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4. D ISKUSSION

4.2. Methodische Diskussion

Diese MT zielte darauf ab, die ergotherapeutische Befundung von SchlaganfallpatientInnen mit dem gesamten interdisziplinären Team in einem Krankenhaus zu vergleichen.

Die Forschungsfrage kann mit den aktuellen Evidenzen nicht beantwortet werden. Es gibt Literatur in welcher mögliche Überschneidungen der Ergotherapie mit anderen Berufsgruppen in verschiedenen Fachbereichen beschrieben werden. Diese Studien untersuchen jedoch maximal drei Berufsgruppen, nicht aber ein gesamtes Team. Zudem wird der Fokus meist auf die Überschneidungen der Interventionen und resultierende Rollenüberlappungen gelegt.

Zur bestmöglichen Beantwortung der Forschungsfrage wird daher die empirisch quantitative Exploration als Forschungsmethode gewählt. Die explorative Forschung zielt darauf ab eine Hypothese aus den generierten Daten ableiten zu können. Der Vergleich

der Aussagen der ErgotherapeutInnen mit denen des interdisziplinären Teams, setzt einen großen Umfang der Erhebung voraus.

Die Datenerhebung erfolgt mittels mixed-method Fragebogen, welcher an die ad hoc gewählten TeilnehmerInnen an einer neurologischen Station persönlich ausgehändigt wurde. Zu Eingrenzung der Untersuchung wurde das ICF Core Set für post-akute neurologische Erkrankungen gewählt. Die Exploration der TeilnehmerInnen wird daher auf eine von der Autorin ausgewählte Datenquelle beschränkt. Die Nutzung vorhandener Datenquellen ermöglicht den Vergleich der Ergebnisse in der weiteren Forschung.

Die ad-hoc Wahl der Stichprobe resultiert aufgrund des Wunsches der Autorin, mit der Durchführung der Masterarbeit einen Beitrag für das persönliche berufliche Umfeld zu leisten. Der Vorteil dieser Art von Stichprobe ist die gute Erreichbarkeit der TeilnehmerInnen für die Autorin. Die Auswahl der TeilnehmerInnen ist wie auch bei der Quotenstichprobe nicht zufällig. Bei der ad hoc Stichprobe wurde jedoch im Vergleich eine gesamte Gruppe gewählt und nicht nur einzelne Personen. Dadurch hat man keinen Einfluss auf die Merkmale der TeilnehmerInnen wie z.B. Berufserfahrung oder Qualifikation. Eine wesentliche Beobachtung ist außerdem, dass es bei dem untersuchten interdisziplinären Team eine ungleiche Verteilung der Anzahl von Personen gibt. Dies beeinflusst besonders bei der Berufsgruppe der NeuropsychologInnen und PflegeassistentInnen das Ergebnis für diese Masterarbeit. Diese Gruppen bestehen jeweils nur aus zwei Personen. Sobald ein / e TeilnehmerIn der Gruppe ungültig antwortet, ist Übertragbarkeit auf die Population, also auf alle disziplinären Teams ist nicht mehr möglich.

Die Stichprobengröße könnte durch die Wahl der ad-hoc Stichprobe nicht beeinflusst werden. Je mehr TeilnehmerInnen an einer Untersuchung teilnehmen, umso besser ist die Interpretation der Übertragbarkeit auf die Population. Bei der vorliegenden Masterarbeit umfasst die Stichprobe 46 Personen. Sie enthält alle Berufsgruppen des interdisziplinären Teams, welche auch in der Literatur beschrieben werden. Dadurch ist eine Übertragung auf die Population grundsätzlich gut möglich. Eine Ausnahme stellt in dieser Arbeit die Gruppe der PflegeassistentInnen dar, da eine / r von zwei TeilnehmerInnen den Großteils des Fragebogens nicht beantwortet hat. Die NeuropsychologInnen, die ebenso mit zwei Personen eine kleine Gruppe darstellen, haben den Fragebogen vollständig beantwortet.

