Unb
mir fönnenunS bann aut
too^l SRetenftaft baoon geben,marum bem
fo ift. SBelten anberen Stoff lönnte bie epifte spoefieoerfud^enunS
bitterift ju oerHären? — ©ie ®e*
ftitte?
—
®ie®fft‘t
te einer gellen, burtfittigen, genau be*lannten 3*it?
^
®i*bietetbem
bramatiften ©itter, berunS
bie Vergangenheit alö ©egenroart neu ju beleben meiß, ben reitfien, ben roürbigften, ben banfbarften Stoff
—
: nitt ber epiften©ittung. ©enn
mit roetterVerengung
rooßte aufbem
©ebiet gefttdßUiterKrählung
ber poetifte HuSbrudf, ge*bunbm
in ber fform,unb
eben beßßalbunb baburt
ber ftren*gen ©ebunbenljeii in Vejiehung auf ben Inhalt miberftrebenb,
an
bie Stelle beS präcifen $u8brudf8 gemiffenhafierKrählung
treten?
—
gäßrtbot
ft°nbieübermäßigeSorge um
ben Styl, roie mir fie bei ben granjofen mahrnehmen, ganjoon
felbftjur Unwahrheit.Digitizedby
v^.ooQLe
72
2tudj ergiebt fidf) aus ber (Srjäljluttg, fofetn fie ber ein«
fachen SOBirflidjfett rebliclj treu bleibt, feine fünjtlerifdje (Sotupo«
fition, wie fte baS ©idfjterroerf bebarf. (Sine Dteimchronif, wie
uns
beren baS SJtittelalter hinterlaffen hat, ift fein epifdfjeS @e»bidht. $)aS fann
niemanbem
entgegen— unb
fo haben benn auch biejenigen Siebter, bie ju »erfcljiebenen3
e^en ben 93erfudhgenagt haben, wie Saffo in
bem
befreiten ^erufalem, ein gro«&eS gefdhi<htlid(jeS (Sreignijjals ©egenfianb eines epifc^en ®ebidf)tS ju be^anbeln, ftets baS IBebürfnijj empfttnben, bie ©efdjjichte oor allen
gingen
gleidhfam in eine©age
ju überfein,um
fte für ihre 3n«dfe brauchbar ju geftalten. ©ie haben baS felbftbann
als notfjroenbig erfannt, roenn ihnen—
wieman
roohl nor allen nonVoltaire,bem
SBetfaffer ber^enriabe, mit größter$eftimmtheit fagen fann
—
jeber©inn,
jebeS 9Serftdnbni| für baSSefen
ber©age unb
ihre Sßebeutung fremb gebliebenmar;
menn
fte ftdh auch meiter gar nichts babei ju benfen mufjten, als bajjman
eS ungefähr fo machen rnüffe, roie ber oielgeprie*fene SSirgit; ba|
man
„übernatürliche Slgenten" in bie§anb«
lung oermeben rnüffe,
um
baS ^ntereffe für biefe ju fteigern;baS gehöre
nun
einmal gubem
SGßefen epifdfjer Dichtung.Allein!
