hier mieber in bie Urjeit beS beutfd^en SSolfS oerfefct füllen, 25Mr müffen ber ©rjä^lung beS IBölfSbudfjS folgen,
um unS
v Stedjjenfdjaft
baoon
geben ju föntten, roaS ftdj weiter barauS folgern läfjt.©in
SWnig, beffen Steidfj in baS heutige fftanbern oerlegt wirb, Oriant mit tarnen, jagt inbem
wafbigen ©ebirge,unb
oerliert ben SEÖeg
unb
feilt ^Jagbgefofge, inbem er einen £>irf<h eifrig oerfoigt. 3)a begegnet ihm,im
tiefen SBatbe, eine „eble Jungfrau", reidfj, fürftlidj)gefteibet,unb
oon blenbenber ©chön*heit, bie iljn barüber jut Siebe fteHt, bajj er in i^rem fforft
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v^.ooQle
58
jage.
®a3
©efprädlj, baS fidj groifdfjen beiben entfpinnt, ent*gief)t fidfj in feinem Iprifcljen ©fjaralter ber Stnalpfe;
Äönig
Oriant fü^tt ftd^ halb burdf) bie ©djönljeitunb
ben ©eift biefer©eatrir genannten
Jungfrau
gefeffeit,unb
fu^rt fie als feine©emaljlin Ijeim.
Stuf feinem ©djjloj} gu Sillefort aber ift bie junge Königin feiner SWutter 3Ratabruna nidjjt roiHfommen. ®iefe ältere Königin bleibt oielmeljr immerbar ber ©c^raiegertoc^ter feinblidfj geftnnt, toeil niemanb roiffe, melier £>erfunft fie fei,
nnb
roiefidjj iljr 3)afein erlläre.
—
SGBefenunb
§erlunft ber frönen©eatrir bleiben übrigens audjj, roie wir betnerlen müffen, ein 9tätf)fel, baS bie Ueberlieferung in
bem
flamänbifdfjen ©olfSbudjj nirgenbS löft; felbftam
©dfilufj beS©äugen
nidjjt.@3
bleibt gang unberührt, als oerftünbe ftd^ bie Söfung oon felbft—
ober fei baS Söort beS 5Ratf»felS oergeffen
—
roie benn audjj in ber $l(at baS ©ine in älterer, baS Slnbere in fpäterer ZeitroirftidE) ber
gaH
geroefen fein mag.Zu
einer Z«*/wo
Äönig Oriant auf einem ÄriegSgug ab*roefenb ift, wirb ©eatrir SRutter
oon
fieben Äinbern, fedfjS©öf)nen
unb
einer Softer,biegleidfjgeitig in baS fieben treten—
ein ©reignijj, baS natürlich auch auf ungenrotynlidlje ©ebingun*
gen beS SDafeinS gurücfroeift,
unb
audfj in ber©age
in biefem©inn
aufgefafjt roirb, als etwas, baS ben -äJtittebenben ben ©in*brucf eines Unfjeimlidjjen madfjen lonnte, 2tudfj roirb eS als
^
©träfe eines ©orroifceS bargeftettt, ben bie junge Königin fid) Ijatte gu fdjjulben
fommen
laffen.—
($>e3 auSgefprodjenenZwei*
felS an ber £reue einer$rau, bie üDtutter oon Zwillingen roarb.)
£)ie Äinber ber jungen Königin Ijaben fämmtUdfj filberne £ett*
dfjen
um
ben £>al3.HJtatabruna roeifj fie gu rauben, bie junge UJtutter unter
©orroürfen gu täufcijen, iljr glauben gu machen, bajj fie ©djjeu»
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&9
falen,
unmürbig
baö Sid^t ber SBelt ju fefien, ba3 geben ge»geben Ijabe. Sie Äinbet läßt 3ttatabruna burdij einen oertrau»
ten Oiener in ben SBalb IjinauStragen, in bie ©inöbe, er fott fie bort tobten.
