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Unterrichtseinheit Tourismuskritik

12. Das Drama „Tanneneh“ im Unterricht

12.4 Unterrichtseinheit Tourismuskritik

Der Unterrichtsentwurf wird im Fach GSPK umgesetzt und behandelt die historische Entwicklung des Tourismus sowie die Tourismuskritik. Diese Einheit beinhaltet sechs Unterrichtsstunden und wird in der 10. Schulstufe unterrichtet. Durch das Einführen der Methode „Pro-und Contra-Debatte“368 sowie die Auswahl der zu bearbeitenden Artikel ist diese Unterrichtseinheit erst aber dieser Schulstufe

empfehlenswert. Zunächst wird wieder der Lehrplanbezug hergestellt, bevor nach einer Anführung der didaktischen Grundüberlegungen, eine Ablaufbeschreibung folgt, welche die Umsetzbarkeit des Themas aufzeigen soll. Im Anhang werden die konkreten Stundenbilder und Arbeitsmaterialien angeführt.

Erwähnenswert ist, dass dieses Thema für einen fächerübergreifenden Unterricht geeignet ist. In Verbindung mit Geographie und Wirtschaftskunde sowie dem Unterrichtsfach Deutsch ließe sich eine entsprechende Unterrichtseinheit gestalten.

12.4.1 Lehrplanbezug

Die Tourismusbranche ist ein wichtiger Wirtschaftszweig Österreichs und berührt deshalb viele öffentliche und private Bereiche der Gesellschaft. Die Auseinandersetzung mit dem Tourismus sowie dessen Auswirkungen auf unsere Gesellschaft fällt in den Bildungsbereich „Mensch und Gesellschaft“.

Die Entstehung des Tourismus sollte historisch nachgezeichnet und sein Einfluss auf die

gesellschaftlichen Strukturen dabei ersichtlich werden . Zu erwähnen ist, dass auf das „private und öffentliche Leben (insbesondere auf die Arbeits- und Berufswelt)“369 eingegangen werden soll. Da vor allem in Tirol viele Arbeitsplätze in der Tourismusbranche geschaffen werden, knüpft das Thema an diesen wichtigen Bildungsbereich an. Des Weiteren knüpft dieses Thema an den Bildungsbereich „Natur und Technik“ an, durch die Debatte zum Thema „Kunstschnee“.370

12.4.2 Didaktische Grundüberlegungen

Im Unterricht sollen historische und politische Kompetenzen erworben werden. Um das Thema Tourismus behandeln zu können, sollen die Schüler und Schülerinnen einen kritischen Umgang mit historischen Quellen lernen. Um die historische Orientierungskompetenz zu fördern, wird an den Interessen der Lernenden angeknüpft und Tourismus als globales Phänomen mit Auswirkungen auf die Ökonomie, Ökologie, Gesellschaft und Politik betrachtet. Durch einen regen Meinungsaustausch, der die Pluralität der Interpretationsmöglichkeiten aufzeigt, und dem Kennenlernen dieser Positionen zu dem

368Bundeszentrale für politische Bildung, 5. Pro-Contra-Debatte, 14.05.2004,

[https://www.bpb.de/lernen/formate/methoden/46892/pro-contra-debatte], eingesehen 04.01.2020.

369 Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung, Lehrpläne Erster Teil, Allgemeines Bildungsziel, 07. 01.2021, [https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10008568], eingesehen 13.01.2021.

370 Ebd., o. S.

Thema wird die Urteilskompetenz der SuS weiterentwickelt. Mit der Methode „Politische Debatte“, welche die Unterrichtseinheit abschließt, wird das politische Urteilsvermögen gefördert und die

Methode durch simulatives Handeln erlernt. Dabei wird besonderer Wert auf die jeweiligen Argumente gelegt.

12.4.3 Ablaufbeschreibung

In der ersten Unterrichtsstunde steht das Thema „Tourismus früher und heute“371 im Fokus sowie die Entwicklungen im heutigen Tourismus. Die Lehrperson gibt zu Beginn der Stunde einen Einblick in die Geschichte des Reisens. Dazu können die im Anhang beigefügten Blätter H1 und Z1 von der Lehrperson benützt werden. Dabei wird die europäische Geschichte des Reisens von Beginn an bis zur Entwicklung des Massentourismus kurz angesprochen.372 Dieses Material ist gut ausgearbeitet und beinhaltet die von mir in dieser Arbeit vorgestellten Punkte zum Alpin- und Massentourismus. Natürlich kann das Material je nach Wunsch abgeändert und ergänzt werden.