— 3 n
früheren3
e'*en glaubte eitle unfritifdfje@e«
fdhidjtfchreibung roohl, aus ber
©age
©ef<hi<hte machen ju fön«nen,
menn
fienur
baSSunberbare
megfehnitte.$och
ift basnatürlich nie gelungen. SEßaS
man
auf biefe Seife für @e«fdjjidhte auSgeben moHte,
mar
unb,blieb eben eine oerfümmerte, jeber Sebeutung beraubte ©age. S)er 93erfu<h, umgelehrt, bie
©efchidhte einer in
fyUem
Sicht beftimmt befannten3«*/
gleich«fam nor unferen 3lugen in eine
©age
ju oerroanbeln, inbemman
ein miöfürlich erfonneneS phantafttfehe unbSunberbare
hinein oermebt, fann gemift noch meniger je gelingen. £>ieS iph«ntaftifdhe,
Sunberbare
machtuns
feine ^llufion; eS bilbetDigitizedby
ju
bem
©efdfjichtlichen einen ©egenfafc, bet ftetS unoermittelt blei&t; wir oergeffen nie,maS
eS feinet Statur nach ift— nnb
fo ^eben in einem foldjen ©ebic^t SSahrljeit
unb
©ichtung fidfjftetS gegenfeüig auf. Äeine SJtadht beS ©alentS
nermag uns
für feine übernatürlichen Agenten, ungef<hi<htlühen ©erljättntffe
unb
©eftalten btejenige ernfteIheilnahme abjugeroinnen, bieichben epifdjen
©lauben an
ihr ©afein nennen möchte.©er
©idh=ter
nermag
baS nicht, roo bie emften fernen ber ©efdfjicijte in fotcher SBeife unmittelbar neben ben luftigen Sßhantafiegeftalten feiner Schöpfung ftehen,unb
ihr ©afein fortmät)renb Sfigen (trafen. Slrmiba’S ^aubergärten finb in ©affo’S ©ebicht un*(treitig fe^r fchön,
unb
Stinalbo’S Abenteuer in ihren Schalten retjenb genug, aber mirnergeffen nie, baß fie nichtsmeiterfinb, als bieSchöpfungen einer fpielenben SPh®nt®fte;®®b
ß* geminnen nie irgenb eine Stealitdt in nuferer SSorftellung.©ben
beßh«l&laffen fie
uns am ©nbe
gleichgültig, fo gut mie Slrmiba’S me*lobifche Älagen über ihre getfiuf<hte Siebe.
2öitt fich bie epifdjje ©idhtung nicht fomohl
an
bie Stelle bet ©efchid^te fefcen, als neben fie treten, inbem fieuns
in £e*benSfreife einführt, bie oon btn großen gefchichtlichen ©reig*
niffen nur mittelbar berührt metben,
unb
in benen auch ju ge*fchidhtlichen feiten noch für bie
Sage Staum
bleibt—
fte ner*mag
es, mie eS benn namentlich SBalter Scott mit ©lüdt oer*fudht hat,
—
aber hochfaum
anbetS, als inbem fie beneigent*liehen Inhalt ber ©efdjjühte unberührt lägt,
unb
momöglich eine örtlicheSage
ju §ülfe nimmt, ©inleuctjtenb aber ift, baß auf foldhem©oben
nicht großartige SSerfe gefdßaffen roerben fönnen, bie ©poeße madljen inbem
©nltnrleben einer Station.2Bie anberS fteht
uns
baS©poS
gegenüber, baS aus ber nationalen ©oltSfageheroorgegangen ift,unb
ihrem ©eifte treu bleibt!— ©ine
frühere JJeü, bie nicht fritifeij ju unterfuchenDigitizedby
v^.ooQle
74
wufjte,
nahm
ihren ,3n^aÖ mit einfachem©tauben
at8 ©e»fdjidjte auf.