3km
aftitteib ergriffen, tann fidE) aber ber Wiener nidf)t entfcljließen, fte ju erf<f)lagen,unb
überlast fte nurim
SBalbgebirge intern ©dfjidffal.Oern
Äönig
Oriant toirb, bei feiner £>eitn!ef)r, berietet, bie Königin fei BRutteroon
fieben gefräßigen Söelpen ge»roorben
—
: ein ©reigniß,bem
ein tiefer greoetjum ©runbe
liegen
muß, unb
baä ein unl)eimlidfje3 SBefen ber Königin oer»rät^5 ber $tud) p^erer aJtäcljte fctieint auf it)r ju laften.
©3
fragt ftclj, ob fie
jum
Sdjjeiterliaufenoerbammt
merben foö, bocijOriant, feiner Siebe eingebenf,
unb
audj jefet nodj) burdf) fie be»ftimmt, befd£)ließt, fie nur jur ©efangenfdfjaft in einem Oljurm
' be3 <Sdf)loffe3 ju oerurtlfeilen.
Oie Sinber l)at injtoifdjjen ein ÄlauSner, ein ©infiebler, 9tamen3 £>elia3, im 3BaIbe gefunben; er
nimmt
fWj it»reran
in feiner SBalbfiütte; eine milbe 3iege näljrt fie, fo lange fie
Hein fiub; in SftßdMjen
oon
blättern gefüllt, ftreifen bann, melfr Ijerangetoadjjfen, bie frönen Äinberim
3Balbe untrer.—
Oa
begegnet iljnen einft, auf ber3agb,
ein oertrauter Oiener ber Königin üftatabruna; er erfennt fiean
ben ftlbemen $ett»dfjen, bie fie
um
ben£al3
tragen,unb
berietet erfdjjredft feiner Herrin, baß bie Äinber ber ©eatrir leben.^ürnenb
fd^itft iljn3Ratabruna mit anberen roieber au3; fie follen bieSmal bie filbernen betten Ijeimbringen, al3 SBafjrjeiiJjen, baß bie Ot>at getljan ift.
Oie
SJnedfjte finben nur fedpoon
ben Äinbern in be8 Slau3ner3 $üttej ba3 fiebente, einÄnabe —
Sotjengrin, Ijieraber nadjj feinem ißflegeoater §elia3 genannt
—
ift mit bem,Digitizedby
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60
©infiebler in ein entferntes £>orf gewanbert,
um
bort non ben fieuten©rob
ju erbitten.2lber aud) bieSntal fönnen ficf; bie auägefenbeten Wiener
nid^t entfetteten, bie blütjenben SShtber ju ermorben. ©ie be=
fetteten, iljnen iturbie fitbernen ßetten ju nehmen,
um
fie ber Äpttigin als baS »erlangte Söaljrjeidffen ju ftberbrittgen.®oe,
fo wie bie Sbettdfjen
»on bem §al8
ber Äinber gelöft werben,»erroanbeln fie bie
Änaben unb
ifjre ©dfjwefterw
©dfjwöiteunb
ergeben fie fdjjeu in bie Süfte.©o
»ermanbelt ftnbet Sotjengrin bei feiner SRücfleljr in bie ft'lauäiterf)litte feine ©efiljwiftei. Srauernb ptet, pflegtunb
füttert er fie auf
bem
natien Sßeiljer; bie©etuäue
fpielen in ben SBcltenum
iljn Ijer; Siebeunb
Seib uerbinben fieunb
ben allein geretteten ©ruber.®ie
Wiener bringen ber alten Königin bie fecp Äettdjen,imb
geben »or, bie fiebente Ijfitten fte unterwegs »erloren.URatabruna befiehlt einem ©olbfdjmieb, auS ben fecfyä Äettdfjen eine filberne ©d>ale ju fertigen. 2lber wie ber ©djmieb baS
