rectus femo-ris, sodass Verkürzungen dieser Muskulatur das Testergebnis nicht beeinflussen können (vgl. BERSCHIN & SOMMER 2007A, 2007B). In Analogie zu KENDALL UND KENDALL

(1985)wird auch hier die Fähigkeit zur Entlordosierung über die Erfassung des Drucks dorsal der Lendenwirbelsäule getestet und zusätzlich der Winkel beim Ausweichen be-stimmt. Es erfolgt somit eine metrische Erfassung, da der Hüftwinkel beim Ausweichen als Messwert zur Beurteilung herangezogen wird.

6.3.5.2 Aufbau des Test

Die Untersuchung der Bauchmuskelkraft nach BERSCHIN/SOMMER (Abdominometrie) wurde im Kraftraum der Sporthalle der Philipps-Universität Marburg durchgeführt. Für den Bauchmuskeltest war ein Seilzugturm mit möglichst feiner Gewichtsplattendiffe-renzierung (2,5 kg Schritte) nötig. Der Teststreifen aus Aluminiumblech (t x b x h: 400 x 100 x 1mm) mit einer Öse an der Seite (Abb. 33), war mit einem Karabinerhaken durch ein Seil über zwei Umlenkrollen (Seilzug) mit der Gewichtauflagefläche verbun-den. Zur Bestimmung der Abdominometriewerte wurde ein Goniometer (Winkelmes-ser) benötigt. Als Unterlage diente eine harte Gymnastikmatte.

Abbildung 33: Messplatte der Abdominometriemethode nach Berschin/Sommer 2007.

6.3.5.3 Durchführung der Abdominometrie

Bevor der Test beginnen kann, muss zuerst das Gewicht der Probanden ermittelt wer-den, welches bei diesem Test mit der Bauchmuskelkraft gehalten werden soll. Um eine Vergleichbarkeit der Messergebnisse zu erhalten, wird das Messgewicht, welches an den Seilzug gesteckt wird, immer auf zehn Prozent des gerundeten Körpergewichts festgelegt. Es ist allerdings noch zu beachten, dass bei Seilzügen mit Flaschenzug unter Berücksichtigung der Über- bzw. Untersetzung entsprechend mehr oder weniger Ge-wicht verwendet werden muss.

Zur Durchführung legt sich jeweils ein Proband mit dem Rücken auf eine harte Gym-nastikmatte (Ausgangsposition). Die Probanden werden aufgefordert die Arme hinter dem abgelegten Kopf in 45° Winkeln zu verschränken, sodass die Ellenbogen diagonal nach außen zeigen. Der Blick richtet sich zu den Knien. Die Halswirbelsäule wird lang gestreckt, sodass das Kinn automatisch zur Brust gerichtet wird (Doppelkinn). Der Kopf bleibt so in sämtlichen Testphasen abgelegt. Ohne Bauchmuskelspannung und bei ge-streckt aufliegenden Beinen ist das Becken ventral vorkippt und die Lendenwirbelsäule entsprechend lordosiert.

Anschließend wird die zur Messung der Bauchmuskelkraft erforderliche Messplatte in Position gebracht. Die am Seilzug befestigte Messplatte wird zwischen Unterlage und Rücken so positioniert, dass sich der untere Lendenwirbelsäulenbereich (Bereich des vierten und fünften Lendenwirbels - Höhe Bauchnabel) auf Höhe der Messplatte befin-det. Der Aluminiumstreifen ist seitlich mit einem Seilzugapparat verbunden. Nun wer-den die geschlossenen Beine angehoben und im rechten Winkel zum Rumpf im Hüft- und Kniegelenk gebeugt, die Füße bleiben locker dorsal flexiert (Hüftgelenk 90°, Knie-gelenk 90°, SprungKnie-gelenk 0° normal null). So entfällt die lordosierende Wirkung des M.

iliopsoas (Abb. 34).

Durch die Aktivierung der Bauch- und Gesäßmuskulatur wird die Wirbelsäule aktiv entlordosiert, was den Mechanismus erzeugt, dass dadurch die Messplatte gegen die Unterlage fixiert wird. Die Probanden sollen nun versuchen so lange wie möglich die Messplatte an der Unterlage zu pressen, währenddessen der Testleiter das Gewicht am Seilzug aktiviert.

Anschließend werden aus dieser Ausgangsposition die Beine langsam, unter Beibehal-tung der Muskelspannung nach distal gestreckt, während dabei synchron das Hüft- und Kniegelenk extendiert wird. Dieser Prozess hält solange an, bis die Messplatte nicht

mehr gehalten werden kann und entsprechend herausrutscht oder die Füße und Beine den Boden berühren. Während des Absenkens und Streckens der Beine wurde kontinu-ierlich der Hüftwinkel mit Hilfe eines Goniometers gemessen (Abb. 34). Sobald die Messplatte sich komplett unter dem Rücken löst wird der entsprechende Hüftwinkel gemessen und auf einem Protokollbogen vermerkt. Insgesamt wird die Messung zwei-mal wiederholt. Die jeweils zwei erreichten Winkel und das aufgelegte Gewicht werden mit der Größe und dem Körpergewicht der Probanden verrechnet und gemittelt (vgl.

BERSCHIN &SOMMER 2007A,2007B).

Abbildung 34: Durchführung der Messung mit den Kaderathleten.

6.3.5.4 Auswertung und Referenzwerte

Zur Auswertung wird der Auslösewinkel mit den Referenzwerten (Abb. 35) verglichen (vgl. BERSCHIN &SOMMER 2007A). Dabei entspricht die Bewertung dem relativen Grad des an der Hüfte wirkenden Drehmoments durch die Schwerkraft der Beine. Dieser Drehmomentverlauf wurde unter Zuhilfenahme der Teilkörperschwerpunkte und Kör-persegmentmassen nach HANAVAN (1964) berechnet.

Abbildung 35: Auslösewinkel und Bewertung I nach Berschin/Sommer.

Eine Beurteilung mit Hilfe von Normwerten ermöglicht Abb. 35. Die angegebenen Werte wurden anhand eines Normkollektivs von 135 Sportstudierenden (Median Z =

24; Altersspanne 18 bis 32 Jahre) erstellt (vgl. BERSCHIN & SOMMER 2007A, 2007B).

Somit können diese Werte für junge sporttreibende Erwachsene als Referenzwerte gel-ten. Eine Übertragbarkeit auf Kinder- und Jugendliche erscheint nach den praktischen Erfahrungen aus der Pilotstudie möglich.

Abbildung 36: Auslösewinkel und Bewertung II nach Berschin/Sommer.

Die statistische Auswertung erfolgt wie schon beschrieben über die üblichen deskripti-ven Verfahren sowie über die Signifikanzendarstellung der beiden Probandengruppen.