Durch eine Einstiegsfrage wird das Interesse der SuS geweckt und in das Thema „Tourismus“ eingeführt.

Gefragt werden kann nach den Reisemotiven oder den Chancen und Gefahren des Tourismus. Es folgt ein Lehrervortrag, der die historische Entwicklung des Reisens erzählt. Die Zusammenfassungen auf den Blättern H1 und Z1 werden anschließend an die Lernenden ausgehändigt. Durch von der Lehrperson eingeworfene Wissensfragen zum Thema wird der Vortrag anregender. Mögliche Fragen wurden mit Hilfe des Input-Textes erstellt und dem 1. Stundenbild beigefügt. Dadurch wird das Vorwissen der SuS aktiviert. Nach der Erarbeitungsphase folgt zur Ertragssicherung ein Online-Quiz. Dieses wird von der Lehrperson erstellt, was unter dem Link [https://kahoot.it/] möglich ist. Dort wird eine Frage erstellt und eventuell ein Bild hinzugefügt, bevor vier Antwortmöglichkeiten eingegeben werden können. Zur Verfügung stehen Single- und Multiple-Choice-Fragen und es gibt die Möglichkeit, eine Sekundenanzahl einzugeben, in der die Frage beantwortet werden muss. Die Lernenden loggen sich mit ihrem

Smartphone ein und beantworten in Einzel- oder Teamarbeit die Fragen. Die Lehrperson kann dadurch feststellen, ob der Stundeninhalt bei den Lernenden angekommen ist. Die Fragen zu dieser Stunde sowie ein Auszug aus dem erstellten Quiz zur Veranschaulichung finden sich im Anhang.

In der zweiten Stunde dieser Unterrichtseinheit soll das Thema „Auswirkungen des Tourismus“

bearbeitet werden. Dazu wird in der Einstiegsphase eine Gruppenbildung vorgenommen, wobei es sich zugleich um die Arbeitsgruppen für die noch folgenden Stunden handelt. Je nach Anzahl der Lernenden sollten vier oder fünf Gruppen entstehen. Nun wird anhand der „Placemat Methode“373 an das

371 Naturfreunde Internationale, Bildungsunterlagen zu Nachhaltigkeit im Tourismus, Unterrichtsleitfaden, Informations- und Arbeitsblätter, 2014/15, Modul 1, [https://www.globaleslernen.de/sites/default/files/files/education-material/online.pdf], eingesehen 13.01.2021.

372 Ebd., S. 1.

373 Betzold Blog, Unterrichtsmethoden: Placemat-Methode, [https://www.betzold.at/blog/placemat/], eingesehen 04.01.2020.

Vorwissen der SuS angeknüpft.

Zunächst wird jeder Gruppe ein Plakat überreicht. Dieses Plakat enthält in der Mitte ein freies Feld, dass von einzelnen Feldern, je nach Anzahl der Gruppenmitglieder, umgeben ist. Nun bekommen die

Lernenden anregende Fragen gestellt.

Welche Bereiche gehören deiner Meinung nach zur Tourismusbranche?

Auf welche Bereiche deines Lebens kann sich Tourismus auswirken?

Welche Vorteile entstehen durch den Tourismus?

Welche Nachteile können durch den Fremdenverkehr entstehen?

In Einzelarbeit sollen die Lernenden die Fragen stichwortartig beantworten. Dafür steht jedem Schüler, jeder Schülerin, eines dieser Felder zur Verfügung. Wenn alle fertig sind, wird das Plakat um ein Feld weiter gedreht und von dem nächsten Gruppenmitglied mit Kommentaren ergänzt. Wenn die SuS wieder vor ihrem ersten Feld sitzen, werden in einem gemeinsamen Gespräch die wichtigsten Punkte zusammengefasst und in das Feld in der Mitte eingetragen. Dieses Ergebnis wird im Plenum diskutiert und die Lehrperson kann die Punkte schriftlich festhalten und gegebenenfalls ergänzen. Am Ende der Stunde wird eine Tabelle ausgegeben, in der die Vor- und Nachteile des Tourismus angeführt und den Bereichen Ökologie, Ökonomie, Infrastruktur und Gesellschaft zugeordnet werden. Wie so eine Tabelle aussehen könnte, sieht man im Anhang auf Blatt H8. Die gewünschten Schwerpunkte können auch einzeln bearbeitet werden. Dieses Blatt dient zur Ertragssicherung und wird zu Beginn der nächsten Stunde als Wiedereinstieg verwendet.