©ilber
—
perft eine ber Äetten— im
geuer prüfen will,wirb baS Detail fernerer
unb
fdfjwerer in feiner$anb, unb
bälb erteilt baS ©ine Äettdjjen baS ©ewidjt, baS alle fedfjs ju*fammen
Ratten,©r
benüfct ben Umftanb, bewahrtunb
»erbirgt fünf ber ftettdjjen,unb
fdjjmiebet bie »erlangte ©efyale aus berfedjjften allein. HJtatabruna prüft baS ©ewidfjt beS fertigen
©efäteS, glaubt in iljm bie fämmtli^en fedfjS Äettdjen ju be*
fifjen,
unb
ift befriebigt.©tetS bebaut bie junge Königin ©eatrir »oßenb'S ju »er*
berben, flagt 3ftatabruna fie, nadjj ©erlauf »on ^a^reu, fdfjnö*
ber greoel an, bie burdf) erfaufte
3
eu8£n erhärtet werben*Oriant »erweift fie auf baS ©otteSgeridjtj pnbet©eatrir leinen
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Kämpen,
ober toirb ihrÄdmpe
in b.en ©djranlen befiegt, fo fiirbt ftf aufbem
©cheiterhaufeu.£)a erfcheint in ber §ütte best Älauineri ein 33ote ber böseren URac^te
—
einen©nget
nennt ihn bai Bolfibud) in feiner gegenwärtigen ©eftalt.—
Siefer Bote oertünbet Sohen»grinS §erlunft
unb
ben ganzen§ergang,
fowie bai ©djidfal, bai ber Königin Beatrir broht.—
IRafch eutfd^toffen machtftch Sohengrin auf ben 2ßeg; barhaupt
unb
barfujj, in feinem Saubgewanbe, nur mit einer Äeule bewaffnet, erfdjeint er ali Äärnpe feiner SJtutter in ben ©djranlen ju Sillefort,unb
befiegtben Kläger.
— ®ie
KöniginBeatrir, buych feinen ©ieg befreit, ertennt ihren©ohn an bem
filbernen Äettc^en, alles wirb offenbar,unb
bie ©träfe wenbet fid) in ihrer ganzen ©trenge gegen SJtatabruna.—
SDie fed)S©d^wdne,
Sohengrin’S @e»f<bwifter,
tommen
^etbeigefCogen; audj bie fttbernen Äetten werben im ©ewaljrfam bei ©olbfchmiebei aufgefunben—
unb
wie fte ben©djwäneu um
ben£ati
gelegt werben,nehmen
biefe wieber ihre frühere ©eftalt an. Bier heran»wadjfenbe
Knaben unb
ein blüfienbei URabd^en, bai in ber Saufe ben Stauten Stofe erhalt, finb ber SJtutter wieber»gegeben
—
aber bie eine ber Äetten fehlt! fie iftin jene ftlberne©<hale SJiatabrun’S oerwanbelt
unb
fo fann benn auch ber eineBruber
Sohengrini, ©Suter ober ©mmeridh genannt, bie menfeh»liehe ©eftatt nicht wieber gewinnen. Betrübt
unb
treu fchliefet er jtch nor Sillenbem
§elbenbruber Soljengtin an,unb
biefer, ber ftetenBegleitungwegen
„ber ©djwanenritter" genannt, hegtunb
pflegt ihn mit Siebeunb
©orgfalt.—
Bon
biefem tßuntt an lenftbann
auch bie ftamänbifdje Ueberlieferung in bieBahnen
ein, bie bai ©ebidjt Äonrab’S oon SBürjbntg betreibt.©mmeridj
ber©djwan
erfcheint einesSagei
aufbem
nahen©trom
mitbem
Stachen, ben er an gal»Dii v jby .
Dogle
62
bener Äette burdfj bie glätten jieljt.
