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Trend der Ozonbelastung

Im Dokument in Österreich 2020 Luftgütemessungen (Seite 95-107)

2.10 Ozon

2.10.8 Trend der Ozonbelastung

2.10.8.1 Spitzenbelastung

Mit nur einer Überschreitung an einer Messstelle wies das Jahr 2020 die bislang geringste Anzahl an Überschreitungen der Informationsschwelle auf: (siehe Ta-belle 22, TaTa-belle 23 und Abbildung 38).

Überschreitungen der Ozon-Informationsschwelle Jahr Anzahl

der Tage

Anzahl der Messstellen (Gesamtzahl)

Messstellen mit den meisten Überschreitungstagen

2001 18 46 (113) Dunkelsteinerwald, Himberg (je

5)

2002 14 26 (113) Schwechat (4)

2003 51 97 (115) Lustenau (20), Klosterneuburg

(19), Schwechat (17), Mödling (15)

2004 9 21 (115) Lustenau (3)

2005 18 36 (110) Klosterneuburg, Wien

Hermanns-kogel (je 7)

2006 21 67 (114) Bad Vöslau (10)

2007 17 67 (119) Klosterneuburg (8)

2008 11 10 (117) Dunkelsteinerwald, Himberg,

Tulln, Wien Stephansplatz (je 2)

2009 3 4 (114) 2)

2010 15 34 (115) Himberg, Mödling (je 5)

2011 8 17 (109) Wien Hermannskogel (4)

2020 bislang geringste Überschreitungen der Informationsschwelle

Tabelle 22:

Anzahl der Tage und der Ozonmessstellen mit einem

Einstundenmittel-wert über 180 µg/m³ (Informationsschwelle)

sowie jene Messstellen mit den meisten

Überschreitungen der Ozon-Informationsschwelle Jahr Anzahl

der Tage

Anzahl der Messstellen (Gesamtzahl)

Messstellen mit den meisten Überschreitungstagen

2012 3 10 (109) 2)

2013 14 32 (105) Streithofen, Tulln (je 5)

2014 2 5 (107) 2)

2015 19 47 (106) Ziersdorf (9)

2016 3 3 (106) 2)

2017 11 23 (106) Kittsee, Hainburg (je 3)

2018 2 5 (106) 2)

2019

5 15 (106) Wien Laaer Berg, Wien

Stephans-platz (je 2)

2020 1 1 (110) Wien Hohe Warte

1) Messung 70 m über Grund, daher nicht mit bodennahen Messungen vergleichbar.

2) An allen betroffenen Messstellen wurde die Informationsschwelle an jeweils einem Tag überschritten.

O3: Überschreitung der Informationsschwelle

Quelle: Umweltbundesamt

Das Ausmaß der Überschreitungen erreichte 2020 mit 0,01 Tagen pro Mess-stelle den niedrigsten Wert der letzten dreißig Jahre (Durchschnitt 0,86 Tage pro Messstelle).

Die meisten Überschreitungen wurden 2003 beobachtet (im Mittel an 4,43 Ta-gen pro Messstelle), die wenigstens (außer 2020) 2016 (0,03 Tage pro Mess-stelle).

Abbildung 38:

Anzahl der Tage und An-teil der Ozonmessstellen

mit Überschreitungen der Informations-schwelle 1990–2020.

Tage mit Überschreitungen der Ozon-Informationsschwelle

Jahr Ozonüberwachungsgebiet

1 2 3 4 5 6 7 8

* 1990 wurden noch nicht in allen Ozonüberwachungsgebieten Messungen durchgeführt.

Spitzenreiter bei den Überschreitungen der Informationsschwelle waren bisher die Messstellen Lustenau (20 Tage 2003), Klosterneuburg (19 Tage 2003) und Sulzberg (18 Tage 1990).

