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2. M ETHODIK

2.1. Themenfindung und Untersuchungsplanung

Die Themenfindung und damit einhergehende Formulierung der Fragestellung, Ziel und Nutzen dieser Arbeit waren aus diversen Gründen komplex und zeitaufwendig.

Letztlich gibt es einige Abweichungen vom Konzept, wodurch es notwendig scheint in diesem Kapitel auf die Themenfindung näher einzugehen.

Die Idee zu dieser Masterarbeit entstand in der Lehrveranstaltung Prozessmanagement.

Die Autorin ist als Ergotherapeutin auf einer neurologischen Abteilung tätig, welche im Dezember 2015 neu eröffnet wurde. Da die Ergotherapie in diesem Krankenhaus neu etabliert wurde, müssten diverse Prozesse der Ergotherapie und auch im Neurologie Team erstmals definiert und beschrieben worden sein.

Das im Rahmen des Masterlehrganges durchgeführte Berufspraktikum absolvierte die Autorin in der Stabstelle Qualitätsmanagement des Krankenhauses. Die Stabstelle beschäftigte sich im Praktikumszeitraum bereits intensiv mit der Vorbereitung auf die bevorstehende Re-Zertifizierung des Qualitätsmanagementsystems und damit einhergehenden Visitationen, Dialoge und Audits. Hierbei konnte die Autorin Einsicht in die beschriebenen Prozesse und Verlaufe nehmen, und alle Richt- und Leitlinien des Krankenhauses genau betrachten. Bezüglich der Ergotherapie konnten jedoch keine relevanten Informationen erhoben werden.

Parallel dazu entstand nach mehreren punktuellen Beobachtungen auf der neu eröffneten Station mitunter das Bild von unstrukturierten Abläufen in der Ergotherapie und auch fehlender Koordination zwischen den Berufsgruppen.

Es konnte beobachtet werden, dass Befunderhebungen von SchlaganfallpatientInnen gleiche Ergebnisse bringen, diese jedoch nebeneinander dokumentiert und nicht verglichen oder diskutiert werden.

Die Problemformulierung gestaltete sich am Beginn zu ungenau, dass Themengebiet

„Qualitätsmanagement in der Neurologie“ war viel zu groß, sodass die Forschungsidee zunächst unbrauchbar schien. Ebenso wichtig wäre eine präzise formulierte Forschungsfrage mit klar verständlichen Begriffen gewesen (Borzt & Döring, 2006).

Die Autorin sammelte nach der Wahl des Themengebietes ihre Überlegungen und Vermutungen. Folgende Aussagen wurden getroffen:

- Es gibt inhaltliche Überschneidungen von unterschiedlichen Berufsgruppen in der Befundung und Behandlung von PatientInnen nach akutem Schlaganfall.

- Die Kommunikation im interdisziplinären Team verläuft nicht optimal.

- Es entstehen im Rehabilitationsprozess kein gemeinsames Ziel und somit auch kein Rehabilitationsplan.

- Eine Prozessoptimierung könnte hier Ressourcen einsparen.

- Eine bessere Zusammenarbeit im interdisziplinären Team verbessert das Ergebnis der Rehabilitation.

Das Thema für die Masterthese schien für die Autorin zunächst klar: Der ergotherapeutische Prozess im Krankenhaus muss beschrieben und dargestellt werden.

Dabei kann auf die Befundung näher eingegangen werden. Danach erscheint eine Literaturrecherche zu allen Befundungsinstrumenten in der Frührehabilitation nach Schlaganfall sinnvoll um die beobachteten Überschneidungen beweisen zu können.

Schließlich sollte eine Handlungsempfehlung für das gesamte Team abgeleitet werden.

Es resultierte die Forschungsfrage: Wie sollen subakute Schlaganfallpatienten, in einem transprofessionellem Team, unter Einsatz einer Handlungsempfehlung, in der stationären Neurorehabilitation, befundet und die Ergebnisse dokumentiert werden?

Es musste festgestellt werden, dass die Beantwortung dieser komplexen Forschungsfrage nicht möglich ist. Da das Themengebiet zu groß gewählt war, wurden weitere Literaturrecherchen durchgeführt. So sollte das Thema weiter eingegrenzt und die Fragestellung präziser definiert werden.