—
Sotjengrtn folgtbem
Stuf,
unb
wirb oonbem
©djrtatt burdf) ferne ©ewäffer ju beS beutfdfjen ftaiferS £>of geführt.@r
trifft ba redfjtjeitig ein,um
als
Kämpfer
ber bebrängten jungen Jürftin aufjutreten, beren©rbe freoentUdjj in 3tnfprudj
genommen
ift,unb
bie t)ier @(a*riffa §erjogin
oon ©omilon
genannt wirb. ©ieger aucf» in biefem ©otteSgeridfjt, mirb Soljengrin ©lariffa’S ©emaljl—
aber bie©ebingung
i^reS©lüdS unb
feines ©teibenS ift, bafj fie nie ttadEj feiner £>erfunft fragt. 3)odh weift fie fidf) im Sauf ber 3af)re nicfytimmer
ju beljerrfdhenunb
befd^eiben—
fie tljut bie oerljängnijwolle Jrage,unb
Soljengrin mufi fieunb
iljreÄinber fürimmer
oerlaffen,oon
feinem©ruber
©djjwan mieber burdf) bie SBogen entführt.SludfjbiefeUeberlieferung, bie, beiläufig bewerft, ben ©dfjwa*
uenritter
jum
Slljnljerrn ©ottfrieb’S oon ©ouillon madfjt, beS gefeierten gelben beS erften ÄreujjugS—
: aitdf) biefe lieber*lieferung oerfdfjweigt
unb
oerfleibet gar mandEjeS, baS einen all’ju grellen ©egenfafc ju ben dfjriftlidfjen ©orftetlungen bilben Würbe, in benen fidfj baS
©anje
bewegen foll—
: aber wir oermögen bodfjnun
bieSüden
auSjufütlenunb
ben urfprüng*lidfjen
3
ufatnmen^an9 Su enträtseln.©or
Stöern wirbuns
flar: bie junge Königin ©eatriy ift nidfjt ein Sffiefen menfdfjlidfjer 3lbftammungunb
2lrt; fie gehört übernatürlichen Greifen an; fie ift eine SSalfüre; eine jener fdfjönen, blonbgelodten Jungfrauen ausSBobanS
©efolge, bie in glänjenbetn fjarnifcfj, auf geflügelten Stoffen, bie gelben, SBoban’S Sieblingeaufbem
©dfjladjjtfelbeumfdhwebenunb formen
— unb wenn
baS ©efdfjid nidfjtmein
juwenben
ift,wenn
ber§elb fallen muff
unb
fällt, ben ©eift beS ©efatlenen empor*tragen ju SBoban’S leudjjtenber dpalte
uub
feinem freubigen
©öttermaljl-Digitizedby
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63
©afj SBatfüren fid^ auSerroÄhlten gelben menf<hli<hen
®e«
fdffledhtS u ernteten, fornmt öfter nor in ber beutfdfjen
Sage;
ber ©ott geftattet eg,
wenn
auch unter ©ebingungen, bie über bie Siebenben felbft ein fdfjroereg ©erhdngnifj bringen, im galt ber ©rroählte fidf) nicht rebtidjunb
treu, ber SEBa^l roürbig be»wahrt.
—
Stets roirb in folgenSagen
erjÄhlt, ba| bie Jung-frau non btenbenber Schönheit,bem
©rwählten, wie Ijter, in ber ©infamleit beS SBalbeS begegnet; ober fie roirb auf einem gelfen entbedft, roo fieim Sonnendem
iljt leudfftenbeS Jpaar orbnet.— Unb immer
ift bie©ebingung
beS©unbeS,
ba| ber Ajerlunft .unb bem
SCBefen ber fdfjönenJungfrau
nid^tnadf)-geforfd^t roerbe, bamit it»r bamonifcher Urfprung nicht offenbar roerbe unter ben aWenfdfjen.
@r
foöunb
ntufj ein ©eljeimnifj bleiben. $>aS ift auch in ber flamÄnbifdfjen Ueberlieferung an=gebeutet, in
bem
©orrourf ber ÄlterenKönigin tDtatabruna, bafjman
nicht roiffenon
roannen ©eatrir fei,unb
welches©e*
fdfjlechteS.
