Kampf
mitbem 3
TO£rÖ Sllberich; ber unermeßliche Schah, ber, non 3»nergen geheimnißoott gefammelt, bur<h biefeKämpfe unb
Siege baS©igenthum
SiegfriebS roirb, aber ein unheimlicher Seichthum bleibt,unb bem
©igentljümer Unheil bringt;—
enb»lid) SiegfriebS nergeffene Siebe ju ber SBalfüre Srunhilb, bie
ihm jutefct nerberbtich mirb.
3n
Srunhilb, ber hamifchglänjenben, frönenunb
föhnen, mit übermenßhlichen Kräften auSgeftatteten Jungfrau, bie nur mit Siegfrieb’S §ülfe burch3
au^erfüufteim
Sßettfampf befiegtroerben lann,
unb
miberftrebenbbem
König berSurgunber
ner*Digitizedby
—
51mäljlt roitb, ift felbft in ber c^riftttd^=rttterlidben Ueberarbeituttg beg ©ebidjtg, bie ttng geblieben ift, bie leidet oertjöCfte SGBaltüre nid^t gu nertennen. Utber audh Eljrimhilb fc^etnt urfprünglidj btefem übermenfd^Ti^en ©efd^ted^t anjugepren, fo bafj ber §afi
nnb
«Streit ber beiben Königinnen, in berUrform
ber ©age,raof)t atg bie geinbfdjaft gmeier SBalfüren, ber geliebten
unb
ber nerlaffenen, erjagt mar.— (3n
neüefter3eit iftfelbft,unb
mit ©lüct, ber SSerfucf)gemalt
roorben, bie beiben grauen*geftalten, auf ihren
Namen
fufjenb, einanber atg Bellona lo-ricataunb
Bellona cristata gegenüberguftelten.)—
SBielleid^t bafi auch noch eine anbere ©eftalt beg ©ebic^tg ber ©ötterfage entlehnt ift; bergrimme
fragen närnlid), ©iegfrieb’g HRörber.®odj mürbe
eg gu roeit führen,menn
mir biefe, oon ber 3eit oermeljten, unfic^er gemorbenen©puren
liier roeiter oer*folgen roollten.
—
2Bir müffenung
barauf befdjränfen, nur im Vorbeigehen noch gu benterten, bafc auch «nbem
allgemeinen£intergruub auf
bem
ftch bag ©ebidit beroegt—
in ben3«
sftänben, bie oorauggefefct ober gegeigt roerben
—
fo fehr ber SDidjter beg breigehnten ^jahrhunbertg bemüht gemefen ift, bie©age
in bag©emanb
feiner eigenen3
e^
gu fleiben—
bod£) bie Urgeitan
manchen ©teilen in ihrer gangen Einfachheitunb
©röfje überrafdjenb heroortritt.
©o
in ben©eenen
an ben Ufern ber®onau,
auf ber gahrt ber Nibelungen in bag8anb
ber ^unneit. £ner fehen mir bag Seben einer unenblid) fern liegenben 3ett; einen
3
ufian^/ meldher ben gahrotann, ber biegremblinge über ben
©trom
fefet, gu einemNtann oon
großer Vebeutung in feinem Volt ma«ht. SDiefe ©teilen, bie gttm2h
e^
Slnbeutungen bergen, auf bie mir fpater gurüdffommen müffen, gehören gu benfünften
beg ©ebidjtg.®ie
Ueberlieferung bemaljrt in ihnen eine foldje Nladht ber ®arfteüung, bafjung
felbft bie lanbfdjaftlidjen Silber ber Urgeit jjegenmürttg merben.