Tabelle 23:

Anzahl der Tage mit Überschreitungen der Informationsschwelle in

Die häufigsten Überschreitungen wurden im Jahr 2003 registriert. Jahre mit ho-hen Überschreitungshäufigkeiten (siehe Tabelle 22) zeichnen sich durch das Auftreten lang anhaltender, stabiler Hochdruckwetterlagen aus. Bei derartigen Wetterlagen werden nicht nur hohe Temperaturen erreicht, es kommt auch zur Akkumulation der Ozonbelastungen über mehrere Tage hinweg. Demgegen-über wiesen die Sommer mit wenigen Überschreitungstagen ein sehr wechsel-haftes Wetter und gerade in Nordostösterreich hohe Regenmengen auf.

In den letzten Jahren (2018, 2019) war trotz sehr warmer und trockener Hoch-sommermonate die kurzzeitige Ozonspitzenbelastung (beurteilt anhand der Überschreitungen der Informationsschwelle) sehr niedrig. Eine umfassende In-terpretation dafür kann noch nicht gegeben werden. Ein Faktor dürfte der lang-fristige (europaweite) Rückgang der Emissionen der Ozonvorläufersubstanzen NOx und NMVOC sein.

Die sehr niedrige Spitzenbelastung des Sommers 2020 hängt auch mit der au-ßergewöhnlich niedrigen nordhemisphärischen Hintergrundkonzentration (siehe Kapitel 2.10.8.5 und 2.12.5) zusammen.

Langfristig zeigt die Häufigkeit der Informationsschwellenüberschreitungen ei-nen unregelmäßig abnehmenden Trend. So betrug die mittlere Anzahl der Überschreitungen pro Messstelle in den ersten zehn Jahren der Messung in Ös-terreich ab 1990 1,43 Tage, in den letzten zehn Jahren 0,33 Tage. Der von Über-schreitungen betroffene geografische Bereich wurde deutlich kleiner und um-fasste in den letzten Jahren v. a. Wien und dessen nähere Umgebung.

Alle Überschreitungen der Alarmschwelle (MW1 > 240 µg/m³), die seit 1990 in Österreich beobachtet wurden, traten im Ozonüberwachungsgebiet 1 auf. Die bislang meisten Überschreitungen (13) wurden im Jahr 1992 registriert. Die Häufigkeit des Auftretens von Alarmschwellenüberschreitungen nahm in den letzten 25 Jahren ab. 2020 wurde die Alarmschwelle nicht überschritten.

2.10.8.2 Zielwert zum Schutz der menschlichen Gesundheit

Das Jahr 2020 wies im Mittel über alle 65 seit 1993 vorhandenen Messstellen die bislang niedrigste Anzahl an Tagen mit Achtstundenmittelwerten über

120 µg/m³ auf. Auch im Mittel über die einzelnen Ozonüberwachungsgebiete – außer die Gebiete 3 und 4 – war 2020 das bislang am niedrigsten belastete Jahr;

im Nordwesten Österreichs war das Jahr 2014 noch geringer belastet (siehe Ab-bildung 39).

Die mit Abstand höchsten Belastungen wurden im Jahr 2003 registriert, die ge-ringsten bislang im Jahr 2016.

meteorologische

2020 bislang geringste Belastung

Auffällig am – insgesamt niedrigen – Belastungsbild des Jahres 2020 sind sehr niedrige Belastungen

im nördlichen Niederösterreich (25 % des Durchschnitts der letzten 30 Jahre),

in Tälern südlich des Alpenhauptkamms (25 %),

im Hochgebirge (30 %).

Mit 60 % des langjährigen Durchschnitts waren die Belastungen in größeren Städten vergleichsweise hoch.

Anzahl der Tage mit Achtstundenmittelwerten über 120 µg/m³ pro Jahr

Quelle: Umweltbundesamt

Die Überschreitungshäufigkeiten zeigen in den letzten 28 Jahren einen sehr un-regelmäßigen, abnehmenden Verlauf. Die statistische Auswertung (Mann-Kendall-Test) weist in den Ozonüberwachungsgebieten 2, 3 & 4, 7 & 8 signifikant abnehmende Trends mit einem mittleren Rückgang zwischen 0,9 Tagen (Ge-biet 2) und 0,5 Tagen (Ge(Ge-biete 3, 4, 5 und 6) pro Jahr aus; besonders stark ist der Rückgang im Hochgebirge mit 1,4 Tagen pro Jahr.