®ann
finb bie Söalfüren aber auch Sdfjroanenjungfrauenfie
nehmen
bie ©eftaltnon Schwänen
an,unb
roerben oft in biefer ©eftalt gefelfen.$u
mehreren nereint fd^roebeti fieam
Ufer eines einfamen
SeeS
Ifernieber, werfen iljreSchwanen«
fteiber ab,
unb
haben in menfdhlicher ©eftalt in ben 2öeHen.SBer fie
im ©abe
überrafdjjt, fidjf ihrer S^roanenlleiber bemäch«tigt
unb
baburdf) iljre gluckt nerhinbert, ber ^at fie in feiner©eroalt
unb
lann fie jwingen,ihm
©ieteS ju nerlünben, roaS fonftbem
SOtenfdfjen nerborgen bleibt.So
gelingt eSbem grimmen £agen
beS ©ibelungentiebeS auf berfja^rt an 9tttita’S£of
in baS fianb ber§unnen. 3n
ben löteerfrauen, bie er im©abe
überrafd^t, beren©ewänber
er fidjj bemeiftert, non benener fidfj roeiffagen läfjt,
unb
bie ihn ein furchtbares Sd^idffalahnen laffen
—
s in ber ganzen, nonbem
dhriftUdhen SDid^terk
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64
mit 9lbficf)t ljalb oertmßten ©eene, finb bie©djmanenjungfrauen, bie 3ÖBallüren beS
©laubeng
ber Urjeit gar leidjjt $u erlennen.3tud^ bie permöfitte SBalfüre ift bureb 2öefen
unb
©efdfjicf gejroungen,fidf)non
3eit ju,3ettin©dnnanengeftatt ben©dfjmeftern anjufdfjliefjen. 2lucfj baö iftnatürlid) ein forgfältig beroaljrteS©e*
Ijeimnifj; ftebarf babei nicf)tin böfer Slbficjjt, oberau<Jj nurnor*
tnijjtg belaufetrnerben. SBie in eineranberen SSerfion, bie Sollen:
grin’§«©age nac^ ©lene neriegt, tno nodfj ant alten ©d&lofj ber
„©d^tnanen^^urm"
gezeigt mirb, trittbann
bie oermdljlte SBalfüre in ftiller SJtonbnadjjt auf einen©ößer
^inau§, breitet einen ©dfjteier überfid^,unb
fdjjroebt als©d^roan burdjj -bieSäfte.SBirb burcE) ein Söort, einen SÖormurf, burdf) irgenb ein SJeid&en funb, bafj i^r SBefen nerratljen ift,
bann
mufj fie©e*
' mal)t
unb
Äinber aufimmer
netlaffenunb
bie ©efeflfdjjaft ber aWenfdjjen meiben.SMe
2RenfdE)en roiffen ianun,
bafj fte nid&t ju iljnen gehört! Stuf biefe SBeife roenbet ficE) bie irbifd£|e 35er*binbung einer 3ÖBalfüre in gar nieten
©agen
in ein tragifdjjeS®ef$i<f.
©o
in ber frönen©age nom
ßtitter ®imringernon
©tauffenberg, bie f>ier einjufd&alten märe,
wenn
mirunä
nidjjt auf Slnbeutungen bef^ränlen müjjten;—
fo in ber frönen ßßelufine, bie Subroig Sied bearbeitet bat. 3®/W®
33orftettung,ba|
grauen, bie einem-®efdjledf)t anberet 2lrt, nidEßbem
menftJ}*lid^en angeboren, äße iöanbe löfen
unb
bie ©efeltfcfjaft ber ÜRenfcßen meiben muffen, fobatb üjr SBefen erfannt, nerratfjen, ober noßenbg ber ©egenftanb eineg 33ormurfö gemorben ift—
:
biefe 33arftetlung aus alter Urjeit, oermittelt eben burd) bie aß&ljtdfjett, bie unfere &inbl)eit befdbäftigen, ftnbet fetbft in ber beutfd&en £>idjtung neuefter
3
e*i no<b einen 35Jiberl)aß. 3®ir bürfenuns nur