4*
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62
ffiir fefyen im ©eift ben geroaltigen
Strom,
ber in ber Oebe, in.tiefer Ginfainteit, ungebanbigt, unbefdjränft in ungemiffen Ufern, bur<h benUrmalb
ba^in rollt.9tod) beftimmter, ja Stritt für Schritt, tonnen mir im
„Sohengrin" bie
Ummanblungen
oerfolgen, raetdie bie urfprüng*lidfje beutf^e
Sage
nadjunb
nad) erfahren hat. 3>a/ wir fe^en, mie fie burd) baS §ingutreten frember, nichtbeutfdjer Elemente, in ihrem eigentlichen Sßefen geftört, mir bürfen moI)l fagen gefälfdjt
morben
ift— nnb
eS geigt fid) bie ÜJtöglichfeit, inbem miroon
ber neueften ©eftalt auSgehen, in ber bieUeberlieferung aufuns gefommen
ift, auf ältereformen
gurüdgugehen,unb
bie
Sage
in ihrer Steinzeit mieberherguftetlen.Die Ummanbtung
biefer Sage, bie fte ihrer urfprünglidjen©ebeutung entfrembet hat, ift nämlidh baoon ausgegangen, bafj bie ©rgählung
oon
ben Dh“ten SohengrinS, beren Sdjauptaham
Slieberrhein liegt, mitbem
im URittelatter meitoerbreiteten©tauben
an ben Zeitigen ©raal,unb
einen mpftifdjen Stitter*bunb
beS heiligen©raalS
in ©erbinbung gebracht mürbe.—
Unter
bem
heilige*1©raal
, beffen ©ebeutung inmannen
beutfdjen Sichtungen beS ÜRittetalterS gang in baS mpftifdje entrüdt fdjeint,
mürbe
ein foftbareS ©efäfi oerftanben, inbem
bie jünger,
am
gufee ^eS ÄreugeS auf ©olgata, baS ©lut beS §eilanbS aufgefangen hatten.Die
fo geheiligte Schate foH gunädjft im ©efifc beS ^ofeph oon 2lrimathia gemefen,bann
ftetS h0(hunb
loftbar geachtet, oielfad) oon fianb gu Sanb,oon §anb
gu§anb
gegangen fein, bis fie gulefct—
ben Dichtungen beS SKittelalterS gufolge—
oon bem
trefflichften ber Dritteran
Ä'önig Jtrtljur’S Dafelrunbe,Digitizedby
v^.ooQle
53
oon
bem
gefeierten gelben fo mandheS franjöfifdhenunb
beutfdhen©ebidtjtS,
oom
iparjioat aufgefunben unb erworben, ber €>dja&, baS SunbeBjeid^enunb
ber §ort eines mpftifdien 9MfterbunbeS wirb, auf ber 23urg SÜlontfaloatfdh oori ben ©enoffen biefeSOrbenS
bewahrtunb
bewacht.Eigentlich finb eS
wobt
heibntfche Erinnerungenaus
cel*tifcijer Urjeit, Erinnerungen
an
baS ^auberbeefen ißerebur’S, benen auf biefe Söeife eine djriftlidjjeDeutung
untergelegt ift.®ie
«Sage felbft aberwürbe im
fpäteren ÜJtittelatter mit einer ttaioen Unbefangenheit ernftunb
wichtiggenommen,
in eitler Söeife, bie wirlüdh etwas SBefrembenbeS bat,wenn man
aus einer tritifdhen wie bie unfrige ift, barauf jurüdffieht.(Selbft bie
Benennung
ber geheiligten (Schate: „ber heilige©raal", bie an fiel), in biefer
gorm, faum
ju beutenunb
ju erllären wäre, fcheint aus einem naioen 3Wif|oerftänbnifj h erDOV‘ gegangen ju fein.Sie
lateinifdhen SBorteSanguis
regalis—
Ä'önigSblut
—
folten ftdh im nörblidhen graitlreict)wo
bie £e=gettbe juerft ihre lefete ©eftaltung erhielt,'ju Saint grai
um»
gewanbelt haben.
©in
Stitter beS©raals
ift nadhbem
nieberbeutfdhen©«bidht
aus bem
breijehnten3
a^r'&un
b)ert, baS oon einem upbetannten SDic^ter, einemNachahmer
beS SBolframnon
©fdhenbadh herrührt, audh Sohengrin, ^arjioat’S (Sohn.
®iefeS ©ebidfjt erjählt, wie ein Jperjog ©ottfrieb oon Sra»
bant geftorben fei,
unb
als Erbinnur
eine SodjjterElfam
hinterlaffen habe.
Ein
SDienftmann beS $erjogS, griebridf) oon Stetramunb, burdh ritterliche Saaten we*it berühmtunb
gefürdh*tet, oor allen berufen bie junge gürftin ju fdhüfcen, oerlangt
im
©egentheit §attbunb
Jfteidh bet‘5ßrin$effin, unterbem
SBor*geben, fie fei ihm oon
bem
fterbenben 35ater oerlobt worben.Digitizedby
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54
£)ie gürftin
©Ifam
fud^t fld^ betunberechtigten unbunwißfom»
menen
Sßerbung ju erwehren; bieÄfagefömmt
not benÄaifer, ber bie ©ntfdieibungbem
©otteägeridfjt,bem
^weifampf, über*täfet,
unb Sag unb ©tunbe
beftimmt,wo
(Slfambem
tapferen griebridf) einenKämpfer
in ben ©cfiranfen ju ©tainj gegenüber»[teilen faß. Slber ^riebridE)
non Selramunb
ift berühmtunb
gefürstet; niemanbmiß
benÄampf
mit ifim wagen,unb Glfam
finbet feinen ©ertljeibiger.
S)a ertönt auf ber
©utg
ju ©tontfatoatfiJj bie-©locfe in ber Gapeße non felbft, ben ßtittem ein befannteS .geidfjen,^ernanb iljrer tpütfe bringenb bebarf.