Den stärksten Rückgang zeigen exponierte Messstellen im Süden (Gerlitzen, Vorhegg, Arnfels) sowie Sonnblick mit 1,5 bis 2,0 Tagen pro Jahr.

Nur an wenigen Messstellen steigt die Überschreitungshäufigkeit an (Bad Vös-lau, Hallein Winterstall: + 0,1 Tage pro Jahr); Schwechat, Salzburg Mirabellplatz und Kramsach zeigen keine Veränderung.

Abbildung 39:

Anzahl der Tage mit Achtstundenmittelwerten über 120 µg/m³ pro Jahr in den Ozonüberwa-chungsgebieten (OÜG) als Mittelwert der Statio-nen im jeweiligen Gebiet

1993–2020, Auswertung von 65 Messstellen;

auf-grund der geringen An-zahl von Messstellen in den OÜG 4, 6 bzw. 8 er-folgt jeweils eine gemein-same Betrachtung mit den OÜGs 3, 5 bzw. 7;

das Gebiet über 1500 m (Hochgebirge, „HG“) wird gesondert ausgewiesen.

signifikant abnehmender Trend

2.10.8.3 Zielwert zum Schutz der Vegetation

Für die Trendauswertung wurden die Ozonüberwachungsgebiete 3 & 4, 5 & 6 sowie 7 & 8 zusammengefasst, da in den Gebieten 4, 6 und 8 nur wenige Mess-stellen zur Verfügung stehen (siehe Abbildung 40). Insgesamt umfasst die Trenddarstellung 66 Messstellen, die seit 1994 bestehen.

Im Mittel über alle Messstellen Österreichs sowie über die einzelnen Ozonüber-wachungsgebiete wurden im Jahr 2020 die bislang niedrigsten AOT40-Werte (Mai–Juli) registriert.

Besonders niedrig – mit 40 bis 45 % des Durchschnitts der gesamten Messreihe im Mittel der einzelnen Ozonüberwachungsgebiete 2, 4, 7 und 8 – war die Belas-tung im Süden und im inneralpinen Raum, vergleichsweise hoch (60 % des Durchschnitts) im Nordwesten (Ozonüberwachungsgebiet 3).

Die niedrigsten AOT40-Werte (um 30 % des Durchschnitts) registrierten inneral-pine Messstellen in der Steiermark, aber auch einzelne Messstellen in Nordost-österreich (Dunkelsteinerwald, Wien Hermannskogel). Relativ hohe AOT40-Werte (70 bis 80 %) zeigen einige städtische Messstellen (Braunau, Steyr, Salz-burg Mirabellplatz, Wien Hohe Warte), an denen verminderter Ozonabbau durch verminderte NO-Belastungen zum Tragen kam.

AOT40-Werte (Mai – Juli)

Quelle: Umweltbundesamt

Die AOT40-Werte (Mai–Juli) zeigen in den Ozonüberwachungsgebieten 2 und 4 sowie im Hochgebirge über den dargestellten Zeitraum statistisch signifikant abnehmende Trends zwischen – 100 und – 300 µg/m³.h pro Jahr.

2020 bislang niedrigste Belastung

Abbildung 40:

Mittlere AOT40-Werte (Mai–Juli) gemäß

Ozon-gesetz in den Jahren 1994–2020 als Mittel-wert der Stationen im je-weiligen Gebiet, Auswer-tung von 66 Messstellen;

aufgrund der geringen Anzahl von Messstellen in den OÜG 4, 6 bzw. 8 erfolgt jeweils eine ge-meinsame Betrachtung mit den OÜGs 3, 5 bzw.

7; das Gebiet über 1500 m (Hochgebirge,

„HG“) wird gesondert ausgewiesen.

leicht abnehmender Trend

Die stärksten (signifikanten) Rückgänge (um – 400 µg/m³.h pro Jahr) zeigen ex-poniert und höher gelegene Messstellen (Vorhegg, Annaberg, Haunsberg, Sonn-blick, Arnfels, Rennfeld).

