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Trend der PM 10 -Belastung

2.2 PM 10

2.2.5 Trend der PM 10 -Belastung

Für die Beurteilung des langfristigen Trends der PM10-Belastung stehen seit 2004 Daten von 77 Messstellen zur Verfügung, die flächendeckende Aussagen für ganz Österreich ermöglichen.

Daten zur Belastungssituation in den fünf größten Städten Österreichs stehen seit 2002 zur Verfügung.

Die PM10-Belastung in Österreich zeigt sowohl bei der Anzahl der Tagesmittel-werte über 50 µg/m³ (siehe Abbildung 9) als auch bei den JahresmittelTagesmittel-werten (siehe Abbildung 10) einen langfristig abnehmenden Trend, dem starke Variatio-nen von Jahr zu Jahr überlagert sind.

Bei der Anzahl der Überschreitungstage war die Belastung ähnlich niedrig wie 2019, bei den Jahresmittelwerten wies das Jahr 2020 die bislang niedrigste Be-lastung auf.

2.2.5.1 Tage über 50 µg/m³

Noch vor zehn Jahren lag die Anzahl der Tagesmittelwerte über 50 µg/m³ pro Kalenderjahr in allen großen Städten, aber auch im ländlichen Hintergrund in Nordostösterreich (z. B. Illmitz) über dem IG-L-Grenzwert38 (siehe Abbildung 9).

Die Anzahl der Überschreitungen ging in der am höchsten belasteten Stadt Graz von über 100 Tagen in den Jahren bis 2006 bis auf rund 40 Tage in den Jah-ren 2013 bis 2018 zurück. 2019 verringerte sich die Anzahl der Überschreitungs-tage in Graz gegenüber 2018 nochmals deutlich (15 Tage). Damit wurde 2019 und 2020 das aktuell gültige IG-L-Grenzwertkriterium (25 Tage über 50 µg/m³ pro Jahr) in ganz Österreich eingehalten39.

38 Bis 2004: 35 Tage über 50 µg/m³.

39 In den letzten Jahren wurde der aktuell gültige IG-L-Grenzwert in Österreich lediglich in der Steiermark (v. a. in Graz) und in Kärnten überschritten, in Wien und Linz zuletzt 2014, in Salzburg und Innsbruck zuletzt 2011.

76 Messstellen ausgewertet

langfristige Abnahme der PM10-Belastung

Überschreitungen sind stark rückläufig

Im Großteil Österreichs lag die Anzahl der Tage über 50 µg/m³ auf einem ähn-lich niedrigen Niveau wie 2019, in Innsbruck hingegen deutähn-lich höher als in den drei Jahren davor.

Der Verlauf der Abnahme ist unregelmäßiger als jener der Jahresmittelwerte, aber dafür wesentlich ausgeprägter.

PM10: Anzahl der Tagesmittelwerte > 50 µg/m³

Quelle: Umweltbundesamt

2.2.5.2 Jahresmittelwerte

Für die Trendauswertung werden die Jahresmittelwerte von 76 seit 2004 beste-henden PM10-Messstellen herangezogen. Seit 2004 zeigt sich eine deutliche Ab-nahme der PM10-Belastung (siehe Abbildung 10, Abbildung 11). Vergleicht man die Dreijahresmittelwerte40 über die Zeiträume 2004–2006 mit jenen für 2017–

201941, so ergibt sich ein mittlerer Rückgang der PM10-Belastung um 37 %.

40 Dreijahresmittelwerte helfen den Einfluss der unterschiedlichen meteorologischen Bedingungen einzelner Jahre zu dämpfen.

41 Die Emissionszeitreihen liegen bis 2019 vor, daher können für den Vergleich mit der Entwicklung der Emissionen nur die Immissionsdaten bis 2019 herangezogen werden.

Abbildung 9:

Anzahl der PM10 -Tagesmittelwerte über 50 µg/m³ an der jeweils höchstbelasteten

Mess-stelle in den Städten Graz, Innsbruck, Kla-genfurt, Linz, Salzburg und Wien sowie im länd-lichen Hintergrund Nord-ostösterreichs (Illmitz), 2002–2020. Grüne

Flä-che: Grenzwert gemäß IG-L ist eingehalten.

PM10-Emissionen, Jahresmittelwerte

Quelle: Umweltbundesamt

Die Veränderungen der PM10-Belastung zeigen innerhalb Österreichs regionale Unterschiede:

Tirol und Vorarlberg um – 45%,

Kärnten, Salzburg und Steiermark um – 40 %,

Oberösterreich – 35 %,

Nordburgenland, Niederösterreich und Wien um – 30 %.

Die Abnahmen der PM10-Belastung fallen, differenziert nach Standorttypen, un-terschiedlich aus:

städtische verkehrsnahe Messstellen (in Groß- und Kleinstädten) sowie in-dustrienahe Messstellen – 42 %,

Messstellen an Autobahnen – 37 %,

städtische Hintergrundmessstellen – 35 %,

ländliche Hintergrundmessstellen – 34 %.

Das Jahr 2020 wies im Mittel über ganz Österreich – sowie im Mittel für jedes einzelne Bundesland bzw. jede einzelne Stationskategorie (s. o.) – die bislang niedrigste PM10-Belastung auf.