®er ©raal
fenbetbann
einen ber Dritter au§,um
in SSßaffen bie in foldier geheimnifj»noflen SBeife anbefo^tene §üffe ju bringen,
©ieämal
ift eS fio^engrin, ber au§gefenbet wirb,unb
wie er aufbretfjen miß, ben $uf$ fd§onim
©teigbüget ^at, fd^roimmt aufbem
gtufj ein Stadien Iieran,non
einem ©dfjwanan
golbener Äette gezogen.Soljengrin erfennt bie
©efthnmung,
tritt in ben Stadien, unb überläßt fi<h ber güfirung be§ ©djjwanS.—
S)er beftimmte
Sag
naljt heran, no<h fiatfidf) feinKämpfer
gefunben,unb
bie ^erjogin (Slfam nenneilt,non
ihren @e»treuen umgeben, in großer ©etrübnijj ju Stntroerpen, £>a er»
fdjjeint auf ber ©d&elbe ber ©d^rnan mit
bem
Sftadjjen; ein ßtit»ter
—
Soljengrin—
ruht in biefem,' ben ©dfjilb unterbem
Raupte. §ier lanbet ber©d^tnan,unb
entfernt fidh roieber mitbem
Äafjn, fo wie Sohengrin an baS Ufer getreten ift. 9tunift ber
Kämpfer
gefunben. Sohengrin fiegtim
©otteägericht ju fDtairy,unb
wirbbann
©tfam’S ©emafit,©ettfam
unb
befrembenb trittnun
aber fiernor, bafjSo^en»grin babei bie
©ebingung
fteßt, (Slfam foße nie nach feiner£erfunft
unb
feinem SBefen fragen,unb
Unheil ahnen läjjt,für ben ,§aß, bafj fie biefeä ©erbot je ju übertreten wagte.
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55
$)ie gürftin tljut es bennoch nach Verlauf einiger gafire, 8e* fränft burch oerbädhtigenbe Sieben 23öägefimtter.
darauf nun
erllfirt So^engrin—
n>ir erfaßten nicht, wo-burch gegwungen—
anftatt ber gürftin ©dfjweigen gu gebieten, ober ttir allein baS ©eheimnifj anguoertrauen—
in öffentlicher93erfammlung, bafj er Ißargioal’S
©ohn unb
Stifteroom ©raal
ift,
unb
unbegreiflicher Sßeife ift er nun, ba biefeS ©eheimnifj offenbar geworben, gegwungen,grau unb
Äinber aufimmer
gu oertaffen. (Srnimmt
Slbfdhieboon
ben beibenunmünbigen
Jbnaben, bie er gurüdfläjjt, befiehlt, für fie fein Hifthornunb
fein ©<hwert, bie er ber SJtutter anoertraut, roohl gu bewahren,
fo wie einen Sting, ben er, ßohengrin felbft, einft oon feiner SJtutter erhalten hat
—
: ein Äleinob, auf baS großes ©ewidht gelegt wirb, ohne bafjman unS
fagte weswegen.— ©<hon
er-fdheint ber©dhwan
mitbem
Stachen wieber aufbem ©trom,
fiohengrin tritt in benÄahn,
gleitet ben©trom
hinab,unb
wirb nidhtmehr
gefehen.<53 bebarf ber S3emerlung nicht, wie lofe
unb
ungenügenb ber3ufammenhang
beS©angen
ift, wie fldfj baS ©ebidht burch»aus
in phantaftifdjjen SBiWürlichfeiten bewegt, in 93orauSfehun*gen, bie in feiner SCBeife erfl&rt
unb
gerechtfertigt werben.sEßarum mufj ein Stifter
oom ©raal
nicht allein oerfdhweigen,-bafj er biefemOrben
angehört—
,wofür
fdjjon lein©runb
an-geführt ober abgufehen ift— warum
muf? er aufterbem auch nodh ©eburtunb
§er!unft oerheimtidhen, felbftwenn
fieruhm-reicher Slrt finb?
— 2öa8
gwingt ben Stifteroom
©raal, ben ÄreiS bet ©einen gu fliehen, bie SGBelt gu rneiben, fobalb fein©eljeimnifj offenbar
wirb? — 2ßaS
bebeutet ber Stirig, ben Sohengrin oon ©einer ÜJiutter erhalten hat?— 2öaS
ooDenbS ber©dhwan,
ber in fo geheimnifjooller SBeife erfdheintunb
oer»fdhwinbet?
—
5)em allen fehlt burdfjauS bie <Srll$rungunb
Digitizedby
v^.ooQle
56
Rechtfertigung; eS hatr fo wie e8 ba erjdhlt wirb, feinen