Die AOT40-Werte zum Schutz des Waldes (April–September) waren im Jahr 2020 ebenfalls sehr niedrig. Im Mittel über 62 ab 1992 verfügbare Messstellen lag die Belastung im Jahr 2020 bei 70 % des Durchschnitts der gesamten Messreihe, dies war die zweitniedrigste Belastung nach 2014.

Die niedrigsten Belastungen der Messreihe wurden im Nordosten und im Sü-den Österreichs (Ozonüberwachungsgebiete 1, 2, 7 und 8) und im Hochgebirge registriert, die AOT40-Werte lagen hier um 60 % des Mittelwerts der Messreihe.

Höher belastet – um 80 % des Durchschnitts – waren der Nordwesten und Wes-ten (Ozonüberwachungsgebiete 3, 5 und 6).

Besonders niedrig belastet (50 bis 55 % des Durchschnitts) waren exponiert ge-legene Messstellen im Süden Österreichs (Gerlitzen, Vorhegg, Arnfels, Rennfeld) und in Tälern südlich des Alpenhauptkamms (Obervellach, Judenburg, Leoben), aber auch einzelne Messstellen im Nordosten Österreichs (Dunkelsteinerwald, Wien Hermannskogel, Wien Lobau)87.

Durchschnittliche oder überdurchschnittliche AOT40-Werte wurden an (an sich nicht waldrelevanten) städtischen Messstellen (Linz Neue Welt, Salzburg Mira-bellplatz, Wien Hohe Warte, Wien Laaer Berg) registriert.

87 Nordostösterreich wies ein sehr heterogenes Belastungsbild auf.

Schutz des Waldes – 2020 sehr niedrig belastet

AOT40-Werte (April – September)

Quelle: Umweltbundesamt

Die statistische Auswertung der AOT40-Werte zum Schutz des Waldes zeigt für den oben dargestellten Zeitraum in den Ozonüberwachungsgebieten 2 sowie 7 & 8 (– 300 bzw. – 200 µg/m³.h pro Jahr) und im Hochgebirge (– 800 µg/m³.h pro Jahr) statistisch signifikante Abnahmen (siehe Abbildung 41).

Die Messstellen mit den numerisch höchsten Abnahmen – über 500 µg/m³.h pro Jahr – umfassen alle hochalpinen Messstellen (Gerlitzen – 1.417 µg/m³.h pro Jahr, Sonnblick – 1.205 µg/m³.h pro Jahr, Rennfeld – 737 µg/m³.h pro Jahr) sowie weitere exponiert gelegene Messstellen in ganz Österreich (Arnfels, St. Kolo-man, Dunkelsteinerwald).

Die Messstellen mit den stärksten Zunahmen (über + 200 µg/m³.h pro Jahr) sind Krems, Kramsach Angerberg und Bludenz.

2.10.8.4 Jahresmittelwerte

Die Ozonkonzentration lag im Jahr 2020 – gemittelt über 63 seit 1994 beste-hende Messstellen – mit 56,6 µg/m³ etwas unter dem Mittelwert der gesamten Messreihe.

Abbildung 41:

Mittlere AOT40-Werte zum Schutz des Waldes (April–Sept.) in den Jah-ren 1992–2020, gemittelt über die einzelnen

Ozon-überwachungsgebiete (OÜG). Auswertung von 62 Messstellen; aufgrund der geringen Anzahl von Messstellen in den OÜG 4, 6 bzw. 8 erfolgt jeweils eine gemeinsame Betrachtung mit den OÜGs 3, 5 bzw. 7; das Gebiet über 1500 m (Hochgebirge, „HG“) wird gesondert ausgewiesen.

abnehmender Trend

im Mittel 2020 leicht unterdurch-schnittliche Belastung

Dabei zeigen sich deutliche Unterschiede nach Regionen und Standorttypen. Im Ozonüberwachungsgebiet 5 (Nordtirol88) lag die mittlere Ozonbelastung um 5 % über dem Mittelwert der Messreihe ab 1994. Um jeweils 6 % unter dem Mittel-wert war dagegen die Belastung im Ozonüberwachungsgebiet 2 (Südostöster-reich) unter 1500 m sowie im Hochgebirge (über 1500 m).