Abbildung 10:

Österreichische PM10 -Emissionen (bis 2018) sowie Minimum und Ma-ximum (dunkel schattier-ter Wertebereich) und Mittelwert der

Jahresmit-telwerte (Kreise) von PM10 an 76 durchgehend betriebenen PM10 -Messstellen in Öster-reich, 2004–2020.

stärkste Rückgänge im Westen, geringste Rückgänge im Osten

PM10-Jahresmittelwerte

Quelle: Umweltbundesamt

2.2.5.3 Wesentliche Faktoren

Der zeitliche Verlauf der PM10-Belastung wird durch das Zusammenwirken me-teorologischer Bedingungen sowie der Entwicklung der PM10-Emissionen und der Emissionen der Vorläufersubstanzen sekundärer Partikel (v. a. SO2, NOx und NH3) in Österreich sowie in dessen östlichen und nördlichen Nachbarländern bestimmt. Letztere sind die für Österreich relevanten Quellgebiete des grenz-überschreitenden Schadstofftransports.

Die aktuellsten Emissionsdaten stehen für das Jahr 2019 zur Verfügung (Um-weltbundesamt 2021a). Die bedeutendsten Sektoren der PM10-Emissionen Ös-terreichs waren 2019 Raumwärme (24 %), Bergbau und Steinbrüche (18 %), Landwirtschaft42 (15 %), Straßenverkehr (13 %), Industrie (10 %)43 sowie Bau- und Abbruchtätigkeit (6 %).

Die PM10-Emissionen Österreichs gingen zwischen 2004 und 2019 um 27 % zu-rück (im Dreijahresmittel 2017–2019 gegenüber 2004–2006 um 25 %) (Umwelt-bundesamt 2021b).

42 Dominierende Emissionen: Lagerung, Manipulation und Transport landwirtschaftlicher Produkte.

43 Industrielle Produktionsprozesse 7 % (Abnahme 20 % seit 2004), Verbrennung fossiler Brennstoffe in der Industrie und in der Bauwirtschaft 3 % (Abnahme 52 %).

Abbildung 11:

Mittelwert der Jahresmit-telwerte von PM10 für die

Regionen Süd (Kärnten, Steiermark), Nordost (Nordburgenland,

Nie-derösterreich, Wien), Nordwest

(Oberöster-reich, Salzburg) und West (Nordtirol,

Vorarl-berg), 2004–2020.

maßgebliche Verursacher

Den stärksten Rückgang zwischen 2004 und 2019 verzeichnete der Sektor Ver-kehr (– 57 %), die anderen Sektoren wiesen vergleichsweise geringe Abnahmen auf (Bergbau und Steinbrüche – 12 %, Raumheizung – 10 %, Landwirtschaft – 9 %)44.

Die über Österreich gemittelte PM10-Belastung (76 Messstellen) nahm im Drei-jahresmittel 2017–2019 gegenüber 2004–2006 um 37 % ab. Der Rückgang der Belastung ist ausgeprägter als die Reduktion der Emissionen. An städtischen verkehrsnahen Messstellen ging die PM10-Belastung stärker zurück (– 42 %), dies lässt sich mit dem überproportionalen Rückgang der Straßenverkehrsemissio-nen (– 57 %) erklären.

Der Unterschied zwischen dem Rückgang der österreichischen Emissionen und der Belastung lässt auf weitere Einflussfaktoren schließen, die im Detail unter-sucht werden müssten:

meteorologische Verhältnisse. Zu den meteorologischen Einflussfaktoren (siehe Kapitel 2.1.1) gehören die Temperatur, die vertikale Temperatur-schichtung, welche die vertikale Schadstoffausbreitung bestimmt, die Häu-figkeit der Herkunft von Luftmassen aus verschiedenen Regionen sowie die Zugbahn, auf welcher sich die Österreich erreichenden Luftmassen be-wegen. Kontinentale Luftmassen, die von Osten herangeführt werden, sind i. d. R. mit ungünstigen Ausbreitungsbedingungen und tiefen Temperatu-ren verbunden und können Gebiete mit sehr hohen PM10- und SO2 -Emissionen in Ostmitteleuropa überqueren; Luftmassen ozeanischer Her-kunft sind i. d. R. mit sehr günstigen Ausbreitungsbedingungen verbun-den45.

Die Entwicklung der Emissionen von PM10 und der Vorläufersubstanzen se-kundärer Partikel (SO2, NOx und NH3) in benachbarten Ländern. Die mit ih-rem Partikelbildungspotenzial gewichteten Emissionen Österreichs von PM2,5, SO2, NOx und NH3 und der für grenzüberschreitenden Schad-stofftransport relevanten Nachbarländer46 zeigt im Zeitraum 2004–2019 eine Abnahme um 39 % (IIASA – International Institute for Applied Systems Analysis 2014) (Umweltbundesamt 2021c).

44 Durch die jährliche Neuberechnung der Energiebilanz und der Emissionsinventur können sich Änderungen der Emissionszahlen gegenüber den in den Vorjahren publizierten Werten ergeben.

45 Ungünstige Ausbreitungsbedingungen kennzeichneten besonders die Wintermonate der Jahre 2005, 2006, 2010 und 2011, günstige Ausbreitungsbedingungen die Jahre 2007, 2008, 2014, 2019 und 2020.

46 Deutschland, Tschechien, Polen, Slowakei, Ungarn, Rumänien, Serbien und Slowenien werden als relevanteste Herkunftsländer grenzüberschreitender PM10-Belastung berücksichtigt.

Unsicherheiten bei der Berechnung der Emissionen47. Derzeit wird an ei-ner verbesserten räumlichen und zeitlichen Auflösung der Emissionen aus dem Sektor Raumwärme gearbeitet.