älä
foldfje ergäben, mit mir gefeiert fallen, ftan-brtfdje ß^roniften fiohengrin’8 ©dhidffale— wtb
beutfdje Jtaifer tiefen bei SBorrnS ©iegfrieb’ä©rab
auffuchen, liefjen £>üf)nen«gräber öffnen, bie für bie Stuljeftätte beS gelben gatten. SBir, bie
©öhne
einer fpäteren, IritifdfjenWnnen
freilich folgern^jrrt^um nicht oerfallen, aber mir bringen biefen Uebertieferun*
gen bod»
immer
jene Strt gläubiger 2^eitna|me entgegen, bie ich fdffon oorljin at§ epifc^en©tauben
an ihren Inhalt iu be*geidfinen roagte. SBir miffen, bafj bie ^Begebenheiten, roeldfje bie
©age
berietet, nichtim
eigentlichen©inn
als ©efdfjidhte aufge«fafit werben bürfen, ja, bafj eS gar feltfame
Errungen
oeran»taffen müfjte,
wenn man
fie bafür hotten wollte—
: aber wir lönnenunb
auch ber tteberjeugung nicht oerfchKefjen, bajjj fie bennodjj in einem höh0
*«/ weiteren©inn
einen poetifdfj geftat»teten
Äern
bebeutfamer SBahrheit in ftch tragen: bie teligiöfen änfcfiauungen unferer äljnen— unb — mag
auch bob SHtge-meine in bab©nge
gegogen, auf einzelne £elbengeftalten oer«einfgt,
—
©efonbereb bagegen in unberedjjenbarer SBeife inbab allgemeine erweitert fein—
alte—
uraltegef<hi<htliche Erinne-rungen aubbem
Äinbebalter ber Station.—
SBir wiffen, bafj fi<h in biefen Uebertieferungen bab Bebenunb
Vewufjtfein ber Vergangenheit,unb
trofc aller Veränberungen, bie fteim
Sauf ber 3<th?hunberte erfahren hoben, bab Beben ber Urgeit mit ber streue beb unmittelbaren äubbrucfb fpiegelt.®ie
werbenunb um
fo ehrwürbiger, jemehr
wir fie felbftunb
ihre ©egiehun*gen gu
bem
Beben burdfjforfdhen, je befümmterunb
genauer wirfte in bab
äuge
faffen, je lebenbiger wirunb
fie gu uergegen»wäriigen wiffen.
SJtüffen wir fo in ber Vollbfage, in ber nationalen Ueber»
tieferung ben allein möglichen
©oben
für bab epifdhe ©ebidhtDigitizedby
v^.ooQle
75
f)<jdjfter Art anerlennen
—
wie SieleSunb
SebeutfameS ftnb wir genötigt barauS ju folgern!©8
liejje ftd^ oielletd(jt nadfjroeifen, bafj ein©poS
oon natio*naler Sebeutung überhaupt nur bet einem ttrooll möglich tft,
baä heifjt bei einem Soll, baä feine gegenwärtige ©eftalt, fei»
nen befonberen ©fjarafter in ber Netye ber gefdfjwhtlidfjen Statio-nen,
im
äßefenttidjen fdjon in oorgefdhichtüdfjer ,3eit, in feinem ÄinbeSalterangenommen, unb
in folgerichtiger©ntwicfelungfei»neä SuliurleÖenS bernährt hat
—
ohneje auf irgenb einer hö-heren Stufe bemühter Sioilifation, in ben gellen feiten ber©efdhidfjte, burdj ÜNifdljung mit anberen
Stämmen
eine ttmge»ftaltung feiner Nationalität, feiner
Spraye unb
feines SBefettä ju erfahren;—
bei einem Soll, baä eben befjhalb bie Ißoefieunb ©efdjicfjte, bie Ueberlieferungen auS ber 3eit feiner Äittb»
beit in bie fpäteren ißerioben feines SulturlebenS mit hinüber»
nehmen
lonnte.2öir mödjten glauben, baf? j.
S.
gerabe ben Italienern, bie unter allen neueren Söllern bie gtängenbften Serfudje ge»madfjt hoben, ba8 eigentliche, edhte <5po§ mit einerArt oon
Na»
turnothmenbigleit oerfagt ift. ®ie Italiener finb ein neues Soll; fie finb toeber
Nömer,
nodh Selten, noch ßongobarben.Nömifdhe, celtifdhe
unb
tongobarbifdhe Ueberlieferungen finb ihnen in gleidher SEBeifefremb geworbenunb
»erlorengegangen,unb
eine eigentbämlidj italienifdheSage
giebt e8 nidfjt.AnbererfeitS ift oon Sheoretilern, bie nicht mit Seftimmt*