Damit wurde im Hochgebirge die zweitniedrigste Belastung nach 2014, im Ozonüberwachungsgebiet 2 die drittniedrigste Belastung registriert.

Die hochalpinen Messstellen Gerlitzen, Sonnblick und Rennfeld sowie die expo-niert im Hügelland gelegenen Messstellen Dunkelsteinerwald, Arnfels und Wien Hermannskogel registrierten 2020 den niedrigsten Jahresmittelwert der Mess-reihe.

Österreichweit waren 2014, 1997 und 1995 die am niedrigsten belasteten, 2003, 2018 und 2019 die am höchsten belasteten Jahre.

Insgesamt lag der Jahresmittelwert 2020 an 16 Messstellen um mehr als 5 % un-ter dem Mittelwert der Messreihe 1994–2020, an zehn Messstellen um mehr als 5 % über diesen (siehe Tabelle 24).

Abweichung vom Mittelwert

< 90 % Dunkelsteinerwald, Arnfels

90–95 %

Gerlitzen, Obervellach, St. Georgen, Forsthof, Heiden-reichstein, Irnfritz, Grünbach, Sonnblick, Graz Schloss-berg, Grundlsee, Judenburg, MasenSchloss-berg, Rennfeld, Wien Hermannskogel

105–110 % Spittal a.d.D., Klosterneuburg Meynertg., Linz Neue Welt, Graz Nord, Innsbruck Sadrach

> 110 % Salzburg Mirabellplatz, Innsbruck Reichenau, Kufstein, Wien Hohe Warte, Wien Laaer Berg

Überdurchschnittliche Jahresmittelwerte traten vor allem im Nordtiroler Inntal und an großstädtischen Messstellen auf. An diesen Messstellen führten niedrige NO-Konzentrationen zu einem geringeren Ozonabbau. Die günstigen Ausbrei-tungsbedingungen im Winter förderten zudem das Eindringen ozonreicherer Luftmassen aus höheren Luftschichten. Die im Vergleich zur gesamten Mess-reihe höchste Ozonkonzentration wurde an der Messstelle Salzburg Mirabell-platz (19 % über dem Mittelwert der Messreihe) registriert.

Die statistische Auswertung über den Zeitraum 1994–2020 zeigt für das Ozon-überwachungsgebiet 6 einen hoch signifikanten Anstieg um 0,3 µg/m³ pro Jahr, für das Ozonüberwachungsgebiet 5 einen mäßig signifikanten Anstieg um 0,2 µg/m³ pro Jahr. In allen anderen Ozonüberwachungsgebieten lassen sich über diesen Zeitraum keine signifikanten Trends erkennen.

88 Unter 1500 m.

Tabelle 24:

Messstellen, deren Jahresmittelwerte 2020

um mehr als 5 % vom Mittelwert der Messreihe ab 1994 abwichen

(Quel-len: Umweltbundesamt,

Hoch signifikante Anstiege (Konfidenzniveau 99,9 %) zeigen v. a. städtische Messstellen (Amstetten, Innsbruck Reichenau, Kufstein, Bludenz, Lustenau und Wien Laaer Berg); die einzige Messstelle mit einer hoch signifikanten Abnahme ist Arnfels. Die o.g. Messstellen weisen auch die größten Anstiege seit 1994 auf89.