Die Wahl der Stichprobe im persönlichen Umfeld der Autorin bringt sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich. Obwohl die Teilnahme freiwillig und anonym war, werden rund 84%

der Fragebögen retourniert. Die zahlreiche Teilnahme verbessert die Übertragbarkeit auf die Population. Andererseits gestaltet sich die Anonymisierung der Teilnahme in einem bekannten Umfeld schwierig. Deswegen wurden keinerlei demographische Daten erhoben, die auf die einzelnen Personen zurückzuführen wären. Einzig die Bekanntgabe der Berufsgruppe ist für die Analyse der Ergebnisse relevant.

Eine Untersuchung von mehreren interdisziplinären Teams könnte noch genauere Ergebnisse liefern.

Der Fragebogen sollte in einer bestimmten Zeitspanne, einmalig, durchgeführt werden.

Beim Untersuchungszeitraum wurde darauf geachtet, ob es TeilnehmerInnen gibt, die bereits einen Erholungsurlaub oder Fortbildung über mehrere Tage im Dienstplan eingetragen hatten.

Aufgrund des geringen Rücklaufs von Fragebögen nach den ersten 14 Tagen, wurde die Durchführungsdauer auf insgesamt 32 Tage verlängert.

Die Flexibilität der Autorin ist in diesem Fall von Bedeutung gewesen, da durch die Verlängerung mehr Daten erhoben werden konnten. Bei der ersten Durchführungsphase haben lediglich 27 Personen teilgenommen.

Durch die Nummerierung der Fragebogen nach Rücklaufnummern sind auch zu einem späteren Zeitpunkt noch Rückschlusse möglich. So konnte überprüft und festgestellt werden, dass drei der unvollständigen Fragebögen in der ersten Durchführungsphase abgegeben wurden. Die zwei weiteren unvollständigen Fragebögen wurden in der zweiten Phase retourniert. Daraus kann man schließen, dass die verfügbare Durchführungszeit von der Vollständigkeit der Antworten unabhängig ist.

In der zweiten Durchführungsphase gibt es TeilnehmerInnen, die freiwillig einen Grund für die Abgabe in der Verlängerung angeben. Die am meisten genannten Gründe sind Krankenstand und Vergessen. Es konnten keine weiteren relevanten Umwelteinflüsse beobachtet werden.

Die Untersuchung der Ergebnisse wird mittels deskriptivstatistischer Analyse durchgeführt. Für die Datensammlung wurde ein Excel Sheet angelegt. Bei der Übertragung der Daten durch die Autorin ist eine Fehlermöglichkeit vorhanden. Um das Risiko von Übertragungsfehlern zu reduzieren wurden die eigegebenen Daten zu einem zweiten Zeitpunkt kontrolliert.

Die Häufigkeiten werden in einer Statistiksoftware berechnet. Die Ergebnisse der Analyse wurden wiederum in ein Excel-Sheet exportiert. Die im Ergebnisteil angeführten Tabellen und Diagramme werden von der Autorin manuell erstellt. Hier ist eine zweite Fehlermöglichkeit zu beobachten. Zur Reduktion der Eintrittswahrscheinlichkeit wurden die resultierten Tabellen und Abbildungen, mit den durch die Statistiksoftware erstellten Häufigkeitstabellen, verglichen.

Die Fragestellungen der Autorin wurden im qualitativen Teil dieser Arbeit von einer / m TeilnehmerIn kommentiert. Die Fragen seien oft unverständlich und der Sinn der Fragen könnte nicht erkannt werden. Diese Rückmeldung ist in der Interpretation der Ergebnisse relevant. Es kann beobachtet erhoben werden, dass insgesamt fünf Fragebögen unvollständig ausgefüllt wurden. Diese Beobachtung könnte die beschriebene Rückmeldung bestätigen. In Bezug auf die Interpretation der Ergebnisse ist die Aussagekraft durch die fehlenden Antworten im Fragebogen geschwächt. Dies ergibt Einschränkungen der Validität der Arbeit.

Für die Reliabilität und Objektivität der Untersuchungen werden keine limitierenden Faktoren beobachtet.