Die zuvor unbewusste Größe des Themas „ Entwicklung einer Handlungsempfehlung“, die wechselwirkenden Überlegungen der Autorin und die ohnehin komplexe interdisziplinäre Zusammenarbeit nach einem Schlaganfall erfordern eine noch genauer formulierte Fragestellung und die Definition der Zielsetzung und des Nutzens der MT.

Zudem, dass das Thema noch sehr unklar definiert war, wurde die Methode, eine Literaturrecherche, übereilt festgelegt. Erst nach Abschluss der Literaturarbeit soll eine Untersuchungsart überlegt werden. Dabei ist ausschlaggebend ob eine Hypothese geprüft werden soll, oder eine Hypothese erst aus den Ergebnissen der Arbeit formuliert werden soll. Dadurch unterscheiden sich die zwei Ansätze „Explanation“ und

„Exploration“ (Borzt & Döring, 2006).

Für die Freigabe der Untersuchung im Krankenhaus, wurden der Gesamtleiter des Hauses und der Abteilungsleiter über die Forschungsidee und die Auswahl des Fragebogens als Untersuchungsinstrument informiert. Nach der Zustimmung der Verantwortlichen konnte die Untersuchungsmethode nicht mehr verändert werden.

Für eine explanative Forschung ist die Formulierung einer Hypothese erforderlich. Dafür sind mindestens zwei zusammenhängende Merkmale zu beschreiben. Eine statische Hypothesenprüfung wird üblicherweise anhand von einer Null- und einer Alternativhypothese durchgeführt. Die Nullhypothese beschreibt dabei, dass die Ergebnisse der Untersuchung nicht, oder in nicht wie erwartet eintreffen. Die Alternativhypothese wird auch Forschungshypothese genannt drückt aus, welche Ergebnisse, Effekte oder Erwartungen mit der Untersuchung nachgewiesen werden (Borzt & Döring, 2006).

Zu der Überlegungen der Autorin, dass es inhaltliche Überschneidungen von unterschiedlichen Berufsgruppen in der Befundung und Behandlung von PatientInnen nach akutem Schlaganfall gibt, wurden Literaturrecherchen durchgeführt. Die Ergebnisse bezogen sich jedoch nur auf wenige Berufsgruppe. Die Überschneidungen der Ergotherapie mit dem gesamten interdisziplinären Team wurden bisher nicht untersucht.

Durch diese Erkenntnis war der Grundstein für einen explorativen Ansatz gewählt. Eine Hypothese konnte aus dieser Überlegung nicht gebildet werden.

Für einen explorativen qualitativen Ansatz eignen sich beispielsweise die folgenden Untersuchungsmethoden: offene Befragung, Feldbeobachtung, Aktionsforschung, Analyse von Einzelfällen, nonreaktive Messungen oder eine qualitative Inhaltsanalyse (Borzt & Döring, 2006).

Da der qualitative Fragebogen als Untersuchungsinstrument für diese explorative Untersuchung ungeeignet erschien, wurde die Durchführung einer Literaturarbeit geplant. Eine andere Methode wurde von den Verantwortlichen des Krankenhauses zuvor nicht befürwortet.

Ziel war es nun eine Art Leitlinie, ein professionen-übergreifendes „Werkzeug“, durch eine Literaturarbeit zu entwickeln. Aus der Literaturanalyse bestimmte Überschneidungen sollten dargestellt werden und dem Rehabilitationsteam so Möglichkeiten der Ressourcenoptimierung aufgezeigt werden.

Die Ergebnisse zu den jeweiligen Berufsgruppen wurden immer unübersichtlicher und das Ziel einer transprofessionellen Handlungsempfehlung erschien für die Autorin zunehmend unrealistisch. Neben unzureichenden fachlichen Kompetenzen in den anderen Professionen, reichte auch die vorgegebene Zeit für die Masterthese nicht, dieses Thema zu bewältigen.