Ozon Jahresmittelwerte

Quelle: Umweltbundesamt

2.10.8.5 Übersicht und Interpretation Langfristige Entwicklung

Die in Österreich beobachteten Trends der verschiedenen Belastungsparameter für Ozon entsprechen weitgehend dem gesamteuropäischen Bild (z. B. (EEA 2018)90, (ETC/ACM 2016) (EMEP – European Monitoring and Evaluation Pro-gramme 2016). Die Überschreitungshäufigkeiten der Informationsschwelle, der

89 Zunahmen um mehr als 0,3 µg/m³ pro Jahr registrieren Amstetten, Klosterneuburg, Innsbruck Reichenau, Kufstein, Bludenz, Lustenau und Wien Laaer Berg. Die stärksten Abnahmen (0,3 µg/m³ pro Jahr) werden in Grünbach und Arnfels beobachtet.

90 Die Publikation der EEA umfasst Daten bis 2016. Der in Österreich an allen Standorttypen zwischen 2016 und 2019 beobachtete Anstieg der Jahresmittelwerte wird damit nicht erfasst.

Abbildung 42:

Trend der mittleren Ozonkonzentration, 1994–2020.

europäischer Vergleich

Zielwerte zum Schutz der menschlichen Gesundheit sowie der Vegetation neh-men langfristig leicht ab. Die Jahresmittel steigen in Europa an städtischen Messstellen langfristig leicht an, während sich an ländlichen Hintergrundmess-stellen ein leichter Rückgang abzeichnet.

Die vorliegenden Studien deuten darauf hin, dass diese Entwicklungen durch das Überlagern verschiedener Prozesse auf unterschiedlicher Skala gesteuert werden (Cooper, O.R., Schultz, M.G., Schroeder, S., Chang, K.-L., Gaudel, A., Benítez, G.C., Cuevas, E., Fröhlich, M., Galbally, I.E., Molloy, S. et al. 2020; EMEP – European Monitoring and Evaluation Programme 2016).

Die troposphärische Hintergrundkonzentration auf der Nordhemisphäre stieg in den letzten 45 Jahren kontinuierlich an (längste Messreihe Mauna Loa/Hawaii ab 1974; flugzeuggestützte Messungen über Europa in den letzten 25 Jahren), wobei sich dieser Anstieg ungefähr ab dem Jahr 2000 etwas verflacht hat.

In Europa gingen die Emissionen der Vorläufersubstanzen NOx und NMVOC kontinuierlich zurück, dadurch hat sich das regionale Ozonbildungspotenzial vermindert.

Der an ländlichen Hintergrundmessstellen in ganz Europa91 bis ungefähr zum Jahr 2000 beobachtete Anstieg der Jahresmittelwerte wird v. a. auf eine Zu-nahme der nordhemisphärischen Hintergrundkonzentration zurückgeführt. Die nachfolgende Abnahme – die in Südeuropa wesentlich stärker ist als in Mittel- und Nordeuropa – geht v. a. auf das rückläufige Ozonbildungspotenzial infolge verringerter NOx- und NMVOC-Emissionen zurück. Dieser Einflussfaktor kommt v. a. im Sommerhalbjahr zum Tragen, während sich im Winterhalbjahr weiterhin ein Anstieg der Hintergrundkonzentration feststellen lässt.

Der Anstieg der Jahresmittelwerte an städtischen Messstellen nach 2000 lässt sich v. a. auf den lokal verminderten Ozonabbau infolge reduzierter Stickstof-foxidemissionen zurückführen.

Das infolge rückläufiger NOx- und NMVOC-Emissionen verminderte Ozonbil-dungspotenzial ist der wesentliche Grund für den Rückgang der Spitzenbelas-tungen, der sich in einer abnehmenden Anzahl an Überschreitungen der Infor-mations- bzw. Alarmschwelle widerspiegelt.

Innerhalb Österreichs zeichnen sich im letzten Jahrzehnt regional unterschiedli-che Entwicklungen ab. Im Norden und Westen Österreichs ist bei den Zielwert-überschreitungen ein schwächerer Rückgang zu beobachten als im Süden; die Jahresmittelwerte nehmen hier stärker zu als im Süden Österreichs. Dies könnte auf den vergleichsweise starken Rückgang des Ozonbildungspotenzials in Süd-europa, verglichen mit MittelSüd-europa, zurückzuführen sein (EMEP – European Monitoring and Evaluation Programme 2016).