In der dritten Unterrichtsstunde dient die Einstiegsphase zur Fertigstellung oder Wiederholung des Blattes H8374, welches in der vorangegangenen Stunde bearbeitet wurde. Konkret sollten sich darauf die Bereiche Ökonomie, Ökologie, Gesellschaft und Umwelt herauskristallisieren, worauf sich die

Tourismuskritik anwenden lässt. Es folgt eine Vorstellung des Autors Hans Haid in Form eines

Lehrervortrags. Dazu kann eine Power-Point-Präsentation angefertigt werden. Nach dieser Einführung beschäftigen sich die SuS mit einem Artikel von Hans Haid zum Thema Auswirkungen des

Massentourismus aus dem Jahr 1987. Sie sollen diesen in Einzelarbeit lesen und anschließend über die im Text stehenden Kritikpunkte innerhalb der Gruppe sprechen. Gefördert werden soll dadurch die Methodenkompetenz. Einen Artikel zu verstehen, zu analysieren und die wichtigsten Argumente entnehmen zu können, ist gerade für die in der Oberstufe wichtige Textsorte „Erörterung“ unerlässlich.

Die erarbeiteten Punkte werden mit dem Placemat Plakat oder der Tabelle H8 abgeglichen. Dadurch können die Lernenden Haids Kritikpunkte in den Kontext „Tourismus“ einordnen. Seine Argumente werden in der letzten Phase des Unterrichts im Plenum besprochen. Dabei sollten die wichtigsten Argumente Haids nochmals aufgegriffen werden, um eine gemeinsame Basis an Wissen zu schaffen. Der

374 Naturfreunde Internationale, Modul 4, S. 1.

Artikel „Allgemeine Anmerkungen zur Veränderung der Volks-Kultur durch den Massentourismus“375 aus dem Jahr 1987 ist einer von vielen Texten, die im Unterricht und besonders in dieser Schulstufe

bearbeitet werden können. Die Auswahl des Artikels erfolgt durch die Lehrperson, die entscheiden muss, inwiefern dieser geeignet ist oder nicht. Der Artikel beinhaltet, wie bei Haid üblich, bewusst zynische Bemerkungen und Übertreibungen und ist daher mit Vorsicht im Unterricht einzusetzen.

In der vierten Unterrichtsstunde wird entweder der Artikel von Hans Haid weiter bearbeitet oder die bereits erarbeiteten Kritikpunkte am Massentourismus im Plenum wiederholt. Für die Erarbeitungsphase habe ich einen Artikel, „Tourismus in den Alpen, Nie wieder Alpenglühen“376 aus dem Jahr 2018

ausgewählt. Die SuS sollen diesen zunächst in Einzelarbeit durchlesen und anschließend in der Gruppe bearbeiten. Die Kritikpunkte stehen wieder im Fokus der Analyse. Beide Artikel beziehen sich auf den Wintersporttourismus, was an die Lebenswelt der Lernenden anschließt. Das Ziel dieser

Erarbeitungsphase ist es, dass die SuS erkennen, wie lange das Thema bereits öffentlich diskutiert wird und sich die Kritikpunkte dabei wiederholen. Diese Erkenntnis wird in der im Plenum gestalteten Abschlussphase durch eine Gegenüberstellung der Artikel sichtbar. Zum Schluss wird noch das Methodenblatt „Pro-Contra-Debatte“ ausgeteilt.

Nach diesen angeführten Stunden haben die SuS einen Einblick in die historische Entwicklung des Tourismus erhalten. Sie konnten feststellen, dass dieser Wirtschaftszweig auf viele Lebensbereiche einwirkt und dessen negative Auswirkungen erkennen. Sie lernten den Autor Hans Haid kennen und damit eine kritische Meinung zum Massentourismus. Sie konnten ihren Umgang mit Zeitungsartikeln wiederholt üben und damit ihre Methodenkompetenz ausbauen.

In den nachfolgenden Stunden steht die Methode „Pro-Contra-Debatte“ im Fokus. Sie ist für eine Meinungsbildung und Urteilsfindung hervorragend geeignet und sollte wiederholt angewandt werden.