Ebenso wurde deutlich, dass Begrifflichkeiten wie „inter- und multidisziplinär“,

„transprofessionell“, „Überschneidung oder Schnittstelle“ und „Befundung“ erst definiert werden müssen, bevor weitere Überlegungen getan werden.

Folglich wurde von einer reinen Literaturarbeit abgesehen und zur Beantwortung der Forschungsfrage eine explorative quantitative Analyse mittels Fragebögen geplant. Dabei sollen nun alle Rehabilitationsmitglieder der beschriebenen neurologischen Abteilung zum Thema „Überschneidungen“ befragt werden. Anschließend soll eine einfache deskriptivstatistische Datenanalyse durchgeführt werden (Borzt & Döring, 2006).

Eine Analyse der Überschneidungen der Ergotherapie mit anderen Berufsgruppen im Rehabilitations-Team schien erforderlich, da in der Literaturrecherche zu diesem Thema geringe Evidenzen gefunden werden konnten.

Zur Verfeinerung der Forschungsfrage und Entwicklung der Forschungsstrategie wurde eine Forschungsfrage mittels „PICO“ (aus dem Englischen, kurz für: Population, Intervention, Comparison, Outcome) Modell formuliert. Die Population bilden

ErgotherapeutInnen in der akuten Schlaganfallversorgung. Die untersuchte Intervention ist die Befunderhebung. Verglichen werden die Daten der ErgotherapeutInnen mit denen des interdisziplinären Teams. Als Outcome / Ergebnis werden PatientInnen bezogene Strukturen, Funktionen, Aktivitäten und Umweltfaktoren erwartet (Hewitt-Taylor, 2017).

Es resultierte die Forschungsfrage: Welche PatientInnen bezogenen Strukturen, Funktionen, Aktivitäten und Umweltfaktoren werden nach einem akuten Schlaganfall in der Befunderhebung von der Ergotherapie und weiteren Berufsgruppen des interdisziplinären Teams berücksichtigt?

Die Autorin stellte fest, dass nicht alle eingangs gelisteten Überlegungen in der Forschungsfrage berücksichtigt werden können. Daher wurde der Fokus auf die bereits erwähnte, erste Aussage bezüglich der Überschneidungen gelegt.

Mit einem zusätzlichen Fragenblock zur Gesamtbeurteilung der interdisziplinären Zusammenarbeit sollen alle weiteren Aussagen in der Untersuchung zumindest ansatzweise berücksichtigt werden.

Eine Antwort zum Thema „Kommunikation in Team“ könnte mitunter aus dem Fragebogen resultieren. Ebenso ist es mit dem gemeinsamen Ziel und Rehabilitationsplan.

Die beiden Überlegungen zur „Ressourceneinsparung durch Prozessoptimierung“ und

„Verbesserung des Rehabilitationsergebnisses durch eine bessere Zusammenarbeit“

erfordern einer eigenen intensiven Auseinandersetzung mit diesen Themen.

Neben der Beobachtung der Überschneidungen stellte die Autorin auch fest, dass die Ergebnisse der Befundungen nebeneinander dokumentiert und nicht verglichen oder diskutiert werden.

Parallel zur Erstellung der Masterthese wurde diese Beobachtung in das interdisziplinäre Team eingebracht. Nach Bestätigung dieser Beobachtung durch alle Teammitglieder wurde die Idee, die Ablage der Informationen zu adaptieren, geteilt. Diese Projektidee wurde neben der Masterarbeit von der Autorin im interdisziplinären Team umgesetzt, Fokusgruppen wurden durchgeführt. Das Ergebnis, eine „interdisziplinäre Besprechungsmaske“ wurde mit Unterstützung der Abteilung für Informationstechnikmanagement (IT) bereits entwickelt und das neue Dokumentationstool wurde in die interdisziplinären Besprechungen implementiert. Die Effektivität der neuen Informationsablage ist noch nicht geprüft.

Weitere Verbesserungen in der interdisziplinären Zusammenarbeit und Qualitätssicherung in der Schlaganfallversorgung sind erstrebenswert.

In den nachfolgenden wird nun auf die Methodik dieser Masterthese detailliert eingegangen.