91 EMEP-Messstellen, ab 1990 europaweit verfügbar EMEP – European Monitoring and Evaluation Programme 2016.

europaweit rückläufige NOx- und

NMVOC-Emissionen

Im Detail sind die Ursachen für die unterschiedlichen Trends der einzelnen Be-lastungsparameter, insbesondere des deutlichen Rückgangs der Informations-schwellenüberschreitungen, speziell in den letzten Jahren, noch nicht vollstän-dig geklärt.

Das Jahr 2020

Das Jahr 2020 zeichnete sich an den meisten Messstellen – bei allen Belastungs-parametern – durch eine ungewöhnlich niedrige Ozonbelastung aus, wobei vor allem das Hochgebirge, der äußerste Süden Österreichs und alpine Täler süd-lich des Alpenhauptkamms durch niedrige Belastungen auffallen. Im langjähri-gen Vergleich war die Ozonkonzentration an allen ländlichen Messstellen vor al-lem im Zeitraum Mai–Juli ungewöhnlich niedrig.

Überdurchschnittliche Ozonbelastungen wurden 2020 in größeren Städten so-wie im Inntal registriert. Hier setzte sich der ansteigende Trend der letzten Jahre verstärkt fort.

Die Ozonbelastung war 2020 europaweit sehr niedrig; Überschreitungen der In-formationsschwelle und der Zielwerte wurden fast nur in der Po-Ebene und in einigen Ballungsgebieten im mediterranen Raum registriert92.

Global repräsentative Messstellen sowie boden- und satellitengestützte Ferner-kundungsmessungen zeigen von April bis August 2020 außergewöhnlich nied-rige Ozonkonzentrationen in der gesamten Troposphäre93auf der gesamten Nordhemisphäre nördlich von ca. 30 ° nördlicher Breite (Steinbrecht et al. 2021;

Tarrason et al. 2021). Anhand von Modellrechnungen lässt sich dieses Phäno-men zu etwa gleichen Teilen auf drei unterschiedliche Ursachen zurückführen (Bouarar et al. 2021; Tarrason et al. 2021; Mertens et al. 2021):

sehr niedrige Ozonkonzentrationen in der Stratosphäre im Frühling 2020 und Eindringen ozonarmer Luft in die Troposphäre;

verminderte bodennahe Ozonbildung aufgrund der verminderten NOx -Emissionen v. a. des Straßenverkehrs während des COVID-19-Lockdowns (v. a. März und April, aber auch Mai);

verminderte Ozonbildung in der oberen Troposphäre aufgrund der ver-minderten NOx-Emissionen des Flugverkehrs während des COVID-19-Lockdowns (durchgehend).

In den Monaten Jänner bis März 2020 kam es in der arktischen Stratosphäre zum bisher stärksten beobachteten Ozonabbau, der als „arktisches Ozonloch“

bezeichnet wurde (maximaler Ozonverlust in Höhen um 18 km: 95 %). Bedingt wurde der Ozonabbau durch die Stabilität des stratosphärischen Polarwirbels und sehr niedrige Temperaturen. Ab April verteilte sich die ozonarme Luft nach Aufbrechen des Polarwirbels über die ganze Nordhemisphäre und beeinflusste auch die Ozonkonzentration in der Troposphäre. Im April lag die

Ozonkonzent-92Air Quality Status — European Environment Agency (europa.eu).

93 Bis zur Tropopause in 10 km Höhe.

ration im Bereich der Tropopause (10 km) bei etwa 50 % des langjährigen Mit-telwerts. Den ganzen Sommer über blieb die Ozonkonzentration in der gesam-ten Troposphäre und Stratosphäre unterdurchschnittlich (Steinbrecht et al.

2020).

Eine umfassende Diskussion der Auswirkungen des COVID-19-Lockdowns auf die Emissionen der Ozonvorläufersubstanzen und damit auf die Ozonbelastung des Jahres 2020 wird in Kapitel 2.12.5 gegeben.

Im Dokument in Österreich 2020 Luftgütemessungen (Seite 95-107)