an ©oetße’g neue SRelufineunb
gouqu^e’g Unbine erinnern.Digitizedby
v^.ooQle
65
Studj ben ©oljnen bev äßallüre liegt immerbat, mie in ber 8oljengtin’8*©age,bieSSermanblungin©djro&nenalje. ©djjtoanen*
letten, ©clfmanenringe, ©efdfjenle ber 'IJtuiter, finb iljnen tnädf)*
tige Saliämane,.bie iljnen bie menfd^lid^e ©eftalt ftdfjern, au<$
roo böfer
Räuber
maltet, überhaupt ityrem§aufe
©lü<funb
©egen
bringen. 33on einunb
anberem gürftengefcfilecfjt in Seutfdjflanbmürbe
felbft in nod(j nictjt aHjuferner3
e^
tx‘jdljlt, baff eä einen ©dfjroanenring beftfee
unb
bemalte, roaS auf bie Slbftammung non einer SBallure jurütfbeutet.Unb
mie fid^ fdjjon in ber SRöglidfjleit einer fotdjjen 35er*roanblung gu erlennen giebt, ift auch ber ©oljn einer SBalfüre not!) ein fjalb*bdmonif<Jje§ 3EBefen, beffen Urfprung ein ©eljeim*
nifj bleiben mufj
unb
nidj)t erforfdjjt roerben barf.©o
erlldrtfidfj, bafj auctj fioijengrin,
um
feine tperlunfi befragt, non SGBeibunb
Äinb,aus bem
SSerle^r mit ber 2Belt fdffeiben muff; eä er*llärt fidf), bafj er ben Äinbern, aufjer feinem ©djjmert
unb
2Bunber$orn, audfj ben 9ting gurüctldjjt, ben er einft non feiner ÜRutter ermatten Ijat—
: ben ©dfjroanenringSie ©age
fdjjeint eine meitoerbreitete geroefen gu fein, bennfie ift in galjlreicfjen Bearbeitungen auf
uns
gelommen,unb
felbft in mehreren ber
non ©rimm
gefammelten Äinbermdljrdjjen—
in ben „grnblf ©djjtodnen", ben „fieben Staben"—
ift it»r roefenttidfjer ^nfialt f^ne URtt^e raieber gu erlennen. ©inegbiefer SJtdljrdfjen bemaljrt
uns
ben fdjjönen3
U9> bafj ber ©ineber in ©djjrodne nermanbelten
Brüher
bie menfdjjlidfje ©eftaltnidfjt gang roiebererhalten lann, meil ber SaliSman, ber it)m
bagu nerljelfen fott, befdfjäbigt,
unb
nidfjt noöftftnbig Ijerbeigu*fdfjaffen ift; iljm fetjlt ber linle 2lrm; er bebdlt anftatt beffen einen ©djjtoanenflügel an ber ©dfjulter.'
Unb
faft nodjj beftimmter tritt in biefen Äinbermdljrdfjen Ijernor,mag
freitidfj fdjjon bie flamdnbifdfje Ueberlieferung, ber5
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66
mir bis Ijier^er folgten, nidtjtjmeifetljaft Ififit: baff nftmlicty audfj biefe
©age,
bie inbem
beutfc^en ©ebidfit beS SOtittelalterS ein in fo eigentlfümlidfj mgftifd^er SBeife düriftlidfceS ©eroanb angelegt lat—
bie neuerbhtgS 9tid^arb SSagner oerfudjt Ijat,unS
in biefer, nidjjt gerabe glüdflidfjen ©erlleibung alsOper
torju*führen
—
: bafj andf) biefe ilfrem innerften SBefen nadf) auf beibnifelfem©runbe
rut)t; aufbem
Stationalglauben beutfdfjer Urjeit.Oie
SRibelungenunb
Soljengrin IjabenunS nun
aber auf einen ißunft geführt, nonbem
aus fidf)unS
ein ©lief in baS SBefen, in bie©ebtngungen
epifdjjer Oldjjtung überhaupt er»üffnet.