Dafür muss ein geeignetes Thema für eine Debatte ausgewählt werden. In dieser Einheit wird das Thema

„Die Verwendung des Kunstschnees in Tirol“ dafür aufgegriffen. Zu Beginn der fünften Stunde wird der Computerraum aufgesucht. Dort sollen die Lernenden in Teamarbeit nach Artikeln zum Thema

„Kunstschnee“ recherchieren. Dafür würde ich eine Liste an seriösen Zeitungen angeben, die im Anhang dem Stundenbild entnommen werden kann. Nach der Recherche wird in den üblichen Gruppen eine Ergebnisbesprechung stattfinden. Im Fokus dabei stehen Pro- und Contra-Argumente zur Einsetzung des Kunstschnees in Tirol. Diese Argumente sollten sorgfältig recherchiert, analysiert und begründet werden.

Sie werden in der letzten Stunde dieser Einheit diskutiert.

In der letzten Unterrichtsstunde werden zu Beginn zwei Gruppen gebildet. Durch Lose ziehen oder einer anderen Methode wird den Gruppen die Pro- oder Contra-Position zugeteilt. Die Umsetzung erfolgt nach

375 Hans Haid, Allgemeine Anmerkungen zur Veränderung der Volks-Kultur durch den Massentourismus, S. 8-10, in:

Forschungsinstitut Brenner-Archiv, Nachlass Hans Haid: Sig. 200-17-Allgemeine Anmerkungen 1987.

376 Florian Gasser, Tourismus in den Alpen, Nie wieder Alpenglühen, in: Zeit Online, 15.01.2021,

[https://www.zeit.de/2018/10/tourismus-alpen-folgen-bevoelkerung-umwelt?utm_referrer=https%3A%2F

%2Fwww.google.com%2F], eingesehen 12.03.2021.

dem bereits ausgeteilten Methodenblatt und wird nun nochmals kurz erläutert. Im ersten Schritt wird ein Moderator, eine Moderatorin ausgewählt. Diese erhält von der Lehrperson den Auftrag, einen kurzen Einstieg in das Thema vorzubereiten. Die Moderation ist zuständig für die Einhaltung der Redezeiten und regelt den Ablauf der Debatte. Daraufhin müssen sich die jeweiligen Großgruppen auf ihre Position vorbereiten. Dazu verwenden sie die ausgearbeiteten Argumente und versuchen, diese nochmals in der Gruppenarbeit zu bearbeiten. Es folgt die Bestimmung eines Redners, einer Rednerin, die das Plädoyer halten wird. Wer beginnt, entscheidet die Moderation. Nun hält der erste Redner sein Plädoyer, bevor sein Kontrahent seine Position dem Plenum mitteilt. Währenddessen bilden die anderen SuS das Plenum und halten Notizen zu den Reden fest, damit sie die Argumente der gegnerischen Gruppe nochmals einsehen können. Nach beiden Vorträgen ziehen sich die Redner in ihre Gruppen zurück und besprechen nochmals ihre Argumente. Sie können nun versuchen Gegenargumente zu formulieren, um damit die Gegenpartei zu schwächen. Oder neue Argumente, die ihre Position unterstützen, hervorbringen. Es findet eine zweite Runde statt.

Nach den zwei Durchgängen wird eine Abstimmung per Handzeichen durchgeführt. Dabei soll ermittelt werden, welche Gruppe überzeugender war. Die Bewertung der Argumentationsführung sowie der Qualität dieser erfolgt in einer Anschlussbesprechung mit der Lehrperson im Plenum. Wenn diese Methode das erste Mal durchgeführt wird, dann wäre eine Planung für zwei Unterrichtsstunden zielführender.

Nach dieser Einheit wäre es passend, den „Sanften Tourismus“ anzusprechen und über Nachhaltigkeit im Tourismus zu diskutieren. Zuletzt werden noch die Lernziele dieser Unterrichtseinheit vorgestellt.

Lernziele dieser Unterrichtseinheit

– Die SuS erweitern ihre historische Orientierungskompetenz, indem sie die Entwicklung des Tourismus und dessen positive und negative Auswirkungen in ihren Lebensbereichen verorten können. Durch den Vergleich der beiden Artikel wird das Geschichtsbewusstsein gefördert.

– Die SuS sollen sich erneut mit Zeitungsartikeln auseinandersetzen und damit ihre Methodenkompetenz erweitern.

– Die SuS erlernen einen neues Präsentationsformat, das ihnen bei einer Urteilsbildung helfen soll.

Das Erlernen von Diskussionsformaten wird im Lehrplan angegeben.

– Die SuS sollen das Argumentieren in Bezug auf die Textsorte „Erörterung“ verbessern. Das erfordert ein Textverständnis und eine genaue Textanalyse. Hier wird das fächerübergreifende Potenzial der Methode sichtbar.

13 Bibliographie