Vor der tatsächlichen Durchführung des Fragebogens wurde ein Pretest mit vier Personen durchgeführt und die erhaltenen Rückmeldungen im Fragebogen berücksichtig.

Ohne diesen Vortest hätte die Durchführungsdauer mit durchschnittlich 20 Minuten zu lange gedauert. Möglicherweise wären, durch die Beibehaltung der zahlreichen Antwortmöglichkeiten, mehr Interpretation der Ergebnisse möglich. Nichts desto trotz hätte mit weniger Rücklauf gerechnet werden müssen.

Die Integrierung von zwei offenen Fragen ermöglichte qualitative Ergänzungen zur Arbeit.

Unter der Frage 22 werden 22 standardisierte Assessments aus der Literatur angeführt.

Die Frage 23 gibt den TeilnehmerInnen die Möglichkeit weitere Untersuchungsinstrumente anzuführen. Der Vergleich der ergänzten Instrumente ist nicht möglich. Die Auswahl der Untersuchungsinstrumente sollte eine bessere Abgrenzung der einzelnen Berufsgruppen ermöglichen.

Der Aufbau des Fragebogens und die Wahl eines ICF Core Sets für die Struktur und Inhalt der Untersuchung, ermöglichen einen Vergleich mit anderen Arbeiten. Zusätzlich wird die ICF als interdisziplinäres Tool beschrieben und kann Ergebnisse in einer gemeinsamen Sprache darstellen.

Die Formulierung der Fragen und die Erhebung selbst sind einerseits breitgefächert, andererseits sind dadurch keine vertiefenden Fragen möglich. Die Datenanalyse bleibt dadurch eher oberflächlich und es können lediglich Häufungen beschrieben werden.

Wären zusätzlich noch demographische Informationen erhoben worden, wären weitere Interpretationen möglich.

Die Autorin stellte fest, dass nicht alle im Kapitel Themenfindung gelisteten Überlegungen in der Forschungsfrage berücksichtigt werden können. Daher wurde der Fokus auf die Überschneidungen der ergotherapeutischen Befundung mit allen anderen Befunderhebungen des interdisziplinären Teams gelegt.

Mit einem zusätzlichen Fragenblock zur Gesamtbeurteilung der interdisziplinären Zusammenarbeit können alle weiteren Aussagen in der Untersuchung zumindest ansatzweise berücksichtigt werden.

Die TeilnehmerInnen geben an, dass sie die IZ als ausschlaggebend für den Therapieerfolg erleben. Die Zusammenarbeit ist ihnen wichtig, jedoch sind insgesamt nur 7 Personen mit der Leistung des interdisziplinären Teams zufrieden. 18 Weitere stimmen der Zufriedenheit „eher zu“. Da mehr als die Hälfte der Befragten meint, dass das Team noch vieles Lernen kann, ist das Potenzial einer Verbesserung gegeben. Es kann rückgeschlossen werden, dass die Teammitglieder motiviert sind, da ihnen die Zusammenarbeit wichtig ist.

Zu den Themen „Kommunikation in Team“ und „wahrnehmbare Therapieziele“ können aus den Ergebnissen des Fragebogens ebenso Rückschlüsse gezogen werden. Die Mehrheit der Befragten ist nicht überzeugt eine gemeinsame Sprache zu verwenden.

Dies spiegelt sich in den Therapiezielen wider, da hier ähnlich viele TeilnehmerInnen meinen, dass die Therapieziele wahrnehmbar sind. Durch den Einsatz der ICF als interdisziplinäres Tool für die Dokumentation der Begutachtungsergebnisse sollten eine Verbesserung der Kommunikation und Zielformulierung möglich sein.

Die beiden Überlegungen zur „Ressourceneinsparung durch Prozessoptimierung“ und

„Verbesserung des Rehabilitationsergebnisses durch eine bessere Zusammenarbeit“

erfordern einer eigenen intensiven Auseinandersetzung mit diesen Themen.

Für eine detailliertere Beantwortung und Diskussion der Forschungsthematik sind weitere Belege und Vergleiche, mitunter auch von mehreren interdisziplinären Teams erforderlich.