©udjjen mir
nnS ton bem
©inbrucf Stedjfenfdjfaft ju geben, ben ©olfSfageunb
SWfifirdfjen aufnnS
mad^en, fo finben mir etmaS barin, bafjunS
felber überrafdjjtunb jum
9tadf)benfen aufforbert. 2lße biefe Ueberliefemngen genügen ben gorberun»gen nidf)t, bie mir an ein Äunftmerl [teilen; fie [teilen, mie mir
fdffon ju
Anfang
bemerfen mußten, fragmentarifdjj, untoüftünbig, tielfadjj fogar oerftümmelt tor unS,nnb
bennodE) feffeln fieunS
mit einer©emalt, bie über ben SBertlj, ben fie als ÜJBerfe freier, rotlftürtid^er £>uf)tung fiaben tönnten, meit IjinanSgelft.Unb nun
feljen mir, bafj fW), mie bei ben ©rieten in ber 3ltaSunb
Obpffee, fo audf) bei ben Oeutfdjjen, bie National*fage in
bem
SGibelungenliebunb
ßoffengrinjum @poS
geftaltet fiat. SBir feilen, bafj bieS gefdjjeljen ift, trofc ber fe|tr ent*fdjjiebenen Ungunft ber 3etten, namentlidfj in ©ejieljung auf baS Slttbetungenlieb
faum
größer gebadet merben lünnte;mftljrenb bie Äird&eunabl&fflgbemüht mar, biefeUeberliefemngen
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als Ijeibnifdjt gänjUcb in 93ergeffenbeit ju bringen; wübrenb bie Jpöfe bemüht waren, fl<b bie oerfeinerte Sitte ber ißro«
»en^alen anjueignen; wfibrenb bemgemfiß bie,
non
ben dürftenunb non
bentarnen
begunftigten Siebterunb
©finget bie Sichtungen ber franjöfifchenSroubabourS unb
SrouoöreS nachjubilben fugten, meift frernbe Stoffe, auswärtigeSagen
bebanbelten,
unb
oor allen benÄonig
2lrtljurunb
feine Safel*runbe oerberrlichten.
ißetrachten wir
bann
jene, fo wenig,non
ben Umftftnben begunftigten, nationalen, epifdjen©ebic^te in ber ©eftalt, in berfte auf
uns
gefomnten finb, befonberS baS Stibelungenlieb, baS SBerf eines unbelannten, natnenlofen SicbterS, fo mftffen wirunS wo^l
gefielen, baß wir eS, als ein SBer! ber föunft be-trautet, nic^t in bie erfte Steiße A^nlid^er Schöpfungen ftcUen burfen.Ser
©finget,bem
wir eS nerbanlen,war
eben einSohn
feiner nainen, befdjrfinlt gebilbeten£nt
funb
lannwobt
felbft folgen
3
citflenoffen, wie SBolframnon
©fcßenbacbunb
©ottfrieb
non
©traßburg, nicht gleich geachtet werben.Sein
SSerbienft liegt überhaupt eigentlich
wohl
nur barin, baß er ju unferem ©lücf ben Inhalt ^tv®
a8e unbefangen auffaßte,unb
fie wieber gab, wie fte ju feiner $eit geftaltet
war,
ohne neue©lemente btajuäufügen.
Unb
bodj, fo wenig wir inbem
©ebidft ben 3luSbru<!eines inbioibueßen SicßtergeifteS, eines bemorragenben Talents
bewunbern
lönnen—
: mit welcher©ewalt
jießenunS
bie großartigen Stttber an, bie beroifdben ©eftaltenauS
fernerunb unS
bo<h fo nabe oerwanbter SBergangenbeit, bie eSunS
oer-gegenwärtigt. 2Bir lehrenimmer
wieber mit erneutem ^niereffe ju biefer Sichtung, ju biefem £elbengefange jurücf;immer pon
Steuern erwacht Verlangen
unb
Streben, baS geiftige Beben unferer 93orjeit, baSb^
frinen SSiberbaÖ gefunben b®*/ 'n5*
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aßen feinen Elementen tiefer
unb
tiefer $u etgrünben, tebenbiger aufjufaffen.Unb
ftetS non Steuern oerfucfjt fidj au<h bie Äunft ber©egenwart
an ihnen.©in
SJteifter, wie ©orneliuS, fu<t)t urtä bie $elbengeftatten, bieKämpfe
beS StibelungenliebeS inSBanbgemälben $ur tlnfdjjauung ju bringen; baS
Drama
oer-fucJjtunö
biefe gelben rebenbunb
^anbelnb ju jeigen— unb
wie manches beutfd^e ©ebicJjt gebenft ihrer,unb
beruft fid^ aufSBanbgemälben $ur tlnfdjjauung ju bringen; baS